Kategorie-Archiv: Literatur

WilliZ Welt der Literatur

Abenteuer Ulysses von James Joyce (21): Das Original: Odyssee von Homer

Wer den Roman Ulysses von James Joyce liest, kommt um das Original der Osyssee von Homer nicht umhin. Homer (altgriechisch Ὅμηρος Hómēros, Betonung im Deutschen: Homḗr) gilt traditionell als Autor der Ilias und der Odyssee und damit als frühester Dichter des Abendlandes. Weder sein Geburtsort noch das Datum seiner Geburt oder das seines Todes sind zweifelsfrei bekannt. Es ist nicht einmal sicher, dass es Homer überhaupt gab. Kontrovers diskutiert wird die Frage, in welcher Epoche er gelebt haben soll. Herodot schätzte, dass Homer 400 Jahre vor ihm gelebt haben müsse; dies entspräche in etwa der Zeit um 850 v. Chr. Andere historische Quellen legen das Wirken Homers in die Zeit des Trojanischen Krieges, der traditionell etwa um 1200 v. Chr. datiert wird. Heutzutage stimmt die Forschung weitestgehend darin überein, dass Homer, wenn es ihn gab, etwa in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts und/oder in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gelebt hat.

Die Odyssee (altgriechisch ἡ Ὀδύσσεια hē Odýsseia) gehört zu den ältesten und einflussreichsten Dichtungen der abendländischen Literatur. In Schriftform wurde das Werk erstmals wahrscheinlich um die Wende vom 8. zum 7. Jahrhundert v. Chr. festgehalten. Es schildert die Abenteuer des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten während der Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg. In vielen Sprachen ist der Begriff „Odyssee“ zum Synonym für eine lange Irrfahrt geworden.

Ich habe nun die Übersetzung von Johann Heinrich Voß (* 20. Februar 1751 in Sommerstorf; † 29. März 1826 in Heidelberg) gelesen. Dieser war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Hochschullehrer. Berühmt ist er für seine Übertragungen von Homers Epen (Ilias, Odyssee) und anderer Klassiker der Antike. Am bekanntesten wurde seine Übersetzung der Odyssee, die 1781 „auf Kosten des Verfassers“ erschien und deren einprägsame, bildhafte Sprache Generationen deutscher Leser mit Homer vertraut machte. 1793 erschien der ganze Homer, die Ilias und die Odyssee in überarbeiteter Form.

Im deutschen Sprachraum gilt die metrische Übersetzung von Johann Heinrich Voß aus dem 18. Jahrhundert ihrerseits als Klassiker. Ihr sprachschöpferischer Einfluss auf das Deutsche wird mit Martin Luthers Bibelübersetzung verglichen. Zuerst musste ich mich etwas ‚einlesen‘, dann aber ließen sich die Verse flüssig lesen. Die große Anzahl der auftretenden Personen und Götter ist vielleicht etwas irritierend. Nausikaa (altgriechisch Ναυσικάα Nausikáa), die Tochter des phaiakischen Königs Alkinoos und dessen Frau Arete, ist mir die liebste der Figuren und könnte heute als eine Art Patronin der Flüchtlinge gelten.

Homer: Odyssee
Homer: Odyssee

Die Odyssee beginnt mit der Anrufung der Muse. Die Eingangsverse sind hier auf Altgriechisch, in Umschrift sowie in der klassischen deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voß aus dem Jahr 1781 wiedergegeben:

    Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ
    πλάγχθη, ἐπεὶ Τροίης ἱερὸν πτολίεθρον ἔπερσε·
    πολλῶν δ’ ἀνθρώπων ἴδεν ἄστεα καὶ νόον ἔγνω,
    πολλὰ δ’ ὅ γ’ ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα ὃν κάτα θυμόν,
    ἀρνύμενος ἥν τε ψυχὴν καὶ νόστον ἑταίρων.
    ἀλλ’ οὔδ’ ὣς ἑτάρους ἐρρύσατο ἱέμενός περ·
    αὐτῶν γὰρ σφετέρῃσιν ἀτασθαλίῃσιν ὄλοντο,
    νήπιοι, οἳ κατὰ βοῦς Ὑπερίονος Ἠελίοιο
    ἤσθιον· αὐτὰρ ὃ τοῖσιν ἀφείλετο νόστιμον ἦμαρ.
    τῶν ἁμόθεν γε, θεά, θύγατερ Διός, εἶπε καὶ ἡμῖν.
    Ạndra moi ẹnnepe, Moụsa, polỵtropon, họs mala pọlla
    plạnchthē, epeị Troiẹ̄s hierọn ptoliẹthron epẹrse:
    pọllōn d’ ạnthrōpọ̄n iden ạstea kaị noon ẹgnō,
    pọlla d’ ho g’ ẹn pontọ̄ pathen ạlgea họn kata thỵmon,
    ạrnymenọs hēn tẹ psychẹ̄n kai nọston hetaịrōn.
    ạll’ oud’ họ̄s hetaroụs errhỵsato hịemenọs per;
    aụtōn gạr spheterẹ̄sin atạsthaliẹ̄sin olọnto,
    nẹ̄pioi, hoị kata boụs Hyperịonos Ẹ̄elioịo
    ẹ̄sthion; aụtar ho toịsin apheịleto nọstimon hẹ̄mar.
    tọ̄n hamothẹn ge, theạ, thygatẹr Dios, eịpe kai hẹ̄min.
    Sage mir, Muse, die Thaten des vielgewanderten Mannes,
    Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
    Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
    Und auf dem Meere so viel’ unnennbare Leiden erduldet,
    Seine Seele zu retten, und seiner Freunde Zurückkunft.
    Aber die Freunde rettet’ er nicht, wie eifrig er strebte;
    Denn sie bereiteten selbst durch Missethat ihr Verderben:
    Thoren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherschers
    Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft.
    Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions.

Homer: Odyssee – Anfang 1. Gesang
Homer: Odyssee – Anfang 1. Gesang

Homers Odyssee lässt sich als PDF-Datei aus dem Internet herunterladen, ist aber natürlich in Buchform [z.B. bei Amazon] erhältlich. Ich bevorzuge das handfeste Buch.

Es gibt eine Vielzahl an Übersetzungen des Homer’schen Werkes. Eine davon stammt von Carl Friedrich Wilhelm Jordan (* 8. Februar 1819 in Insterburg, Ostpreußen; † 25. Juni 1904 in Frankfurt am Main), einem deutschen Schriftsteller und Politiker. Hätte nicht Google-Books das Werk gescannt und im Internet verfügbar gemacht (es handelt sich dabei um ein Buch aus dem Bestand der University of Minnesota), so könnte es als nicht existent gelten. Ich habe nämlich nirgendwo einen Hinweis gefunden, der Jordan als Übersetzer der Odyssee ausweist.

Übersetzt und erklärt von Wilhelm Jordan – 2. Auflage 1889
Übersetzt und erklärt von Wilhelm Jordan – 2. Auflage 1889

10. Todestag von Siegfried Lenz

Heute vor 10 Jahren starb der Schriftsteller Siegfried Lenz in Hamburg. Geboren wurde Lenz 1926 in Lyck, Ostpreußen (heute: Ełk [ɛwk] in der polnische Woiwodschaft Ermland-Masuren). Und damit fängt es an: Mein Vater wurde nämlich neun Jahre zuvor in Treuburg (deutsch bis 1928 Marggrabowa (umgangssprachlich auch Oletzko – heute polnisch Olecko [ɔˈlɛtskɔ]), 1928–45 Treuburg) geboren – etwa 32 Kilometer von Lyck entfernt. Und wie Lenz hatte mein Vater eine Vorliebe für Baskenmützen (siehe Bild unten).

