Kategorie-Archiv: Der Idiot

das Blättchen mit dem hohen literarischen Wert

Tod durch H-J Graue

Wieder veröffentliche ich so ungefragt eines der sensationellen Gedichte eines der größten Wortschöpfer deutscher Sprache. Hajo, verzeihe mir! Aber es drängt an die Öffentlichkeit, auch wenn mein bescheidenes Weblog sicherlich nicht die Plattform ist, die ein solch hochgeistiger Erguss verdient. Nichtsdestotrotz!

Tod

Gift für ihn ist mir zu schad‘,
Pistole bringt mich nicht in Fahrt,
Strick, das ist mir noch zu fad,
Bombe? Das ist kein guter Rat,
erwürgen, macht mich krank,
also nehm ich wieder mal die Rasierklinge!

    Hajo Graue neben der grauen Eminenz

Hajo Graue vor gut 20 Jahren (neben der ‚grauen‘ Eminenz – NICHT die graue Eminenz)

Eine Weihnachtsgeschichte (zuviel)

Mit Beginn dieser Woche beginnt nun auch ‚offiziell‘ die Weihnachts- bzw. Vorweihnachtszeit. Alles Volkstraurige, Gebüße und Totsonntägliche haben wir hinter uns gelassen, um verstärkt an Weihnachtsgeschenke zu denken, Kekse zu backen (die zu Weihnachten oder danach, da gehärtet, ungenießbar sein werden) und alles in Weihrauch- und Kerzengestank zu ertränken.

Es muss die Zeit vor dreißig und mehr Jahren gewesen sein, als ich folgende Weihnachtsgeschichte zu Papier brachte (an elektronische Medien war noch nicht zu denken), also die Zeit (eher kurz darauf), in der ich mit meinem Kumpel Graue den ‚Idioten‘ (eine unnütze, wenig gelesene Schülerzeitschrift) herausbrachte. Alle Besinnlichkeit ignorierend hier mein spätpubertäres Machwerk:

Es begab sich zu der Zeit – Schnee fiel aus allen Wolken, Herr Schnee mit der tropfenden Rotznase -, dass sich eine Menge von Mensch vorwärts schob, um noch schnell eine Packung bestimmten Inhalts, worauf wir später zu geeigneter Zeit zurückkommen werden, zu erwerben: Die nahenden Feiertage sollten Späßchen bringen! Herr Schnee nun war angeekelt, dass man solch besinnliche Feiertage vor Augen zu diesen Schweinereien bereit sei, wo Kerzenlichter glühen und der Wein auf dem Herd – brrr!

Aber die Menge Mensch grinste nur verächtlich, war ihm alles egal, sogar scheißegal, dass er auf das alles pfiff: Herr Schnee rückte endlich mit der Packung heraus, unser ‚Held’ bezahlte und warf die Tür in den dazugehörenden Rahmen, dass im Widerhall des dadurch entstandenen Knalls ein dicker Tropfen von Herrn Schnees Nasenspitze auf den Ladentresen platschte. Die Stimmung war dahin, auch war es Zeit: Herr Schnee verschloss die Türe und begab sich ins Hinterstübchen, wo bereits der Tannenbaum in Flammen stand. Er holte sein Männlein aus der Hose, schon lange plagte ihn ein großer Druck, und in einem Bogen, der im Schein des brennenden Bäumleins in allen Spektralfarben schimmerte, ergoss sich die Flüssigkeit. Bald war das Feuer gelöscht, Herr Schnee ermattet … Durch sein Prostataleiden musste er stark drücken. Stöhnend sank er in einen ledernen Klubsessel und schlief augenblicklich ein.

    Welche Freude: ein brennender Weihnachtsbaum

Die Menge Mensch, der wir langsam einen Namen geben wollen, vielleicht wäre Kunibert ideal, nun, Kunibert begab sich auf schnellstem Weg in seine Wohnung. Dort zog er die käuflich erworbene Packung, die er auf dem Nachhauseweg in seiner linken Manteltasche verstaut hatte, aus dieser mit der rechten Hand heraus, legte sie auf den Tisch und grinste sich einen: Das wird ein Späßchen werden!

