Ja, auch ich und meine Frau haben während der drei Monate Juni bis August das 9-Euro-Ticket genutzt. Es begann damit, dass wir – leider aus traurigem Anlass – nach Bremen fahren mussten. Damit hatten wir die Kosten für Juni schon wieder hereingeholt. Außerdem musste meine Frau zweimal, ich einmal nach Buchholz zu Arztbesuchen (wir hatten diese Termine bewusst so legen lassen).
Im Juli starteten wir in Sottrum eine Wanderung zu den Sanddünen von Voßberge, die uns einen erneuten Abstecher von Ottersberg nach Bremen bescherte. Ende Juli ging es in das durch die Künstlerkolonie bekannte Worpswede. Anfang August fuhren wir (wieder über Bremen) nach Ottenbüttel, um dort das Sandhausener und das Hamberger Moor zu erkunden.
In soweit war das natürlich vom Bahnfahren her noch kein Abenteuer. Die Züge waren halbwegs pünktlich (okay, in Ottersberg nach Tostedt fiel ein Zug aus, weshalb wir den Abstecher nach Bremen machten) und wir hatten immer Sitzplätze.
Das eigentliche Abenteuer war die Fahrt von uns aus (Tostedt) nach Mannheim im Personennahverkehr, um unseren älteren Sohn und seine Freundin zu besuchen. Schnell stand die Reiseroute fest: Start um 7 Uhr 47 in Tostedt – fünfmal umsteigen (Bremen – Osnabrück – Duisburg – Koblenz und Mainz) – Ankunft in Mannheim um 17 Uhr 15 – wenn alles gut geht. Wie ich den Nahverkehr von uns aus nach Hamburg oder nach Bremen kenne, war die Chance, das alles klappt, nicht sehr groß. Schnell war auch geklärt, dass wir am Donnerstag starten, in Mainz einen Abstecher machen, um am Freitag in Mannheim einzutreffen. Und nur so aus Jux und Laune konsultierte ich die Website vom Flixbus bzw. Flixtrain. Und tatsächlich sollte da genau am Donnerstag, genau unserer Zeitplanung entsprechend, ein Flixtrain von Bremen (bis Bremen mussten wir sowieso einen Nahverkehrszug nehmen) nach Mainz fahren: Fahrtkosten gerade einmal 20 € pro Nase. Und da ich erholt aus Mannheim nach Hause kommen wollte (fünfmal umsteigen an einem Montag würde dem entgegenstehen) buchte ich einen ICE von Mannheim nach Bremen zum Sparpreis von zusammen 100 €.
Aber am Nachmittag vor der Abreise kam verflixt die Nachricht vom Flixtrain, dass der Zug storniert wäre. Ein Grund wurde nicht genannt. Super, also doch im Nahverkehr über Mainz nach Mannheim.
Um 7 Uhr 47 sollte es also mit dem Regionalexpress (RE) des Metronom nach Bremen losgehen. Eigentlich stehen wir immer zwei Stunden vor einer Abfahrt auf, um uns zu duschen, schnell noch etwas zu frühstücken und um den unumgänglichen Gang aufs Töpfchen vorzunehmen. Unser Weg zum Bahnhof ist kurz und zu Fuß zu erledigen. Aber die Erfahrung aus zwei vorhergehenden Monaten mit 9-Euro-Ticket hatte uns gelehrt, dem RE zu misstrauen. Dieser fährt von uns nach Bremen und hält nur noch in Rotenburg/Wümme, um aber besonders am Morgen zugunsten der Regionalbahn (RB), die an allen Unterwegsbahnhöfen hält (und die Pendler auch von dort aufnimmt), auszufallen.
So standen wir also bereits um 5 Uhr auf – und siehe da: Der 7-Uhr-47-Zug fiel aus. Mit der späteren Regionalbahn hätten wir unseren Anschluss in Bremen verpasst, also visierten wir die 7-Uhr-15-RB an. Und da schon alles schneller bei uns ging, erwischten wir auch noch den RE um 6 Uhr 32, der sich allerdings als Bummelzug entpuppte.