Siegfried Lenz und Jan Fedder 2008
Siegfried Lenz und Jan Fedder 2008 (anlässlich der Verfilmung ‚Das Feuerschiff‘)

Als Lenz’ wichtigstes Werk gilt der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman Deutschstunde (1968), der die Zeit des Nationalsozialismus und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff behandelt. Auch seine erste Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Jahr 1955, So zärtlich war Suleyken, wurde aufgrund seiner neuartigen Erzählweise und der Verwendung der ostpreußisch-masurischen Umgangssprache sehr erfolgreich. Und ein zweites Denkmal für seine masurische Heimat erschuf Siegfried Lanz mit dem Roman: Heimatmuseum (1978), das ich vor Kurzem gelesen habe. Für mich ist dieser Roman ein überaus aktuelles Werk, denn es gibt Leute bei uns, die ‚Heimat‘ mit ihrer an Chauvinismus grenzenden nationalistischen Gesinnung und Fremdenfeindlichkeit vergiften und zu instrumentalisieren versuchen.

Der großangelegte Roman Heimatmuseum ist stark autobiographisch geprägt und schildert den Einfluss der Kriege auf das schöne und friedliche Masuren, das zwischen die Fronten beider Weltkriege gerät. In ausführlichen Beschreibungen der Menschen und ihrer Bräuche sowie der Landschaft lässt Siegfried Lenz das alte Masuren wiederauferstehen, so dass der Roman selbst zu einer Art Heimatmuseum für Masuren wird. Die Lebensgeschichte der Hauptfigur des Romans, Zygmunt Rogalla, hat auch viel Ähnlichkeit mit der Biografie meines Vaters. Zu Masuren und dem Roman sowie dessen Verfilmung demnächst etwas mehr.

Siegfried Lenz in diesem Blog

Abenteuer Ulysses von James Joyce (20): 18. Kapitel – Penelope [Nostos – Heimkehr]

Puh, heute komme ich zum letzten Kapitel des Romans Ulysses von James Joyce. Es ist ein einziger innerer Monolog, auch Bewusstseinsstrom genannt, von Leopold Blooms Frau, Marion ‚Molly‘ Bloom. Es ist die ungeregelte, ungeordnete Folge von Bewusstseinsinhalten, dadurch gekennzeichnet, dass Joyce weder Kommata noch Punkte gesetzt hat. Es ist lediglich in acht Absätzen gegliedert. Hans Wollschläger, der deutsche Übersetzer, hat sich daran gehalten.

Natürlich bin ich damit nicht ‚fertig‘. Zu späterer Zeit werde ich noch einmal auf diesem Roman zu sprechen kommen, denn es gibt einiges an Material, das ich den Interessierten nicht vorenthalten möchte. Und natürlich möchte der oder die eine gern wissen, wie es mir beim Lesen dieses Jahrhundertromans ergangen ist. Und zum Original, der ‚Odyssee‘ von Homer, komme ich natürlich auch noch. Inzwischen gelesen und im Gegensatz zu James Joyce‘ Werk als ‚leicht‘ empfunden.

Inhalt des 18. Kapitels:

Szene Bett • Uhrzeit In der Nacht

    „Aber Eurynome [Bedienstete Penelopes im Hause des Odysseus] führte den König und seine Gemahlin
    zu dem bereiteten Lager und trug die leuchtende Fackel;
    Als sie die Kammer erreicht, enteilte sie. Jene bestiegen
    Freudig ihr altes Lager, der keuschen Liebe geheiligt.“

Es ist Nacht in Dublin. Odysseus (Leopold Bloom) ist zu seiner Frau Penelope (Molly) heimgekehrt. Er betritt das eheliche Lager und legt sich zu Mollys Füßen ins Bett. Diese erwacht nur halb aus dem Schlaf, ihre Gedanken strömen frei. Der Tag mit allen seinen Eindrücken, Erlebnissen, Geräuschen spielt sich wieder in ihrem Bewusstsein ab. Wie im Traum oder Halbschlaf spielen Erinnerungen und Assoziationen in den Gedankenstrom hinein. Kindheitserinnerungen, erotische Gedanken (sie lässt das Rendezvous mit Boylan und andere erotische Abenteuer Revue passieren), Erinnerungen an ihre Jugend in Gibraltar, Gedanken an die Kinder und ihren Mann Leopold, an frühere Wohnorte strömen in acht langen Sätzen ohne Punkt und Komma durch Mollys und der Leser Hirn.

Im Einschlafen denkt Molly daran, wie sie Leopold Bloom schließlich als Partner akzeptierte: „und ich hab gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen daß er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten und das Herz ging ihm wie verrückt und ich hab ja gesagt ja ich will Ja.“

Mollys „Ja“ beschließt den Roman. Ulysses/Odysseus ist nach langer Irrfahrt zu Hause angekommen. Der Tag ist abgeschlossen, der Held ruht wieder bei seiner Frau. Das große Werk eines alltäglichen Lebenstages ist getan, „und siehe, es war sehr gut.“

(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

Oh, oh, die Jungs von Kilkenny ... (Kapitel 3 – S. 63)
Oh, oh, die Jungs von Kilkenny … (Kapitel 3 – S. 63)
James Joyce: Ulysses (in dt. Übersetzung von Hans Wollschläger) / Penelope (The Last Chapter of ) / Flasche Kilkenny – Irish Red Ale / Fritz Janschka: Ulysses-Alphabet mit signierter Originalgraphik: Harenbergs Joyce

Personen des 18. Kapitels

Im Mittelpunkt steht also Marion ‚Molly‘ Bloom mit ihrer Gedankenwelt. Und natürlich ist ihr Ehemann Leopold Bloom einer der wichtigsten Angelpunkte, um die sich ihr Leben nun einmal dreht.

Anmerkungen zu diesem 18. Kapitel

Auch in diesem Kapitel gibt es einiges, was ich erklärend anmerken möchte. Und für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich auch diesmal dankbar:

S. 945: SH [‚Seine Heiligkeit‘]
S. 947: Jesusjegerl das Kind is a Negerl [im O.: Jesusjack the Child is a black]
S. 951: DBC [Dublin Bread Company – führte auch Restaurants]
S. 956: Ennis [Kleinstadt in Irland]
S. 958: Stabat Mater [schmerzerfüllte Mutter]
Ohm [Onkel]
S. 959: Tugela [u.a. Wasserfall in Südafrika]
S. 961: Manola [komische Oper, eigentlich: Le jour et la nuit (Tag und Nacht)]]
S. 962: Opoponax [Räucherharz der Myrrhe]
ich werde im September 33 [Alter von Marion ‚Molly‘ Bloom]
S. 963: Meister François Sowieso [F. Rabelais: Romanzyklus ‚Gargantua und Pantagruel‘]
H—–n [im O.: a—e = arse, also Hintern]
Ruby [The Pride oft the Ring – Der Stolz der Manege – basiert auf dem Leben eines Zirkusmädchens – Roman von Amye Reade]
Schöne Tyrannen [Roman von James Lovebirch: James Lovebirch war das Pseudonym eines (wahrscheinlich französischen) Autors aus dem frühen 19. Jahrhundert]
flagellieren [geißeln]
Inchicore [Stadtteil von Dublin]
SKH [im O.: H.R.H. – Seine königliche Hoheit]
S. 965: Kappesblatt [Weißkohlblatt]
S. 966: meadero [span.: Pissbecken, Urinal]
S. 969: Doggerina [vielleicht Kofferwort zu Dog (Hund) und Ballerina]
Gib [Gibraltar]
Concone [it. Gesangslehrer – 1801-1861]
S. 970: (The Shadow of) Ashlydyat [Roman von Mrs. Henry Wood (Ellen Wood) von 1863]
S. 972: General Ulysses Grant [US-Präsident – 1822-1885, besuchte Gibraltar am 17.11.1878]
der alte Sprague der Konsul [Konsul der USA in Gibraltar bis 1902]
Reveille [Hornsignal in den Armeen von GB u.a. – Weckruf]
S. 973: Gannef [Spitzbube]
Pisto madrileno [Art Ratatouille-Gemüse mit Ei]
S. 975: horquilla [span.: Haarnadel]
Vaticanum [richtig: Viaticum = Reisegeld]
S. 976: perragordas [10-Centimos-Münze]
Cappoquin [Stadt in Irland]
S. 977: embarazada [span.: schwanger]
S. 979: Frauenbloomer [‚Blüte‘, hygienische Kleidung nach Amelia J. Bloomer (1818-94) benannt)
S. 980: Peau despagne [‚spanische Haut‘]
S. 982: encore [Zugabe]
S. 984: Blancmanger [‚Mandelsulz‘, Süßspeise]
S. 994: Kotschinchina [chines.: ‚Südgrenze‘ – eigentl. Alte Bezeichnung für Südvietnam und Teile von Ostkambodscha – gemeint ist wohl ein weibl. Körperteil]
S. 996: O beau pays de la Touraine [Oh, schönes Land der T. = Gegend um Tours]
S. 998: Aristokrates sein Meisterwerk [eigentl. Pseudo-A., angeblich klinisches, leicht pornographisches Machwerk]
S. 1000: präserviert [gemeint ist wohl: reserviert – präserviert = geschützt]
Courschneiden [Frauen den Hof machen]
S. 1001: transponieren [in eine andere Tonart übertragen]
Draperie [eigentlich: Stoffdekoration]
S. 1002: John Jameson [irische Whiskeymarke]
S. 1005: coronado [span.: gekrönt, Tonsur e. Mönchs betreffend, gemeint ist wohl cornudo = gehörnt, betrogen]
S. 1009: como esta usted muy bien gracias y usted [Wie geht es Ihnen, sehr gut, vielen Dank, und Ihnen?]
Huevos estrellados [Rühreier]
S. 1010: mi fa pietà Masetto [Es tut mir Lied für M.]
presto non son più forte [schnell, meine Kraft schwindet – beides aus Mozarts Don Giovanni]
S. 1015: posadas [Gasthäuser]

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (14): 13. Kapitel – Nausikaa [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (15): 120 Jahre Bloomsday
Abenteuer Ulysses von James Joyce (16): 14. Kapitel – Die Rinder des Sonnengottes Helios [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (17): 15. Kapitel – Circe [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (18): 16. Kapitel – Eumaeus [Nostos – Heimkehr]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (19): 17. Kapitel – Ithaka [Nostos – Heimkehr]

Abenteuer Ulysses von James Joyce (19): 17. Kapitel – Ithaka [Nostos – Heimkehr]

Heute also das vorletzte Kapitel des Romans Ulysses von James Joyce. Es ist die Heimkehr der beiden Helden des Romans – wie Odysseus mit Telemachos nach Ithaka, deren Heimatinsel.

Inhalt des 17. Kapitels:

Szene Zuhause, Eccles Street 7 • Uhrzeit 2 Uhr morgens

Es ist etwa zwei Uhr in der Nacht. Bloom nimmt Stephen mit zu sich nach Hause. Bloom hat seinen Schlüssel vergessen. Er klettert durch ein Fenster ins Haus und schließt dem wartenden Stephen die Tür von innen auf. Bloom bietet Stephen an, in der Eccles Street 7 zu übernachten. Bei einer Tasse Kakao unterhalten sich beide. Stephen schlägt die Einladung, dort zu nächtigen, aber aus. Sie urinieren gemeinsam im Hof gegen den Zaun und Stephen geht. Bloom hängt noch seinen Gedanken über den Freier Boylan und den Tagesverlauf nach, verrichtet noch die eine oder andere Handlung und geht dann zu Bett.

Türrahmens von 7 Eccles Street
Foto von Pointillist vom April 2008 des Türrahmens von 7 Eccles Street, der im Hof hinter dem James Joyce Centre ausgestellt ist. Quelle: Wikimedia Commons.

War das Kapitel, in dem Vater und Sohn – auf die Odyssee bezogen: Odysseus und Telemach – sich trafen, so greift „Ithaka“ die Episode auf, in der Odysseus sich seinem Sohn zu erkennen gibt. Die Themen dieses Kapitels sind entsprechend einerseits Erkennen und Erkenntnisprozesse, andererseits Vater-Sohn-Beziehungen. Die Handlung wird – mühsam und umständlich – in Form von pseudo-wissenschaftlichen Fragen und Antworten erzählt. Joyce greift dabei auf den Katechismus zurück. Diese Technik, durch die die Szenen eher aufgelöst als dargestellt werden, steht in ironischer Distanz zu dem warmen, freundschaftlichen Gefühl, das zwischen den beiden Männern entsteht. Wie von außen beobachtet, werden die Handlungen, Gespräche und Vorlieben von Leopold Bloom und Stephen Dedalus in einem unpersönlichen Ton erzählt. Ihr Denken, Fühlen und Handeln wird bewertet und zugleich ironisiert. Dass Bloom seinen Schlüssel vergaß, klingt so:

    „Welche Handlung führte Bloom beim Eintreffen an ihrem Bestimmungsort aus?“
    „Auf der Haustreppe der 4. der äquidifferenten [Messung von Entfernungen/Abständen mit Längenmaßeinheiten betreffend] ungeraden Nummern, Eccles Street Nummer 7, führte er mechanisch die Hand in die Gesäßtasche seiner Hose, um den Wohnungsschlüssel herauszuholen.“
    „Befand dieser sich dort?“
    „Er befand sich in der entsprechenden Tasche der Hose, welche er am vorvorangegangenen Tage getragen hatte.“
    „Warum wurde er hierdurch doppelt zum Zorn gereizt?“
    „Weil er vergessen hatte und weil ihm einfiel, daß er sich zweimal gemahnt hatte, nicht zu vergessen.“
    „Welche Alternativen boten sich nunmehr dem vorsätzlich und (respektive) schlüssellosen Paar?“
    „Rein oder Nichtrein. Klopfen oder Nichtklopfen.“

Die genaue Analyse der Situation als Fragespiel verweist ebenfalls auf das psychoanalytische Verfahren nach Sigmund Freud, bei dem eine – wie es ja Stephens psychischer Lage entspricht – fehlende Vaterfigur evoziert werden kann, indem der Psychoanalytiker in Form von Fragen und Antworten eine therapeutische Beziehung zu seinem Patienten aufbaut.

