Kategorie-Archiv: SV Werder Bremen

SV Werder Bremen 1899 – Bundesligafußball ab Saison 2004/2005 ff.

Füllkrug for Germany – Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar?!

Seit 1966, als ich gerade 12 Jahre alt war, freue ich mich auf die jeweils bevorstehende Fußballweltmeisterschaft. Ich habe das berühmt-berüchtigte Wembley-Tor gesehen, das Jahrhundertspiel 1970 Italien – Deutschland in Mexiko, die Niederlage der BRD-Auswahl gegen die der DDR bei der WM 1974 in der Bundesrepublik, dem einzigen Spiel der beiden deutschen Mannschaften. Dann auch den Sieg der bundesdeutschen Mannschaft im Endspiel gegen die Niederländer. Das Endspiel 1986 (wiederum in Mexiko) habe ich zusammen mit meiner Freundin (und heutigen Ehefrau) in einem Restaurant in einem Fischerdorf an der Costa del Sol gesehen und anschließend wie alle anderen einem Argentinier, der sich dort niedergelassen hatte, gratuliert. Die WM 1990 in Italien habe ich verpasst, da ich in Urlaub auf Island war. Erwähnenswert ist dann natürlich die WM 2014 in Brasilien mit dem 7:1-Sieg der deutschen Mannschaft gegen den Gastgeber im Halbfinale und dem dann doch eher glücklichen Sieg im Finale gegen Argentinien.

Dann kam die WM in Russland, die für mich bereits einen bitteren Beigeschmack hatte. Anfang April 2020 brachten Enthüllungen im Rahmen eines New Yorker Gerichtsverfahren ans Licht, dass die Stimmen mehrerer FIFA-Funktionäre, darunter Jack Warner aus Trinidad und Tobago (für fünf Millionen US-Dollar) und Rafael Salguero aus Guatemala (für eine Million US-Dollar), gekauft wurden, um für Russland abzustimmen. Die am Sonntag beginnende WM im Wüstenstaat Katar, die wegen der dort herrschenden Hitze in den Winter verlegt werden musste, erfüllt mich mit Grausen.

Werders Neustart in der 1. Fußballbundesliga

In den deutschen Kader, der nach Katar reist, ist nach langer Zeit auch wieder ein Spieler des SV Werder Bremen: Niklas Füllkrug, bisher bester deutscher Torschütze in der Bundesliga, hat den Segen vom Nationaltrainer Hansi Flick erhalten. Ja, der SV Werder Bremen: Nach nur einem Jahr 2. Liga sind sie wieder da – und wenn es zuletzt auch einige Niederlagen gab, so steht die Mannschaft mit 21 Punkten nach 14 Spieltagen auf Platz 9 doch ziemlich gut da. Die zwischenzeitliche Euphorie, die die Bremer bereits auf dem Weg nach Europa (z.B. Europa League) sah, ist schnell abgeklungen. Für Werder gilt weiterhin, was am Saisonbeginn galt: Klassenerhalt! Die halbe Miete dazu ist eingefahren! Neben Füllkrug hätten viele Bremer Fans sicherlich auch Marvin Ducksch und Mitchell Weiser als Vorlagengeber in der Nationalmannschaft gesehen. Die Leistungen von Ducksch waren nach einer blendendem 2.-Liga-Saison leider eher durchwachsen. Und Weiser hat natürlich zu große Konkurrenz um einen Platz im Mittelfeld.




Natürlich gönne ich Füllkrug die Nominierung und den ‚Ausflug‘ nach Katar. In Bremen hoffen viel, dass er öfter zum Einsatz (und vielleicht auch zu Toren) kommt. Und das er unverletzt nach der WM nach Bremen zurückkehrt.

Boykott – ja oder nein?

Bundeskanzler Scholz wie auch viele andere deutsche Politiker werden Katar zur WM nicht besuchen. Die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten werden die WM allerdings weitreichend übertragen. Als Fußball-Fan bleibt die Möglichkeit des Boykotts der Verzicht aufs Zuschauen. Viele Fans haben auf jeden Fall angekündigt, die Spiele zu boykottieren und während der WM lieber beim Amateurfußball als bei den Shows in den Fußball-Palästen der Wüste zuzuschauen: Es besteht wenig Lust auf den Fußball-Zirkus.

Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar?!
Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar?!

Sicherlich trägt dazu bei, dass die frühere Begeisterung für die deutsche Nationalmannschaft in den letzten Jahren verflogen ist. Waren die Fußballarenen in früheren Jahren immer bis auf den letzten Platz besetzt, so tun sich zuletzt selbst in kleinen Stadien großen Lücken auf.

In dem rechts-konservativen Magazin Focus habe ich einige interessante Anmerkungen zur der Katar-WM gelesen, u.a. steht dort: „Die Boykott-Initiative ist sehr deutsch, sehr symbolisch, und – sehr unwirksam.“ Was das Deutschtum anbelangt, kann ich nur auf die viel weiter gehenden Initiativen in anderen Ländern verweisen: So wird die niederländische Nationalmannschaft ihre WM-Trikots während der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zugunsten von Arbeitsmigranten versteigern. Mehrere französische Großstädte wollen die Spiele der Fußball-WM in Katar nicht auf Großbildleinwänden übertragen. Mehrere norwegische Erstliga-Clubs sind für Boykott der Katar-WM. Die dänische Mannschaft will mit schwarzen Trikots auflaufen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Im Weiteren beruft sich Focus auf das starke wirtschaftliche Engagement Katars in Deutschland und schreibt: „Dieser Boykott ist, vorsichtig formuliert, eine sehr selektive Angelegenheit. Oder ist jetzt auch der Boykott von Siemens-Kühlschränken oder Deutsche-Bank-Kreditkarten geplant, weil die Kataris an diesen deutschen Vorzeige-Unternehmen beteiligt sind. Ebenso übrigens wie an VW, Porsche und anderen deutschen Tafelsilber-Unternehmen. Aus denen hat man bislang über den Aktionär von der arabischen Halbinsel nur Positives vernommen. Dass WM-Boykotteure konsequenterweise auf ihren VW Golf verzichten, hat man bislang dagegen noch nicht gehört.“ – Dazu kann ich nur sagen: Wir kaufen keine Siemens-Kühlschränke, haben keine Kreditkarten der Deutschen Bank. Und VW und Porsche fahren wir auch nicht.

