Kategorie-Archiv: Ry Cooder

Ry Cooder, der Meister der Slide-Gitarre

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Es ist eine so einfache wie geniale Idee, die der große amerikanische Literat F. Scott Fitzgerald („Der große Gatsby“) in seiner 1921 erschienenen Kurzgeschichte „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ durchspielte: Wie würde das Leben eines Mannes aussehen, der rückwärts altert, also als Greis auf die Welt kommt und als Säugling stirbt?

Benjamin Button (Brad Pitt) kommt 1918 mit dem Aussehen eines 80-jährigen zur Welt. Der schockierte Vater entledigt sich unverzüglich des greisen Winzlings, und so wächst Benjamin bei Pflegemutter Queenie (Taraji B. Henson) im Altenheim auf. Dort freundet er sich mit Daisy an, der Enkelin einer Insassin. Als sich der immer jünger werdende Benjamin und Daisy (Cate Blanchett) viele Jahre später wiedersehen, beginnt nach einigen Anlaufschwierigkeiten eine wunderschöne Liebesgeschichte. Doch Benjamin weiß, dass seine biologische Uhr erbarmungslos in die andere Richtung läuft: Eines Tages wird Daisy nicht nur ihre Tochter, sondern Ben als zweites Kind haben.


Der seltsame Fall des Benjamin Button – deutscher Trailer

Der Film Der seltsame Fall des Benjamin Button in der Regie von David Fincher (USA 2008), der u.a. für Ry Cooder 1988 das Musikvideo zu „Get Rhythm” drehte, ist bestes amerikanisches Erzählkino und erinnert mich sehr an Forrest Gump mit Tom Hanks in der Titelrolle. Erfreulich ist immer wieder, das Hollywood auch noch Geld für solche Filme hat und nicht allein auf Action-Kracher setzt.


Ry Cooder – Get Rhythm

Ry Cooder: The End of Violence

Wenn der Klang-Archivar und -Archäologe Ry Cooder nicht gerade dabei ist, alte, längst in Vergessenheit geratene Klangschätze auszugraben und unseren verblüfften Ohren zuzuführen, dann geht der Maestro der Slide-Gitarre auch gerne seinem einträglichen Broterwerb nach und spielt mal den einen oder anderen herausragenden Film-Soundtrack ein.

So hat er bei mehreren Filme für den Regisseur Walter Hill, z.B. Long Riders (1980) und Crossroads – Pakt mit dem Teufel (1986), dafür gesorgt, dass die Hintergrundmusik stimmt. Und nach dem vielgelobten Soundtrack zu Paris, Texas von 1985 ist The End of Violence (Am Ende der Gewalt) aus 1997 bereits die zweite Arbeit von Ry Cooder für einen Film von Wim Wenders. Ebenfalls 1997 arbeiteten die beiden Künstler in der Musikdokumentation Buena Vista Social Club zusammen.

Dass dieser instrumentale Original-Score zu The End of Violence mit diversen Selbstzitaten, getragenem Jazz und klassischen Elementen doch ein gehöriges Maß anders klingt als erwartet, liegt nicht zuletzt an der glücklichen Mitwirkung von Ausnahmemusikern wie Jon Hassel, Jacky Terrasson, Howie B., James Blood Ulmer, Flaco Jimenez und Sohnemann Joachim Cooder, die der vorliegenden CD auch ohne Filmbilder zu einem eindrucksvollen Eigenleben verhelfen. Zudem ist diese Musik in erster Linie eine reine Filmmusik, die man beim Betrachten des Films nicht so richtig wahr zunehmen scheint. Wäre der Film aber ohne diese Musik, so verlöre dieser enorm an Spannung und Emotion. Zudem tauchen bestimmte musikalische Themen immer wieder auf.

Ry Cooder: The End of Violence

Zu diesem Film sind zwei Soundtracks erschienen. Ein Sampler und ein Score-Album. Auf dem Score sind Ry Cooders Instrumentalstücke zu hören.