Die Bezüge zur Odyssee sind hier kaum ausgeprägt. Bloom ist kein zurückgekehrter Herrscher und König, der für Ruhe und Ordnung am Hofe sorgt und die unbotmäßigen Freier ermordet, sondern ein besonnener Durchschnittsbürger, der sich dadurch auszeichnet, dass er den Lauf des Schicksals letztendlich akzeptiert. Sein Sohn im Geiste, Stephen, verlässt ihn und zieht in die Welt, um seinen künstlerischen Genius verwirklichen zu können.
(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

Personen des 17. Kapitels

Leopold Bloom und Stephen Dedalus, die beiden Helden des Romans, haben sich also ‚gefunden‘ und verbringen die 2. Stunde des neuen Tages in der Wohnung von Bloom in der Eccles Street 7.

Anmerkungen zu diesem 17. Kapitel

Wie gehabt: Auch zu diesem Kapitel hier einige Anmerkungen und Erklärungen, die vielleicht helfen, mehr Verständnis für den Text zu erlangen. Natürlich bin ich mir auch hier nicht immer sicher, ‚das Richtige‘ gefunden zu haben. Für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich dankbar:

S. 840: disparat [ungleichartig]
Duumvirat [Zweierbesetzung]
paraheliotropisch [Blätter parallel zu den einfallenden Lichtstrahlen sich ausrichtend]
S. 841: zisatlantisch [hinter dem Atlantik zurückbleibend]
heterodox [von der herrschenden Kirchenlehre abweichend]
divergieren [auseinandergehen]
dissentiert [abweichende Meinung haben]
Affirmation [Zustimmung]
assentieren [bejahen, zustimmen]
S. 842: Perambulation [Herumlaufen, Besichtigung]
präsumtiv [vermutlich]
Extension [Verlängerung]
S. 843: äquidifferent [Begriff aus der Mathematik: historische Logarithmen / Messung von Entfernungen/Abständen mit Längenmaßeinheiten betreffend]
S. 844: Epakte [‚addierte Tage‘ – Kennzahl für das Kalenderjahr]
distinkt [klar und deutlich abgrenzend]
S. 845: Infirmarium [Krankensaal im Kloster]
S. 846: kurvilinear [krummlinig]
S. 848: Mercators Projektion [in Kartographie Zylinderprojektion]
multisäkular [viele Jahrhunderte während]
persistent [anhaltend, dauernd]
homothetisch [ähnlich und ähnlich angeordnet – wie zwei beliebige parallele ebene Abschnitte eines Kegels oder einer Pyramide]
homothetische Transformation
alluvial [angeschwemmt]
vehikular [Zufahrten betreffend, ‚Fahrzeug-‘]
artesisch [Brunnen unterhalb des Grundwasserspiegels betreffend, aus dem Wasser von selbst austritt]
S. 849: rhabdomantisch [weissagend -> Wünschelrute betreffend]
Paradigma [Beispiel]
Paragon [Prüfstein]
anakustisch [nicht akustisch]
photophob [lichtscheu, das Licht meidend]
S. 850: Immersion [Einbetten in Flüssigkeit]
Submersion [Untertauchen, Überschwemmung]
epigastrisch [auf den Oberbauch bezogen]
erratisch [abirrend]
Leng [Fischart]
S. 851: polyedrisch [in Form eines Polyeders]
Decidua [‚abfallend‘ – Siebhaut]
diatherman [wärmedurchlässig]
S. 852: agglutiniert [verschmelzend]
osteopathisch [Heilmethode durch Handgriffe betreffend]
S. 853: Noggin [eigentl. Kleiner Holzkrug (Kopf, Schädel)]
S. 855: symposiarchial [den Leiter eines Symposiums betreffend]
S. 856: frequentativ [häufig, wiederholend]
S. 857: Akrostichon [Gedicht, bei dem die Anfangsbuchstaben ein Wort ergeben]
Fixtur [Ausstattung, Aufsatz]
S. 858: postizipiert [die Bestimmung eines Anfangs, Ursprungs oder einer ‚Quelle‘ betreffend]
S. 859: postdiluvianisch [nacheiszeitlich, auch: nachsintflutig]
antediluvianisch [voreiszeitlich]
Inauguration [feierliche Einsetzung]
Annihilierung [Auslöschung]
S. 861: vice versa [umgekehrt genauso]
Vigilien [Nachtwache, nächtl. Gebetswache]
Quadrupede [‚Vierfüßler‘]
S. 862: Rigidität [steifheit, Muskelstarre]
transsubstantiell [‚wesensverwandt‘, Christus in Brot und Wein]
konsubstantiell [‚wesensgleich‘, Sohn und Vater]
S. 864: triliteral [aus drei Buchstaben bestehend]
Legibilität [Lesbarkeit]
S. 865: adduzieren [eigentlich: seitliches Heranführen bzw. Anlegen eines Körperteils zur Körpermitte]
induzieren [vom besonderen Einzelfall auf das Allgemeine schließen]
deduzieren [ableiten]
konduzieren [zu etwas führen, zusammenführen]
S. 866: Linimentes [salbenartige Mischung – Einreibepräparat]
Homonymität [gleichlautender Begriff]
S. 867: Implikation [Bedeutung, Einbeziehung einer Sache in eine andere]
S. 869: Elaborat [Ausarbeitung]
enkaustisch [in Wachs gebundene Farbpigmente betreffend]
perpendikular [senkrecht]
explanatorisch [Inhalt erklärend]
Allusion [Anspielung]
S. 870: postexilisch [nach dem babylonischen Exil]
Moses Maimonides [andalusischer jüdischer Philosoph, Rechtsgelehrter und Arzt – 1138 – 1204]
Moses Mendelssohn [dt.-jüdischer Philosoph, 1729 – 1786]
anapokryph [nicht zweifelhaft]
S. 871: glyphisch [Schriftzeichen innerhalb eines Schriftsystems betreffend]
irische Zeichen [eigentlich Symbole wie z.B. die Harfe – s. S. 872: Ogham-Schrift]
hebräische Zeichen [Alef-Bet]
gutturaler Laut [Kehllaute wie k und g]
diakritisch [Unterscheidungszeichen wie Akut ´ und Gravis `betreffend]
epenthetisch [Lauteinschub, z.B. afrikanisch]
genealogisch [Ahnenforschung betreffend]
S. 872: hagiographisch [Texte von Heiligen betreffend]
exegetisch [Auslegung eines Textes, z.B. Bibel, betr.]
homiletisch [Gestaltung einer Predigt betreffend]
toponomastisch [Ortsnamenskunde betreffend]
Kuldeern [Die Culdeer oder Célí Dé (altirisch „Vasallen Gottes“, anglisiert Culdees) bildeten im Hochmittelalter einen klösterlichen Orden]
Chanan David von Zion [bezieht sich auf den Text der israelischen Nationahymne
.לְעִיר בָּהּ דָּוִד חָנָה – Le’ir bah david chanah – in die Stadt, wo David sein Lager errichtet hat]
Devolution [Übertragung von administrativen Funktionen]
irreduktibel [nicht zurückführbar]
Kolod balejwaw pnimah – Nefesch, jehudi, homijah. [Test aus der israelischen Nationalhymne: Solange noch im Herzen – eine jüdische Seele wohnt]
Distichon [Verspaar]
periphrastisch [umschreibend]
epigraphisch [In-, Aufschrift z.B. auf Stein betreffend]
virgular [aus dünnen Linien und Strichen bestehend]
fünfrippige Ogham-Schrift (keltisch) [Schrift in Irland vorwiegend vom 5. bis 7. Jahrhundert benutzt]
S. 873: Akkumulation [Anhäufung z.B. von Reichtum]
Prädestination [Vorherbestimmung]
Hypostase [Personifizierung göttlicher Eigenschaften]
leukodermisch [farbstoffbildende Zellen fehlgebildet]
sesquipedalisch [Gebrauch von überlangen Wörtern]
subsolide [bezieht sich eigentlich auf Lungenherde (Gewerbsveränderung), hier Verschattung der Lunge durch Milchglastrübung, muss nicht krankhaft sein]
S. 876: Somnambulismus [Schlafwandeln]
Kongestion [lokaler Blutandrang]
endemisch [örtlich begrenzt auftretend]
S. 878: Vigilie [Nachtwache, auch Vortag (eines kirchlichen Festes)]
S. 879: somnolent [bewusstseinsgestört]
Kombattant [Mitkämpfer]
S. 880: videlicet [offensichtlich]
Diambulist [‚Tagwanderer‘ im Gegensatz zum Nachtwandler]
Noktambulist [ebenfalls Schlafwandler]
extemporieren [improvizieren]
vikarisch [stellvertretend]
S. 881: polysyllabisch [vielsilbig]
monosyllabisch [einsilbig]
korollarisch [‚Kranz‘ – in der Mathematik und Logik eine Aussage, die sich aus einem schon bewiesenen Satz, dem Beweis eines schon bewiesenen Satzes ergibt]
S. 882: peripatetisch [betrifft jemanden, der gerne spazieren geht oder herumreist]