Natürlich gibt es auch Websites, die eindeutig Pro Boykott sind und u.a. die Gründen nennen, weshalb diese WM in Katar boykottiert werden soll.

Wenn oft geschrieben wird, das ein Boykott nichts bringt und daher sinnlos ist, dann belegt diese These ja nur, dass das Argument, die WM würde zu einer gesellschaftliche Veränderung in Katar beitragen, genauso sinnlos ist. Natürlich verbirgt sich im Boykott viel Symbolik. Aber die Reaktionen von Katar und FIFA zeigen, dass hier doch wunde Stellen berührt werden.

Nun, wie halte ich es mit einem Boykott (der sich für mich natürlich nur aufs Fernsehgucken beziehen kann)? Zu einem totalen Boykott der Fernsehübertragungen kann ich mich noch nicht völlig durchringen. Natürlich gucke ich nicht die Spiele von Katar, des Iran und Saudi-Arabien. Und die durch die Aufblähung der WM (statt 32 Mannschaften spielten früher einmal nur 16) oft weniger interessanten Spiele (‚Gurkenspiele‘) lasse ich auch sausen. Vielleicht schaue ich in das erste Spiel des deutschen Teams gegen Japan hinein. Sollte sich das auch als Gurkenspiel herausstellen, so werde ich schnell umschalten. Ich weiß, das klingt sehr inkonsequent. Und ich fürchte, dass es vielen ähnlich geht, die für Boykott sind, aber eben auch gern guten Fußball sehen möchten (wobei sich das mit dem ‚guten Fußball‘ erst noch herausstellen muss). Aber es könnte durchaus sein, dass ich gänzlich auf diese WM verzichtet (1990 hatte ich das notgedrungen getan). Der Geist ist zwar willig, aber die Fußballbegeisterung schwächt.

Noch etwas zuletzt: Natürlich bezieht sich ein Boykott vor allem gegen die FIFA, dem Weltfußballverband, und ihrem Präsidenten Gianni Infantino. Wie sein Vorgänger Sepp Blatter scheint dieser in einer sehr eigenen Fußballwelt zu leben, dem kein Skandal und Fauxpas zu wenig sind.

Sie sind wieder da!

Als am letzten Spieltag der Bundesligasaison 2020/2021 Werder sein Heimspiel verlor und Köln zu Hause gegen den Bereitsabsteiger Schalke knapp gewann – und damit der Relegationsplatz für die Bremer flöten war und der Abstieg unabwendbar: Da fürchteten viele Fans um die Zukunft der Bremer. Bisher war Bremen ohne den SV Werder undenkbar. Aber nun …?!

siehe meine Beiträge: Nie mehr erste Liga?
Versenkt!

In Bremen verzeichnete man durch den Abstieg den Abgang bisher wichtiger Spieler. Neben dem Sturm mit Rashica und Sargent tat der Verlust von Augustinsson und den beiden Eggestein-Brüdern doch ziemlich weh. Und unter dem neuen Trainer Markus Anfang ging der Start in der 2. Liga dann auch ziemlich in die Hose. Werder dümpelte lediglich im Mittelfeld herum.

Siehe meinen Beitrag: SV Werder Bremen: Endlich 2. Liga 😉

Wie gut, dass dann das eigentlich Undenkbare passierte: Der Trainer hatte in leidvollen Corona-Zeiten seinen Impfpass gefälscht und wurde daher gefeuert. Für ihn kam endlich der schon zuvor so sehr gewünschte Ole Werner als Trainer an die Weser. Und mit ihm der Stürmer Marvin Ducksch aus Hannover.

Und mit Werner und Ducksch in einem unnachahmlichen Zusammenspiel mit Niclas Füllkrug legten gleich eine Superserie von sieben nacheinander gewonnenen Spielen hin. Ducksch und Füllkrug kommen am Ende dieser Zweitligasaison auf zusammen 39 Treffer, von denen sie sich viele Tore gegenseitig auflegten.

Füllkrug und Ducksch – die Garanten für Werders Wiederaufstiegs
Füllkrug und Ducksch – die Garanten für Werders Wiederaufstiegs

So ganz ohne Schwitzen kamen die Werder-Fans natürlich nicht aus. Da gab es eine ‚kleine‘ Serie mit dämlichen 1:1-Unentschieden. Und nach dem wohl besten Saisonspiel auf Schalke mit Werders 4:1-Sieg verloren die Bremer nach 2:0-Führung noch mit 2:3 gegen Holstein Kiel auf eigenem Platz. Ich habe mich selten so geärgert: Wie bescheuert muss man sein … Aber am Ende ging es dann doch klar: Werder ist als Zweitplatzierter wieder in der 1. Bundesliga!

Wer auf Kommentare hier in meinem Block zu Werders Gang durch die 2. Liga rechnete, dem habe ich enttäuschen müssen. Mir war nicht danach, auch wenn ich online immer nah am Spielgeschehen war (Gut, es gab noch zwei Beiträge hier, die auch mit Werder Bremen zu tun hatten: Flach – Zwei Jahre Rentnerdasein: Willi liest … Fußball-Bücher). Natürlich wollte ich immer wissen, wie Werder gespielt hat. Nun also dieser ‚erlösende‘ Post: Sie sind wieder da! Und sie bleiben – hoffen wir es – auch für lange Zeit!

Mein Mitleid hält sich zwar in Grenzen, aber nach dreimal 4. Plätzen in Liga 2, hat es der HSV diesmal immerhin auf Platz 3 geschafft und damit die Relegation gegen den Bundesliga-Drittletzten, Hertha BSC Berlin, erreicht. Vier Jahre 2. Liga (ja, mein Freund, diese Saison war die vierte) und endlich ein Hauch von Bundesligaluft im Volksparkstadion. Da kamen den HSV-Fans die Tränen in die Augen, auch wenn die 1. Bundesliga mindestens noch zwei Spiele entfernt ist. Ich wünsche den Hamburger allein deshalb alles Gute, um neben dem unsäglichen Wolfsburgern und jetzt wieder den Bremern einen weiteren Verein aus dem Norden in Deutschlands höchster Fußballliga der Männer vertreten zu sehen. Sat1 überträgt übermorgen und am kommenden Montag die beiden Spiele ab 20 Uhr 30.




