Archiv für den Monat: Oktober 2007

Streiks ohne Ende?

Das Schwarze-Peter-Spiel ist wohl ein sehr beliebtes Spiel in Deutschland. Und so schieben sich Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft seit Monaten (sic!) den ’schwarzen Peter‘ immer wieder gegenseitig zu. Der Gelackmeierte ist aber am Ende der Pendler, der auf die Bahn angewiesen ist, denn im Grunde dreschen beide, Bahn und GDL, auf ihn ein.

Heute schon zum 3. Mal innerhalb von zwei Wochen streiken die Lokführer im Nah- und Regionalverkehr. Der Ausstand läuft seit 2 Uhr und soll bis 11 Uhr dauern. Neue Streiks drohen bis Mittwoch – außer am Wochenende. Die GDL hatte bereits am vergangenen Freitag, den 12. Oktober, den Nahverkehr in weiten Bereichen ganztägig zum Erliegen gebracht. Am 5. Oktober hatte die GDL zwischen 8.00 und 11.00 Uhr gestreikt.

GDL bestreikt die Deutsche Bahn AG

An den Fernverkehr wagt sich die Lokführergewerkschaft nicht heran, seitdem ein Arbeitsgericht einen Streik in diesem Bereich für rechtswidrig erklärt hatte. Ein Streik dort würde die GDL in arge Bedrängnis bringen, da Schadensersatzforderungen gegen diese zu erwarten wären, was in letzter Konsequenz zum Aus der Gewerkschaft führen könnte. Von den Pendlern, die größtenteils ihre Fahrkosten über Abonnements abbuchen lassen, ist mit wenig Gegenwehr zu rechnen. Im Nahverkehr ist der Service der Bahn schon seit Jahren auf ein Minimum beschränkt. Im Grunde wäre die Bahn froh, den Nahverkehr samt S-Bahn-Tochter ganz los zu werden. Da kommt der Streik dort schon fast gelegen.

Am Rande: Wenn es beispielsweise um Ansprüche auf Entschädigungen geht (z.B. bei Verspätungen der Züge), dann bleibt auch hier der Nahverkehrsreisende in allen Diskussionen außen vor.

Um nicht ganz den Ast abzusägen, auf dem auch die GDL mit ihren Mitgliedern sitzt, wird ein Streik zum Wochenende ausgesetzt. Da fahren nur wenige Pendler – und die andere Kundschaft will man nicht gänzlich vergraulen.

Es wird Zeit, dass beide Parteien endlich eine Einigung finden. Wenn die Bahn keinen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer wünscht (was verständlich ist), dann muss sie auf anderem Weg entgegen kommen. Ihr letztes Angebot (und in soweit verstehe ich die GDL sehr gut) war der reinste Hohn. Aber ein Streik ohne Ende hilft beiden nicht. Vielleicht sollte man die Herren Mehdorn und Schell (wenn dieser erholt aus der Kur zurück ist) gegeneinander in einem Schauboxen antreten lassen. Von dem Spaß hätten dann auch die Pendler etwas …

Mehdorn und Schell in den Ring

siehe auch zdf.de: Lokführer streiken wieder

Eddie, der Blumenhinrichter

Freud’sche Versprecher sind schon etwas Feines. Die decken auf, was ein Mensch tatsächlich denkt. Unserem Edmund Stoiber ist das schon öfter passiert. Es will etwas sagen, äh, sagt es dann, äh, sagst es dann aber anders, äh, als er es, äh, sagen sollte …

Nun hat er es also endlich geschafft. Eddie geht in den wohl verdienten Ruhestand. Und da muss er sich neue Betätigungsfelder suchen. Klar, endlich einmal in Ruhe gute Musik hören, wäre nicht schlecht. Ein nettes Buch lesen vielleicht. Oder gar selbst ein Buch schreiben. Zu erzählen, äh, hat er ja viel. Für einen Ruheständler bietet sich meist auch Arbeit im heimischen Garten an, ‚um Kraft zu tanken‘ – aber wie es aussieht, ist dieser das Revier seiner Frau, in dem Edmund tulichst nicht zu wildern hat. Und viel Lust hat er dazu dann wohl auch nicht, will er die Blumen dort doch gleich hinrichten (oder doch lieber ‚auf‘?). Da wird sich seine Frau bedanken. Also dann doch lieber nach Brüssel, um dort die Bürokraten hin- und her- resp. aufzurichten.