S. 883: Metamorphose [Verwandlung, Gestaltwechsel]
Signifikanz [Bedeutsamkeit]
S. 884: syllogistisch [nach logischem Schluss]
Reagens [Stoff, der chemische Reaktionen bewirkt]
Secreto [im Geheimen]
The 113th, modus peregrinus: In exitu Israël de Egypto: domus Jacob de populo barbaro. [‚auf seltsame/fremde Weise‘ – „Als Israel aus Ägypten auszog, das Haus Jakobs aus einem Volk mit fremder Sprache …“ Psalm 114]
S. 885: Lunation [Mondumlauf von Neumond zu Neumond]
Perigäum [Erdnähe, erdnächster Punkt]
lattiginöse [milchig]
Arkturus [ Hauptstern im Sternbild Bärenhüter]
Äquinoktien [die beiden Tage im Jahr, auf die die Tag-und-Nacht-Gleiche fällt]
Sonnentheta [u.a. Bezeichnung zweier Meteorströme]
naszent [geboren, auftauchend]
parallaktisch [die Parallaxe betreffend – scheinbare Änderung der Position eines Objektes, wenn der Beobachter seine eigene Position durch eigene Bewegungen verändert]
Derivation [Abweichung]
Parenthese [‚Einschub‘]
Involution [Rückbildung]
entomologisch [die Insektenkunde betreffend]
S. 886: Kohäsion [innerer Zusammenhalt]
kinetisch [bewegende Kräfte umfassend]
S. 887: äquivalent [gleichwertig]
apogäisch [den fernsten Punkt einer Umlaufbahn um die Erde betreffend]
interdependent [voneinander abhängig]
S. 888: Kommpressibilität [Maß für die Volumenreduzierung – allein durch Druck]
Perihel [der nächste Punkt auf einer Bahn um die Sonne]
Aphel [Punkt der größten Entfernung eines Planeten von der Sonne]
siderisch [aus Eisen]
Astroskopist [‚Sternbeobachter‘]
Amalgamation [Verfahren zur Gewinnung von Gold und Silber aus Erzen durch Lösen in Quecksilber]
Immersion [Eintritt eines Himmelskörpers in den Schatten eines anderen]
Emersion [Heraustreten eines Mondes aus dem Schatten eines Planeten]
Persistenz [das Bestehenbleiben eines Zustands über längere Zeit]
S. 889: Infinität [Unbegrenztheit]
Apposition [Beifügung, Zusatz]
Frigidität [‚Kälte‘]
sublunar [Punkt der Erdoberfläche unter dem Mond befindend]
selenographisch [die Mondkartierung, Mondkunde betreffend]
Nomenklatur [Namensverzeichnis, Benennung]
S. 890: tellurisch [die Erde betreffend]
Prädominanz [Vorrang]
Invariabilität [Unveränderlichkeit]
inaffirmativ [nicht bestätigend]
Omina [Plural von Omen – Vorzeichen]
Allusion [Anspielung auf Worte und Geschehnisse der Vergangenheit]
Affirmation [Bejahung, Bestätigung]
S. 891: Trajektorien [Bahn, Bewegungspfad]
irruent [u.a. hineinstürzend]
sibilant [zischend]
diuresefördernd [harntreibend]
kollateral [seitlich angeordnet]
Irritabilität [Reizbarkeit, Empfindlichkeit]
Tumeszenz [Anschwellen des Penis]
Rigidität [Steifheit]
Sanitärität [Hygiene, Körperpflege]
Pelosität [Behaarung]
sazerdotal [priesterlich]
S. 892: Calcata [it. Gemeinde]
Dulia [‚Verehrung‘ der Heiligen]
Latria [Verehrung Gottes]
zentripetal [von der Peripherie zum Zentrum verlaufend]
perpendikulär [senkrecht]
Valet [Abschied]
S. 893: Liliata rutilantium … Chorus excipiat. [s. S. 732: [Möge die Schar der Beichtväter, leuchtend wie Lilien, dich umgeben. Möge der Chor der jubelnden Jungfrauen dich aufnehmen]
S. 894: Pyämie [Streuung von [Eiter]erregern im Blut]
Paraphänomen [‚Neben‘-, Spukerscheinung]
ornithogen [vogelartig]
infinitesimal [unendlich klein]
S. 895: dislozieren [den Ort wechseln]
Majolika [it. Keramik 15./16. Jh., allgemein Keramik]
Signifikanz [Bedeutsamkeit]
S. 896: Supermanenz [Überlegenheit]
ad libitum [nach Belieben]
animato [beseelt, lebendig]
ritirando [verzögernd]
Kadenz [Akkordfolge als Abschluß eines Abschnitts bzw. eines ganzen Stückes]
tumeszent [anschwellend]
Gradation [Intensität der Wiedergabe von Helligkeitsabstufungen]
konkomitant [begleitend, zugleich vorkommend]
Diffusion [Ausbreiutn, Durchmischung (Physik: bei Stoffgemische]
Diskoloration [Entfärbung, Veränderung der Farbe]
S. 897: Agendath Netaim [zionistische Pflanzergesellschaft in Palästina]
Apex [Spitze, Scheitel, höchster Punkt in der Laufbahn eines Gestirns]
konisch [kegelförmig]
homothetisch [s. S. 848]
S. 898: ipsorelativ [eine sich zurückbeziehend, in sich geschlossene Organisation von Querverweisen betreffend]
aliorelativ [eine nach außen gerichtete Organisation betreffend]
Prokreatrix [zu engl. procreative = fortpflanzungsfähig, die Mutter ist gemeint]
Maroquin [feines Ziegenleder]
The Useful Ready Reckoner [Der nützliche Rechenschieber]
S. 899: The Sark-Munro Letters [stark autobiografisch gefärbter Roman von Conan Doyle, beschreibt u.a. seine Beziehung zu seinen Eltern und sein aufkeimendes Interesse an Spiritualität]
Viator [‚Reisender‘ – Pseudonym verschiedener Reisebuchautoren]
Physical Strength and How to Oblain It [Körperliche Stärke und wie man sie erlangt]
S. 901: inhibitorisch [hemmend]
Konvergenz [hier: Zusammenlaufen von Linien]
Infrakostalgegend [Raum zwischen zwei Rippen]
Diaphragma [hier: Muskelplatte, die den Brustkorb vom Bauchraum trennt]
S. 903: Protuberanz [eigentl. heftige Materieströme auf der Sonne, hier: Ausstülpung, Beule, Schwellung]
Acres [‚Acker‘ – ~ 4046 m²]
Roods [~ 1011 m²]
Perches [eigentl. Längenmaß ~ 5 m]
Rus in Urbe [das Land in der Stadt – im übertragenen Sinne: Das Beste aus beiden Welten kombinieren]
s. 904: Qui si Sana [Hier ist man gesund]
Allodialgut [lehensfreier Grundbesitz]
999 Jahre [eigentl. 99 Jahre]
S. 905: pyramial [pyramidenförmig, gewaltig]
prismatisch [Gestalt eines Prisms aufweisend]
appretieren [Gewebe (auch Leder, Holz, Papier) durch entsprechendes Bearbeiten ein besseres Aussehen, Glätte, Glanz, größere Festigkeit geben]
addenda [Ergänzung, Zusatz]
S. 906: Veloziped [‚schnell‘ – Fuß‘ – Fahrrad]
S. 907: Phaethon [hier: Herrenkutsche]
Cob [Ein Pferd mit kräftigem Körper und kurzen Beinen]
makadamisiert [spezielle Bauweise von Straßen, nach Erfinder McAdam benannt, betreffend, bei der drei Schichten mit jeweils unterschiedlich großen, gebrochenen und gut verdichteten Gesteinskörnungen den Straßenoberbau bilden]
equestrisch [reiterlich]
S. 908: Semper paratus [immer bereit]
Bloom, …, M.P., P.C., K.P., L.L.D. honoris causa [Mitglied des Parlaments, Geheimrat (Privy Concillor), Ritter des Ordens des Heiligen Patrick, Doktor der Rechtswissenschaften – der Ehre wegen]
arbiträr [dem Ermessen überlassen, beliebig; nach Ermessen, willkürlich]
S. 909: Konfiskation [entschädigungslose Enteignung]
fluxionsmäßig [fließend]
obsolet [überflüssig, nicht mehr gebräuchlich]
Konvivialität [Geselligkeit]
Konnubialität [Ehe(lichkeit)]
S. 911: Präklusion [Ausschluss]
solvent [zahlungsfähig]
S. 914: Protasis [Vordersatz, Einleitung eines dreiaktigen Dramas]
Apodosis [Nachsatz]
Blum Pascha [österreichischer Bankier, 1843 – 1919]
S. 915: Homizid [Tötung eines Menschen]
Aberration [Abweichung; Ortsveränderung]
inkommensurabel [nicht messbar, nicht vergleichbar]
kategorisch [keinen Widerspruch zulassend]
Alexandra von England [Gattin von Edward VII, Königin von 1901-1910]
Mizpah [‚Wachturm‘ – emotionale Bindung zwischen Menschen, die entweder durch Distanz oder Tod getrennt sind]
S. 916: boustrophedontisch [in der Kalligaphie: Schreibrichtung von rechts nach links und von links nach rechts wechselnd]
quadrilinear [vier Linien aufweisend]

