Ja, das liebe Geld – Teil 2

Seit nun fast 38 Jahren bin ich Kunde der Postbank. Damals hieß es noch Postscheckamt und wurde später in Postgiroamt „umgetauft“. Wie beide Namen („Amt“) verraten, war es mehr Behörde als Bank. Und so nannte man das, was heute Postfiliale heißt, noch Postamt. Einen Nachteil hatte es damals, dort Kunde zu sein: Es kam einem Verbrechen gleich, wenn man sein Konto überzog.

Kontobelege des Postscheckamtes 1970/76
Kontobelege des Postscheckamtes 1970 bzw. 1976

Nun berichten die Medien, dass der Post-Chef Zumwinkel im Zuge der Liberalisierung des Briefmarktes auch über die Zukunft der Postbank, die nach ihrem Börsengang im Jahr 2004 mit 50 Prozent und einer Aktie der Deutschen Post AG gehört, „nachdenkt“: Geplant ist eine Superbank für Deutschland, also die Fusion der Postbank mit einem anderen großen Geldinstitut, z.B. der Deutschen Dank.

Und schon meldet sich Josef Ackermann, der Deutsche-Bank-Chef (Jahresvergütung 2005 insgesamt 11,9 Millionen Euro), und bekundet sein Interesse. Zwar erzielte die Deutsche Bank trotz der schweren Kapitalmarktkrise einen Rekordgewinn von 6,5 Milliarden Euro. Im traditionell stärksten Bereich, dem Investmentbanking, musste das Institut wegen der Krise allerdings deutliche Einbußen hinnehmen. Der Überschuss wurde dank eines anziehenden Privatkundengeschäfts erzielt. Die Postbank ist auf Privatkunden spezialisiert und hat etwa 15 Millionen Kunden.

Nachtigall ick hör dir trapsen, wie der Berliner sagt. Sicherlich ist es richtig, wenn bei der Postbank Schwächen im Bereich der Geldanlage festzustellen sind. Entsprechend ist man bemüht, durch attraktive Zinssätze Privatkunden zur Geldanlage einerseits und Kreditaufnahme andererseits zu bewegen. Wenn nun die Deutsche Bank ihre Finger nach der Postbank ausstreckt, kann man erahnen, was z.B. auch auf mich als Privatkunden zukommen wird. Ich werde zum Zitrönchen, das Herr Ackermann bis zum letzten Tröpfchen auszupressen bemüht sein wird.

Ein weiterer Blick zurück. Die Differenz zwischen Darlehenszinsen und Zinsen auf private Geldguthaben war früher sehr gering. Nahm man Geld auf, so zahlte man kurzfristig kaum mehr als 10 % Zinsen. Bei längerfristigen Geldanlagen kassierte man dagegen oft bis zu 9 %, manchmal mehr. Heute bekommt man, wenn es hochkommt, vielleicht 4 % an Zinsen, während man bis zu 20 % Zinsen z.B. für Dispo-Kredite zahlt.

Privatkunden lohnen also. Und wenn eine Bank über hohe Geldvolumen verfügt, so wird sie diese möglichst gewinnbringend am Kapitalmarkt (zugunsten ihrer Aktionäre, nicht ihrer Kunden) einsetzen. Wohin solche Finanzspekulationen führen, haben wir dieser Tage am Beispiel der französischen Großbank Société Générale gesehen (zuungunsten der Kunden, nicht der Aktionäre).

Nein, Herr Ackermann. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Bei uns wird sie erst gar nicht beginnen. Da ich nicht gewillt bin, meinen Beitrag zu Ihrer Gehaltsvergütung als Vorstandschef einer möglichen Superbank zu leisten, so werde ich, wenn es denn zu einer Fusion Deutsche Bank/Postbank kommen sollte, mit Sicherheit meine wenigen Bankgeschäfte einem anderen Geldinstitut anvertrauen müssen.

Siehe auch zdf.de: Ackermann zeigt Interesse an Postbank

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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