In den Anmerkungen auf dem Plattencover äußert sich Wim Wenders zu Ry Cooders Arbeit wie folgt:

Ry had done the score of „Paris, Texas“ for me twelve years ago. The images of that film are inseparable from the haunting sounds of his guitar ever since. More so, it’s like they never even existed without them. Could that be? Ry’s approach to producing music for a movie is unique. He doesn’t sit down and write it. He watches. He watches over and over. And then he plays, in front of the screen. Over and over. Until he uncovers the music that the faces and the landscapes and the things on the screen are making deep down in themselves. He brings that silent score up to the surface, so we can all hear it, thereby rendering those faces, landscapes, objects more visible. His guitar not only produces all those tender, caring, scaring sounds, it also works as a camera, – yes, I’m serious! – as a new and so far unknown instrument of photography. It makes us see better. It’s as if you could take the bottleneck from Ry’s finger, look through it like a viewfinder and rediscover the world. Here, in „The End of Violence“, Ry improves our understanding of Los Angeles, of the people who live there and work there, whether they are movie producer or gardener, stunt woman or cleaning lady. „Magic“ like Howie B. would say.

Musik-CD The End of Violence


Ry Cooder: Define Violence (from the original score „The End of Violence”, composed by Ry Cooder)


Wim Wenders: End of Violence (Trailer)

Ich bin kein unbedingter Fan von Wim Wenders’ Filmen. Sie sind mir oft zu kopflastig, wenn auch in beeindruckenden Bildern fotografiert.

„Es gibt einige schöne, wasserklare Bilder und Bewegungen in diesem Film, es gibt schöne Sets und auch ein paar erstaunlich komisch-kluge Dialoge. Aber über all das fällt wieder wie ein großer Schatten Wenders· missionarischer Moralismus.“

Und Andreas Kilb schrieb zum Film in Die Zeit: „So verzettelt er sich in Nebengeschichten, Nebenfiguren, die aus der hinreichend simplen Grundidee ein allzu kompliziertes Allerlei machen. Man spürt, daß der Regisseur seine Sache ernst meint, aber immer, wenn es darauf ankommt, behält die Geschichte gleichsam die Unterwäsche an. Wenders schreckt vor den Konsequenzen seiner eigenen Phantasie zurück. Statt Gewalt, Schmerz und Verlorenheit zu zeigen, deckt er sie mit Drehbuchphrasen zu.“

Mit den Geschichten von Mike Max und Ray Bering kann Wim Wenders klassische Hollywood-Genres wie das Liebesmelodram, den Verschwörungsthriller und den Krimi zitieren und variieren. Zugleich ermöglichen sie ihm aber auch einen Diskurs über das Kino und die Gesellschaft, die Gewalt in den Medien und die Gewalt auf den Straßen, der in seiner Komplexität seinesgleichen sucht.

Ein wesentlicher Pfeiler des Films ist ohne Zweifel die Musik von Ry Cooder. Beim Film-Dienst hieß es: Neben dem Darstellerensemble ist es Ry Cooders Gitarren-Teppich, der manche Ungereimtheit verschleift bzw. überspielt.

Zuletzt: In einer Episode besucht der Polizist Doc die Stuntfrau Cat an einem Filmset. Das Bühnenbild ist eine Nachbildung des Lunchrooms von Edward Hoppers berühmtesten Gemälde „Nighthawks“ (siehe meinen gestrigen Beitrag: Edward Hopper im Bucerius Kunst Forum, Hamburg).

Ry Cooder: Long Riders (1980)

Neben seinen diversen Ausflügen in die Weltmusik wurde Ry Cooder auch für seine Komposition und Arrangements für die Soundtracks einer größeren Anzahl von Filmen bekannt. Dabei arbeitete er öfter mit dem Regisseur Walter Hill zusammen. So entstand 1980 der Film Long Riders, ein Western, für den Cooder viele traditionelle Lieder verarbeitete, aber neben David Lindley auch eigene Stücke beisteuerte.

Der Film „Long Riders“ zeigt das Leben der verschiedenen Mitglieder der berühmt-berüchtigen James-Younger-Bande, die durch Überfälle den ohnehin schon wilden Westen unsicher machte. Jesse James dürfte dabei den meisten bekannt sein. Das Bemerkenswerte an diesem Film ist der Umstand, dass alle historischen Brüder von Schauspielern dargestellt werden, welche auch im realen Leben Brüder sind:

James und Stacey Keach als Gebrüder James, David, Keith und Robert Carradine als Gebrüder Younger, Dennis und Randy Quaid als die Brüder Miller und Christopher und Nicholas Guest als die Ford-Brüder.

