Archiv für den Monat: Juli 2014

Von Klatsch, Klatschen und Klatschmohn

In einem Grimm’scher Märchen „kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas [ein Frosch] die Marmortreppe herauf gekrochen“. Und am Ende (nicht dem im Märchen): klatsch, gelang dem Frosch beim Sprung ins Wasser nur ein Bauchklatscher. Dabei wurde er klatschnass. Laut Duden ist dieses Klatschen unter Vielem „ein [helles] schallendes Geräusch durch das Aufschlagen von etwas [weichem] Schwerem auf etwas Hartes“ bzw. „(umgangssprachlich) (etwas Feuchtes o.Ä.) durch Werfen o.Ä. klatschend auf etwas auftreffen lassen.“

Blättert man im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm erfährt man, dass Klatschen „ein wesentlich mitteldeutsches Wort [ist], das erst seit dem 17. Jahrhundert erscheint“.

Nun die Brüder Grimm kannten Klatschen auch schon als Klatsch und Tratsch, dem Kaffeeklatsch, mit dem Damen (durchaus auch Herren vielleicht bei einem Bier als Bierklatsch?) über Bekannte und Nachbarn herziehen.

Sind wir schon bei Damen, so benennt Klatsch auch eine Damenhandtasche ohne Henkel aus dem Englischen kommend (Clutch).

Das Geräusch des Klatschens kennen wir besonders aber auch beim Applaus, den wir nach gelungener Vorführung den Aufführenden zukommen lassen, eben als Klatschen. Dabei kann das Klatschen durchaus auch tödlich sein. Fragt doch einmal die Fliege, der durch eine Fliegenklatsche das Leben ausgehaucht wurde.

Dann gibt’s da noch den Abklatsch, m., „‘(unvollkommene) Nachbildung, Nachahmung’, in der Druckersprache ‘Rohabzug, Probeabdruck’ (18. Jh.), weil dieser ohne Presse nur durch Klatschen und Klopfen mit der Bürste hergestellt wird, auch Bürstenabzug“.

So kommt man also vom Kuchenbacken (wieder einmal) auf Pobacken, wie eine meiner Ex-Schwägerinnen (armer Bruder) zu sagen pflegte. Eigentlich wollte ich nur etwas über Klatschmohn an dieser Stelle schreiben. Denn an mehreren Stellen in unserem Garten erblüht in diesen Tagen diese Pflanzenart aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Meine Frau und ich, wir mögen diese zarten Blüten, die meist nur zwei bis drei Tage ihre scharlachrote Pracht zeigen. Aber kaum ist eine Pflanze verblüht, knospen schon die nächsten Blüten.

Und es summt und brummt in diesen Blüten. Bienen und Hummeln sind wie wild her hinter den Pollen des Klatschmohns. Die rot gefärbten Kronblätter werden von den rotblinden, dafür aber UV-Licht wahrnehmenden Bienen wegen ihrer starken UV-Reflexion wahrscheinlich blauviolett gesehen.

Warum heißt der Klatschmohn eigentlich Klatschmohn? Es soll das „Geräusch [sein], das entsteht, wenn die in einem gefalteten Blütenblatt befindliche Luft dieses beim Zerdrücken sprengt“. Womit wir wieder beim Klatschen wären und sich der Kreis für heute schließt.

Klatschmohn in AlbinZ Garten Juni 2014

Klatschmohn in AlbinZ Garten Juni 2014

Klatschmohn in AlbinZ Garten Juni 2014

Klatschmohn in AlbinZ Garten Juni 2014

siehe auch: Amselnest und Feldblumen

WM 2014: Auf Biegen und Brechen – Mit Hängen und Würgen

Was war das eigentlich da gestern Abend bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber das sah aus wie eine Zirkusvorstellung. Da turnte Manuel Neuer, der Torwart, durch die Manege wie von der Tarantel gestochen, weil sich seine Vorderleute irgendwie woanders vergnügten. Und immer wieder wurde gebogen und gebrochen (mit Hängen und Würgen). Dann wie im Zirkus üblich gab es einen Auftritt der Clowns, eine Freistoßvariante als die große Lachnummer: Schweinsteiger sprintet über den Ball, Thomas Müller lässt sich fallen, um sich dann hinter die Mauer zu schleichen, und Özil (oder war es Kroos) versuchen es mit einem Schuss. Mir blieb nur angesichts der Situation (Deutschland krebste immer noch mit einem 0:0-Unentschieden über den Platz) das Lachen im Hals stecken.

WM 2014 Achtelfinale Deutschland-Algerien: Freistoßvariante als Lachnummer

Dann aber in der Zugabe das Kabinettstückchen als großer Paukenschlag: Hakentricktor durch Schürrle. Und obendrauf noch der Kracher durch Özil: Erleichterung pur! Damit die zahlenden Zuschauer aus Nordafrika nicht gänzlich enttäuscht das Zirkuszelt verließen, durfte auch ihre Truppe zum Abschluss noch etwas zum Besten geben: der 2:1-Anschlusstreffer.

Okay, Unterhaltswert hatte das Ganze, wenn man als Zuschauer deutscher Herkunft auch mit ziemlich Anderem gerechnet hatte.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Überhaupt mausert sich die WM zu einer Zirkusgala a la Monte Carlo. Da zaubern namhafte Ballkünstler die Riesenkaninchen aus ihren Hüten. Und selbst bisher eher unbekannte Artisten zeigen, was alles mit einer runden Kugel möglich ist. Nur ein verbissener Uru (ja, der mit Überbiss) war reichlich fehl am Platze (und wurde mit der Sägespäne ausgekehrt) …

– Okay, das Spiel Frankreich-Nigeria habe ich falsch getippt (1:2, richtig war 2:0). Aber die Schwarzafrikaner haben den Franzosen alles abverlangt und ließen sie lange Zeit kaum zur Entfaltung kommen. Deutschland-Algerien hatte ich 2:0 getippt (das sollte zudem in 90 Minuten vollzogen sein).

„Das war ein Sieg des Willens und der Willenskraft“, analysierte Bundestrainer Löw: „In der ersten Halbzeit waren wir schlecht. Es wurde in der zweiten besser, und wir hätten das Spiel da schon entscheiden müssen.“ Sieg des Willens? Gab es da nicht einmal einen Film? Ach, das war Triumph des Willens ….

Heute finden die letzten Achtelfinalspiele statt. Meine Tipps bleiben, wie sie sind:

Argentinien-Schweiz 2:0
Belgien-USA 1:0

Am Freitag spielt dann im ersten Viertelfinalspiel Deutschland gegen Frankreich um 18 Uhr MESZ im Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro.