Kategorie-Archiv: Knisterndes

Knisternde Erotik & so

Jung und schön

Jung & Schön (frz.: Jeune & Jolie) ist ein französisches Filmdrama des Regisseurs François Ozon aus dem Jahr 2013. Marine Vacth spielt in der Hauptrolle eine siebzehnjährige Schülerin, die aus Faszination und Streben nach schnellem Geld in die Prostitution gerät. Der Film war bei den Filmfestspielen von Cannes 2013 für die Goldene Palme nominiert.

    Jung und schön (Frankreich 2013)

Im Sommerurlaub, wenige Tage vor ihrem 17. Geburtstag, schläft die hübsche Isabelle (Marine Vacth) das erste Mal mit einem Jungen. Für viele Mädchen ein großes Ereignis, lässt sie diese Nacht jedoch völlig kalt. Dennoch erkennt sie die Möglichkeiten, die der Austausch körperlicher Zärtlichkeiten ihr bietet: Mit Beginn des Schuljahres verabredet sie sich mit meist älteren Männern, die sie für Sex bezahlen. 300 Euro pro Nacht lassen es sich die Männer kosten. Während Isabelle an immer mehr Geld kommt, ahnen weder Eltern noch Freunde etwas von ihrem Doppelleben. Nach einem tragischen Zwischenfall kann sie ihr Geheimnis jedoch nicht mehr verbergen und ihre Nachmittagsbeschäftigung fliegt auf. Da Isabelle selbst nicht dazu Stellung bezieht, sondern beharrlich schweigt, ergeht sich ihre Mutter (Géraldine Pailhas) vornehmlich in Selbstvorwürfen.

aus: filmstarts.de

Der Film Jung und Schön (jetzt als DVD und Blu-ray erhältlich) erinnert mich zunächst an den doppelbödigen Psychothriller Swimming Pool (2003) mit Ludivine Sagnier, ebenfalls von François Ozon. Den Film habe ich schon eine ganze Zeit auf meinem ‚Zettel’. Inhaltlich wiederum hat der Film viel Ähnlichkeit mit Luis Buñuels Klassiker „Belle de Jour“ – mit einer bezaubernden, aber auch sehr irritierenden Catherine Deneuve aus dem Jahr 1967. Luis Buñuel zählt übrigens zu meinen Lieblingsregisseuren (wer sich für anspruchsvolles Kino interessiert, sollte seine Filme Der diskrete Charme der Bourgeoisie aus 1972 und Dieses obskure Objekt der Begierde aus 1977 gesehen haben).


Jung und Schön – ein Film von François Ozon

Wie viele von Ozons Filmen so ist auch diesem Film ein sehr direkter und offener Umgang mit der Sexualität seiner Figuren, die Beschränkung auf eine sehr kleine Anzahl von Figuren und die Spezialisierung auf weibliche Figuren gemein. Im Mittelpunkt steht die hübsche Isabelle, gespielt von Marine Vacth, einer bis dato unbekannten Jungschauspielerin, die dem Rest der Besetzung mit einer hinreißenden Performance die Schau stiehlt. Der Filmexperte Marek Bringezu bringt es auf den Punkt:

Marine Vacth ist eine wahre Entdeckung. Sie ist der „eiskalte Engel“ des Films. Sie schweigt, sie bleibt unergründlich, ein bisschen unnahbar und kalt. Aber sein ist auch engelhaft, jung und wunderschön. Es ist ihre erste Hauptrolle, und wer glaubt, Models können nicht schauspielern, den belehrt sie eines besseren. Als Zuschauer darf man nicht den Fehler machen, die Unnahbarkeit ihrer Figur als schauspielerischen Makel anzusehen. Marine Vacth ist großartig, und die Kamera liebt sie. Im Film ist sie immer auch das Objekt der Begierde, des Zuschauers und des Regisseurs. Das macht François Ozon bereits in der ersten Einstellung unmissverständlich klar. Durch ein Fernglas wird das junge Mädchen am Strand heimlich beim Entkleiden beobachtet. Wer der Voyeur ist, bleibt kurz unklar. Es ist der jüngere Bruder, aber auch der Zuschauer und der Regisseur selbst. Diese inszenatorischen Feinheiten durchziehen den ganzen Film und machen seinen ungemeinen Reiz auch beim mehrfachen Sehen aus. Wie elegant und präzis François Ozon inszeniert, wie er Doppelungen und Spiegelungen kreiert und sie gleichzeitig verschleiert, das ist ganz große Filmkunst.