Aus dem Soundtrack habe ich zwei unterschiedliche Stücke herausgesucht und (das erste verkürzt) zu einem zusammengefügt. Das erste ist ein überliefertes Lied mit dem Titel:

RALLY ‚ROUND THE FLAG
(Traditional, arranged by Ry Cooder)

Yes, we’ll rally ‚round the flag, boys
Rally once again
Shouting the battle cry of freedom
Rally from the hillsides
Gather from the plain
Shouting the battle cry of freedom

The Union forever
Hurrah, boys, hurrah
Down with the traitor
And up with the star
As we rally ‚round the flag, boys
Rally once again
Shouting the battle cry of freedom

Mine eyes have seen the beauty
Of the land that’s bright and fair
Shouting the battle cry of freedom
And my soul looked back and wondered
How we made the journey there
Shouting the battle cry of freedom

We will welcome to our numbers
The loyal, true and brave
Shouting the battle cry of freedom
And although we may be poor
Not a man shall be a slave
Shouting the battle cry of freedom

Das zweite Stück ist ein Instrumentaltitel aus der Feder von Ry Cooder namens BETTER THINGS TO THINK ABOUT:


Ry Cooder: Rally ‘Round the Flag (gekürzt)/Better Things to Think About

Weitere Hörbespiele Ry Cooder: Long Riders

Zum Film selbst hier ein kurzer Trailer vom Original:


The Long Riders – Trailer etc.

David Lindley and Ry Cooder – Sídh Beag agus Sídh Mór

Turlough O’Carolan oder Toirdhealbhach Ó Cearbhalláin, (* 1670 im County Meath; † 25. März 1738), war ein irischer Komponist und Harfenspieler. Seine Werke waren sowohl von der traditionellen irischen Musik als auch von der höfischen europäischen Barockmusik beeinflusst. Noch heute gilt er mit über 200 überlieferten Kompositionen als Irlands größter Nationalkomponist. Eines dieser Stücke ist „Sídh Beag agus Sídh Mór“.

Das gälische Wort ‚Sídh’ ist von dem Wort ‚Sí’ abgeleitet, welches in etwa Feenhügel bedeutet, also einen Erdhügel in der Landschaft meint, in dem Fabelwesen wie Feen leben. ‚Beag‘ bedeutet ‘klein’, ‚agus‘ heißt ‚und’ – und ‚mór‘ bedeutet ‚groß’. Der Titel heißt also in etwa: ‚Kleiner Feenhügel und großer Feenhügel’.

Dieses Stück nun gibt es in einer sehr schönen Interpretation von David Lindley and Ry Cooder. Ry Cooder kennen wir ja bereits als sehr ‚umtriebigen’ Musiker, der in der Welt der Musik und in der Musik der Welt zu Hause ist. Beide sind vor allem hervorragende Slide-Gitarristen.


David Lindley and Ry Cooder – Sídh Beag agus Sídh Mór

Ry Cooder & Manuel Galban: Drume Nigrita (2003)

Mit dem 1997er Album Buena Vista Social Club gelang es Ry Cooder das Ohr der Musikwelt auf eine kleine Karibikinsel zu lenken, das einen ungeheueren Reichtum an Rhythmus und Musik in sich birgt: Kuba. Viele der alten Recken, die Cooder damals auf die Weltbühne stellte, sind inzwischen verstorben. Sechs Jahre später im Jahr 2003 begab sich Cooder noch einmal nach Kuba, um mit Manuel Galban, dem Telecasterfan und Orgelspieler, die Scheibe Mambo Sinuendo aufzunehmen. Das Ergebnis ist zwar weniger sensationell und publikumsträchtig ausgefallen, dafür aber noch einen Tick authentischer.

Stilistisch ist „Mambo Sinuendo“ ein Combo-Sound, so wie er in der Vor-Castro-Ära der 50er Jahre populär war. Im Gegensatz zum „Buena Vista Social Club“ hat sich Cooder diesmal für eine betont kleine Besetzung entschieden, ohne Bläser und ohne Gesang. Der instrumentelle Schwerpunkt des Albums liegt auf der Gitarre und dem Schlagzeug (eigentlich zwei Schlagzeugen). Die Lead-Gitarre, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann, spielt Manuel Galbán, Mitglied der vermutlich populärsten Gruppe des Landes, den Los Zafiros, die eher harmonischeren Teile übernimmt Ry Cooder.