Zwei Jahre Rentnerdasein: Willi liest … Fußball-Bücher

Dank eines Abonnements der Monatszeitschrift 11 Freunde – Magazin für Fußballkultur bin ich in den Besitz mehrerer Fußball-Bücher gekommen. Ich mag Fußball. Ich bin immer noch ein Fan des SV Werder Bremen – trotz des Abstiegs des Vereins in die 2. Liga. Aber dass ich mir Bücher zum Thema Fußball kaufe, darauf käme ich so schnell nicht. Es sei denn, wie gesagt, ich komme kostenlos bei Auslosungen zu einem Gewinn – oder sogar zu mehreren. Das erste bei 11 Freunde gewonnene Fußball-Buch habe ich bereits ausführlich in diesem Blog beschrieben: Ben Lyttleton: Elf Meter – Die Kunst des perfekten Strafstoßes.

Willi liest ... Fußball-Bücher
Willi liest … Fußball-Bücher

Philipp Köster/Tim Jürgens (Hrsg.): Das große 11 Freunde Buch – 2000 – 2020

Nun, ein Buch habe ich mir dann doch gekauft: Das große 11 Freunde Buch zum 20-jährigen Bestehen des Fußballmagazin. Es muss nicht ungedingt ein Abo sein. Dieses Buch ‚entschädigt‘ gewissermaßen für die Absenz eines solchen. Allein der tollen Bilder wegen ist dieses Buch (wenn noch nicht vorhanden) für jeden Fußballfan empflehlenswert.

Julia Friedrichs: Gebrauchsanweisung für Werder Bremen

Als Werder-Fan ist das nächste Buch, das ich gewann, natürlich besonders ansprechend:

Würde Sympathie über Fußballspiele entscheiden, wäre Werder Bremen die Nummer eins der Bundesliga. Die Fanliebe zum 1899 gegründeten Traditionsverein reicht weit über die Grenzen des Weserstadions hinaus, und auch Julia Friedrichs trägt das Vereinswappen, die Raute, auf dem Herzen. Voller Leidenschaft durchlebt sie in ihrem Band die wechselvolle Geschichte des »grün-weißen« Bundesligisten: das Goldene Zeitalter unter Otto Rehhagel und die berühmten »Wunder von der Weser«. Das leidige Schicksal eines Fast-ganz-großen-Vereins, dem immer wieder Spieler wie Özil, Diego oder Klose abhandenkommen, und dramatische Abstiegskämpfe, die sich in letzter Sekunde entscheiden. Sie folgt ihren Helden ins Trainingslager, spricht mit Anhängern der Bremer Ultraszene, und am Ende ist zweifellos klar, warum man so einem Klub lebenslang die Treue hält.

In jetzigen Zeiten hat das Buch Gebrauchsanweisung für Werder Bremen natürlich durch den Abstieg etwas Beklemmendes. Aber als echter Anhänger des Bremer Vereins träumt man nicht nur von guten alten Zeiten, sondern erhofft sich kommende bessere Zeiten. Wir werden sehen …!

Filippo Cataldo: Unnütztes Bundesligawissen – Alles, was man in der Sportschau nicht erfährt

Dieses Buch ist ein Geschenk meines jüngeren Sohnes. Es hat ein Faible für Bücher/Kalender zum Thema ‚unnützes Wissen‘. Und da es ein solches auch zur Fußball-Bundesliga gibt, hat er es mir zu Weihnachten einmal geschenkt. Der Autor Filippo Cataldo, Jahrgang 1980, ist Chief Editor bei SPOX und Goal. Sein Buch Unnützes Bundesligawissen: Alles, was man in der Sportschau nicht erfährt hat viel Witz:

Wer war der jüngste Spieler der Bundesligageschichte? Und wer war der älteste? Wer kann auf die längste Bundesligakarriere zurückblicken? Was waren die verrücktesten Verletzungen – auf und abseits des Fußballplatzes? Welcher Spieler hält den Eigentorrekord? Wer schoss den härtesten Ball? Wie kam Thorsten Frings zu seinem Spitznamen „Lutscher“? Was bekommt man, wenn man in einer Bremer Kneipe einen – nach dem gleichnamigen Schiedsrichter benannten – „Ahlenfelder“ bestellt?
Die Bundesliga hat seit ihrer Gründung 1963 unzählige – teilweise auch skurrile – Rekorde, Legenden, Anekdoten und Helden kreiert. Amüsant, verblüffend, mal abseitig, mal trivial, oft unnütz, aber immer interessant sind die Fakten und Geschichten über die Bundesliga und ihre wichtigsten Vereine in diesem Buch. Wer am Stammtisch mitreden will, kommt an diesem Meisterwerk nicht vorbei.

Auflösung zum Stichwort „Ahlenfelder“: Wenn man nach 1975 in einer beliebigen Bremer Kneipe einen „Ahlenfelder“ bestellte, bekam man ein Pils und einen Malteser. Das Ahlenfelder-Gedeck wurde nach Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder benannt, der die erste Halbzeit des Spiels Bremen gegen Hannover bereits nach 30 Minuten abpfiff. Grund war besagte Kombination aus Pils und Malteser, die der Unparteiische kurz vor der Partie getrunken hatte – um die schwere Gans mit Rotkohl und Klößen zu verdauen, die es zum Mittagessen gegeben hatte. Blöd nur, dass es nicht bei einem Ahlenfelder geblieben war, sondern das Schiedsrichtergespann so viel gegessen hatte, dass es gleich zwei Runden bestellte – zum Essen hatten sie sich schon zwei Pils genehmigt.

Toni Gottschalk: Konfetti im Bier

Diese Buch von Toni Gottschalk: Konfetti im Bier habe ich wieder bei einer Verlosung bei den 11 Freunden gewonnen (noch nie hatte ich soviel Glück!).

Wer den Roar am Millerntor oder einem anderem Fußballstadion vor dem Spiel einmal mitgemacht hat, weiß mit dem Titel des Romans von Toni Gottschalk sofort etwas anzufangen. „Konfetti im Bier“ ist eine Beschreibung der St. Pauli Ultra-Szene von innen und damit einzigartig. Doch er ist noch viel mehr. Er ist Hamburg-Roman, Antifa, Viertelliebe, Fußball und immer wieder St. Pauli Nachtleben. Gespickt von Insiderwissen und Wortwitz, der durch seine Protagonisten auf die Spitze getrieben wird.