Ohne Zweifel: Marine Vacth meistert alle Facetten ihrer vielschichtigen „Lolita“-Figur mit Bravour: ob als sexuell unerfahrene Debütantin im horizontalen Gewerbe, unterkühlt-distanzierte Professionelle, liebevolle große Schwester oder als geduldig zuhörende beste Freundin.

Paris gilt als die Stadt der Liebe. Und ein Film wie Jung & Schön kann eigentlich nur in Frankreich gedreht werden. „Ozon betont, dass aus seinem Film keine Moral zu ziehen sei. Er verurteilt den jungen Menschen, den er zeigt, nicht für das, was er da tut. Eine Lehre gibt er dem Zuschauer dennoch mit: Das Schwierigste im Umgang von Erwachsenen mit Jugendlichen ist wohl, zu akzeptieren, dass man den anderen nicht versteht.“ (Wenke Husmann in ZEIT online)

Natürlich hat der Film etwas Irritierendes gerade für einen wie mich, der ja auch Vater ist (gottlob, nur von zwei Söhnen …?!). Sicherlich würde ich mich fragen, was (m)eine Tochter (wenn ich eine hätte) dazu veranlasst hat, sich zu prostituieren. Irgendetwas muss doch falsch gelaufen sein. Ozon gibt keine klare Antwort. Wir sollen es gar nicht verstehen.

Bemerkenswert ist auch wie vier verträumte Songs der französischen Schlagerlegende Françoise Hardy in die Geschichte eingewoben werden, die für einen kurzen Moment die Dialoge ablösen und Isabelles Gedanken musikalisch in Worte fassen, ohne den Erzählrhythmus damit aus dem Tritt zu bringen. Françoise Hardy? Ach, das ist schon eine andere Geschichte …!

Heute Ruhetag (47): Pierre Louys – Aphrodite

Pierre Louÿs wurde am 10. Dezember 1870 in Gent geboren und starb am 4. Juni 1925 in Paris. Er war ein französischer Lyriker und Romanschriftsteller. Neben de Sade, Verlaine und Mirabeau gilt er als Meister der erotischen Literatur Frankreichs.

Sein erster Roman Aphrodite (mœurs antiques) erschien 1896. Der Roman, mit seinem Atmosphäre von verfeinertem Naturempfinden, Lebensfreude und Sinnlichkeit, erreichte einen Achtungserfolg sowohl in der Literaturszene als auch beim Publikum.

Aphrodite ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde und eine der kanonischen zwölf olympischen Gottheiten. Ursprünglich zuständig für das Wachsen und Entstehen, wurde sie erst später zur Liebesgöttin. Das Pendant in der römischen Mythologie ist Venus.

Heute Ruhetag = Lesetag!

[…]

Als Ulysses eines Tages am Fuße des delphischen Gebirges jagte, traf er auf seinem Wege zwei Jungfrauen, die sich an der Hand hielten. Die Eine hatte Veilchenhaare, durchsichtige Augen und Lippen von einem ernsten Ausdruck; sie sagte ihm: »Ich bin Arètê«. Die Andere hatte schwache Augenlider, schmale Hände und zarte Brüstchen. Sie sagte: »Ich bin Triphê«. Und Beide fügten hinzu: »Wähle zwischen uns«. Doch der schlaue Ulysses antwortete klug und weise: »Wie könnte ich wählen? Ihr seid unzertrennlich. Die Augen, welche die Eine ohne die Andere von Euch gesehen, haben nur einen hohlen Schatten gesehen. Gleichwie die wahre Tugend sich der ewigen Freuden nicht beraubt, welche die Wollust ihr bietet, würde auch die Weichlichkeit ohne eine gewisse Seelengröße wenig taugen. Ich werde Euch beiden folgen. Zeiget mir den Weg«. Kaum hatte er geendet, als die beiden Erscheinungen ineinanderflossen. Ulysses erkannte, daß er mit der großen Göttin Aphrodite gesprochen. Die Frau, welche den ersten Platz in dem vorliegenden Roman einnimmt, ist eine Courtisane des Alterthums. Zur Beruhigung des Lesers will ich sogleich hinzufügen: sie wird sich nicht bekehren.

