Sommer 1965

Für heute kündigt sich ein weiterer heißer Sommertag an. Temperaturen von fast wieder 30 °C erwarten uns. Aber der Luftdruck fällt bereits seit gestern und für spätestens heute Abend ist Gewitter angekündigt. Dann soll es wieder frisch und regnerisch werden.

Von meinen Eltern habe ich einige Fotos ‚geerbt’; u.a. eines vom August 1965, als ich gerade einmal elf Jahre alt war. Es zeigt mich (im Anzug) zusammen mit meiner Großmutter, meiner Tante Ruth, meinem Cousin Klaus und meiner Cousine Ursula im Kölner Zoo.

Willi mit Verwandtschaft (Cousine Ursula) im Kölner Zoo

Es war der Abschluss mehrere Ferienwochen, die ich zuvor bei meinen Großeltern in dem kleinen Ort Berghausen bei Oberpleis zugebracht hatte. Auch Klaus und Ursula waren dort. In meinen Beiträge Von Beeren und Bären und Drachenfels habe ich bereits von meinen Ferien dort berichtet.


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Berghausen bei Oberpleis/Königswinter

Damals war Berghausen ein sehr kleiner Ort. Es gab nur weniger Häuser und einige Bauernhöfe. Und in der zweiten Reihe, hinter einem Haus mit einem Lebensmittelgeschäft (Tante Emma Laden) befand sich das kleine Haus meiner Großeltern, in dem auch meine Tante wohnte, gleich neben einer Art von Scheune, in dem sich auch das damals auf dem Lande durchaus noch übliche Plumpsklosett befand. Ich gestehe, dass das für mich der reinste Horror und das einzigste war, das meinen Aufenthalt ‚auf dem Lande’ verleiden konnte.

Das Haus selbst war ziemlich abenteuerlich, die Zimmer klein und von einem Zimmer oben konnte man durch eine Luke, eine durch eine Klappe verschließbare Öffnung in Boden, hinunter in den Küchenraum auf den Herd gucken. So klein das Haus war, umso größer war das Grundstück dazu, auf dem meine Großmutter einen Nutzgarten angelegt hatte. Dort wuchsen Bohnen, Erbsen und was man sonst noch so für den Eigenbedarf brauchte. Es gab Kirsch- und Apfelbäume und am Ende an einen Zaun gelehnt die erwähnten vielen Himbeersträucher.

Im Sommer 1965 war ich gleich mehrere Wochen in Berghausen. In vielem erinnere ich mich zwar nur noch schemenhaft, aber ich weiß noch genau, dass es für mich damals eine ganz besondere Zeit war. Zusammen mit Ursula und meist auch Klaus erkundeten wir die Gegend, schauten in die eine oder andere Scheune, in der archaische Geräte standen, die ihre besten Tage hinter sich hatten. Es gab jede Menge Freiraum, Wiesen und Äcker, auf denen wir die Zeit vergaßen und herumtollen konnten, auch schon einmal kleiderlos. Tagsüber halfen wir gelegentlich der Großmutter beim Erbsenpulen. Wer kennt heute noch frische Erbsenschoten? Manche Erbse wanderte in den eigenen Mund. Abends dann aßen wir Kirschen und erste Augustäpfel direkt von den Bäumen. Und auch die genannten Himbeeren gleich zu Anfang der Ferien ließen wir uns genüsslich schmecken.

Obwohl im Ort selbst nichts los war, keine Kinderbelustigung welcher Art auch immer, so war es für uns Kinder doch das Abenteuer pur. Langeweile kannten wir nicht. Wir waren uns selbst genug. Ich bedaure manche Kinder heute, denen man Attraktionen ohne Ende bieten muss und die trotzdem nicht zufrieden sind. Übrigens: Meine Söhne konnten sich auch stundenlang selbst beschäftigen.

Aber natürlich hatte auch diese Zeit ein viel zu schnelles Ende. Wir fuhren nach Köln, wo Ursula und ihr Bruder Klaus wohnten. Dort holten mich dann meine Eltern ab und es ging zurück nach Bremen. Aber noch heute erinnere ich mich wieder gern an die Zeit vor über 45 Jahren. Eine solch ungebundene Zeit der Kindheit vergisst man wohl nie.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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