Edmund Stoiber: Der Blumenhinrichter

Günter Grass wird 80

Nach den Aufregungen vor gut einem Jahr wegen der verspäteten Offenlegung seiner Mitgliedschaft zur Waffen-SS am Ende des 2. Weltkrieges (siehe meinen Beitrag: Das späte Geständnis des Günter Grass) sollten diese Tage Anlass zum Feiern sein: Günter Grass feiert heute seinen 80. Geburtstag.

Und so werde ich mir dieser Tage den kleinsten Teil der Danziger Trilogie zu Gemüte führen, die Novelle „Katz und Maus“, die ich gezwungenermaßen ein zweites Mal kaufen musste, nachdem ich das ausgeliehene erste Exemplar bis heute nicht zurück bekommen habe. Der neue Eigner soll sich schämen (oder besser noch: das kleine Büchlein lesen). Und eine DVD mit der Schlöndorff’schen Verfilmung von Grass‘ „Blechtrommel“ steht auch noch im Schrank …

Auch wenn ich mich wiederhole, aber ich habe Günter Grass’ schriftstellerisches Werk genossen, sei es die Blechtrommel, der Butt oder sein kleines Geschichtenbuch ‘Mein Jahrhundert’. Sein politisches Engagement in Sachen Aussöhnung mit dem Osten, sein unermütliches Mahnen, die Gräuel der Nazizeit nicht zu vergessen, haben ihn zu einer moralischen Instanz in Deutschland werden lassen, die besonders im Ausland für Aufmerksamkeit sorgte. Der Lohn war u.a. der Nobelpreis für Literatur.

Dass Günter Grass bis heute nicht unumstritten ist, wundert angesichts dieser Biografie keinen. Auch ich kann und konnte mich nicht immer für ihn begeistern. Und zuletzt konnte er mich auch schriftstellerisch nicht mehr überzeugen. Sein ‚barocker‘ Stil hat sich ziemlich aufgebraucht. Aber allein die Danziger Trilogie und auch „Der Butt“ sind Werke, die weit über die Grenzen Deutschlands die verdiente Anerkennung fanden. Weltliteratur eben.

Also auch von meiner Seite her: Alles Gute zum 80. und weiterhin gutes Gelingen!

siehe auch meinen weiteren Beitrag: Günter Grass’ “Beim Häuten der Zwiebel”

siehe auch zdf.de: Grass wird 80

siehe zdf.de: [Bilderserie] [Video: Günter Grass – Der Unbequeme] [Video: Danzig feiert Günter Grass]

Hurrah, wir verblöden …

Die Flut an Informationen, die uns jeden Tag aufs Neue heimsucht, kann unser Gehirn kaum noch verarbeiten. Immerhin ist unser Gehirn so ’schlau‘, viele der Informationen im Vorfeld zu filtern, Brauchbares evtl. zu integrieren oder auf viele andere Weisen zu verändern, bevor diese in unser Bewusstsein gelangen können.

Und wir als ‚moderne‘ Menschen nutzen Hilfsmittel und Geräte als Speicher, um unseren biologischen Arbeitsspeicher (eben das Gehirn) zu entlasten. Telefonnummern, Adressen, Termine und vieles mehr speichern wir auf Handys, Computern und natürlich manchmal auch noch ganz manuell (handschriftlich) in realen Notizbüchern ab, um zur rechten Zeit am richtigen Ort diese Infos abzurufen.

Jetzt wurde nachgewiesen, dass diese Speicherwut ihre Tücken hat. Ganz abgesehen davon, dass diese Daten verloren gehen können, fördert sie in unserer Abhängigkeit von der Technik unsere Vergesslichkeit. Und das Ganze hat dann auch noch einen Namen: „digitale Demenz“.

digitale Demenz

Okay, bei der „digitalen Demenz“ handelt es sich nicht um eine Krankheit wie etwa bei der echten Demenz, die durch eine voranschreitende Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist und nicht geheilt werden kann. Digitale Demenz ist vielmehr eine soziale und kulturelle Erscheinung, die die Veränderungen der modernen Gesellschaft verkörpert.