Aber noch war es nicht an der Zeit, noch gab es anderes zu tun. Kunibert ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und holte einen Dreierpack Dosenbier heraus, riss die Packung auf, um gleich eines der Biere auf den Kopf zu stellen, die restlichen Dosen warf er in den Kühlschrank zurück, der unter einem Fußtritt Kuniberts ächzend ins Schloss fiel. Kunibert nahm die Dose, schüttelte sie kräftig, um darauf den Öffnungsring herunterzureißen, dass das Bier aus der Dose schoss. Schnell hielt er den Daumen auf die Öffnung, das Bier sprühte in feinen Spritzern an die Decke, wo sich bereits ein dicker bräunlich-gelber Fleck befand. In großen Tropfen sammelte sich das Bier und kleckerte in einem gleichbleibenden Takt auf Kunibert hernieder: So ein Duschbad tut wahrlich gut!

Das bevorstehende Weihnachtsfest konnte selbst Kunibert nicht ganz ignorieren. Für ihn verband es sich mit einer jahrelangen Tradition, die darin bestand, etwas zu tun, was andere nicht tun, ja, was selbst er das ganze übrige Jahr über nicht tat. Letztes Jahr sprang er aus dem Fenster. Da er sich dabei allerdings den rechten Fuß brach, den Kopf erschütterte und drei Zähne herausbrach, hielt es das zu diese Weihnacht nicht gerade für vorteilhaft. So entschied er sich nach seinem Duschbad dafür, ‚einen draufzumachen’, hatte er dies das ganze Jahr nicht mehr veranstaltet. So zog er seinen dafür speziell angefertigten Anzug an, den blauen mit den Auspolsterungen an Knien und Ellenbogen, wischte mit einem feuchten Tuch seine verstaubte Melone aus, streifte die wollenen Handschuhe über und zog los. Zuerst trank er in der Eckkneipe ein Bier. Ohne zu zahlen entwich er durchs Klofenster und ging weiter in Richtung Innenstadt. Einer ältlichen Frau zog er den Hut über die Ohren, einem Blinden stahl er den Blindenhund und band diesen an die Pforte einer Kirche, wo der Hund kläffend nach den Besuchern der weihnachtlichen Christmesse schnappte, einem Kind ein Ohr abbiss und den elegant gekleideten Herren die Hosen zerriss. Dann zog Kunibert fröhlich pfeifend weiter, er fühlte sich wohl, stieß mit Geschenken beladene Frauen um, wobei die gepolsterten Ellenbogen beste Dienste leisteten, stellte einem Opa ein Bein, und als man ihn für diese Taten zur Rede zu stellen versuchte, sprang er über eine Mauer und war verschwunden.

Es galt, ‚einen draufzumachen’, Kunibert überlegte, er wollte es im wahrsten Sinne des Wortes tun. Nun hatte er aber die bei Herrn Schnee erworbene Packung zu Hause vergessen. Geschwind fegte er durch die Straßen, war in Eile zu Hause, öffnete die Packung, nahm einige Dragees, trank einen Schluck Wasser hinterher, legte sich aufs Sofa, verfiel in Ruhestellung und wartete, wartete und wartete.

Die Dragees, ein namentlich hier nicht unbedingt zu erwähnendes Abführmittel, begannen zu wirken. Er erlöste sich aus seiner Ruhestellung, wobei die Beine zu entknoten waren, sprang vom Sofa auf, erbrach sich, eilte aus dem Haus, fegte erneut durch die Straßen geschwind, bis er an der Stelle war, wo er es sich überlegt hatte, von wegen wortwörtlichem ‚Draufmachen’ und so.

Allerdings wirkten die Dragees schneller als er zu laufen im Stande war. Bräunliche Masse tröpfelte aus seinen Hosenbeinen. Er versuchte zwar angestrengt, das alles zurückzuhalten, aber es half wenig. Endlich fand er einen Platz, wo es lohnte, sich gänzlich zu entleeren. Er öffnete die Hose, zog sie sich über die Knie und …

… aber mein verehrter Leser, sind Sie nicht der gleichen Meinung mit mir, dass das alles andere als eine Weihnachtsgeschichte ist? Herr Schnee hatte schon recht, als er meinte: Schweinerei!