Jetzt hatten wir also gewissermaßen eine ganze Stunde Vorsprung. In Bremen kamen wir immerhin pünktlich an (hatte auch gute Sitzplätze und Platz für unser Gepäck) und hatten etwas Zeit, um noch etwas für ein 2. Frühstück einzukaufen. Dann ging es super pünktlich um 8 Uhr 07 weiter nach Osnabrück, dort um 9 Uhr 47 weiter nach Duisburg. Hatten wir zuvor genügend Zeit für das Umsteigen, so sollte es in Duisburg mit nur acht Minuten sehr knapp sein. Und wie es kommen musste: Der Zug hatte sehr bald Verspätung, die nicht mehr einzuholen war. Wir planten schon eine Weiterfahrt bis Düsseldorf, da unser Zug auf Gleis 3 eintreffen, der Zug nach Koblenz aber auf Gleis 2 abfahren sollte. Eben nicht der gleiche Bahnsteig. Aber Glück im Unglück: Wir kamen auf Gleis 4 an – und der RRX (Rhein-Ruhr-Express) von National Express stand verspätet auf dem gleichen Bahnsteig gegenüber. Nichts wie raus aus dem Zug und in den RRX eingestiegen. Dieser war zwar ziemlich voll, aber wir bekamen doch noch Sitzplätze – und die Fahrt erwies sich als das, was wir uns erträumt hatten: Nähe zur ansässigen Bevölkerung! Die zwei Stunden Fahrt (oft am linken Rheinufer entlang) vergingen wie im Fluge.Wir haben uns mit zwei Herren bestens unterhalten und bekamen wertvolle Tipps für die Weiterfahrt von Koblenz nach Mainz („Nehmen Sie nicht den Zug in Richtung Frankfurt, da reisen alle Flugreisende mit!“).
Okay, in Koblenz war unser Zug nach Mainz natürlich längst enteilt. Und der nächste Zug, die RB 28, sollte um 14 Uhr 30 fahren, kam verspätet an (auch hier die dem Durchhalten gewidmeten, sich sukzessiv steigernden Durchsagen – zunächst: „Der Zug hat voraussichtlich 5 Minuten Verspätung!“ – und dann doch: „… 10 Minuten …!“ – um zuletzt 15 Minuten später zu kommen) und war – eigentlich kein Zug Richtung Frankfurt – proppevoll. Die Sicht auf den Rhein interessierte uns zunächst nur nebenbei. Aber nach einer knappen halben Stunde hatten meine Frau und ich dann doch noch Sitzplätze – nebeneinander sogar. Gegen 16 Uhr 15 (laut unserer vorherigen Planung sollten wir um 16 Uhr 08 ankommen) waren wir dann am Mainzer Hauptbahnhof. Die eine Stunde ‚Vorsprung‘ hatte sich also aufgebraucht. So hatten wir die geschätzten 530 km von uns nach Mainz in 9 ¾ Stunden geschafft. Und waren eigentlich noch ganz gut drauf, um uns die Altstadt anzugucken, einen Happen zu essen und auch noch in einem Irish Pub einen Pint of Guinness zu trinken.
Im Hotel durften wir am folgenden Freitag bis um 12 Uhr bleiben, sodass wir nach dem Frühstück noch einmal in die Altstadt (mit dem Bus und dem 9-Euro-Ticket) fuhren, den Dom besichtigten und auf dem Wochenmarkt, der nicht nur schön gelegen, sondern auch eine riesige Auswahl parat hatte, kleine Einkäufe zu erledigen.
26.08.2022 – Abfahrt 11 Uhr 52 ab Mainz – nach MANNHEIM
Dann lag nur noch eine geschätzt 70 km lange Strecke vor uns: Von Mainz nach Mannheim! Anstatt mit einem RE zu fahren, nahmen wir die S-Bahn der Linie 6 um 11 Uhr 52 – weiterhin auf der linken Rheinseite fahrend. Die Bahnstrecke hier ist ein rechtes Nadelöhr und wird von jeder Art von Bahn genutzt, eine eigene S-Bahn-Strecke gibt es nicht. So kam es, wie es kommen musste: Wir wurden ständig von anderen Zügen überholt (auch von dem später gestarteten RE, der, anders als unsere Bahn, offensichtlich überfüllt war – klar, an einem Freitag zur Mittagszeit wollen alle schnell nach Hause). So wurde aus der fast doppelten Fahrzeit (gegenüber dem RE) eine annähernd dreifache. Aber das war uns egal. Um 14 Uhr 15 waren wir nach etwa 600 km im Nahverkehr mit dem 9-Euro-Ticket in unserem Hotel in den Quadraten.
Die Rückfahrt mit dem ICE am Montag, den 29.08., um 10 Uhr 39 ab Mannheim nach Bremen (planmäßige Ankunft dort sollte 16 Uhr 15 sein) war viel eher abenteuerlich. Wegen einer Stellwerkstörung und dann noch „Personen im Gleis“ wurden wir bis Koblenz rechtsrheinisch umgeleitet (so hatten wir immerhin auch eine Sicht auf die linke Rheinseite), was uns eine Verspätung von rund 45 Minuten einbrachte. Und am Ende hatte die Deutsche Bahn AG (DB) Glück im Unglück: Da die letztendliche Verspätung bei knapp unter einer Stunde lag, braucht sie uns keine 25 % des Fahrpreises erstatten. Die Stunde wurde dann aber doch noch mehr als voll gemacht – mit dem Metronom, der noch etwa 20 Minuten drauflegte.