Es wäre also durchaus sinnvoll, unser Hirnschmalz ab und zu ins Schmelzen zu bringen. Wie wäre es vielleicht damit, einmal wieder ein Gedicht auswendig zu lernen. Es muss ja nicht gleich Schillers Glocke sein. Ansonsten kann es geschehen, dass wir verblöden (und wir morgens den Rechner anschalten, damit dieser uns unseren Namen nennt und weitere wichtige Informationen, die man so zum Leben braucht).

siehe zdf.de: „Digitale Demenz“ auf dem Vormarsch

Meine 10 größten Gitarristen: Harry Sacksioni – Meta Sequoia (1983)

Auf der Suche nach Gitarristen, die mir gefallen, habe ich wieder einmal meine alte Schallplattensammlung aus gutem Polyvinylchlorid durchforstet, und bin dabei auf eine einsame LP von Harry Sacksioni: Spätnachrichten (in den Niederlanden unter dem Titel Nachtjournaal erschienen) aus dem Jahre 1984 gestoßen. Sacksioni kennen wir als früheren Gitarristen von Herman Van Veen. Auf dem Live-Album von 1983: Inzwischen alles Gute war er mit an dem Stück „Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl“ beteiligt. Auf dem gleichen Album findet sich auch ein Gitarrensolo von Harry Sacksioni, schlicht und einfach: Gitarrensolo betitelt. Inzwischen weiß ich natürlich, dass dieses Solo auch einen Titel hat: Meta Sequoia, benannt nach diesen Mammutbäumen.

Nun, Harry Sacksioni beherrscht durchaus die E-Gitarre, aber eigentlich lieb geworden ist er mir durch sein Spiel auf der Akustikgitarre. Es müssen nicht immer Rockmusiker sein. Auf „Spätnachrichten“ finden wir neben Herman Van Veen, der zwei Lieder singt, auch die Geschwister Hans Visser (Bass, Gitarre, Perkussion) und auf dem Titel „Am Fuß des Regenbogens“ Annet Visser (Flöte). Zusammen mit dem Bruder Erik (Gitarren aller Art), Peter Weekers (Querflöte/Piccolo/Altflöte/Panflöte/indianische Bambusflöte/Uillean Pipes/Spinett) und Sylvia Houtzager (Violine/Harfe/5-saitige Viola/Cello) kenne ich die beiden von der Gruppe „Flairck“ her. In einem früheren Beitrag bin ich einmal etwas ausführlicher auf Flairck zu sprechen gekommen (samt dem Musiktitel: The Wooden Wedding).

Harry Sacksioni: Spätnachrichten (1984)

Harry Sacksioni soll hier stellvertretend für all die mir lieben niederländischen Musiker stehen (die sich auf diesem Album ja ein Stelldichein geben). Und stellvertretend auch für eine Vielzahl hervorragender Gitarristen (nicht nur aus Holland), die neben der E-Gitarre auch immer wieder gern eine akustische Gitarre zur Hand nehmen.

Hier nun das „Gitarrensolo“ von der Scheibe „Inzwischen alles Gute“ von Herman Van Veen.


Harry Sacksioni: Meta Sequoia (1983)

Weiter empfehlen möchte ich neben der Website von Harry Sacksioni eine längere TV-Aufzeichnung von TV Gelderland vom 7. April 2007, mit einem Solo-Auftritt: In Stringdance:

… und noch ein Nachschlag: Hier ein kleines Video von meinem Kurzurlaub mit meiner Familie im Sommer 2004 auf Helgoland. Wir weilten auf der Insel für 5 Tage – bei prächtigstem Sonnenschein; es war sehr erholsam. Das Video ist unterlegt mit einem Stück von Harry Sacksioni, dem Titelstück des genannten Albums:

Vogelparadies Helgoland Sommer 2004
Birds‘ Paradise Heligoland Summer 2004
Musik: Harry Sacksioni – Nachtjournaal/Spätnachrichten

Hasta la vista, Vista!