Toni Gottschalk, selbst seit vielen Jahren Teil der St. Pauli Ultras und ab 2006 Comiczeichner für verschiedene Fanzines, gelingt ein Debütroman, der nicht von außen draufschaut, sondern mitten drinsteckt. Er erzählt von Merks, Subbe, Jette und all den anderen, für die der FC St. Pauli und die eigene Gruppe viel mehr bedeuten, als nur jedes Wochenende gemeinsam zum Spiel zu gehen. Während sich Walter durch so ziemlich jede Kaschemme St. Paulis trinkt, beschäftigt sich der Rest mit politischer Viertelverteidigung. (Quelle: szene-hamburg.de)

“Konfetti im Bier” ist ein Subkultur-Roman. Ein Buch für Fußball-Fans, und zwar nicht nur die der Kiezkicker. Für Leute, die immer schon mal mehr über die Mechanismen von Ultra-Gruppierungen wissen wollten. Für Hamburger. Und für jene, die es immer wieder dort hinzieht.
Im Fokus steht das Spannungsfeld zwischen Fußball, Politik, Verein und der eigenen Fan-Gruppe, in dem sich die Mitglieder bewegen.
Toni Gottschalk erzählt von Merks, Subbe, Jette und all den anderen. Von denen, für die der FC St.Pauli und die eigene Gruppe viel mehr bedeuten, als nur jedes Wochenende gemeinsam zum Spiel zu gehen. Die Gemeinschaft genießen und gleichzeitig an ihrem Handeln zweifeln. Jenen, die denken, dass sie eigentlich “zu alt für diesen Scheiß” sind und anderen, die doch gar nicht wissen, ob sie da wirklich richtig sind.
Choreos vorbereiten, Auswärtsfahrten planen, sich mit den Fans des blau-weiß-schwarzen Nachbarn rumärgern: Toni Gottschalk guckt nicht von außen drauf, sondern steckt seit Jahren mittendrin. “Konfetti im Bier” ist lebendig, humorvoll und schnörkellos.

siehe auch: Genutzte Zeit zum Lesen
Zwei Jahre Rentnerdasein: Willi liest … Kriminalromane

Flach

Natürlich sind Tore besonders sehenswert, wenn der Schütze den Ball ins obere linke (oder rechte) Eck zu platzieren versteht. Ich denke da an manchen Freistoß von Ronaldo. Aber auch Werder-Spielern gelingt es ab und zu (z.B. Leonardo Bittencourt, aber der ist zz. auf unbestimmte Zeit verletzt).

Aber schaut Euch doch einmal viele der Tore von Messi und von Gerd Müller, der Fußballgott habe ihn selig, an: flach, ganz flach! Nur wenige Zentimeter über der Grasnarbe! Allerdings mit Wucht! Einem Torwart bleibt da höchstens die Fußabwehr. Und wenn er dann noch Pech hat, dann geht der Ball ‚durch die Hosenträger‘ (durch die Beine des Torwarts)!

SV Werder Bremen: Auf geht’s! © Deichstube
SV Werder Bremen: Auf geht’s! © Deichstube

Sieht man manchen Angriff, z.B. leider zu oft auch beim SV Werder, dann scheinen die Schützen mit ihren geschossenen Bälle immer nur neue Höhenrekorde aufstellen zu wollen. Ab in die Wolken! Merken die Spieler eigentlich noch etwas? Natürlich kann das schon passieren. Der Spieler hat zu viel Rückenlage oder trifft den Ball nicht richtig. Aber was da für Wolkenkuckuckseier gelegt werden, macht einen Fußballfan schon nachdenklich.

Natürlich ist es nicht immer sinnvoll, den Ball flach zu schießen. Wenn der Torwart dem potentiellen Torschützen entgegenkommt, also schon dicht am Boden entlangrutscht, dann ist ein Heber sicherlich das probatere Mittel.


SV Werder Bremen: Endlich 2. Liga ;-)

Inzwischen ist auch der letzte Werder-Fan davon überzeugt, dass der Bremer Fußballverein so schnell nicht wieder in die Bundesliga aufsteigen wird. Nach den ersten Pflichtspielen in der neuen Saison sind die gezeigten Leistungen der Mannschaft nur noch mit viel Ironie zu ertragen: Endlich 2. Liga! Willkommen in der Zweitklassigkeit!

SV Werder Bremen: Endlich 2. Liga ;-)
SV Werder Bremen: Endlich 2. Liga 😉

Die neue Spielzeit beginnt dort, wo die letzte endete: Werder hangelt sich von Blamage zu Blamage. Scheidet gleich in der ersten Runde des DFB-Pokals in Osnabrück aus. Und Partien im eigenen Stadion gestalten sich weiterhin zu Pleitespielen – wie gestern gegen Paderborn, das 1:4 verloren ging.


Sportschau – 2. Liga – 3. Spieltag: SV Werder – SC Paderborn 1:4

Nach dem Rauswurf des Cheftrainers kurz vor Ende von Werders vorerst letzten Bundesligasaison haben inzwischen auch andere Werdergetreue ihren Hut genommen: Tim Borowski, unter Florian Kohfeldt Co-Trainer. Borowski hat fast seine gesamt Karriere bei Werder verbracht. Als 16-jähriger spielte er das erste Mal für Werder und holte mit dem Verein 2004 das Double. Thomas Schaaf, zuletzt technischer Direktor bei Werder, hat ebenfalls den Verein verlassen. Und auch Marco Bode, Werder-Aufsichtsratschef, schmeißt überraschend hin. Verbleibt in der Führungsetage eigentlich nur noch Frank Baumann, Geschäftsführer/Manager des Vereins, der von den Fans zunehmend in der Kritik steht, weil er bisher die angekündigten Neuverpflichtungen nicht vorweisen kann.

Nach dem Abstieg verlor Werder mit Milot Rashica und Josh Sargent (beide zu Norwich City) zwei wichtige Stürmer. Außerdem haben bisher Ludwig Augustinsson (zum FC Sevilla), Johannes Eggestein (Royal Antwerpen) und Yuya Osako (kehrt in seine japanische Heimat, zu Vissel Kobe, zurück) den Verein verlassen. Ein adäquater Ersatz ist schon aus rein finanziellen Gründen trotz der Transfererlöse nicht möglich.

Denken wir an den HSV, der jetzt bereits das vierte Jahr in der 2. Liga dahindümpelt, muss diese Saison mit dreizehn (von 18) ehemaligen Bundesligisten als die stärkste 2. Liga alles bisheriger Zeiten angesehen werden – da wird einem schon bange. Es wäre leichter gewesen, in der Bundesliga zu verbleiben, als jetzt aufzusteigen. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, und wenn: Flutlicht an!

