Der Derby-Effekt

In der letzten Saison gewann am 21. Spieltag der FC St. Pauli ‚auswärts’ in der Fußballbundesliga im Hamburg-Derby gegen den HSV mit 1:0. Die Freude bei den Fans war unermesslich groß. Mehr als der Klassenerhalt zählte der Sieg gegen den ungeliebten Lokalrivalen. Aber dieser Derby-Sieg sollte sich als Fluch erweisen. Zwar gewann man am nächsten Spieltag noch das Heimspiel gegen die Gladbacher. Aber aus den letzten 12 Spielen holte St. Pauli gerade noch einen einzigen Punkt, rutschte vom 11. Platz auf den 18., wurde so mit Abstand Letzter und stieg ab.

Ganz so feindselig ist die Rivalität zwischen dem SV Werder Bremen und dem HSV nicht. Aber ein Sieg wird gern gefeiert, zumal wenn er auswärts zustande kommt. Entgegen meinen Erwartungen siegten tatsächlich die Bremer am 22. Spieltag in Hamburg mit 3:1, zeigten ein gutes Spiel, zumal der HSV durchaus auf Augenhöhe agierte. Als Fan durfte man erwartungsfroh den nächsten Spieltagen entgegensehen.

Aber Pustekuchen! Es muss eine Art von Derby-Effekt sein, ein Fluch, wenn nach einem Derby-Erfolg plötzlich nicht mehr viel zusammenläuft. Der SV Werder verliert plötzlich Spiele, deren Punkte man eigentlich fest einkalkuliert hatte, zunächst zu Hause gegen den ‚Club’ aus Nürnberg, dann bei der verunsicherten Hertha in Berlin – jeweils 0:1.

Nicht das man unbedingt schlecht gespielt hätte, das nicht; Geschäftsführer Klaus Allofs bringt es auf den Punkt: „Wir sind nicht in der Lage, zwingend zu spielen und uns in den entscheidenden Situationen durchzusetzen. Wenn der letzte Pass ansteht, die Chance kommt, dann sind wir nicht konsequent genug.“ Unvermögen nennt man das auch. Hätte Werder die beiden Spielen gewonnen, dann wären sie fast an Schalke und damit an dem 4. Platz, der zumindest für die Qualifikation zur Champions League berechtet, dran gewesen. Nicht nur Schalke, sondern auch die Bayern und die Gladbacher Borussia musste plötzlich Haare lassen. Aber die Bremer haben die Gunst der Stunde nicht zu nutzen gewusst.

Am Sonntag geht es gegen Hannover 96, die plötzlich nur noch einen Punkt hinter Werder stehen. Wenn das Spiel verloren geht, dann kann Werder wahrscheinlich auch die Europa League-Teilnahme knicken und dürfte den Rest der Saison im Mittelfeld dahindümpeln.

Es ist sicherlich nur ein schwacher Trost zu sehen, wie in ähnlicher Manier die Bayern oder jetzt auch Mönchengladbach ihre Spiele verlieren. Borussia Dortmund, mit sieben Siegen in sieben Spielen in der Rückrunde, ist auf Meisterkurs.

Der Sonntag ist der Schicksalstag. Wenn nicht mit Spielkunst, dann muss eben mit Kampf ins Spiel gegangen werden (mit Kampf, nicht Krampf), um die nötigen Zweikämpfe für sich zu entscheiden. Auch die Standards wie Eckbälle müssen endlich konsequenter genutzt werden. Ich denke, dass ist bei den Bremern angekommen. Ich bin gespannt, ob das auch auf dem Feld umgesetzt wird. Lassen wir uns überraschen …?!

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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