Mein jüngster Sohn hat sich einen neuen Rechner zugelegt – mit Windows Vista und dem Windows Media Center. Bisher hatte ich nicht viel Gutes von dem neuen Betriebssystem aus dem Hause Microsoft gehört. Jetzt nun konnte ich mich selbst davon überzeugen, wie umständlich z.B. das Handling ist, um nur einen Kritikpunkt zu nennen. Wenn Vieles bei anderen neuen Programmen gewissermaßen intuitiv vom Benutzer erfasst wird, so hilft bei Vista und Co. selbst das Handbuch nicht immer. Für mich ist das einfach eine neue Welt, in der ich mich nicht zu Hause fühle. Und überhaupt: Ich fühle mich geradezu entmündigt, wenn ich mit Vista arbeite. Wann und wie ich mit dem Rechner ins Internet will, hatte ich bisher meist selbst bestimmt. Jetzt fuhrwerkt Vista von sich aus im Internet herum, oft, ohne mir Auskunft über sein Tun zu geben.

Windows Vista

Nun mein Jüngster hatte bereits in seinem alten PC eine TV-Karte und konnte über den Composite-Anschluss (samt den Audioeingängen) seine Playstation anschließen. Alles ohne Probleme. Und jetzt? Das schön und gute Windows Media Center kann das Composite-Signal nicht verarbeiten. Immerhin hat die TV-Karte noch einen Composite-Video-Eingang. Aber der ist nur umständlich über die mitgelieferte Nero Vison-Softeware zu erreichen. Der Support des PC-Herstellers antwortete auf meine Anfrage (immerhin innerhalb von 3 Werktagen) wie folgt:

Windows Media Center

Wenn also die Playstation rückseitig angeschlossen ist, bitten wir Sie die Software „Nero 7 Essentials“ zu starten. Das Unterprogramm „Nero Vision Ess.“ kann Videosignale über Composite verarbeiten bzw anzeigen. Wählen Sie bitte hier „Video auf Festplatte aufnehmen“. Nun sehen sie ein kleines Vorschaufenster. Am rechten Rand können wir nun die Videoquelle, sowie die Audioquelle auswählen.

Video = composite
Audio = Hauppauge WIN TV … Analog

Unterhalb des Vorschaufensters (2. Button von rechts) kann auch ein Vollbild aktiviert werden.

Video- und Audioeingänge an Grafik-, Sound- und TV-Karten sind nicht nur der Firma Microsoft ein Dorn im Auge. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird es diese Anschlüsse nicht mehr geben. Warum? Ganz einfach: Über diese Anschlüsse lässt sich alles mögliche auf dem Rechner speichern und so auch der Kopierschutz u.ä. umgehen. Genau das möchten aber die großen Firmen Microsoft und Sony usw. um alles in der Welt verhindern.

Und nur als kleine Frage von mir so einfach in den Raum gestellt: Was hat es mit dem reduzierten Funktionsmodus in Windows Vista auf sich? Man ahnt es …

Privater Emissionshandel gefällig?

Frau Merkel hat ein hehres Ziel vor Augen: Der weltweite Ausstoß an CO2 soll pro Kopf und Jahr auf maximal 2 Tonnen begrenzt werden. 2 Tonnen? Das sind immerhin 2000 kg.

Um das Ganze möglichst effizient zu handhaben, schlage ich vor, dass ein privater Emissionshandel mit so genannten Emissionszertifikaten eingerichtet wird. Nach jetzigem Stand entspricht eine Tonne Kohlendioxid einem Emissionszertifikat. Jeder Mensch dieser Erde bekommt also zwei Zertifikate. Produziert einer mehr als 2 Tonnen CO2, so muss er Strafe zahlen oder kann ungenutzte Zertifikate anderer kaufen. Wer weniger Emissionen erzeugt, kann seine Zertifikate entsprechend auf dem freien Markt verkaufen.

Klimawandel?!

