Was ist bloß mit Ian los? Teil 15: Ian & Alfred Tetzlaff

Hallo Wilfried,

Die Begriffe „Krau“ oder auch „Krauvogel“ sind im Rheinland geläufige niederdeutsche Begriffe; Deine Mutter wird sie kennen. Es sind mundartliche Synonyme für Pack, Underdogs, sozial Benachteiligte, Milieugeschädigte… Sie bezeichnen auf abfällige (aber manchmal zutreffende Weise) Angehörige der sozialen Unterschichten. Der typische Krauvogel ist ungebildet, seit Generationen arbeitslos und von der Wohlfahrt abhängig, Alkoholiker, Kettenraucher, ungepflegt, vorbestraft, inzestuös ambitioniert, ausfallend, gewaltbereit, egozentrisch. Das ganze in Verbindung mit einem enormen Selbstbewusstsein. Es müssen allerdings nicht alle diese Kriterien gegeben sein, um als Krau anerkannt zu werden. Sollte ein Faktor fehlen, kann das durch Verstärkung einer anderen dieser Eigenschaften durchaus kompensiert werden.

Dein Gen-Cocktail aus rheinischen und ostpreußischen Einflüssen ist in der Tat bemerkenswert. Ich denke, es braucht schon ein solch exklusive Mischung, um einen EDV-technischen Wunderknaben hervorzubringen. Mutter aus Köln, Vater aus Masuren; darf ich fragen, welcher Konfession Du angehörst ? Es ist reine Neugier; Köln klingt katholisch und Masuren und Preußen verbinde ich mit dem Protestantismus. In unserer Gegend bestimmt in gemischt-konfessionellen Ehen die Mutter das Bekenntnis der Kinder, da sie in der Regel stärker mit der Erziehung befasst ist als der Vater. Nach allem, was ich von Dir gelesen habe, machst Du allerdings keinen „katholischen“ Eindruck. Das kannst Du als Kompliment auffassen.

„Ein Prachtkerl dank Chappi !“ Das ist eine prima Überleitung zu Mr. Anderson’s Essgewohnheiten. Dass das ganze Curry seinem Hirn nicht schadet, hat er zumindest in der Vergangenheit bewiesen. Die indischen Küche mag ich nicht. Ich bevorzuge deutsche Hausmannskost, Pasta in allen Variationen und hin und wieder etwas Chinesisches oder Arabisches. Mein freiwilliger Verzicht auf Bier und Feuerwasser aller Art kann den Leser schnell auf die falsche Fährte führen; dieser Verzicht hat weder moralische, religiöse noch philosophische Gründe. Die schlichte Wahrheit ist, dass mir das Zeug weder schmeckt noch bekommt. Hin und wieder trinke ich ein alkoholfreies Bier zum Essen, aber nur selten.Auch beim Kaffeegenuss halte ich mich zurück; vielleicht 3 – 4 Tassen pro Woche. Kaffee schmeckt mir zwar, aber hin und wieder zeige ich Verantwortungsgefühl für meine Pumpe.

Aber zurück zu den Anderson’schen Ernährungsgewohnheiten: Irgendwo las ich, dass er statt Bier lieber Milch trinke. Da es mir genau so geht, war ich leichtfertig bereit, dieser Aussage Glauben zu schenken. In der Zwischenzeit habe ich aber Einiges von seiner zynischen Ader mitbekommen, so dass ich mich fragen muss, wie ernst diese Aussage zu nehmen ist. Dem Kerl kann man gar nichts mehr glauben.

Seit einiger Zeit überlege ich, an wen das Äußere des aktuellen Mr. Anderson mich erinnert, wenn er kein Kopftuch trägt. Gerade wird es mir klar ! Kennst Du den Schauspieler Heinz Schubert ? Den Menschen im Sendegebiet des WDR ist er vor allem durch die Rolle des Alfred Tezlaff (Ekel Alfred) bekannt. Mr. Anderson ist zwar etwas höher gewachsen als Herr Schubert, aber nicht wesentlich.