Das Ergebnis ist eine nicht mehr so glatt gebügelte und daher von vielen konsumierbare Kuba-Folklore wie Buena Vista (so sehr mir diese Musik auch gefällt). Mit „Mambo Sinuendo“ hat Ry Cooder für uns neues, altes Terrain aufgetan, den Mambo der Fifties. Weg vom trägen Charme der Karibikfolklore führt der Weg zurück, als in den 50ern auch in Kuba die ersten Stromgitarren eingestöpselt wurden.

Und das ist das Schöne an dem Album. Ungeschliffen, spontan und verdorben kommen die Stücke daher. Entspannt, ohne Blick auf die Charts, voll aufeinander eingespielt agieren die Musiker, zu denen auch Jim Keltner, Joachim Cooder und Angá Diaz zählen. Fast verwunderlich erscheint es mir, dass dieses Album 2003 mit dem Grammy als Bestes Pop Instrumental Album ausgezeichnet wurde. Vielleicht ein Tribut an die wachsende Anzahl lateinamerikanischer Mitbürger in den USA.

Hörbeispiele: Ry Cooder, Manuel Galban – Mambo Sinuendo [2003]


Ry Cooder & Manuel Galban: Drume Nigrita (2003)

Captain Beefheart feat. Ry Cooder: Safe as Milk (1967)

Nachdem Ry Cooder im Alter von 17 Jahren 1964 mit dem späteren Taj Mahal die Gruppe Rising Sons gegründet hatte, diese Gruppe aber zunächst nur eine Single veröffentlichte und das 1966 aufgenommene Album (Taj Mahal & Ry Cooder: Rising Sons) erst 1992 auf den Markt kam, löste sich diese Gruppe im Laufe des Jahres 1966 wieder auf.

Dafür treffen wir bereits 1966 Ry Cooder bei Captain Beefheart & His Magic Band wieder. Captain Beefheart (* 15. Januar 1941 in Glendale, Kalifornien) ist das Pseudonym von Don Glen Van Vliet (geboren als Donald Vliet). Seine Musik wurde ab den späten 1960er-Jahren einem größeren Publikum bekannt. Dies wurde begünstigt durch Unterstützung von und Zusammenarbeit mit seinem Schulfreund, dem Gitarristen und Komponisten Frank Zappa.

Captain Beefheart gründete 1964 die Magic Band und debütierte mit ihr 1965 bei der Hollywood Teenage Fair. Bereits im folgenden Jahr veröffentlichte die Gruppe ihre erste Single „Diddy Wah Diddy“, kurz darauf gefolgt von „Moonchild“. Einfache, direkte Rhythm and Blues-Stücke, die aber anfangs nicht auf Anklang in der Musikindustrie stießen. Die Band versuchte einen Plattenvertrag zu bekommen und Beefheart unterschrieb verschiedene Verträge, die ihm angeboten wurden, was ihm später noch rechtliche Probleme und anstrengende Gerichtsprozesse bescherte. Trotzdem konnte die Band 1966 ihr erstes Album „Safe as Milk“ bei Buddah Records veröffentlichen. Auf diesen Erstveröffentlichungen Captain Beefhearts finden wir nun auch Ry Cooder wieder.

Captain Beefheart & His Magic Band. Safe as Milk (1967)

Captain Beefheart & His Magic Band. Safe as Milk (1967)

Captain Beefheart & His Magic Band: Safe as Milk (1967)

Cooder spielte dabei nicht (wie z.B. bei Eric Claptons Album aus 1983 „Money and Cigarettes“) als Gast- bzw. Studiomusiker mit, sondern war mit Captain Beefheart auch auf Tour und z.B. bei einem Auftritt am Strand von Cannes 1968 mit dabei. Das Stück mit beginnt mit der Slide-Gitarre von Ry Cooder:


Captain Beefheart & Magic Band – Sure ’nuff ’n Yes I do – Live in Cannes (1968)

Tracklist von Captain Beefheart: Safe as Milk (1967):