Wer wie meine Familie (4 Personen = 8 Tonnen CO2) kein Auto besitzt, ist natürlich gut dran. Da können wir durch Emissionshandel noch einmal kräftig unsere Haushaltskasse aufbessern. Okay, gelegentlich fahren wir mit der Bahn, die für kohlenstoffdioxid-äquivalente Emissionen sorgt, und ab und zu lassen wir auch einmal einen Pups (Abgase dieser Art werden auch entsprechend umgerechnet). Aber am Ende stehen wir mit unserer CO2-Produktion besser da als die vielen Autobesitzer.

siehe zdf.de: Merkel will CO2-Ausstoß weltweit begrenzen

Ein Kartenhaus bricht zusammen

Okay, es sind schon ganz andere ‚gehackt‘ worden. Trotzdem fragt man sich, wie so etwas geschehen kann: Hacker gedienten sich beim Hamburger Online-Ticketshop kartenhaus.de und stahlen die Daten (samt Kreditkartennummern) von nicht weniger als 66.000 Kunden. Die Kunden selbst wurden erst Tage später über den Diebstahl informiert. Immerhin.

Ein Kartenhaus bricht zusammen

Ich kenne einige, die von diesem Diebstahl betroffen sind. Und die fragen sich besonders, was jetzt zu tun ist. Ich empfehle, sich mit dem Bankinstitut kurz zuschließen, von dem man die Kreditkarte hat. Zumindest sollte man die Geldbewegungen auf seinem Konto beobachten. Und in Zukunft sollte man vielleicht doch eine Zeitlang seine Eintrittstickets wieder ‚offline‘ kaufen.

siehe zdf.de: Hacker hatten freien Eintritt

Was ist bloß mit Ian los? Teil 84: Spot the Tune

Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

da bin ich wieder. Mailprobleme habe ich nach wie vor, aber es wird schon gehen.

Es würde mich freuen, wenn ich einen Musiker entdecken würde, dem ich soviel Begeisterung entgegenbringen kann wie Mr. Anderson. Ich suche zwar nicht gezielt danach, aber wenn ich einem solchen Musiker begegnen würde, würde ich ihn erkennen. Al Stewart ist es leider nicht. Seine Melodien sprechen mich nicht an und seiner Stimme kann ich nichts abgewinnen. Zu seiner Stimme sind Begriffe gefallen wie schmalzig oder knabenhaft. Das ist aus meiner Sicht zutreffend. Hinzu kommt, dass sie in meinen Ohren irgendwie steril klingt. Mr. Stewart hört sich an wie ein Nachrichtensprecher im Praktikum.

Zu Hallelujah: Alle von Kretakatze gelinkten Versionen dieses Songs klingen besser als die von Mr. Cohen. Zu einigen Liedern klingt sein sonorer Sprechgesang sehr passend, aber ich habe das sehr schnell über. Ein ganzes Album könnte ich mir von ihm nicht anhören.

Die beste Interpretation aus der Linkauswahl kommt unbestritten von k.d. Lang. Ich kannte die Dame bis heute nicht. Sie wirkt in der Tat ein wenig herb, fast wie eine Schwester von Patti Smith.

Aber egal, für einen Shane McGowan – Fan sind Äußerlichkeiten bestenfalls sekundär.

Zwar sehe ich gerne gut aussehende Sängerinnen wie Kate Bush, Stevie Nicks oder Alice, aber gutes Aussehen allein reicht nicht aus. Das mögen Jennifer Lopez – Fans anders sehen, aber bei mir ist das nun mal so. Auf mich üben weniger blendend aussehende Musiker einen ganz eigenen Reiz aus. Jedenfalls ist die Stimme von Mrs. Lang über jede Kritik erhaben.

Zu Mr. Anderson: Der von Euch diskutierte Beginn seiner Stimmprobleme überrascht mich. Ich siedle den Anfang seiner Probleme in den 80er Jahren an. Vorher, auch 1978 im Madison Square Garden, klang er so, wie ich ihn hören wollte und will.

Auch ich habe die letzten Wochen nicht ganz Anderson-frei verbracht. Ich habe sogar in eine CD investiert. Allerdings in ein Album aus der guten alten Zeit. „Minstrel in the Gallery“ hatte ich bereits auf Vinyl, aber da der Plattenspieler nicht immer einsatzbereit ist… Ich denke, wir alle kennen das Problem.

Inspiriert durch die Barttracht des Meisters in den 70er Jahren habe ich versucht, meine Gesichtsbehaarung auch auf diese Länge wachsen zu lassen. Das ging gründlich schief: Sobald die Haare eine gewisse Länge erreichen, habe ich das Gefühl, in einer Hecke zu stehen. Bevor mich dieses Gefühl in den Wahnsinn treiben konnte, habe ich die Pracht auf gewohnte Länge gestutzt. Es will mir einfach nicht gelingen, mich dem Meister äußerlich anzugleichen; das Barett steht mir nicht so gut wie ihm und mit dem Bart war auch nichts. Glücklicherweise ist meine Persönlichkeit so weit gereift, dass mir das nichts ausmacht.