[…]

    Aphrodite, die Liebesgöttin

Pierre Louys: Aphrodite

Vorweihnachtszeit 2013 (12): Weihnachtsfrauen

Männer mit langen, weißen Bärten in einer roten Montur mit dem Sack auf dem Rücken (genau dort) und der Rute in der Hand (ähem) … Weihnachten hat sicherlich etwas Besinnliches. Aber von Erotik keine Spur. Der Duft von Kerzen und Nadelgrün besänftigt die Sinne eher als dass es diese ‚anstacheln‘. Und im Zeitalter der Gleichberechtigung drängen zunehmend Frauen in den bisher der Männerwelt vorbehaltenen Beruf des Weihnachtsmannes: Die Weihnachtsfrau erobert die Welt – weniger die Kinderzimmer, eher die vorweihnachtlichen Herrenabende …

Weihnachtsfrau Weihnachtsfrau Weihnachtsfrau
Weihnachtsfrau Weihnachtsfrau
Weihnachtsfrau  Weihnachtsfrau Weihnachtsfrau
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Hier gleich noch einmal weihnachtlich-weiblichen Nachschub. Langweilige Weihnachtskerle mit langen, weißen Bärten sehen wir genug. Und auch das noch einmal: Die Weihnachtsfrau erobert die Welt – weniger die Kinderzimmer, eher die vorweihnachtlichen Herrenabende …

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Vorweihnachtszeit 2013 (2): Santa Pauli

Vorweihnachtszeit ist vor allem auch Weihnachtsmarktzeit. Ich bin kein großer Weihnachtsmarktgänger. Vor drei Jahren war es mehr zwangsläufig, dass ich mit meinen Lieben den Weihnachtsmarkt in Goslar besucht habe. Bei uns in Tostedt gibt es den Christkindlmarkt, der dieses Jahr am letzten, den 1. Adventswochenende stattfand.

Weihnachtsmarkt hat bei der Kälte, die meist herrscht, oft viel mit Essen und Trinken zu tun. Eine Bratwurst vom Rost und/oder einen Glühwein (mit und ohne Schuss) soll von innen wärmen.

Nun gibt es auch einen Weihnachtsmarkt, der gewissermaßen von außen einheizt. Ohne Hamburg auf St. Pauli und den Kiez reduzieren zu wollen: Wer aber in diesen Vorweihnachtstagen nach Hamburg kommt, sollte vielleicht doch einen Abstecher nach St. Pauli machen. Dort auf dem Spielbudenplatz im Herzen St. Paulis gibt es nämlich auch einen Weihnachtsmarkt, wenn auch einen ganz speziellen: Santa Pauli – Hamburgs geilsten Weihnachtsmarkt.

    Santa Pauli - Hamburgs geilster Weihnachtsmarkt

Noch bis zum 23. Dezember kommt auch der Kiez in ‚vorweihnachtliche’ Stimmung. Statt graubärtige Weihnachtsmänner begegnet man eher sexy Engel und knackige Wichtel. Statt Holzgeschnitztes aus Oberammergau oder dem Fichtelgebirge gibt es Latexmäßiges von Beate Uhse. „Santa Pauli“ ist Deutschlands einziger erotischer Weihnachtsmarkt.

Geöffnet ist der erotische Weihnachtsmarkt Montag bis Donnerstag von 16 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag von 13 bis 1 Uhr und Sonntag von 13 bis 23 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

Vorweihnachtszeit 2012 (4): Santa Pauli

Vorweihnachtszeit ist vor allem auch Weihnachtsmarktzeit. Ich bin kein großer Weihnachtsmarktgänger. Im letzten Jahr war es mehr zwangsläufig, dass ich mit meinen Lieben den Weihnachtsmarkt in Goslar besucht habe. Bei uns in Tostedt gibt es den Christkindlmarkt, der dieses Jahr am letzten, den 1. Adventswochenende stattfand – zum zweiten Mal auf dem Platz Am Sande im Herzen Tostedts (früher im Himmelsweg).

Schöne Vorweihnachtzeit 2012

Weihnachtsmarkt hat bei der Kälte, die meist herrscht, oft viel mit Essen und Trinken zu tun. Eine Bratwurst vom Rost und/oder einen Glühwein (mit und ohne Schuss) soll von innen wärmen.