Versenkt!

Ja, auch Vereinslegende Thomas Schaaf hat nichts genützt: Dank eines Tores der Kölner in der 86. Spielminute sackte der SV Werder noch auf den 17. Tabellenplatz ab und damit auf einen direkten Abstiegsplatz. Immerhin wurde uns damit eine Blamage gegen die Kieler in der Relegation erspart. Drücken wir Holstein Kiel für das Rückspiel gegen Köln morgen die Daumen. Wäre schon ein Ding, wenn die Kieler mit dem bei Werder aussortierten Fin Bartels in der nächsten Saison erstklassig sein sollten, während Werder in den trüben Gewässern der 2. Liga fischen muss.

Hier vom vorerst letzten Spiel der Bremer in der Bundesliga. Wahrlich (k)eine Offenbarung fußballerischen Könnens…:


Fußball-Bundesliaga: SV Werder Bremen – Borussia Mönchengladbach 2:4 (34. Spieltag 2020/2021)

Ja, das Bild mit dem sinkenden Werder-Schiff: Immer wenn dunkle Wolken über der Weser aufzogen, drohte ich mit dem sinkenden Werder-Schiff. Und immer dann schafften es die Bremer in letzter Sekunde, in der Bundesliga zu bleiben (Herr Detektiv Graue, ob mit oder ohne dem Schiff: Ich bin unschuldig an Werders Versenkung in der Bedeutungslosigkeit):

SV Werder Bremen – nach dem 33. Speiltag 2020/2021
SV Werder Bremen – nach dem 33. Speiltag 2020/2021

Diesmal hat es also nichts genützt. Das Werder-Schiff ist untergegangen. Bei den bescheidenen Leistungen an den letzten zehn Spieltage (von 30 möglichen Punkten holten die Bremer gerade einen einzigen) ist das kein Wunder. Aber was soll ich mich da noch weiter auslassen:

SV Werder Bremen – nach dem 34. Speiltag 2020/2021
SV Werder Bremen – nach dem 34. Speiltag 2020/2021

Die Hälfte der Spieler dürfte Bremen verlassen. Und ein neuer Trainer ist (noch) nicht in Sicht. Sportchef Frank Baumann peilt natürlich den direkten Wiederaufstieg an. Aber bei der Konkurrenz in der 2. Liga (der HSV hat es im 3. Anlauf nicht geschafft) dürfte das schwer fallen.

Philipp Köster, Geschäftsführer und Chefredakteur der 11 Freunde (und Bielefeld-Fan – Glückwunsch zum Klassenerhalt) machte sich in seinem Newsletter zum Wochenende folgende Gedanken zum erster Spieltag der Bundesliga:

Wenn demnächst die Spielplaner der DFL zusammensitzen und die Ansetzungen der neuen Saison ausbaldowern, würden wir uns für den Auftakt gerne folgender Kracherpartien wünschen: Arminia Bielefeld – TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen – VfL Wolfsburg, RB Leipzig – Spvg Greuther Fürth, Holstein Kiel – VfL Bochum, FSV Mainz 05 – FC Augsburg und SC Freiburg – Union Berlin. Ach, wenn wir das so lesen, steigt die Vorfreude ins Unermessliche. Zumindest auf den Auftakt der zweiten Liga.

Dem wollen wir doch alle gern beipflichten: Das klingt wirklich nicht nach echten Kracherpartien. In der 2. Liga kicken inzwischen solche Traditionsvereine wie 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC, Hannover 96 , HSV und FC St. Pauli – sowie ehemalige Bundesligisten wie SV Darmstadt 98, SC Paderborn und wahrscheinlich FC Ingolstadt – aus dem Osten Dynamo Dresden und Hansa Rostock als Aufsteiger aus Liga 3. Natürlich Werder Bremen und – als Norddeutscher hoffe ich es (wg. Holstein Kiel) – der 1. FC Köln. Sonst eben: Holstein Kiel. So viele Nordderbys hat es bisher noch nicht gegeben. Da kann man Betriebssportruppen wie TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und RB Leipzig vergessen.



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Nie mehr erste Liga?

Schlimmer hätte es kaum kommen können: Da macht der SV Werder in Augsburg das Spiel – und verliert am Ende mit 0:2. Und ist plötzlich auf dem Relegationsplatz, muss außerdem fürchten, nach dem letzten Bundesliga-Spieltag sogar direkt abzusteigen. Neben Werder Bremen (31 Punkte) streiten sich noch der 1. FC Köln (30 Punkte) und Arminia Bielefeld (32 Punkte) um den rettenden 15. Tabellenplatz.


Fußball-Bundesliga 2020/2021 – 33. Spieltag: FC Augsburg – SV Werder Bremen 2:0

Denn die Bremer müssen gegen Borussia Mönchengladbach ran, die noch um den 7. Platz kämpfen, der zur Qualifikation zur neu geschaffenen Europa Conference League (noch so ein Thema, das vielen den Profifußball vergällt) berechtigt. Ein Spiel um Alles oder Nichts. Die Kölner haben den Schonabsteiger Schalke 04 zu Gast. Bielefeld muss in Stuttgart ran.

Nach der Niederlage in Augsburg musste der Trainer Florian Kohfeldt nun doch seinen Hut nehmen und wird für das Ende der Saison durch die Werder-Legende Thomas Schaaf trainiert.Nichts gegen Schaaf. Aber ob es sinnvoll ist, für diesen einen Spieltag (evtl. könnten noch die Relegationsspiele gegen den Dritten der 2. Liga hinzukommen, woran ich nicht glaube, dann könnte es vielleicht eine Art Nordderby werden: Holstein Kiel hat den direkten Aufstieg nach der 2:3-Niederlage in Karlsruhe noch nicht geschafft, ist aber mindestens 3.) den Trainer zu wechseln, wird sich zeigen. Wenn nicht, dann wird vor allem Geschäftsführer Frank Baumann die ganze Wut abbekommen, über den jahrelangen Niedergang des Klubs, die Fehleinkäufe en gros, den viel zu lange nicht und dann zu spät erfolgten Rauswurf des Trainers. Was sich eben so angestaut hat. Es ist vieles verkehrt gelaufen an der Weser: Rashica, Füllkrug, Selke und Sargent – den Namen nach könnte das ein ‚Sturm‘ sein, der für viele Tore sorgt. Aber nicht erst das Spiel gegen Augsburg offenbarte, dass die vier nur zu einem lauen Lüftchen im Stande sind.

