Joseph Caldwell: Das Schwein war’s

Bis gestern hatte ich noch Resturlaub aus dem alten Jahr und habe einige Bücher gelesen und abends Filme geguckt, die bisher ‚liegen’ geblieben waren. Dazu im Einzelnen später mehr. Zu Weihnachten bekam ich von meiner Frau u.a. einen Kriminalroman, der wohl ziemlich erfolgreich in Deutschland ist. Dieser spielt in Irland, obwohl er von einem US-amerikanischen Autoren ist: Joseph Caldwell: Das Schwein war’s (Aufbau taschenbuch 2627 – Aufbau Verlag, Berlin) – 2. Auflage 2010 – Originalausgabe: The Pig Did It (2008)). Es ist eigentlich mehr eine Liebesgeschichte, allerdings eine sehr verwickelte, und erinnert mich einwenig an Kriminalkomödien wie Kopf über Wasser oder den Hitchcock-Klassiker Immer Ärger mit Harry, denn es geht um einen Toten, der offensichtlich ermordet wurde. Die Frage ist nur: Von wem? Als Täter kommen drei Personen in Frage. Aber eines nach dem anderen … Übrigens: Das Schwein war es nicht; es hat lediglich den Toten ausgebuddelt.

„Eine stürmische Nacht an Irlands Steilküste: Eine Leiche, zwei Lieben und drei Tatverdächtige. Und mittendrin: Ein Schwein mit detektivischem Spürsinn.“
(aus dem Klappentext)

„Caldwell erzählt absurde Begebenheiten in einer leichten und humorvollen Sprache und überrascht mit einem Ende, das der Leser so nicht erwartet.“ (Publisher Weekly)

Joseph Caldwell: Das Schwein war’s

Aaron McCloud, ein Literaturprofessor aus New York leidet an Liebeskummer, denn eine Studentin, Phila Rambeaux, hat ihn abblitzen lassen. So reist er zu einer irischen Verwandten, seiner Tante Kitty McCloud, die in der Grafschaft Kerry in Irland beheimatet ist. Diese ist allerdings gerade einmal zwei Jahre älter als er.


Perry Street Greenwich Village/NY – Wohnanschrift von Aaron McCloud

Schon bei der Ankunft in Irland läuft Aaron McCloud ein Schwein über den Weg und erweist sich als äußerst anhänglich. Dieses gräbt, wie bereits erwähnt, im Garten der Tante die eine bereits zum Skelett verkommene Leiche des Dachdeckers Declan Tovey aus. Nun hatte dieser Declan Tovey offensichtlich früher einmal ein Verhältnis mit der Tante.

Da gibt es dann als weitere Hauptpersonen noch die Schweinezüchterin Lolly McKeever und Kieran Sweeney, der, obwohl die McClouds und die Sweeneys ein uralter Familienstreit trennt, in die Tante verliebt ist.

Am Ende haben sowohl die Tante als auch Schweinezüchterin und Kieran Sweeney Motive für die Ermordung. Und es kommt, wie es kommen muss: Alle drei bezichtigen sich selbst des Mordes. Aber es kann dann doch nur einer gewesen sein. Aber nur wer? Übrigens: Daran, die Polizei zu rufen, denkt keiner, außer Aaron McCloud, den man aber sehr schnell aufzuklären versteht:

„Gewiss würde sie die Herangehensweise der Iren begründen als von den Jesuiten ererbt und damit den unwiderlegbaren Beweis erbringen, dass bei Verbrechen der vorliegenden Art nicht die übliche Verfahrensweise in Betracht käme, dass die Beurteilung der Dinge nicht auf den Korridoren der Staatsgewalt, sondern mehr auf dem Gang im eigenen Haus erfolgen müsse. Es sei der heimische Herd und nicht der Gerichtssaal, wo man die Wahrheit zutage fördert, so wie auch Beweise nicht in dem grellen Schein von Neonleuchten im Labor erbracht werden, sondern eher im flackernden Licht des Kaminfeuers, wo die Schatten gleichermaßen über die Gesichter der Gerechten und der Schuldigen huschten. Wahrheit wäre höher zu bewerten als Rache, denn die Wahrheit als solche wäre die höchste Form von Strafe. Könne man sich eine größere Strafe vorstellen, als das die Wahrheit bekannt würde und alle Taten eines Menschen vor dem Auge des Klägers offengelegt werden? Ohne Gefängnismauern und folglich ungeschützt, ständig dem allwissenden Blick der bohrenden Wahrheit ausgesetzt, würde der Schuldige geistige und seelische Qualen erleiden, egal, wie er damit umgeht, ob er sich schaudernd verkriecht oder eine arrogante Gleichgültigkeit zur Schau trägt.“ (S. 93)

Nun der Roman beginnt etwas schleppend mit einer Schweinejagd von über zehn Buchseiten. Dann nimmt die Geschichte aber bald ihren Lauf und entwickelt sich zu einem sehr amüsanten, durchaus irisch geprägten Roman eben über Liebe, Leute und Landschaft – und reichlich Whiskey (den mit dem e) und Guinness fließen dann auch, sodass Aaron McCloud wohl schon Gespenster sieht, oder nicht?

„Aaron begriff, weshalb der Mann lächelte. Er lächelte, weil ihm seine Wiederkehr gelungen war. Er lächelte, weil er wusste, dass sein Schicksal und das Schicksal von Lolly McKeever für alle Ewigkeit miteinander verbunden waren. Keine Beziehung zueinander konnte inniger sein als ihre: die des Ermordeten zur Mörderin. Keine Leidenschaft konnte feuriger sein als die in den selbstvergessenen Momenten ihrer Verbindung: keine Liebe konnte sich messen mit der Intensität ihres Ineinanderverschmelzens.“ (S. 126 f.)

Natürlich ist diese Art von Kriminalroman Geschmackssache (siehe u.a. die eher kritische Rezension auf belletristiktipps.de). Stilistisch ist der Roman aber durchaus ausgefeilt, manchmal etwas langatmig, aber das liegt eher an dem irischen Element, denn die Iren schwelgen gern wortgewaltig in ihrem Redefluss – und wenn ein Tröpfchen guter alter Whiskey mit hineinspielt, dann wird’s oft ausschweifend. Übrigens hat dieser Roman noch zwei Fortsetzungen. Mir hat die Schweine-Geschichte auf jeden Fall ganz gut gefallen …


Joseph Caldwell Profile (englisch)

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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