Sure ’nuff ’n‘ Yes I Do 2:20
Zig Zag Wanderer 2:44
Call on me (Don Van Vliet) 2:39
Dropout Boogie 2:36
I ‚m Glad (Don Van Vliet) 3:35
Electricity 3:09

Yellow Brick Road 2:32
Abba Zaba (Don Van Vliet) 2:48
Plastic Factory (Don Van Vliet) 3:13
Where There’s Woman 2:13
Grown So Ugly (Robert Pete Williams) 2:32
Autumn’s Child 4:01

Words and Music Don Van Vliet / Herb Bermann (except where noted)

Musicians:

ALEX SNOUFFER alex (pyjama) st. claire * guitar
RY COODER * guitar * slide guitar ** bass guitar
JERRY HANDLEY * bass guitar
JOHN FRENCH drumbo * drums * percussion
DON VAN VLIET captain beefheart * vocals * harmonica ** bass marimba
guest RUSS TITELMAN ** guitar
guest MILT HOLLAND ** percussion ** log drums
guest TAJ MAHAL ** percussion
guest SAMUEL HOFFMAN ** theremin

1968 muss Ry Cooder die Band von Captain Beefheart wieder verlassen haben. Ab 1970 veröffentlichte er dann Alben unter seinem Namen.

zuletzt eine Playlist bei YouTube: Captain Beefheart & His Magic Band: Safe as Milk (1967)

Taj Mahal & Ry Cooder: Rising Sons (1966/1992)

Alles hat einmal einen Anfang. So auch die ungewöhnliche Musikerkarriere des Ry Cooder. 1964, da war Cooder gerade 17 Jahre alt, gründete er u.a. mit dem fünf Jahre älteren Henry St. Clair Fredericks, der später unter dem Namen Taj Mahal ein weltweit bekannter Bluesmusiker werden sollte, in Los Angeles die Formation Rising Sons.

Rising Sons feat. Taj Mahal & Ry Cooder

Nachdem Columbia Records die Band unter Vertrag genommen hatten, wurde eine Single (Candy Man und The Devil’s Got My Woman) veröffentlicht und auch ein Album aufgenommen, das aber erst 1992 von Columbia vermarktet wurde. Aus Enttäuschung über die gemischten Reaktionen auf ihre Musik löste sich die Band 1966 wieder auf.

Das Album wurde wohl zwischen 1965 und 1966 aufgenommen. Im Juni 1992 nahm Taj Mahal zu den drei Instrumentaltitel “Dust My Broom,” “Last Fair Deal Gone Down,” and “Baby What You Want Me to Do” den Gesang neu auf. Das Original-Lineup bestand aus Ry Cooder (Gesang, 6- und 12-saitige Gitarre, Mandoline, Slide- bzw. Bottleneckgitarre, Dobro), Taj Mahal (Gesang, Mundharmonika, Gitarre, Piano), Gary Marker (Bass), Jesse Lee Kincaid (Gesang und Gitarre) und Ed Cassidy (Schlagzeug). Cassidy verließ die Band, nachdem er sich eine Hand bebrochen hatte und wurde von Kevin Kelley ersetzt.

Taj Mahal wurde also ein bekannter Blues- und Folkmusiker. Und der Werdegang von Ry Cooder lässt sich u.a. in diesem Blog verfolgen. Cassidy gründete die Gruppe Spirit und Kelley wurde 1968 Mitglied in der Band seines Cousins, Chris Hillman, The Byrds und ist auf dem Album „Sweetheart of the Rodeo“ zu hören.

Das Album „Rising Sons“ enthält insgesamt 22 Lieder (Statesboro Blues ist dabei zweimal vorhanden), alle in einem lässigen Bluesstil mit Anklängen beim Folk und beim Rock ’n’ Roll. Damit nahm die Band stilistisch gesehen spätere Aufnahmen von Gruppen wie Moby Grape, Buffalo Springfield, Grateful Dead und The Byrds vorweg.