Da muss doch der Schnee aus allen Wolken fallen. Und nicht nur der!

Der Idiot – Kommissar Graue – Fall 6

Und es geht weiter: Kommissar Graue fand auch im Urlaub keine Ruhe. Immer die Spürnase vorgestreckt, um auch nicht das kleinste Verbrechen durchgehen zu lassen. Aber lest selbst:

Der Idiot – Jg. 2 Nr. 6 (9) Juni 1970: Kommissar Graue – Fall 6: Im Hochgebirge

Da unser Freund wie bekannt ein guter Kriminalist ist, kann er seinen Urlaub nicht fürs Hobby oder fürs Reisen benutzen. Er fuhr also ins Hochgebirge und entdeckte, daß es ziemlich hoch ist. Auch erspähte sein geschultes Auge sofort, daß in dem Ort, wo er seine Ferien (zu) verbringen gedachte, ein Hotel war. Er nahm sich ein Zimmer mit Bett und Decke, und er machte seinen ersten Rundgang ums Dorf, wobei er feststellte, daß das Dorf doch ziemlich groß war; es war sozusagen eine Stadt. In dem Stadtblättchen las er, daß gemeine Kerle die Statdbank auf den Kopf gestellt hatten. Er ließ sofort sämtliche Abteilungen der Polizei arbeiten und klärte den Fall auf. Es wurde ferstgestellt, daß die Bank ganz von selbst umgefallen ist. Sie hatte nämlich nur drei Beine. Produktionsfehler hieß es!

Mail an den Hauptkommissar

Werter Hauptkommissar Graue,

also das ist mir jetzt doch wirklich peinlich?! Da veröffentliche ich so ungefragt weltweit, für jeden zugänglich, auch wenn es keinen interessiert, Ihre intimsten Memoiren … und lasse mich dabei auch noch von Ihnen erwischen. Aber das zeigt, welch feingliedriger Spürsinn Ihnen eigen ist! Nur einmal die Nase in den Wind gehalten und schon ist der Täter überführt! Ich gratuliere …!!!

    Willi ganz rot

Wie anliegendes Bildchen zeigt, hat eine zarte Schamröte mein Gesicht überzogen … Oh, Graue, verzeih mir!

Da ich schon einmal hier so einen Dünnpfiff schreibe – ich sehe, Sie haben das verschollene Teil (ob nun Fall 1 oder Fall 2 Ihrer Laufbahn) noch in Händen, und haben sich sogar bereit gezeigt, es auf meinen Seiten, wenn auch nur kommentarmäßig, zu veröffentlichen. Herzlichsten Dank dafür, ich werde Ihnen meinen Dank bis ans Ende Ihrer (oder meiner) Tage nachtragen. Sie wissen ja, wie nachtragend ich sein kann.

Aber genug für heute. Nach schwerer Tages Arbeitslast überzieht leichter Schleier meine Augen. Das Bettchen ruft … (Lass es rufen!).
Ihrer Gnade gewiss beende ich diese Zeilen und grüße Sie warm und herzlich
Ihr Willibald Webmaster

Der Idiot – Kommissar Graue – Fall 5

Dank an Kommissar, ‚tschuldigung: Hauptkommissar Graue, hat er doch tatsächlich den Fall 2 seiner atemberaubenden Laufbahn zur Verfügung gestellt (der eigentlich sogar sein 1. Fall war) und diesen als Kommentar zum 1. Fall (richtig: 2. Fall) zur Verfügung gestellt.

Hier nun sein 5. Fall. Fesselnder geht es kaum …:

Der Idiot – Jg. 2 Nr. 4 (7) April 1970: Kommissar Graue – Fall 5: Erpressung

Ein Telefonanruf, unser Freund, Kommissar Graue, grabscht zum Hörer: „Hilfe, Hilfe, ich werde erpreßt!“ schreit jemand aus dem Hörer. Wie immer flutscht der ganze Apparat der Polizei wie Butter. Kommissar Graue rennt aus seinem Büro und kommt geradewegs zum Erpreßten. Dieser schreit: „Mensch Erna, das paßt ja wie Zucker auf ’n Titt!“

Dann geht ’s ‚ran, die erpreßte Zitrone wurde mit leichten Verletzungen geborgen.