Nun gibt es auch einen Weihnachtsmarkt, der gewissermaßen von außen einheizt. Ohne Hamburg auf St. Pauli und den Kiez reduzieren zu wollen: Wer aber in diesen Vorweihnachtstagen nach Hamburg kommt, sollte vielleicht doch einen Abstecher nach St. Pauli machen. Dort auf dem Spielbudenplatz im Herzen St. Paulis gibt es nämlich auch einen Weihnachtsmarkt, wenn auch einen ganz speziellen: Santa Pauli – Hamburgs geilsten Weihnachtsmarkt.

    Santa Pauli - Hamburgs geilster Weihnachtsmarkt

Noch bis zum 23. Dezember kommt auch der Kiez in ‚vorweihnachtliche’ Stimmung. Statt graubärtige Weihnachtsmänner begegnet man eher sexy Engel und knackige Wichtel. Statt Holzgeschnitztes aus Oberammergau oder dem Fichtelgebirge gibt es Latexmäßiges von Beate Uhse. „Santa Pauli“ ist Deutschlands einziger erotischer Weihnachtsmarkt.

Geöffnet ist der erotische Weihnachtsmarkt Montag bis Donnerstag von 16 bis 23 Uhr, Freitag von 16 bis 1 Uhr, Samstag von 13 bis 1 Uhr und Sonntag von 13 bis 23 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

Modelsuche in Sibirien (arte.tv)

Sie leben in ärmlichen Verhältnissen und träumen vom Erfolg als Model: Mädchen aus Sibirien, die in der Modebranche zum Label geworden sind. Zart, mitunter elfengleich, geben sie mit ihren exotischen Gesichtern den Look auf Hochglanzmagazinen und Laufstegen vor. Mädchenhafte Unschuld gepaart mit Sinnlichkeit – perfekte Projektionsflächen der Modeindustrie. Einigen wenigen sibirischen Mädchen hat das den ersehnten Wohlstand und Unabhängigkeit gebracht. „360°- Geo Reportage“ begleitet junge Mädchen auf dem Weg von ihren Dörfer auf den Laufsteg und erkundet dabei das Geschäft, das sie im Rampenlicht strahlen lässt. Sie erzählt vom Alltag der Mädchen in ihrer sibirischen Heimat, ihren Sehnsüchten fernab davon und fragt, ob die Träume dieser Mädchen tatsächlich wahr werden und sie am Ende glücklich machen.

Anna Juschakowa, Modelscout aus Sankt Petersburg und die Fotografin Valeria Kritsova sind seit acht Tagen mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs. Doch statt Brot, Wurst, Käse oder Wodka, wie die anderen Reisenden, haben sie ihre Laptops auf den Knien, die Ausbeute ihrer Tour. Mehr als 150 Mädchen haben sie in den Dörfern und Kleinstädten gesichtet, fotografiert oder auf Videos festgehalten.

Models aus Sibirien

Die 16-jährige Anja hat ihr erstes Casting hinter sich gebracht. Hier, am Ufer des riesigen Jenissei ist sie zu Hause. Während sie Steine auf dem Wasser hüpfen lässt, wehen ihre langen braunen Haare und nur manchmal lugt das dicke Pflaster unter ihrem linken Auge hervor. Ein Junge aus dem Dorf warf ihr einen Stein ins Gesicht.

Trotzdem hat sie im Kulturpalast von Krasnojarsk unter dem strengen Blick der Modelscouts ihr erstes Casting absolviert. Es könnte der Anfang eines neuen Lebens sein, eines das Wohlstand verspricht und Unabhängigkeit. Ob ihr das gelingen wird, trotz der Narbe und ihrem etwas wackeligen und unbeholfenen Gang auf Highheels? Wird sie eines jener weltweit begehrten Mädchen aus Sibirien?

aus: arte.tv


arte.tv – 360° Geo Reportage: Modelsuche in Sibirien (Ein Film von Galina Breitkreuz)

weitere Ausstrahlungstermine auf arte:
Freitag, 21. September 2012, 11:45
Samstag, 22. September 2012, 10:00

Bin ich schön?

Nicht nur Frauen, auch mancher Mann fragt sich, ob er eigentlich schön ist. Dabei haben Männer nicht schön zu sein, so wurde mir gesagt, nur interessant. Sind Männer schön, dann sind sie meist schwul. Zumindest beklagt das manche Frau. Schön wie Adonis, der Gott, der von Frauen verehrt wurde. Aber lasse ich Männer Männer sein und wende mich ganz allgemein dem Begriff der Schönheit zu – und speziell dem „schönen Geschlecht“.