Hörbeispiele: Rising Sons

Ry Cooder & V.M. Bhatt: A Meeting by the River

Bevor sich Ry Cooder 1994 auf die Reise machte, um die Wurzeln des Blues zu erforschen, suchte er 1993 Kontakt zu Musikern in Indien und traf dort auf Vishwa Mohan Bhatt, der eine Art modifizierte Slide-Gitarre spielt, die er Mohan Veena nennt, nach dem indischen Instrument Vina. Sie besitzt drei Melodie- und vier Bordunsaiten sowie zwölf Resonanzsaiten, die über einen eigenen Steg laufen. Der Aufbau erinnert an eine indische Sitar. Bhatt spielt das Instrument mit einem Drahtplektrum (Mizrab), wie es auch zum Sitarspiel verwendet wird, und benutzt einen Metallstab aus Stahl.

Ry Cooder & Vishwa Mohan Bhatt: A Meeting by the River

Zusammen also mit V.M. Bhatt (Mohan Vina) spielte Cooder (Bottleneck Guitar) auch noch mit Sukhvinder Singh Namdhari (Tabla) und seinem Sohn Joachim Cooder (Dumbek). Das Ergebnis ist das Album A Meeting By the River, das Anfang 1994 mit dem Grammy „Best World Music Album” ausgezeichnet wurde. Gewidmet ist das Album Gabby Pahinui, dem hawaiischen Steel-Gitarristen, der 1980 verstarb und mit dem Ry Cooder früher zusammen gespielt hatte, u.a. auf dem Album „Chicken Skin Music“ von Cooder aus dem Jahre 1976 (hierzu später sicherlich noch etwas mehr).

Hörbeispiele: A Meeting by the River

Es ist eine Musik in einem eklektizistischen Stil entstanden. Dabei fließen viele indische Elemente mit westlichen zusammen und kreieren eine Musik, die die Palette der Weltmusik um eine weitere, hörenswerte Nuance erweitert. Es sind dabei insgesamt vier Instrumentstücke herausgekommen, die zeigen, dass sich Musiker unterschiedlichster Musikanschauung doch auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Das wünscht man sich ebenso gern auf anderen Gebieten.

Ry Cooder – Pecos Bill

Eigentlich wollte ich Ry Cooder schon zu den Akten legen. Aber da sich bei mir nun doch noch einiges Material zu ihm angehäuft hat, wird es auch noch einige weitere Beiträge unter seinem ‚Stern’ geben. Und eine neue Kategorie, die seinen Namen trägt, habe ich auch noch eingerichtet.

1988 gewann Ry Cooder den Grammy für die beste Aufnahme für Kinder (“Best Recording for Children“) für „Pecos Bill“. Er schrieb für eine verfilmte Erzählung, die von dem Schauspieler Robin Williams vorgetragen wurde, die Musik.

Pecos Bill ist ein legendärer amerikanischer Cowboys, um den sich viele Geschichten ranken, die wohl nur der Phantasie entsprungen sind; u.a. soll er von Kojoten groß gezogen worden sein. Diese Geschichten spielen in der Zeit, als sich die Vereinigten Staaten nach Südwesten ausdehnten und Texas, New Mexico und Arizona in ihr Staatsgebiet übernahmen. Pecos Bill ist vielleicht mit Till Eulenspiegel zu vergleichen. Neben dem Grammy erhielten Film und Musik noch viele andere Preise.

Bei YouTube habe ich ein kleines Video gefunden, das uns auch die Musik von Ry Cooder hören lässt:


Pecos Bill – erzählt von Robin Williams/Musik von Ry Cooder

Ry Cooder: The UFO Has Landed

Entgegen meiner Ankündigung, meine Beitragsreihe zu Ry Cooder mit dem Beitrag Zu den Wurzeln des Blues zu beenden, komme ich heute doch noch einmal auf ihn zu sprechen zurück. Was auch immer der Anlass war: Ende des letzten Jahres erschien von Ry Cooder eine Anthologie seiner Lieder und Musikstücke, die sein Sohn Joachim Cooder zusammenstellte: Ry Cooder Anthology: The Ufo Has Landed.

Ry Cooder: The UFO Has Landed

Ich habe bereits viele Alben des Meisters der Slide-Gitarre, wenn wohl längst noch nicht alle, und war verwundert, wie wenige Stücke ich tatsächlich von dieser Doppel-CD kenne; u.a. enthält es auch einige musikalische Beispiele für seine Arbeit als Komponist von Filmmusik. Nach dem Gitarrenduell: Crossroads – Pakt mit dem Teufel war mir eigentlich nur die seine Arbeit für den Film Paris, Texas in der Regie von Wim Wenders bekannt. Daneben gibt es weitere Filme, oft mit Walter Hill als Regisseur, für die Ry Cooder die Musik geschrieben hat: Long Riders (1980), The Border (1980), Johnny Handsome (1989), Trespass (1992), Geronimo – An American Legend (1993) und Last Man Standing (1996). Auf diesem Doppelalbum hören wir nun die Themen zu den Filmen ‚Southern Comfort’ (1981), ‚Paris, Texas’ (1985) und ‚Alamo Bay’ (1985).