Lieber Wilfried, erlaube mir einen Gedanken zu Deinem Blog-Beitrag über das letzte Werk von John Irving. Skurrile Charaktere und sexuell sehr aktive Menschen ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Romane. Das ist eine seiner Konstanten, da gibt es keine Überraschungen. Was mich hingegen geradezu erschüttert hat war das Lügengespinst, auf dem die Mutter des Protagonisten ihr und sein Leben aufgebaut hat. Eine so plötzliche Wendung habe ich bisher in keinem Irvingroman feststellen können. Wie dem auch sei: Wieder einmal ein toller Roman !

Nach dem heißen Sommer freue ich mich auf einen erfrischenden Herbst. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber immer, wenn mich die Herbstwinde umwehen, denke ich an die frühen Werke von Jethro Tull. Der Herbst ist für mich die schönste Jahreszeit.

Bis bald
Lockwood

26.09.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

gleich zu Lockwoods letztem Schreiben und da zu den Stimmproblemen von Ian Anderson. Ich denke schon, dass Anderson weit vor 1980 erste Probleme mit dem Gesang bekam. Vielleicht war das leicht Heisere in seiner Stimme auf „Aqualung“ wirklich nur eine Erkältung (also z.B. auf Cross Eyed Mary klingt er verschnupft). Nur muss man mit einem Schnupfen unbedingt eine Scheibe aufnehmen? Wenn es die Studiobosse aus Zeitgründen so wollen, sicherlich … Ich gebe Dir, Lockwood, aber Recht: 1978 im Madison Square Garden, mag Andersons Stimme nach Kretakatzes Meinung auch leicht mickymaus-ähnlich klingen, so gefällt sie mir wie Dir. Von Sängern in der Rockmusikszene erwarten wir eben nicht, dass sie wie irgendwelche Sängerknaben klingen. Auf der anderen Seite stimme ich Kretakatze zu: So ein Stimmproblem kommt nicht von heute auf morgen. Aber lassen wir das.

Apropos Madison Square Garden: Ian Anderson beginnt das Konzert (Thick as a Brick) gewissermaßen mit einem Ratespiel: Spot the Tune! (Ist aus Zeitgründen nicht auf dem youtube-Video mit drauf). Und so frage ich auch Euch: Spot the tune! Errate die Melodie?

Es ist ein Stück von Jethro Tull, aber ohne den Meister (eigentlich sogar solo von ???) und von einem Album, das wir alle drei nicht sonderlich mögen. So schlecht hört es sich in dieser Interpretation nach meiner Meinung nicht an (da ich akustische Gitarren mag, klingt es für mich sogar ausgesprochen gut). Nun wie heißt das Stück? Ich will nicht, dass Ihr Euch blamiert (ich hätte mich mit Sicherheit auch blamiert), deshalb unten am Schluss die Auflösung. Übrigens ist das Stück auf dem schon erwähnten „25th Anniversary Box Set“ auf CD3 mit unveröffentlichten Aufnahmen (The Beacons Bottoms Tapes aus dem Jahre 1992) zu finden:


Wie heißt das Stück: Spot the Tune!

Zum Thema Plattenspieler: Als feststand, dass die alten Vinyl-Scheiben keine Zukunft mehr haben werden (ist nicht ganz richtig, denn es gibt immer noch die guten alten LPs im Angebot – gewissermaßen für solche, die ich, wenn auch politisch nicht ganz korrekt, Puristen nenne), da habe ich mir noch einmal einen ordentlichen Plattenspieler gekauft. Der steht zz. ganz in der Nähe meines Rechners, weil ich ja immer noch dabei bin, meine alten LPs (soweit ich diese nicht als CDs oder in anderer digitaler Form habe) auf dem PC zu speichern. Bei einigen Scheiben habe ich das ja bereits geschafft, aber in den letzten Wochen staubt der Plattenspieler nur noch ein, weil ich keine Zeit zum weiteren Digitalisieren finde.