Aber was heißt schon schön? Schönheit ist im Wesentlichen von Wertvorstellungen und Bewertungszielen abhängig, die auch durch gesellschaftliche Konventionen geprägt werden. Schönheit ist eine ästhetische Größe.

Was früher einmal als schön galt (ich denke da z.B. an Rubens und seine doch eher korpulenten Frauenbildnisse), wird heute längst nicht mehr so empfunden. Jede Zeit hat ihr Schönheitsideal. Lange war Schlanksein bei Frauen angesagt. Auch heute noch, obwohl sich Trends abzeichnen, die uns ein eher ‚gerundetes’ Frauenbild näher bringen möchten. Das hat dann zwar eher etwas mit Gesundheit zu tun, denn die extreme Schlankheit, z.B. in den 60-er Jahren jener Twiggy, gilt heute als ungesund, eine gewisse Fülle als angemessen.

Schon spielen also Aspekte bei der Definition von Schönheit eine Rolle, die Kopfsache sind, während Schönheit doch eigentlich ‚empfunden’ wird, also eine Sache des ‚Bauchs’ ist. Was ist also schön, das was mich sinnlich überwältig, was ganz besonders ist und weit über dem Mittelmaß liegt? Fehlt das Besondere, so ist etwas wahrscheinlich nur ‚hübsch’. Der Definition von Schönheit nähern wir uns wahrscheinlich über Begriffe wie Harmonie und Symmetrie am besten an, also aus besagter ästhetischer Sicht. Schön ist, was ebenmäßig ist. Schön ist etwas, dessen Teile harmonisch und symmetrisch zusammengefügt sind.

Es gibt Untersuchungen, bei denen auf Fotos von Kopfbildern mit Frontalansicht von Menschen eine senkrechte Achsenspiegelung vorgenommen wurde, einmal von der rechten, dann von der linken Gesichtshälfte. Wer glaubt, das beide Hälften annähernd deckungsgleich sind, wird verwundert über das Ergebnis sein. Hier ein jüngeres ‚Verbrecherfoto’, auch Passbild genannt, von mir (ganz biometrisch oder?) – einmal normal, dann die linke Gesichtshälfte gespiegelt, dann die rechte.

‚Verbrecherfoto’ von Willi: normal – links gespiegelt – rechts gespiegelt

Das angebliche Ergebnis dieser Untersuchungen soll belegen, dass als besonders schön ein solches Gesicht empfunden wird, in dem die linke und rechte Gesichtshälfte sich sehr ähnlich sind.

Nach meinem Empfinden birgt eine solche Schönheit allerdings eine gewisse Sterilität. Wirklich schön ist für mich etwas, das kleine ‚Schönheitsfehler’ hat. Ich bin eher für das Interessante als für das klinisch sterile Schöne (von anderen Werten, innerer Schönheit, ganz zu schweigen – aber das ist nicht mein Thema). Folgend vier Kopfbilder von jungen Damen, die sicherlich nicht durch ein absolutes Ebenmaß ihrer Gesichter bestechen, die ich aber ‚interessant’ und von daher schön finde. Natürlich kommt hier bis zu einem gewissen Maß auch mein persönlicher ‚Geschmack’ (der natürlich bei der Bewertung von Schönem eine entscheidende Rolle spielt) zu tragen; ich mag es gern burschikos, auch leicht ‚exotisch’:

Hier noch einige Infos zu den jungen Damen:

1. Noëmie Lenoir, französisch-afrikanische Model und Schauspielerin (siehe auch meinen älteren Beitrag und bei YouTube)
2. Lily Cole, englisches Model, besticht u.a. durch lange Extremitäten (siehe auch bei YouTube)
3. Georgina Stojiljković, serbisches Model (siehe auch bei YouTube)
3. Alina Süggeler, Sängerin der deutschen Gruppe Frida Gold (siehe auch bei YouTube)

Es stellt sich natürlich nicht nur die Frage, was schön ist, sondern vor allem, warum wir etwas als schön empfinden. Also eine philosophische Frage, die Antwort in der Ästhetik findet. Aber genug …