Was kann da jetzt nur noch helfen? Da war das Bild vom sinkenden Werder-Schiff! Immer wenn dunkle Wolken über der Weser aufzogen, drohte ich mit dem sinkenden Werder-Schiff. Und immer dann schafften es die Bremer in letzter Sekunde, in der Bundesliga zu bleiben. Vielleicht hilft es ja auch jetzt wieder:

    Werder Bremen: Rettung in letzter Minute?!
    Werder Bremen: Rettung in letzter Minute?!

Der Sportverein Werder hat sich immer bemüht, einen eigenen Weg zu gehen, weg von der Hektik und Kurzatmigkeit, mit der Profiklubs sonst ihre Geschäfte betreiben. Vom diesem Weg ist Werder inzwischen längst abgekommen: Ich denke da nicht nur an die unglückseligen Partnerschaften mit Wiesenhof und wohninvest. Jetzt versucht der Verein, Geld durch Anleihen zu bekommen. Will man in der 1. Liga überleben, dann kann Werder Bremen nichts anderes sein als ein ganz ’normaler‘ Verein. Vielleicht täte da ein Abstieg in die 2. Liga ganz gut, um wieder zu den ‚Wurzeln‘ zurückzukehren. Aber dann erginge es den Bremern wie dem HSV, der auch im 3. Anlauf den Wiederaufstieg nicht geschafft hat. Endlich wieder ein echtes Nordderby: Werder gegen den HSV?!

Erschreckend in diesem Zusammenhang: Der Stadionsprecher und TV-Moderator Arnd Zeigler ist noch während des Spiels gegen Augsburg digital bedroht, belästigt und beleidigt worden: Er will seine Social-Media-Seite bei Facebook vorerst schließen. »Es ging nur um Fußball«, schrieb der Moderator. Wie bescheuert muss man sein, um seinen Frust auf diese Weise abzulassen.

siehe zuletzt: Der SV Werder Bremen in Corona-Zeiten: Dem Abstieg entgegen ..



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Eine ‚verrückte‘ Welt – Des Wahnsinns fette Beute (2)

In Zeiten des Corona-Virus scheint die Welt mehr noch als sonst (und ansonsten ist es schon schlimm genug) dem Wahnsinn zu erliegen. Da tauchen von der rechten Front gesteuert ‚Todeslisten‘ auf, die die Namen der Politiker enthalten, die für die umstrittene Corona-„Notbremse“ gestimmt haben. Die Gewaltbereitschaft von Rechtsaußen nimmt immer mehr zu. Sicherlich ist die „Notbremse“ ein Einschnitt in unsere Bürgerrechte. Aber sie soll und kann nur temporär gelten und dient der Erhaltung eines anderen Bürgerrechts, nämlich des Rechtes auf Unversehrtheit.

Aber dem ist lange noch nicht genug …

Sascha, der paranoide Diktator

In Belarus hält sich der selbst zum Sieger bei der letzten Präsidentschaftswahl ernannte Alexander ‚Sascha‘ Lukaschenko durch brutale Polizeigewalt an der Macht. Vielen Belarusen ist es längst klar geworden, dass er eine Dynastie zu gründen plant, als seinen Nachfolger seinen Sohn Viktor vorsieht. Ein entsprechender Erlass soll in den nächsten Tagen verkündet werden. Hintergrund: Angeblich wurde ein Attentat auf ihn und eine Invasion von Litauen kommend verhindert. Im belarusischen Fernsehen wusste Stanislaw Knyazew – ein belarusischer Doktor der Rechtswissenschaft und ehemaliger KGB-Mitarbeiter – zu berichten, es seien „ungefähr 150 Geländefahrzeuge mit schweren Maschinengewehren vorbereitet“ worden. Wer genau diese Staatsfeinde seien, will Lukaschenko in den kommenden Tagen bekannt geben. Sie hätten jedenfalls auch geplant, die belarusische Armee gegen die Sonderpolizei OMOM, die Truppen des Innenministeriums und den KGB aufzuhetzen. Ein schrecklicher Bürgerkrieg hätte ausbrechen können.

Eigentlich könnte man jetzt Lukaschenko für paranoid halten. Bekanntlich litten viele Diktatoren von Hitler bis Stalin an Größen- und Verfolgungswahn. Aber es gehe vor allem darum, so der belarusische Politologe Waleri Karbalewitsch, die Opposition zu „dämonisieren“ und zu zeigen, dass sie nicht viele Unterstützer habe. „Man will auch die Gesellschaft darauf vorbereiten, dass mit solchen Leuten, die so schreckliche Verbrechen vorbereiten, alles getan werden darf. Das ist eine lang bekannte Taktik der Entmenschlichung des Gegners.“

Dass so ein politisches Vorgehen in Europa noch möglich ist, ist das erschreckend, aber nicht verwunderlich, wenn wir bedenken, was auch bei uns ‚möglich‘ ist.

Wenn der Wahnsinn die Welt regiert ...
Wenn der Wahnsinn die Welt regiert …

Maskenaffäre – Lobbyismus vom Feinsten

Wenn sich Wirtschaftsunternehmen an Politiker wenden, um Einfluss auf Entscheidungsprozesse zu nehmen, so sprechen wir von Lobbyismus. Was ist aber nun, wenn sich solche Unternehmen darum bemühen, über Volksvertreter ihre Produkte ‚an den Mann‘ zu bringen? So haben sich bisher 40 Abgeordnete ans Gesundheitsministerium gewandt, um in Namen mehrerer Firmen bei der Beschaffung von Schutzausrüstung (es geht u.a. um ein Auftragsvolumen von gut zwei Milliarden Euro für die Lieferungen von mehr als einer Milliarde OP- und FFP2 Masken) ‚behilflich‘ zu sein. Darunter sind auch FDP-Chef Lindner und Wirtschaftsminister Altmaier.

Sicherlich haben nur wenige der Abgeordneten für die Vermittlung Provisionen erhalten. Aber für mich stellt sich die Frage, warum sich die Firmen nicht direkt an das Gesundheitsministerium gewandt haben. Es lebe hoch der Lobbyismus!

