40 Jahre Woodstock

Ohne Zweifel: Es war die Mutter aller Festivals der Rockmusik: das Woodstock Music and Art Festival 1969, das vor genau 40 Jahren vom 15. bis 18.August 1969 auf einer Farm in Bethel im US-amerikanischen Bundesstaat New York stattfand. Auf dem Festival traten 32 Bands und Solisten der Musikrichtungen Folk, Rock, Soul und Blues auf. Dabei herrschten auf dem Festivalgelände chaotische Zustände, da die erwarteten Besucherzahlen um ein Vielfaches übertroffen wurden.

Dieses Foto dürfte bei nicht wenigen als Poster im Schlafzimmer an der Wand gehängt haben. Es verdeutlicht das Motto des Festivals: 3 Tage im Zeichen der Liebe und der Musik – zeigt aber auch, welches Chaos durch Regen und Sturm während der Tage herrschten.

Durch Woodstock haben einige Musiker ihre Karriere zu verdanken, neben Richie Havens, der das Festival am Freitag eröffnete und solange spielte, bis ihm die Lieder ausgingen – der dann eine Version des Spirituals Motherless Child („Kind ohne Mutter“) improvisierte, der er eine Strophe mit dem ständig wiederholten Wort Freedom („Freiheit“) hinzufügte – bis hin zu Joe Cocker, der zuvor eher unbekannt war und der am Sonntag mit einer Coverversion des Beatles-Klassikers „With a Little Help from My Friends“ den ersten großen Durchbruch in seiner Karriere erreichte.


Richie Havens: Freedom – Woodstock 1969


Joe Cocker: With a little help from my friends – Woodstock 1969

Legendär natürlich der Auftritt von Jimi Hendrix am Ende der Festivals. Hendrix spielte unter anderem den Titel The Star-Spangled Banner, seine Interpretation der US-amerikanischen Nationalhymne, als einen Friedensappell vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges, in der er das Geräusch einschlagender Raketen und das Sterben der Soldaten musikalisch wiederzugeben versuchte. Mit Hendrix’ Darbietung von Purple Haze, einer Improvisation und Villanova Junction (gefolgt von Hey Joe als Zugabe) endete das Konzert am Montagmorgen gegen 9:00 Uhr.

Woodstock ging natürlich auch schon deshalb in die Geschichte der Rockmusik ein, weil über 20 Kameraleute auf dem Festival über 100 Stunden Farbfilmmaterial erstellt hatten. Aus diesem Material wurde ein dreistündiger Dokumentarfilm im Breitwandformat geschnitten, der dann auch in unsere Kinos kam. Bemerkenswert ist die Splitscreen-Technik, mit der teilweise bis zu drei Perspektiven nebeneinander montiert wurden.

Nachdem das eigentliche Festival ein finanzielles Desaster gewesen war, spielte der Film die ersten 5 Millionen Dollar innerhalb von nur 18 Wochen ein.

Im Vorfeld war nicht absehbar, dass Woodstock einmal in die Annalen der Rockmusik eingehen würde. Die Veranstalter rechneten mit etwa 60.000 Besuchern. Tatsächlich machten sich rund eine Million Menschen auf den Weg, die Hälfte von ihnen blieb in verstopften Zugangswegen stecken und wurde von der Polizei wieder nach Hause geschickt. Über 400.000 Besucher erreichten dann das Festival.

So war auch ein Auftritt der Gruppe Jethro Tull für den Sonntag vorgesehen. Der Manager der Gruppe, Terry Ellis (u.a. auch Mitbegründer des Plattenlabels Chrysalis), entschied sich aber für einen finanziell lukrativeren Konzerttermin genau für die drei Tage vom 15. – 17. August im „Revolution“ in Monticello, NY. USA, also gar nicht soweit von Woodstock entfernt. Immerhin traten dann Jethro Tull 1970 beim Festival auf der Isle of Wight auf (das mit geschätzten 600.000 Besuchern wahrscheinlich bestbesuchte Festival in der bisherigen Geschichte der Rock-Musik); siehe hierzu mein Beitrag Jethro Tull – Their Fully Authorized Story

1969 war ich 15 Jahre alt, also so alt wie mein jüngster Sohn heute. Woodstock war mir damals gegenwärtig, interessierte mich aber doch nur eher am Rande. Im Kino habe ich den Film nie gesehen, erst sehr viel später habe ich mir den als DVD gekauft. Viele der Auftritte (Hendrix, Joe Cocker, Joan Baez usw.) kannte ich aber natürlich aus Fernsehaufzeichnungen – bei YouTube sind viele zu betrachten.

Die Frage stellte sich mir ein Jahr später – sollte ich zur Insel Fehmarn, um mir das dortige Festival auf einem Acker vor dem Flügger Strand anzuschauen. Das Festival fand vom 4. bis 6. September 1970 statt, und obwohl der Wetterbericht einen sonnigen Spätsommer versprach, regnete und stürmte es drei Tage lang, dass sich jeder nur wunderte, wieso alle trotzdem blieben. Höhepunkt dieses Festivals war wieder einmal Jimi Hendrix, der nur 12 Tage später in London verstarb, so wurde das Fehmarner Festival zu Jimi Hendrix’ letztem Auftritt. Zur Erinnerung daran steht nun auf besagtem Festival-Acker vor dem Flügger Strand ein Gedenkstein. Am 5. September d.J. gibt es übrigens das 15. Jimi Hendrix Hendrix-Revival-Festival am besagten Flügger Strand.

Nun ich bin damals nicht nach Fehmarn gereist und habe auch bis heute keines dieser Open-Air-Festivals besucht, die so oft, wie es scheint, in guter Woodstock-Manier ins Wasser gefallen sind. Sicherlich ist es ein Ereignis, im Matsch zu zelten und mit vielen Gleichgesinnten der Musik zu lauschen. Dass ich durch meine Abwesenheit etwas verpasst habe, möchte ich aber nicht behaupten.

siehe auch ard.de: Drei Tage „Love, Peace and Music“

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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