Der Idiot – Kommissar Graue – Fall 4

Hier die Fortsetzung der legendären Kriminalfälle mit Kommissar Graue in der Hauptrolle.

aus: Der Idiot – Jg. 2 Nr. 3 (6) März 1970: Kommissar Graue – Fall 4: Rohdiamantenklau

Da war Kommissar Graue mal in dem bekannten Winterurlaubsort St. Max, da war gerade die Melta-Bande auf Urlaub. Die wollten nicht aus der Übung kommen, und sie klauten daher einige Dosen Rohdiamanten. Da die Dosen sechseckig waren, konnte man diese nicht in der Hosentasche verstecken. Die Bande hielt die unauffälligen Dosen in den Händen. Aber Kommissar Graue merkte es sofort: Die Bande hatte sich verdächtig gemacht. – Wo gibt es schon Rohdiamanten in Dosen?

Der Idiot – Kommissar Graue – Fall 3

Wie schon erwähnt: Der 2. Fall von Kommissar Graue ist leider im Müll der vergangenen 35 Jahre verschüttet worden, also unauffindlich. So setze ich hier die literarisch hochwertige Reihe mit dem 3. Fall fort. Dank an den inzwischen zum Hauptkommissar aufgestiegenen HaJo Graue auch für diesen Beitrag aus seinem Leben.

aus: Der Idiot – Jg. 2 Nr. 2 (5) Febr. 1970: Kommissar Graue – Fall 3: Frage?

Der berühmte Kommissar Graue wurde einmal gefragt, welches sein schwerster und komischster Fall gewesen ist:

Es handelte (sich), so sagte Kommissar Graue, damals um den berühmten Einbruch in das Juwelenhaus K.H. Vorsatz. Es gab keine Spur, keinen Anhaltspunkt! Die Polizei tappte im Dunkeln. Kommissar Graue aber nicht, er tappte im Sumpf und schnitt sich den Fuß auf. An glasscharfen Diamanten.

Der Scherz daran war, daß Kommissar Graue damals erst 4 1/2 jahre alt war. Man sieht: „Was lang währt, wird endlich gut!“ oder so ähnlich!

Der Idiot – Kommissar Graue – Fall 1

Es war in meiner Schulzeit um das Jahr 1970 herum, da brachte ich mit meinem alten Schulkumpel Hans-Joachim Graue ein eigener ‚Blättchen‘ mit dem Namen ‚Der Idiot‘ heraus. Der Titel war natürlich Programm. In loser Folge werde ich hier den einen oder anderen Beitrag aus diesem ‚Blättchen‘ veröffentlichen, denn der hohe literarische Wert ist unverkennbar, wenn es auch zu einer Nominierung zum Nobelpreis für Literatur nicht ganz gereicht hat. Zunächst die aufregenden, da nervenzerreißend spannenden Fälle des Kommissar Graue (ich weiß HaJo, inzwischen bis du längst Hauptkommissar).

aus: Der Idiot – Jg. 2 Nr. 1 (4) Jan. 1970: Kommissar Graue – Fall 1: Bankeinbruch in Brasham

Gestern morgen wurde der sensationellste Bankeinbruch, der jemals in Brasham unternommen wurde, aufgedeckt. Kommissar Graue, extra aus Peking angeflogen, hat den Fall so gut wie aufgeklärt. Er hat mehrere Details aufgedeckt:

1. Es müssen mehrere Täter gewesen sein
2. Es fehlt viel Geld (muß noch geprüft werden)
3. Es gibt keine Bank in Brasham.

Es werden viele Einwohner verdächtigt. Kommissar Graue ist zuversichtlich.

Der 2. Fall muss mir irgendwie durch die Lappen gegangen sein. Vielleicht finde ich den ja noch in dem Berg all der unveröffentlichten Manuskripte aus jeder Zeit.