Hier etwas für Kretakatze:

Fillmore West in San Francisco 13. bis 16.03.1969: Jethro Tull & Creedence Clearwater Revival

Es ist ein Plakat vom Fillmore West in San Francisco mit Konzertankündigungen für die Tage vom 13. bis 16.03.1969. An allen vier Tagen sind neben Jethro Tull auch Creedence Clearwater Revival im Fillmore West aufgetreten. So müssten sich Ian Anderson und John Fogerty doch eigentlich kennen (vier Tage lang kann man sich nicht aus dem Weg gehen).

Hierzu noch die Setlist lt. ministry-of-information.co.uk (am 17.03. wurde dann in L.A. noch schnell ein Stück aufgenommen):

13/3/69 Fillmore West San Francisco, Ca. USA
  A New Day Yesterday, To Be Sad Is A Mad Way To Be, Blues Jam, Fat Man, Dharma For OneAlso appearing, for all these Fillmore West shows: Creedence Clearwater Revival, Sanpaku.’Blues Jam‘ (not a jam) was introduced as ‚Martin’s Tune Again‘, to differentiate it from the „terrible“ ‚Martin’s Tune‘.
14/3/69 Fillmore West San Francisco, Ca. USA
15/3/69 Fillmore West San Francisco, Ca. USA
16/3/69 Fillmore West San Francisco, Ca. USA
18/3/69 Western Recording Studio LA, Ca. USA
  Recording ‚Driving Song‘  

Auch ich habe mir dieser Tage etwas von Tull gegönnt – die DVD von dem Konzert in Montreux 2003 (die Doppel-CD habe ich mir aber erspart). Die Qualität von Bild und Ton ist wirklich bestens (Ton sogar 5.1 – werde mir beizeiten die Scheibe über Beamer in unserem Keller anschauen). Die Stimmprobleme von Herrn Anderson sind natürlich nicht zu leugnen, halten sich aber in Grenzen (bei einigen Stücken mit weniger hoher Stimmlage würde man sie sogar kaum bemerken). Ich will Euch die DVD nicht unbedingt aufschwatzen. Aber ich als alter Tull-Fan kam nicht umhin, sie mir zu kaufen (zumal ich die Aufnahmen in bescheidener Qualität bereits kannte). Ich bin auf jeden Fall gespannt, was uns videomäßig zum 40. Tagestag von Jethro Tull erwartet. Alte Aufnahmen (besonders in Archiven deutscher TV-Sender, aber auch Wolfgang’s Schatzkammer müsste z.B. aus dem Fillmore West &/oder East neben Ton- auch über Filmmaterial – siehe unten – verfügen) gibt es reichlich, wie ich auch jetzt wieder bei youtube sehen konnte. Hier nur wenige Beispiele:


Jethro Tull Nothing is Easy 1970 (Anderson und Jungs beim Proben)


Jethro Tull – For A Thousand Mothers – Fillmore East 1969


Jethro Tull – A New Day Yesterday – Fillmore East 1969

Sehr interessant ist auch das Video zur Grammy-Verleihung 1988. Die Kommentare dazu sind auch ganz witzig (von: Wer ist Jethro Tull? über Gut, Jethro Tull sind ja gute Musiker, aber … bis zu Habt Respekt vor Jethro Tull …). Nur noch einmal zur Erinnerung: Gewissermaßen zum 25. Jahrestag des Aqualung-Albums 2006 spielte ja Metallica Jethro Tulls „Cross Eyed Mary“ beim Rock am Ring.

