Das Ende der Spiele

Die olympischen Spiele in Peking sind zu Ende. Peking sei der beste Olympia-Gastgeber der vergangenen hundert Jahre gewesen. So feiert man sich selbst in China. Und: Der Spitzenplatz der chinesischen Athleten in der Goldmedaillenwertung sei ein historischer Durchbruch und hat ein neues Kapitel in der Entwicklung des Sports in China geschrieben, verkünden die chinesischen Printmedien. Oder anders gesagt: Ein rigoroses Sportsystem, das in dieser Art bei uns nicht denkbar ist, liefert den geplanten Erfolg: Es zählt nur Gold!

Sicherlich waren es außergewöhnliche olympische Spiele, ein perfekt inszeniertes Spektakel, begleitet von kontrollierter Ausgelassenheit. China hat keine Kosten gescheut, um der Welt zu zeigen, zu was es fähig ist. 43 Milliarden Dollar hat das Land in die olympische Infrastruktur investiert. London in vier Jahren wird gerade mit einem Drittel des Geldes auskommen müssen. Es zeigt sich eben, dass nur ein totalitäres Regime so viele Milliarden Dollar locker machen kann, obwohl gleichzeitig mehrere Hunderte Millionen seiner Bürger in tiefster Armut leben.

Olympia: Ende der Spiele?

Immerhin gesteht IOC-Chef Rogge die Machtlosigkeit des IOC in Sachen Zensur und Unterdrückung von Protesten ein. Hier hat China nicht das eingehalten, was es versprochen hat. „Durch Olympia hat die Welt mehr über China gelernt und China mehr über die Welt.“ Was die Welt über China gelernt hat, entspricht kaum der Wirklichkeit. Kann man nur hoffen, das China tatsächlich etwas mehr über die Welt gelernt hat. Besonders was Menschenrechtsfragen betrifft. Zu wünschen ist, dass die Machthaber in Peking ihre bisher sture Haltung aufgeben und die nötigen Reformen in Gang setzen, um China auf den Weg zu einem Rechtsstaat zu bringen.

Nach der zunehmenden Kommerzialisierung der Olympiade erreichten die Spiele in Peking also eine neue Dimension. In London 2012 dürfte sich das wieder normalisieren. London hofft, Olympia etwas zu geben, was in Peking vielleicht ein wenig zu kurz kam: mitreißende Spiele, auch außerhalb der Sportstätten, Party-Stimmung und Humor. „Funky“ und modern, gut organisiert, aber nicht klinisch soll es werden.

Die Mehrheit der Athleten scheint bei den Spielen 2008 sauber. Nur 10 Dopingfälle trüben den Gesamteindruck. Immerhin werden die Blutproben acht Jahre lang aufbewahrt. Bis dahin sollten auch die Dopingmittel nachzuweisen sein, die heute nicht aufgedeckt werden können. Erst dann wird man wissen, was die Spiele 2008 wirklich wert waren. Ob dann Superstars wie der jamaikanische Sprinter Usain Bolt und der US-Schwimmer Michael Phelps weiterhin als denkwürdige Olympioniken gelten können? Was bleibt von den 51 Goldmedaillen für China?

Sicherlich ist es ein hehrer Gedanke, Sportler aller Welt zum friedlichen Wettkampf miteinander alle vier Jahre zusammenkommen zu lassen. Aber wenn ein solches Großereignis wie auch immer zu entgleisen droht, dann muss die Frage gestellt werden, ob so etwas überhaupt noch zeitgemäß ist. Es ist dann längst nicht mehr eine Frage des Geldes (welches Land kann olympische Spiele überhaupt noch finanzieren?). Schauen wir, wie es in London zugeht. Manchmal ist das Ende schneller da, als man denkt.

siehe auch zdf,de – Olympia-Satire-Videos:

Hart, aber unfair – Teil 7

Hart, aber unfair – Teil 8

Teil 1-6 siehe auch: Olympische Beobachtungen

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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