Vor 40 Jahren: Niederschlagung des Prager Frühlings

Im April vor 40 Jahren wurde Martin Luther King ermordet. Für mich war das Anlass, mich näher mit ihm und seinem gewaltlosen Protest für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA auseinander zu setzen. Bereits Jahre zuvor hatte mich der Tod von John F. Kennedy, damals war ich noch keine 10 Jahre alt, sehr betroffen gemacht. Kennedy galt nach seiner berühmten Rede am 26. Juni 1963 (knapp 5 Monate vor seiner Ermordung) vor dem Rathaus Schöneberg („Ich bin ein Berliner!“) besonders auch in Deutschland als Hoffungsträger in der Auseinandersetzung um die geteilte Stadt Berlin.

Im August 1968 nun war ich mit meinen Eltern in Bad Liebenzell/Schwarzwald in Ferien. Wir waren in einem Ferienhaus der Liebenzeller Mission untergebracht. Wenige Kilometer von Bad Liebenzell entfernt lebte ich bis 1958 einige Zeit mit meinen Eltern und Geschwistern in Pforzheim. In südlicher Richtung liegt Calw, der Geburtstort von Hermann Hesse.


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Eines Morgens nun verbreitete sich die Nachricht, dass Truppen des Warschauer Paktes, so auch der DDR, in die Tschechoslowakei einmarschiert wären, um gewaltsam den Versuch der politischen Führung in Prag, das Land zu liberalisieren, was unter der Bezeichnung „Prager Frühling“ in die Geschichtsbücher einging, niederzuschlagen. Es war der 21. August 1968.

Prag - Wenzelsplatz: Niederschlagung des Prager Frühlings

Alexander Dubček war am 5. Januar 1968 Ersten Sekretär der Kommunistischen Partei geworden und schlug einen reformkommunistischen Kurs in der Tschechoslowakei ein, der für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz einstand. Nach der Zerschlagung der Reformbewegung musste Dub?ek am 17. April 1969 als Parteichef der KP? zurücktreten.

Ziel der Reformbewegung war ein „dritter Weg“ zwischen Kommunismus und Kapitalismus, eine Art Marktsozialismus mit demokratischen Strukturen, Pressefreiheit usw. Das ging den Herren in Moskau, Ost-Berlin usw. zu weit. Und so rückten in der Nacht vom 20. auf den 21. August vor 40 Jahren Panzer in die tschechoslowakische Hauptstadt ein, um die Reformbewegung im Keim zu ersticken.

Ein letztes Zeichen für den Prager Frühling setzten Studenten wie Jan Palach Anfang 1969, die sich öffentlich in Brand steckten.

Siehe auch zdf.de: Das Ende des Frühlings
und die Bilderserie: Prag 1968: Hoffnung von Panzern zermalmt

Er dauerte wenige Monate, der kurze Rausch der Freiheit: Vor 40 Jahren kämpfte die Reformbewegung „Prager Frühling“ für mehr Demokratie im Ostblock – und wurde von den Panzern der Invasion vernichtet.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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