(Vokale auslassend): N. IGS. /WI. UU. OX/W. OKS. MH/Y. IM:
[Auflösung durch einfachen Code – Alphabet umgekehrt:
ABC D E F GH I J K L M N O PQRS T UVWXYZ
ZYX WVU T S RQP O N M L KJ I HG F E DCBA

MaRTHa
DRoFFiLC
DoLPHiNS
BaRN]

S. 917: thaumaturgisch [wundertätig]
S. 919: Hagadahbuch [Buch über die Befreiung Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft]
S. 920: Palliativ [Linderung]
coexreligionistisch [Zusammenleben mit allen Religionen betreffend]
Exkompatriot [Ex-Landsmann]
Tetragramm [Bezeichnung für die vier hebräischen Konsonanten J-H-W-H des Gottesnamens Jahve als Sinnbild Gottes]
S. 921: affiliiert [einer größeren Gemeinschaft angliedern]
Idiosynkrasie [Überempfindlichkeit, Abneigung, Widerwillen]
S. 922: myopisch [kurzsichtig]
quantité négligeable [vernachlässigbare, unbedeutende Menge]
helotisch [sklavisch]
Sykophant [Denunziant, Verleumder]
Kilmainham [Stadtteil von Dublin – K. Goal = Gefängnis]
Nadir [die nach unten verlängerte Lotrichtung zum Standort]
S. 923: impermanent [vorübergehend, unbeständig]
Permanenz [dauerhaftes Bestehen]
S. 924: septentrional [nördlich]
meridional [südlich]
Lunation [Mondumlauf von Neumond zu Neumond]
S. 925: bisphärisch [zweisphärisch (Bereich, der etwas umgibt betreffend)]
binomische Denomination [„zweinamige Benennung“]
Entität [Dasein (im Unterschied zum Wesen eines Dinges)]
Nonentität [Niemand (Nichtsein)]
S. 926: reversibel [sich zurückbildend]
irreversibel [unumkehrbar]
S. 927: konsekutiv [zeitlich folgend]
akkumuliert [angehäuft]
intestinal [zum Darmkanal gehörend]
Kongestion [Blutandrang]
prämeditativ [vorausgedacht]
Defäkation [Darmentleerung]
Urim und Thummim [hebräisch: Licht und Perfektion (bzw. Feuer und Wahrheit)]
unsubstantiell [unwesentlich (unstofflich)]
Simchath Torah [Freude der Tora, d. h. der Weisung – der letzte der jüdischen Feiertage, die mit dem Laubhüttenfest (Sukkot) beginnen]
Schira Schirim [Lied der Lieder (Lied des Salomon), gelesen zum Laubhüttenfest]
Troglodyt [‚Höhlenbewohner‘]
Harmagedon [Entscheidungskampf (zwischen Israel der Endzeit und den ‚Königen des Ostens‘)]
emittieren [in die Luft ablassen, in Verkehr bringen]
S. 928: Wo war Moses … [Straßenreim: Unten im Keller Sauerkraut essen. – Bloom: Im Dunkeln!]
rekurrent [zurückgreifend]
S. 929: Opoponax [Räucherharz der Myrrhe]
Moirette [Gewebestoff mit Maserung (wie Holz)]
S. 930: Vipernradien [im O. snakespiral – Schlangenspirale (der Form nach)]
Konkupiszenz [sinnliche Begehrlichkeit]
epizönisch [von unbestimmtem Geschlecht seiend, androgyn, asexuell]
Komprehension [Vereinigung von Mannigfaltigem zu einer Einheit]
Apprehension [geistige Erschließung – Einsicht, Vorstellung – Erfassung eines Gegenstande etc. durch die Sinne]
S. 932: Agens [treibende Kraft]
Reagens [Stoff, der chemische Reaktionen bewirkt]
Extendieren [dehnen, strecken]
radial [von einem Punkt ausgehend oder zu ihm hinführend]
Inhibition [Gefühlshemmung]
Prärogativ [Vorrecht]
kataklysmisch [‚wegspülend‘, steht für erdgeschichtl. Katastrophe]
S. 933: reziprok [wechselseitig]
S. 934: Frangibilität [Zerbrechlichkeit]
Intangibilität [Unantastbarbeit]
Inkongruenz [mangelnde Übereinstimmung]
Disproportion [Fehlen des richtigen Verhältnisses der Teile zueinander]
Debilität [leihte Intelligenzminderung]
Aorist [erzählende Zeitform der Vergangenheit, besonders im Griechischen]
bisyllabisch [zweisilbig]
onomatopoetisch [lautmalend]
transitives Verb [Verb mit Akkusativobjekt, z.B. um (etwas) herumgehen]
Inversion [Umkehrung, Umwandlung]
Korrelat [‚Wechselbeziehung‘ von zwei ausdrücken (Platzhalter)]
quasibisyllabisch [quasi-, also gleichsam zweisilbig]
Partizip Perfekt [‚Mittelwort‘, z.B. lieben -> geliebt]
Ubiquität [Allgegenwart, Nichgebundensein an einen Ort]
exkretorisch [ausscheidend]
sanguinisch [‚vollblütig‘]
seminal [wegweisend]
S. 935: approximativ [angenähert, ungefähr]
sollizitant [bittstellend]
Adversion [Hinwendung]
Elevation [Erhöhung, Erhebung]
Revelation [Enthüllung, Offenbarung]
Oskulation [‚Küssen‘, ‚Anschmiegen‘ – Mathem.: Berührung zweier Kurven]
Velation [Verhüllung, Verheimlichung]
Delevation [im O. abasement = Erniedrigung]
proximativ [nahe, bevorstehend]
somnolent [bewusstseinsgestört]
Invokation [‚Hineinrufen‘, Anrufung]
Rekognition [Wiedererkennen]
Exzitation [Erregung]
katechetisch [unterweisend, belehrend]
Interrogation [Verhör]
S. 936: postzenal [nach dem Essen]
aeronautisch [die Luftfahrt betreffend]
Inhibition [(Gefühls-)Hemmung]
intermittierend [wiederkehrend]
S. 937: katamenisch [eigentl. Die Menstruation betreffend, wohl im S. von ausfließend]
S. 938: Gea-Tellus [Gea = in der griech. Mythologie die personifizierte Erde (eine der ersten Gottheiten) – T. Entsprechung in der röm. Mythologie]