Zum Schluss zu seinem geheimnisvollen kleinen Finger: In der Videosammlung auf Deiner Tull-Seite ist u.a. ein Video, das Mr. Anderson 1978 im Madison Square Garden zeigt, das „Flute Solo“. Hier gibt es einige Großaufnahmen seiner Hände beim Flötenspiel. Es ist zu sehen, dass der kleine Finger stets gekrümmt, aber nicht unbeweglich ist. Halt ! Ich weiß, was Du jetzt denkst: „Ein gekrümmter Finger ist beim Flötenspiel nicht nur normal, sondern unerlässlich !“ Schau‘ Dir das Video an, dann wirst Du sehen, dass der Finger auf eine Art und Weise gekrümmt ist, die mit dem Flötenspiel nicht zu erklären ist. Auf mich als anatomisch interessierten Laien wirkt es, als sein eine Sehne beschädigt. Warum schreibt der Kerl auch keine Biografie ? Er ist doch sonst unternehmerisch sehr aktiv ! Aber vielleicht fühlt er sich für seine Memoiren noch zu jung…

Kurz zu Angelo Branduardi und Kate Bush. Sie haben eine Gemeinsamkeit: Beide wurden einem breiteren deutschen Publikum erst durch ihre Auftritte bei ‚Bio’s Bahnhof‘ bekannt. Ich kann mich an diese Auftritte ganz dunkel erinnern. Kate Bush kannte ich bereits aus dem Radio, aber Branduardi war mir neu. Aber den Namen habe ich mir gemerkt. Herr Biolek macht jetzt nur noch durch seine fürchterlichen Koch-Sendungen von sich reden, aber seinen Bahnhof und seine Talkshows haben mich begeistert. Dafür verziehe ich ihm sogar seine Melissengeist-Werbung.

Der Tisch des Wortes ist wieder reichlich gedeckt.
Bis bald
Lockwood

16.09.2006

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Hallo Lockwood,

Es tut mir Leid, wenn Du so viel Zeit investiert hast. Die Datei, die du mir geschickt hast, ist zwar eine MP3, aber nur im Nirvana ist es stiller. Ich habe versucht, den Grund hierfür bei mir zu rekonstruieren. Aber ich muss gestehen, selbst (fast) sprachlos zu sein. Wir können das jetzt alles vergessen oder aber: ausgeschlafen und nach drei guten Mahlzeiten solltest du dich mit gutem Mut wieder ans Werk machen. Könntest Du es vielleicht einmal mit dem Konvertieren in WMA (Windows Media Audio) probieren? Ich wäre auch mit WMAs zufrieden.

Ich hoffe, dass es klappt. Viel Glück dabei.
Soviel für heute.

Bis bald
Wilfried

17.09.2006

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Hallo Wilfried,

über geraubte, investierte oder sonstwie verwendetet Zeit sollten Du und ich uns keine Gedanken mehr machen. Fehlendes Durchhaltevermögen ist eine große Charakterschwäche von mir, aber in diesem Fall bin ich zäh. Die WMA-Datei scheint geklappt zu haben. Sie läuft nicht nur hörbar ab, sondern auch ohne Einbußen in der Tonqualität.

Probier‘ sie aus und gib mir Bescheid.

Einen gesegneten Sonntag wünscht
Lockwood

17.09.2006

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Hallo Lockwood,

was machst Du an einem Sonntagnachmittag am Rechner? Oder habt Ihr schon dicke Wolken und Regen? Bei uns scheint die Sonne und ich schäme mich dafür, jetzt doch wieder den PC angemacht zu haben: Aber es hat sich ja gelohnt, ihn einzuschalten. Vielen Dank für das Lied. Es ist bestens und hat auch schon meine Seele erfreut.

Technisch heißt das: An Lautstärkeregelung und dergl. kann es nicht liegen (hätte mich auch stark gewundert). ich weiß ja nicht, ob Du weiterhin daran interessiert bist, MP3-Dateien zu erstellen. Ich lasse Dir das MusicMatch-Programm vorerst im Web verfügbar. Aber jetzt will ich diese Mail schnell abschicken – und noch ein wenig hinaus in den Garten.

War da nicht noch ein 2. Lied von Angelo? Ich freue mich darauf (und werde mir auch einmal wieder die eigene Branduardi-Scheibe anhören – ist leider eine LP und lässt sich nicht so einfach in ein Laufwerk hineinschieben).

Dir und Deinen Lieben noch einen schönen Sonntag.
Wilfried

17.09.2006

English Translation for Ian Anderson