Eigentlich halte ich nicht viel von solchen „The Best Of …“-Alben, aber da das musikalische Feld von Ry Cooder so weit gestreut, zudem einiges auch nicht mehr im normalen Handel erhältlich ist, so kann ich jedem, der sich ganz allgemein für amerikanische Musik, speziell für Musik mit Slide-Gitarre interessiert, dieses Doppelalbum anempfehlen. Es ist sein Geld wert.

Hier: Hörbeispiele CD 1Hörbeispiele CD 2

Das Gitarrenduell: Crossroads – Pakt mit dem Teufel

Es ist eigentlich die alte Geschichte, die wir von Faust her kennen: Ein Mann verkauft seine Seele an den Teufel, um sich einen bisher unerfüllten Wunsch zu erfüllen. Willie, ein schwarzer Bluesharp-Spieler, ist ein alter Mann und lebt in einem Altenheim für Strafgefangene. Eugene ist ein junger Musiker. Beide verbindet die Liebe zum Blues. Auf der Suche nach einem verschollenen Song von Blueslegende Robert Johnson kommen beide zusammen. Willie möchte zurück zu der Wegeskreuzung, an der er als Jugendlicher seine Seele an den Teufel verkauft hatte, um von ihm den Blues zu lernen.

Schließlich gelangen beide zu der Wegeskreuzung, wo sie auf einen Mann namens Legba (Hüter der Wegeskreuzungen aus der Voodoo-Religion) treffen. Willie verlangt von Legba, dass er den Vertrag rückgängig macht, damit er seine Seele retten kann. Dieser bietet ihm einen Wettstreit an. Eugene soll sich mit einem anderen Gitarristen duellieren. Sollte er gewinnen, erlischt der Vertrag mit Willie. Sollte er verlieren, muss auch Eugene seine Seele dem Teufel versprechen.

Es geht um den Film „Crossroads“ aus dem Jahre 1986 in der Regie von Walter Hill. Die Filmmusik stammt (zum größten Teil) von Ry Cooder, der auch schon bei vielen anderen Filme für die Musik verantwortlich zeichnete. Also doch schon wieder Ry Cooder und wieder der Blues (Zu den Wurzeln des Blues).

Der andere (namenlose) Gitarrist ist kein anderer als Steve Vai, der in der 80er Jahren lange Zeit als „Stunt-Gitarrist“ (O-Ton Zappa) bei Frank Zappa spielte und jetzt auch im Projekt „Zappa plays Zappa“ zu sehen und zu hören ist (siehe auch: Nachtrag zur Grammy-Verleihung 2009).

Steve Vai spielte für den Soundtrack beide Gitarrenparts des Duells ein, nur der Slidegitarrenpart wurde von Ry Cooder aufgenommen. Der Schauspieler Ralph Macchio (Eugene) war zwar auch Gitarrist und spielte während der Filmaufnahmen die zuvor aufgenommenen Stücke nach, seine Aufnahmen wurden jedoch nicht verwendet.

Das Stück, mit dem Protagonist Eugene am Ende das Duell gegen den Gitarristen des Teufels gewinnt, ist als Eugene’s Trick Bag berühmt geworden. Bekannt ist vor allem das Bending (Dehnen der Saite) in die Tonlage eines imaginären 29. Bundes einer Gitarre.

Tabulatur: Eugene's Trick Bag aus Crossroads

(wenn es mit dem Bending nicht klappt, soll man beim letzten Ton die Saite gegen den Tonabnehmer drücken bzw. „… fretting the string against the bridge position pick-up on a Tele …)


Gitarrenduell aus “Crossroads” 1986 (Steve Vai versus Ry Cooder)

Film-DVD Crossroads – Pakt mit dem Teufel

Musik-CD von Ry Cooder Crossroads