Demontage eines Trainers

Erst vor wenigen Tagen habe ich mich zum Niedergang des SV Werder Bremen geäußert. Im Kreuzfeuer steht nun der Cheftrainer, Florian Kohfeldt, wie immer in einer solchen Situation (Augsburg hat seinen Trainer schon entlassen). Nach der siebten Niederlage in Folge berieten nun die Oberen des Vereins, wie es weitergehen soll. Das Ergebnis: Nach einer hochdramatischen Aufsichtsratssitzung am Montag, also ganze zwei Tage nach der letzten Niederlage, wurde dem Übungsleiter eine weitere Gnadenfrist zugebilligt.

Das dezente Abrücken des Sportvorstandes Frank Baumann von seinem Trainer, die Gerüchte in der Lokalpresse über Nachfolgekandidaten und Abfindungsverhandlungen, eine länger andauernde Krisensitzung – das alles hätte sich der Verein schenken können, wenn er schon am Wochenende dem Trainer entschlossen den Rücken gestärkt hätte. Aber in Krisenzeiten wird bei uns lieber palavert, die Medaille von der einen wie von der anderen Seite eingehend betrachtet. So ein Entscheidungsprozess dauert eben etwas. Und so brachte man Kohfeldt in unnötige Bedrängnis, was einer Demontage fast gleichkommt.

Und der Witz ist, dass sich Werder Bremen jetzt zwischen Abstieg und Pokaltraum (am Freitag im Halbfinale in Leipzig – die Sportschau zeigt das Spiel) befindet. Da weiß man gar nicht, ob man den Bremern den Einzug ins Finale wünscht oder doch lieber den Klassenerhalt. Wahnsinn!


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Apropos Leipzig: Julian Nagelsmann, Noch-Trainer in Leipzig, zieht es zu den Bayern. Vielleicht gibt es diesen besonderen Effekt, von den Werder profitieren könnte: Wenn der Wechsel eines Trainers schon vor Saisonende feststeht, gerät seine Mannschaft meist ins Trudeln.

Siee auch: Eine ‚verrückte‘ Welt – Des Wahnsinns fette Beute

Der SV Werder Bremen in Corona-Zeiten: Dem Abstieg entgegen ..

Vor einigen Wochen sah es noch gut aus für den SV Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga. Der Abstand zu den Abstiegsplätzen betrug am 24. Spieltag satte 11 Punkte auf den Relegationsplatz (16. Platz Arminia Bielefeld mit 19 zu 30 Punkten für Werder auf dem 12. Tabellenplatz). Aber nach sechs Niederlagen in Folge stehen die Bremer an der Kippe …

Fußball und die Corona-Pandemie, das ist ‚ein seltsam Abenteuer‘. Was früher undenkbar war oder zumindest als Höchststrafe galt, ist inzwischen fast schon Alltag: die Fußballspiele ohne Publikum. Anfangs untermalten die Privatsender solche Spiele noch mit Publikumsgeräusche. Heute werden nur noch Trainerstimmen laut. Und während der Amateurfußball völlig brach liegt, wird in den Profiligen fleißig weitergekickt. Coronaregeln hin, Coronaregeln her.

Es geht natürlich um das liebe Geld. Denn dank satter Einnahmen aus Fernsehgeldern schaffen es die Vereine, halbwegs glimpflich über die Runden zu kommen. Und dem nicht genug, planten die großen europäischen Vereine aus England, Italien und Spanien sogar eine Super League jenseits des europäischen Fußballverbandes, der UEFA. Geldgier selbst in solch prekären Zeiten! Pfui, Spinne!

Auch der SV Werder darf spielen und hatte sich nach dem Fastabstieg im letzten Jahr ein Plätzlein im Mittelfeld der Liga eingerichtet. Finanziell geht es dem Verein aber nicht gerade gut. Es fehlen die Zuschauereinnahmen. Und aus Transfererlösen. Ein Wechsel von Milot Rashica kam wegen zu hoher Forderungen der Bremer nicht zustande. Und durch Verletzungen und der zuletzt mehr als mäßigen Leistungen ist sein Marktwert von etwa 35 auf 12 Millionen € gesunken. Werder hätte vor einem Jahr das Angebot akzeptieren sollen.

Um finanziell zu überlegen hatte der Verein im vergangenen Dezember mit Hilfe einer Landesbürgschaft einem 20-Millionen-Euro-Kredit aufgenommen. Jetzt geht Werder an die Börse und vermarktet eine Mittelstandsanleihe. Die Verzinsung soll bei mindestens sechs Prozent liegen, die Laufzeit beträgt fünf Jahre und drei Monate. Mit 1000 Euro ist man dabei, aber es werden institutionelle Investoren (zum Beispiel Versicherungen oder Kapitalgesellschaften) gesucht. Auf diese Weise sollen bis zu 30 Millionen Euro auf dem Kapitalmarkt abgefischt werden. Dann mal zu … Der Kapitalismus lebe hoch!

Wenn aber nun entgegen allen Erwartungen der letzten Wochen die Mannschaft doch noch absteigen sollte? Ein Positives hätte es zumindest: Davie Selke bräuchte nicht übernommen werden, da die Kaufpflicht gegenüber Hertha BSC (der Big City Club, der plötzlich auch mitten im Abstiegsstrudel steckt und durch mehrere Corona-Erkrankungen mindestens drei Spieltage aussetzen muss – dadurch lässt sich der genaue Standort von Werder Bremen in der Tabelle nicht ausmachen) beim Abstieg nicht zieht. Wer macht solche Verträge? Werder müsste 12 Millionen € zahlen, obwohl Selke gerade noch 5 Millionen € wert ist und sowieso nicht in die Planung passt.

Statt das Geld für einen überschätzten Stürmer zu verbraten, wäre es sinnvoll, einen Spielgestalter an die Weser zu holen. Denn hier mangelt es: Wenn Werder, wie gegen Mainz, das Spiel machen muss, dann kommt dabei meist nicht viel heraus. Da wundert es schon nicht mehr, wenn der 32-jährige Philipp Bargfrede wieder aktiviert wird.

Schaut man auf den verbleibenden Spielplan, dann wird einem schon angst und bange: Am Samstag in Berlin gegen Union, die sich in der oberen Hälfte der Tabelle festgesetzt haben und gerade zu Hause stark sind. Dann das Heimspiel gegen Leverkusen, bei denen niemand weiß, woran er ist. Es geht weiter nach Augsburg, die ebenso wie Werder noch im Abstiegskampf stecken. Das letzte Heimspiel ist gegen Mönchengladbach, die vielleicht am letzten Spieltag doch noch Ambitionen auf Europa haben.