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (14): 13. Kapitel – Nausikaa [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (15): 120 Jahre Bloomsday
Abenteuer Ulysses von James Joyce (16): 14. Kapitel – Die Rinder des Sonnengottes Helios [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (17): 15. Kapitel – Circe [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (18): 16. Kapitel – Eumaeus [Nostos – Heimkehr]

Abenteuer Ulysses von James Joyce (18): 16. Kapitel – Eumaeus [Nostos – Heimkehr]

So langsam komme ich zum Ende des Romans Ulysses von James Joyce. Heute das 16. Kapitel (von 18), mit der die ‚Heimreise‘ (griechisch: Nostos) des Helden Odysseus, also von Leopold Bloom, beginnt. Joyce wechselt vom Drama (15. Kapitel: Circe) zu einem langsam und beinahe umständlich dahingleitenden altertümlichen Erzählstil, der das Mittel des inneren Monologs nicht nutzt. Wahrhaftigkeit, Herkunft, Identität sind hier das Thema – aber die langen Satzkonstruktionen sind bewusst von kleinen „Ermüdungsfehlern“ in den Beschreibungen und Motiv-Zuordnungen durchzogen.

Inhalt des 16. Kapitels:

Szene Kutscherkneipe • Uhrzeit 1 Uhr morgens

Die letzen drei Kapitel, in Anlehnung an Odysseus‘ Rückkehr nach Ithaka als „Nostos“ (Heimkehr) ausgewiesen, bilden also den Abschluss des „Ulysses“. Die Odyssee ist beendet: Stephen und Bloom geraten erschöpft nach dem Bordellbesuch in ruhigeres Gewässer.

Auf ihrem Weg zur Kutscherkneipe „Cabman‘s Shelter“ (Kutscherunterstand) begegnen sie dem arbeitslosen Corley, dem Stephen Geld leiht, und Streit suchenden italienischen Seemännern. Bloom spricht mit Stephen väterlich über die Gefahren des zügellosen Nachtlebens und großzügiger Mildtätigkeit.

Der Taxistand an der Butt Bridge
Der Taxistand an der Butt Bridge, über den die Loopline -Eisenbahnbrücke in den 1950er Jahren führt. Kutschen fahren auf die Brücke rechts im Bild zu. Quelle: Tindall, The Joyce Country.

Bloom und Stephen wollen in der Kneipe etwas essen, und treffen dort unter anderem auf einen betrunkenen Matrosen, der von seinen Seefahrten berichtet und dabei reichlich Seemannsgarn spinnt.

Bloom – auch hier in der Vaterrolle – kümmert sich um den betrunkenen Stephen, und nach und nach wächst seine Sympathie für den jungen Dedalus.

Wie Odysseus sich dem Schweinehirten „Eumaios“ (hier der Kneipenwirt Skin-the-Goat) nur langsam zu erkennen gibt und in dessen Hütte seinen Sohn Telemachos trifft, so finden Stephen und Bloom hier gemächlich, gelegentlich aneinander vorbeiredend, zueinander.

Es ist spät und der Weg zum Martello Tower (siehe Kapitel 1), die Unterkunft von Stephen, weit. Bloom lädt Stephen zu sich nach Hause ein, um dort die Nacht zu verbringen.

(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

Personen des 16. Kapitels

Leopold Bloom und Stephen Dedalus, die beiden Helden des Romans, haben sich also ‚gefunden‘. Bloom ist der „moderner Held“ als Kontrast zu dem homerischen Helden Odysseus. Stephen Dedalus verkörpert Odysseus‘ Sohn Telemachos, um den sich Bloom nun väterlich kümmert.

Diesmal ist das Personal des Kapitels sehr übersichtlich: Zunächst John Corley, Sohn des Dubliner Inspektors, der verschwenderisch lebt, nachdem die Vorteile seiner edlen Erziehung erschöpft sind. Er ist ein Bekannter von Stephen, von dem er sich Geld leiht. Er sucht nach einem Job. Corley verkörpert Melanthius, den Ziegenhirten der Odyssee, der den als Bettler verkleideten Odysseus verspottet und dafür kastriert und ermordet wird.

Skin-the-Goat habe ich bereits vorgestellt. Er ist der Inhaber der Kutscherkneipe und stellt Eumaeus, den treuen Sauhirten und Freund des Odysseus dar. Zuletzt der Seemann gilt als ‚Ulysses Pseudangelos‘, als ‚Odysseus, der falsche Bote‘.

