Karl May-Filme (1): Die Sklavenkarawane (1958) – Der Löwe von Babylon (1959)

In diesem Jahr jährt sich zum 170. Mal der Geburtstag von Karl May. Außerdem wird seines 100. Todestages gedacht. Karl May war viele Jahre für Kinder und Jugendliche das, was heute die Harry Potter-Romane sind. Die Abenteuer von Old Shatterhand und Winnetou im wilden Westen oder von Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, übrigens Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah mit vollem Namen (»So bist Du also der Sohn Abul Abbas’, des Sohnes Dawud al Gossarah?«), habe ich in jungen Jahren gelesen. Dabei gefielen mir die Orientabenteuer besonders gut. Diese beginnen mit dem Buch „Durch die Wüste“.

Karl May: Die Sklavenkarawane (1958) – Der Löwe von Babylon (1959)

Viele der Abenteuer der Helden Karl Mays wurden verfilmt. So gibt es auch Verfilmungen der Orientabenteuer. Die erste mir bekannte Verfilmung ist Durch die Wüste aus dem Jahre 1936. Erst 1958 wurde dann der Film Die Sklavenkarawane, der erste Karl May-Film in Farbe, gedreht. In diesem Film, der herzlich wenig mit dem gleichnamigen Roman von Karl May zu tun hat, spielte Viktor Staal den Kara Ben Nemsi, Georg Thomalla den Hadschi Halef Omar und Theo Lingen Sir David Lindsay. Weitere Informationen zum Film siehe bei wikipedia.org: Die Sklavenkarawane


Karl May: Die Sklavenkarawane (1958)

Da der Film durchaus erfolgreich in den Kinos lief, so wurde ein Jahr später, 1959, eine ‚Fortsetzung’ gedreht: Der Löwe von Babylon. Diesmal spielte Helmuth Schneider (auf dem Filmplakaten als Helmut Schneider) den Kara Ben Nemsi. Dem Drehbuch liegt Karl Mays Roman Bei den Trümmern von Babylon zugrunde. Weitere Informationen zum Film siehe bei wikipedia.org: Der Löwe von Babylon.

siehe auch: karl-may-filme.de

Beide Filme sind zum Karl May-Jahr auf DVD erschienen. Ich habe mir den Spaß erlaubt, beide Filme an einem längeren Abend anzuschauen. Viele kennen aus dem Fernsehen sicherlich die späteren drei Verfilmungen (1964 – 1965, dazu später einmal mehr) mit Lex Barker als Kara Ben Nemsi, der dann ja auch Old Shatterhand verkörperte, was durchaus sinnvoll war, denn sowohl Kara Ben Nemsi als auch Old Shatterhand waren gewissermaßen die Alter Egos von Karl May. Hadschi Halef Omar wurde in diesen Filmen von Ralf Wolter gespielt. Als ich mich jetzt mit Karl May und besonders mit den Verfilmungen der Orient-Romane beschäftigte, erinnerte ich mich daran, dass ja auch Georg Thomalla den Hadschi Halef Omar gespielt hatte (ich muss diese Filme in früher Jugend im Fernsehen gesehen haben), und dass ich damals Thomalla irgendwie witziger fand als dann Ralf Wolter.

Jetzt also hatte ich die Filme ‚im Laufwerk’ und konnte mich von meinem früheren Eindruck überzeugen. In früheren Kritiken wurden beide Filme mit Thomalla mehr oder weniger verrissen. Von mäßig spannend ist die Rede, von possenhaft-komischen Situationen wird gesprochen. Und „Georg Thomalla als Hadschi Halef Omar ist die schiere Karikatur eines Orientalen.“ Sicherlich ist durchaus etwas daran. Aber Karl May besaß durchaus Humor und hat jenen Halef Omar bewusst etwas überzeichnet. Da ich kein Karl May-Purist bin, fand ich die Darstellung von Thomalla durchaus witzig und mein Eindruck hat mich nicht getäuscht.

Zunächst einmal zur Qualität der Filme. Ich bin vielleicht ein Nostalgiker und gestehe, alte Filme aus jener Zeit zu mögen. Das beginnt mit dem alten 4 zu 3-Seitenverhältnis dieser alten Filme. Und dann diese Farbe in Agfacolor. Ton und Bild sind sehr gut erhalten bzw. digital überarbeitet. Nur im zweiten Film gibt wohl zwei sehr kurze Passagen, in denen die Farbe kurz ‚kippt’. Ansonsten bin ich begeistert von der Qualität.

Zum Inhaltlichen: Auch da bin ich Nostalgiker. Ich liebe es, wie geruhsam hier die Handlung entwickelt wird. Keine überhastete ‚Action’, die nur vom fehlenden Inhaltlichen ablenken soll. Und Georg Thomalla als Hadschi Halef Omar, so überzeichnet er sein mag, finde ich einfach herrlich. Okay, der Nil im Sudan oder der Tigris in Babylonien ist immer der Tajo in Spanien (auch die Außenaufnahmen stammen aus Spanien). Aber südliche Gefilde sind das allemal. Wer alte Kamellen nicht mag, sollte gewiss die Finger von diesen Filmen lassen. Ansonsten kann ich beide Filme nur empfehlen (und das besonders den ‚alten’ Karl May-Fans).

Die Gelehrten streiten sich um Karl May. Manche halten ihn für genial, andere halten seine ‚Reisebeschreibungen’ für Schund. Wie auch immer: Manchmal heiligen die Absichten die Werke. Karl May entwarf Bilder des friedvollen, gerechten ‚Gutmenschen’ unabhängig von Herkunft, Religion und Hautfarbe. Und bewerkenswert ist ohne Zweifel, wie er Menschen und Landschaften schilderte, ohne jeweils persönlich an Ort und Stelle gewesen zu sein. Dass ein gewisser Adolf Hitler großer Fan von Karl May war, hatte wohl etwas mit Hitlers Unvermögen zu tun, Realität und Phantasie auseinander zu halten. In den Figuren Karl Mays sah z.B. Erich Fromm (Anatomie der menschlichen Destruktivität, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 1977) auf Hitler bezogen „eine Manifestation [s]einer narzißtischen Haltung, in deren Mittelpunkt das Thema: Hitler, Führer, Kämpfer, Sieger, stand.“ (S. 430).

Siehe hierzu auch folgende Film-Reportagen:
Karl May zum 100. Todestag – Helmut Schmiedt über Karl May (27.03.2012)
nachtstudio – Karl May (27.02.12)


Terra X (ZDF) – Karl May – Das letzte Rätsel

Verfilmungen der Reiseerzählungen von Karl May

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Ein Gedanke zu „Karl May-Filme (1): Die Sklavenkarawane (1958) – Der Löwe von Babylon (1959)

  1. Auch ich bin mit inzwischen 66 Jahren aus dem Teenageralter raus. Ich habe die Karl May Bücher und auch die Filme bildlich ausgedrückt: „gefressen“. Ich kann auch heute noch nichts schlechtes (in puncto Entwicklung der Jugend) daran feststellen. Schlimm finde ich, dass bei allem was der Nachkriegsgeneration offensichtlich gefallen hat, eine Querdenke zu nationalistischem Gedankengut angedichtet wird. Da finde ich die neuzeitlichen und gezielt gesteuerten „Freizeitgestaltungen“ der jungen Generationen (rund ums Internet, Hobbit usw.) durchaus als bedenklicher. Ich meine zu diesem Thema: Je mehr diese Themen heutzutage von Medien, Politik und wer weiß von wem hochgeschaukelt werden, umso kontraproduktiver werden sie in ihren Auswirkungen in Erscheinung treten.

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