Wenn ich abends von der Arbeit mit der Bahn nach Hause fahre, habe ich meinen MP3-Player dabei, um mich bei guter Musik zu entspannen (morgens mache ich meist noch ein kleines Nickerchen, weil ich schon früh unterwegs bin; da mag ich mich nicht schon mit Musik berieseln lassen). Neben dem angesprochenen „25th Anniversary Box Set“ habe ich mir in den letzten Tagen u.a. das alte „Stand Up“-Album angehört. Das war die erste Scheibe, die ich mir in meiner Jugend gekauft hatte. Und ich weiß nun auch ganz sicher, weshalb es die erste Platte war, die ich mir angeschafft habe: Die Musik entspricht ganz dem, was ich mag. Natürlich spielen Anderson und Co. auch heute immer noch Stücke von dieser Scheibe („A New Day Yesterday“ oder „Nothing is Easy“). Abgesehen von den Anderson’schen Stimmproblemen gefallen wir die heutigen Interpretationen aber nicht wirklich. Es ist mir dabei zu viel Gedudele, es sind zu viele Schnörkel, die Anderson auf seiner Flöte zaubert. Vielleicht bin ich (selbst auch) zu sehr Purist. Aber mir gefallen die eher schnörkellosen (na ja, so schnörkellos sind sie auch wieder nicht …) Stücke alter Tage um einiges besser, auch wenn sie technisch (aufnahme- und spieltechnisch) nicht so ausgereift waren. Und das ist auch das, was mir an den heutigen Konzerten nicht allzu sehr gefällt. Nichts gegen Improvisation. Aber zuviel des Guten ist für mich nicht mehr gut. Der Meister muss eben zeigen, was er drauf hat (und will damit auch von seinen Stimmproblemen ablenken).

Den Herbst halte ich auch für eine sehr schöne Jahreszeit. Allerdings sind die letzten tage eher bescheiden (im Aachener Raum soll es ja auch wie aus Kübeln geschüttet haben. Wir hatten gestern fast den ganzen Tag Regen). Hoffen wir auf „goldenen“ Oktober. Ende Oktober habe ich (während der Herbstferien) noch zwei Wochen Urlaub. Da wäre etwas Sonnenschein schon nicht schlecht.

Soviel für heute. Man liest sich weiterhin.
Bis dahin
Wilfried

Spot the Tune: Das Stück heißt „Protect and Survive“ und ist vom Album „A“ (wie Anderson) aus dem Jahre 1980 – als alles begann, den Berg hinunterzugehen. Natürlich spielt Martin Lancelot Barre – solo. Aufgenommen wurde das Stück in seinem ureigenen Studio Presshouse Studio im Dezember 1992.

30.09.2007

English Translation for Ian Anderson

Einflugschneise Tostedt

Wer möchte nicht wie die Zugvögel gen Süden ziehen, wenn es bei uns kalt und dunkel wird? Nun, das kleine Städtchen, in dem ich hause, wird in diesen Tagen von vielen dieser Zugvögel überflogen. Tostedt ist eine Art Einflugschneise. Schon früh hört man bei schönem Wetter das Geschnattere, bevor die Flieger in großer Anzahl zu sichten sind. Sie kommen aus östlicher Richtung und fliegen weiter gen Westen, denn viele Vögel suchen sich im Abendgrauen einen Rastplatz in der Nähe wie das Tister Bauernmoor bei uns, das zur Rast von Kranichen bestens geeignet ist.

Vogelzug

Rattenfraß

Ratten in der Küche: ein Unding. Ratten zwischen den Kochtöpfen eines Pariser Gourmet-Restaurants: eine Katastrophe!

Von Pixar Animation Studios ist jetzt ihr 8. am Computer animierte Trickfilm in den Kinos zu sehen. Nach Toy Story 1 und 2, Das große Krabbeln, Monster AG, Findet Nemo, Die Unglaublichen und Cars jetzt also ein Einblick in die Haute Cuisine und in ein Rattenleben: Ratatouille.

Zum Inhalt: Landratte Remy träumt davon, als Chefkoch seine Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Das Schicksal meint es gut mit dem kleinen Feinschmecker und lässt ihn eines Tages in der Küche von Meisterkoch Gusteau landen. Weil aber Ratten dort nicht willkommen sind, geht er einen andern Weg: Er freundet sich mit dem Küchenjungen Linguini an, der fürs Kochen kein Talent, aber ein großes Herz hat. Von Remy „ferngesteuert“, sorgt dieser fortan mit seinen Kochkünsten für Furore.

Kaum zu glauben, aber Pixar hat sich noch einmal selbst übertroffen: Die herzerwärmende Geschichte vom Kampf gegen alle Widerstände ist gespickt mit Dialogwitz, rasanten Slapstick-Einlagen und visuellen Gags. Eine zudem tricktechnische Meisterleistung. Kurzum: Einfach köstlich!

Ratatouille: Rattenfraß