Bin ich schön? Diese Frage stelle ich mir schon aufgrund meines Alters nicht mehr. Wenn, dann bin ich vielleicht ein interessanter Typ, das müssen und sollen andere entscheiden. Und wie bereits erwähnt: Es ist nicht nur äußere Schönheit, die uns besticht. Es war wohl Samuel Beckett, den einmal eine junge, wahrlich schöne Frau ansprach und – natürlich rein hypothetisch – die Existenz gemeinsamer Kinder in Erwägung zog: „Das müssten doch außerordentliche Kinder sein – mit Ihrer Intelligenz und meinem Aussehen!“ Die Antwort Becketts ist zwar nicht verbrieft, aber er stellte die Möglichkeit anheim, dass es mit den Kindern auch andersherum ausgehen könnte …

Heute Ruhetag (7): Giovanni Boccaccio – Decamerone

Heute Ruhetag!

Nach einem Kirchgang beschließen sieben kluge junge Damen aus gutem Hause, sich für einige Tage aufs Land zurückzuziehen, und sie laden drei junge Männer ein, mitzukommen. Sie bleiben zwei Wochen lang und erzählen sich außer freitags und samstags jeden Tag zehn Geschichten.

Einmal begab es sich, daß eine von den anderen Nonnen aus dem Fenster ihrer Zelle den Handel gewahr ward und noch zwei anderen zeigte, was vorging. Sie dachten zuerst daran, der Äbtissin alles zu verraten. Doch besannen sie sich eines Bessern und beackerten mit ihren beiden Gespielinnen gemeinsam Masettos Acker. Durch Zufall wurden auch die drei übrigen Nonnen Teilnehmerinnen an dem Geheimnis, so daß nur noch die Äbtissin die einzige war, die nichts davon wußte. Indem nun diese einmal, wie es schwül war, allein im Garten wandelte, fand sie Masetto, den die Reitübungen der Nacht mehr als die Arbeiten des Tages ermüdet hatten, unter einem Mandelbaume liegen. Der Wind hatte ihm die leichten Kleider vorne ganz zurückgeweht, so daß er bloß dalag und die Äbtissin, die sich allein befand, einiges sehen ließ, das in ihr die gleichen Begierden weckte, die ihre Nonnen überfallen hatten. Sie weckte den Schläfer, nahm ihn mit in ihre Zelle und ließ ihn in einigen Tagen nicht von sich; zum nicht geringen Verdruß der Nonnen, die sich sehr beklagten, daß der Gärtner nicht kam und ihren Garten begoß. […]

Giovanni Boccaccio: Decamerone (aus: 5. Novelle – Masetto von Lamporecchio stellt sich stumm, wird Gärtner in einem Nonnenkloster, wo die Nönnchen eine nach der andern bei ihm liegen)

John Keats: Bright Star … On Top Down Under

Auf den Spuren von John Keats (* 31. Oktober 1795 in London; † 23. Februar 1821 in Rom), einem der wichtigsten Dichter der englischen Romantik (siehe meinen Beitrag: An die Hoffnung) – nicht zu verwechseln mit dem Literaturnobelpreisträger William Butler Yeats -, wurde ich auf einen Kurzfilm mit dem Titel „On Top Down Under” von Friðrik Þór Friðriksson, mit Nina Gunnarsdottir und Hilmir Snær Guðnason aufmerksam. Friðrik Þór Friðriksson ist einer der wichtigsten Regisseure Islands, den wir von der Verfilmung eines Romans von Einar Kárason her kennen: Die Teufelsinsel (1996) – Regisseur und Produzent als Fridrik Thór Fridriksson – Originaltitel: „Djöflaeyjan“

Der Film gehört zu einer zweiten Staffel einer Filmreihe namens EROTIC TALES, zu der verschiedene bekannte Regisseure ihren Beitrag geleistet haben. Der Film ist ohne Worte. Das Gedicht wird im Wortlaut am Anfang eingeblendet:

„Erotische Erinnerungen überwinden Kontinente, lassen aber mitunter auch den Trennungsschmerz ins Unerträgliche wachsen. Das ist das Thema von Fridrik Thór Fridrikssons Variation über die manchmal auch traurigste Sache der Welt. Der Protagonist des isländischen Kinos erzählt von Liebenden an denkbar entgegengesetzten Orten des Planeten. Für eine junge Leuchtturmwärterin muss ein Eiszapfen als Ersatz für ihren verlorenen australischen Lover herhalten. Aber sie kann nicht wissen, wie verzweifelt sie im gleichen Augenblick auf dem fünften Kontinent wirklich vermisst wird.“

aus: moviepilot.de

ON TOP – in Island – erinnert sich eine junge Frau an ihre Sommerliebe, einen jungen Mann, der sich DOWN UNDER – in Australien – in der heißen Mittagshitze ebenfalls an seine Liebe erinnert. Die Sehnsucht und das Verlangen der beiden wird reflektiert durch ein Gedicht von John Keats. Hierbei handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem Gedicht „Bright Star“.