SV Werder Bremen Fanshop

Ich gestehe: Wenn Werder ein Verein wäre, der nur auf die große Kohle schielte (okay, mit Partnern wie Wiesenhof und wohninvest sind wohl keine Werder-Fans glücklich), dann wäre für mich der gezahlte Fußball längst gestorben. Aber es ist unverkennbar, dass ich auf dem Rückzug bin, denn (nicht nur wegen der Coronakrise) meine letzten Beiträge zu Werder in diesem Blog stammen vom 07. bzw. 12. Juli des Vorjahres.

… mit Hängen und Würgen!

Jeder weiß es: Das war eine bescheidene Saison, die der SV Werder gespielt hat, Corona hin, Corona her. Aber manches Ammenmärchen findet dann doch noch seinen guten Ausgang: Die Bremer bleiben der Fußball-Bundesliga erhalten (und die Werder-Damen steigen in die Frauen-Bundesliga auf, das sollte nicht vergessen werden). Nach dem mageren 0:0 daheim gab es gestern ein 2:2 in Heidenheim, was zum Klassenverbleib reichte.

Gefeierter Ludwig Augustinsson nach seinem Tor gegen Heidenheim
Gefeierter Ludwig Augustinsson nach seinem Tor gegen Heidenheim

Irgendwie erinnern mich diese Relegationsspiele Werders gegen Heidenheim an frühere Relegationsspiele des HSV. Und bekanntlich spielen die demnächst ihre 3. Saison hintereinander in der 2. Liga. Nein, ich eigne mich nicht als Orakel. Aber wenn es in der neuen Saison nicht besser wird, dann … Werder hat mit Hängen und Würgen gerade noch den Klassenerhalt geschafft. Und damit haben auch der Sportchef Frank Baumann und Trainer Florian Kohfeldt ihren Hintern gerettet. Wahrscheinlich wird auch der Kader sich kaum verändern, denn keiner der Spieler (selbst Milot Rashica) hat sich in den letzten Wochen für andere Vereine empfehlen können. Und undank Corona müssen alle Vereine sparen …


Nochmal gut gegangen! – Kurzanalyse nach dem Spiel 1. FC Heidenheim – SV Werder Bremen (Bundesliga-Relegation-Rückspiel 2019/2020)

Schade eigentlich für Heidenheim. Der Verein aus dem Südosten Baden-Württembergs hat seine wohl einmalige Chance zum Aufstieg in die höchste Fußballliga Deutschlands knapp verpasst. Gerade einem so kleinen Verein wünscht man sich im Chor der von Großkonzernen unterstützten oder von Großkopferten geleiteten Vereinen eine Stimme. Aber die hat nun weiter der SV Werder.

Totgesagte leben länger …

Ja, Totgesagte leben länger, d.h. Werder hat noch durch zwei Spiele in der Relegation gegen den Dritten der 2. Liga, dem 1. FC Heidenheim, die Chance, den Klassenerhalt zu sichern.

Zunächst aber etwas zum Thema Wettbewerbsverzerrung: Was da Dortmund am 32. Spieltag zu Hause gegen Mainz (zu ungunsten von Werder) und am letzten Spieltag gegen Hoffenheim geboten hat, war wirklich unter aller Sau. Auch den Kölnern wurde eine groteske Vorstellung in Bremen vorgeworfen. Was die Höhe der Niederlage (6:1 für Werder) betrifft, ist das sicher in Ordnung. Aber ich denke, dass Werder auch bei einer akzeptablen Leistung von Köln das Spiel gewonnen hätte und damit die Relegation verdient hat. Okay, hätte Düsseldorf bei Union Berlin einen Punkt geholt, dann wären Werder und die Fortuna punktgleich und das Torverhältnis hätte über die Plätze 16 und 17 entschieden … Aber wohl auch Dank der Ex-Bremer Anthony Ujah und Felix Kroos (die immer noch ein Herz für Werder haben), die ihre Sportkameraden von Union gegen Düsseldorf noch einmal ‚auf Vordermann brachten‘, leben die totgesagten Bremer immer noch.


Werder-Wunder! Bremen rettet sich furios in Relegation: Werder Bremen – Köln 6:1

Werder spielt jetzt also am Donnerstag (im Weserstadion) und am kommenden Montag gegen Heidenheim, dem Dritten der 2. Liga, in der so genannten Relegation um den Klassenerhalt. Erst im Oktober des letzten Jahres waren beide Mannschaften aufeinander getroffen – im DBF-Pokal, das Werder zu Hause mit 4:1 sehr sicher gewann. Damals konnte niemand damit rechnen, dass sie am Ende der Saison nochmals gegeneinander spielen werden …

Und da war dann noch das Bild vom sinkenden Werder-Schiff:

    Werder Bremen: Rettung in letzter Minute?!
    Werder Bremen: Rettung in letzter Minute?!

Es gibt den Fluch der 11 Freunde, dem in gewisser Hinsicht auch der SV Werder (fast) zum Opfer fiel. Und da gibt es gewissermaßen das Gegenteil davon (Segen?!): mein sinkendes Werder-Schiff.

In den letzten Jahren krebste Werder fast immer am Abgrund zum Abstieg in die 2. Liga. Und (nein, abergläubig bin ich nicht, oder doch?) immer wenn ich das besagte Bildchen in meinen Beiträgen zu Werder einbezog, schaffte die Mannschaft den Klassenerhalt. Warum sollte es in diesem Jahr nicht anders sein … 😉

Mit dem Ende dieser Saison endet dann auch die Karriere eines Ausnahmespielers: Claudio Pizarro geht mit 41 Jahren in den wohl verdienten Fußballerruhestand. Ich kann mich da den ganzen Liebesbezeugungen nur anschließen: Vielen Dank für die vielen Jahre, in denen Du uns mit Deinem Spiel und Deiner liebenswürdigen Art Freude bereitet hast! Weiterhin alles Gute für Deine Zukunft!

Und da ist war noch der HSV! Eigentlich haben alle mit einer Wiederauflage des Nordderbys in der Relegation gerechnet. Nach der oberpeinlichen Heimniederlage gegen Sandhausen im letzten Spiel mit 1:5 wird daraus nichts. Und den Spöttern gehen inzwischen auch schon die HSV-Witze aus …