Pillow’d upon my fair love’s ripening breast,
To feel for ever its soft fall and swell,
Awake for ever in a sweet unrest,
Still, still to hear her tender-taken breath,
And so live ever-or else swoon to death.

aus: John KeatsBright Star

Gedichte, Verse zu übersetzen, dabei die rhythmische Gliederung, also das Metrum oder Versmaß, und den Reim beizubehalten, ist eine besondere Aufgabe und schließt fast immer eine wortwörtliche Wiedergabe aus. In einem 1950 bei Manesse erschienenen Büchlein werden den Gedichten von Keats Übersetzungen in nahezu wortwörtlicher Umsetzung als Prosa gegenübergestellt, die lediglich als Übersetzungshilfe für die Originallektüre dienen sollen:

Heller Stern

… gebettet auf meiner holden Liebsten reifender Brust,
ewig das sanfte Sich-Heben und -Senken zu spüren,
ewig wach in süßer Ruhelosigkeit,
ewig, ewig ihrem leisen Atemholen zu lauschen
und ewig so zu leben oder in den Tod zu sinken.

Mirko Bonné schafft den Spagat und dichtet ganz behutsam, gewissermaßen neu:

Glänzender Stern!

Gebettet auf der Liebsten junger Brust,
Dem sanften Auf und Ab für immer nah,
Für immer wach in ruheloser Lust,
Stets, stets im Ohr den zarten Atemzug,
Und wär so ewig – sonst nie tot genug.

Ich habe noch eine weitere Fassung des Gedichtes gefunden: Entbrannter Stern – Übertragen ins Deutsche von Sigrun Höllrigl:

Gebettet an der Liebsten reife strahlend Brust,
Nur um zu fühlen endelos, wie weich
Wach für immer, im süß rastlos sein, du musst
Hören den zart zart genommenen Atem gleich

So heißt´s ewig leben – oder in den Tod, mit Lust!

Sicherlich hat auch das Original einen erotischen Unterton. Die sinnliche, erfüllbare und erfühlbare Gegenwart der Geliebten wird anhand des Auf und Ab ihrer jungen Brust geschildert. Aber dort heißt es noch ‚sweet unrest’, also süße Unruhe bzw. Ruhelosigkeit, die in der ersten deutschen Übersetzung bereits zu ‚ruheloser Lust’ wird. Im zweiten Gedicht bekommt die Lust dann auch noch einen morbiden Unterton: ‚in den Tod, mit Lust!’ So eine Übersetzung ist wahrlich nicht leicht und von der Auslegung des Gedichtes durch den Übersetzer bestimmt.

Friðrik Þór Friðriksson versuchte nun, dieses Gedicht filmisch umzusetzen. Hier sind die Geliebten über den halben Erdball hinweg getrennt. Und die ‚süße Unruhe’ bzw. ‚ruhelose Lust’ wird zu einer im Augenblick unerfüllbaren Sehnsucht. Während die junge Frau diese auf ihre Weise zu stillen sucht, sieht der Mann in der Ferne nur den Ausweg im Tod.

Vorweihnachtszeit (3): Weihnachtsfrauen

Männer mit langen, weißen Bärten in einer roten Montur mit dem Sack auf dem Rücken (genau dort) und der Rute in der Hand (ähem) … Weihnachten hat sicherlich etwas Besinnliches. Aber von Erotik keine Spur. Der Duft von Kerzen und Nadelgrün besänftigt die Sinne eher als dass es diese ‚anstacheln‘. Und im Zeitalter der Gleichberechtigung drängen zunehmend Frauen in den bisher der Männerwelt vorbehaltenen Beruf des Weihnachtsmannes: Die Weihnachtsfrau erobert die Welt – weniger die Kinderzimmer, eher die vorweihnachtlichen Herrenabende …

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