Anmerkungen zu diesem 16. Kapitel

Wie gehabt: Auch zu diesem Kapitel hier einige Anmerkungen und Erklärungen, die vielleicht helfen, mehr Verständnis für den Text zu erlangen. Natürlich bin ich mir auch hier nicht immer sicher, ‚das Richtige‘ gefunden zu haben. Für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich dankbar:

S. 760: Jupiter Pluvius [Beiname des Zeus – regnender Gott]
S. 761: à propos [nebenbei]
fidus Achates [Gefährte des Äneas – gilt als Stammvater der Römer]
fancy bread [kunstvoll, feines Brot]
S. 762: demimonde [Halbwelt]
S. 763: confrères [Kollegen]
S. 764: qui vive [‚Wer lebe (hoch)‘ – Anruf frz. Wachsoldaten – auf der Hut sein]
S. 766: haud ignarus malorum miseris succurrere disco [Ich bin mir des Bösen nicht bewusst und lerne, den Elenden zu helfen – frei nach Vergil]
S. 767: Carl Rosa [brit. Dirigent, 19. Jh.]
S. 768: rara avis [seltener Vogel]
S. 770: raconteur [Erzähler]
S. 772: Puttana madonna, che ci dia i quattrini! Ho ragione? Culo rotto! — Intendiamoci. Mezzo sovrano piu… — Dice lui, pero! — Mezzo. — Farabutto! Mortacci sui! [Verdammte Hure, gib uns das Geld! Ich habe recht? Gebrochener Arsch! – Damit wir uns verstehen. Halb souverän plus… – Er sagt es aber! – Halb. – Du Schurke! Verdammt! ?]
Skin-the-Goat [‚die Ziege häuten – der Wirt]
S. 773: sangfroid [aus dem Frz.: Gelassenheit]
Hoi polloi [s. S. 598: die Masse – Volk, Pöbel]
Voglio (e non vorrei) [Ich möchte und ich möchte nicht, siehe S. 132 bzw. 614]
S. 776: Alice-Ben-Bolt-Thema [sentimentale Ballade, 19. Jh., ‚Alice ist gestorben‘]
Enoch Arden [Ballade von einem Schiffbrüchigen]
Caoc O’Leary [auch Caoc, der Pfeifer – irische Erzählung]
S. 778: Gospodi pomilui [russ. Herr, erbarme dich – Werk von Tschaikowski]
Choza … [Hütte]
S. 779: Tarjeta Postal [span. Postkarte]
Bona fides [guter Glaube]
S. 781: tapis [Teppich]
Venue [Veranstaltungsort]
S. 782: coup d’œil [ein (Aus-)blick]
S. 783: dénouement [Ergebnis]
Entre nous [unter uns]
S. 784: soi-disant [angeblich, so genannt]
S. 785: minutiae [(ins) Detail, Einzelheit]
S. 790: instanter [dringend, sofort]
Pater familias [Familienvater, Hausherr]
Annihilierung [Vernichtung, Auslöschung]
corruptio per se [Korruption/Beschädigung aus sich selbst] – Thomas von Aquin: summa Theologica
corruptio per accidens [zufällige Korruption/Beschädigung (durch Unfall)] – Thomas von Aquin: summa Theologica
S. 791: in toto [vollständig, im Ganzen]
S. 792: Coffee Palace [Hotel ohne Alkoholausschank]
Temperenz [Enthaltsamkeit]
S. 793: sine qua non [Bedingung ‚ohne die nicht‘ … – notwendige Bedingung]
sotto voce [mit gedämpftem Ton]
confidente [Vertrauter, Mitwisser]
S. 794: Antonio [aus Shakespeares ‚Kaufmann von Venedig‘ – es geht um einen juristischen Prozess gegen den Christen Antonio, der dem jüdischen Kaufmann Shylock aufgrund seiner Zahlungsunfähigkeit ein Pfund seines Körperfleischs schuldet]
Hesperus [eigentl. Titan der griech. Sage – auch Planet Venus als Abendstern]
S. 795: Marcella [römische Heilige, gestorben 411]
de rigueur [unabdingbar]
S. 796: Roberto ruba roba sua [it. Robert packte seine Sachen weg]
Fräulein Portinari [Beatrice P., 1265 – 1290]
Leonardo und San Tommaso Mastino [gemeint sind L. da Vinci und Thomas von Aquin]
S. 797: doubliert [verdoppelt]
Henry Campbell [brit. Politiker]
S. 799: Stüver [Kleingroschenmünze im N. Deutschlands – 13. – 19. Jh.]
au fait [gut unterrichtet]
S. 800: Libation [altröm. Trankspende für die Götter]
cum Potation [mit Trinken, Zechen]
soirée [Abendgesellschaft]
Philippika [leidenschaftl. Rede]
S. 801: crescendo [allmählich lauter werdend]
Talmi [etwas ohne besonderen Wert]
Finale [Schlussteil (einer Rede)]
S. 802: Jem Mullins [evtl. James M., US-Politiker, 19. Jh.]
S. 805: Ex quibus … secundum carnem. [et Ex quibus est Christus secundum carnem = Von wem ist Christus dem Fleisch nach]
stipulieren [festsetzen, vereinbaren]
S. 806: aparte [(beiseite) abseits sprechen]
S. 807: pro rata [… temporis – zeitanteilig, ‚in Raten‘]
Ubi patria [ubi bene ibi patria = wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland]
vita bene [Das Leben ist gut]
Synopse [vergleichende Gegenüberstellung, Anordnung von Texten]
pro. tem. [pro tempere = vorläufig, für jetzt]
S. 808: faubourg Saint Patrice [Vorstadt St. Patrick]
S. 809: ostentativ [bewusst herausfordernd]
dénouement [Ausgang, Lösung des Grundkonfliktes in einem Drama]
Criminal Law Amendment Act [1885: Gesetz zur weiteren Regelung des Schutzes von Frauen und Mädchen, der Schließung von Bordellen und für andere Zwecke]
S. 810: Notorietäten [das Offenkundige]
S. 811: Kamee [Stein mit geschnittener figürlicher Darstellung]
des verarmten Zehntels [bezieht sich auf ein Buch von William Booth, Gründer der Heilsarmee: ‚In Darkest England‘]
S. 812: eatondph 1/8 ador dorador douradora 555 [? evtl. portug. dor dourador dourados = goldener Vergoldungsschmerz]
S. 814: Parnell zurückgekehrt [Charles St. P., irischer Protestant, „ungekrönter König von Irland“ – Führer der Home Rule League für die Selbstregierung Irlands – starb vor 13 Jahren – es hielt sich das Gerücht, dass er am Leben sei – Parallele zu Odysseus Rückkehr nach Ithaka]
S. 815: Alice, wo bist du [ein populäres Lied]
Insuppressible [‚Ununterdrückbar‘]
S. 816: soi-disant [angeblich]
entourage [Gefolge, Umfeld]
S. 818: Supernumerar [Überzähliger]
S. 821: embonpoint [‚Übergewicht‘]
Mitihmzighose [mit-ihm-zig-Hose, im O. met him pike hoses = verstümmelt scherzhafte Metapher für Reinkarnation/Seelenwanderung = Metempsychose]
S. 822: kohabitiert [Geschlechtsverkehr haben]
fracas [Tumult, Aufruhr]
S. 823: Piedestal [Sockel, Podest]
aplomb [Gelassenheit]
S. 825: conditio sine qua non [‚Bedingung, ohne die nicht …‘ – Ursache für ein Ereignis, Bedingung für eine bestimmte Tatsache]
S. 826: Humpty Dumpty [gemeint ist: Ei -> Figur aus Kinderreim: menschenähnliches Ei]
Buckshot [ehemaliger Chied Secretary of Ireland]
dicta [das ‚Gesagte‘]
S. 828: Valet [Lebewohl!]
passim [u.a. zerstreut]
S. 829: Brazen Head [‚Bronzener Kopf‘ – Pub in Dublin]
S. 831: séance [Sitzung]
Dolce far niente [Süß ist es, nichts zu tun – Süßes Nichtstun]
impromptu [‚aus dem Stegreif‘]
S. 833: Marcadantes Hugenotten … [Blooms Lieblingsmusik]
Staber Mater [‚Es stand die Mutter (Gottes) schmerzerfüllt‘]
penchant [‚Vorliebe‘]
Martha, M’appari [Oper von Flotow, dt. Komponist, 19. Jh. – it. M’appari, tutt‘ amor, il mio sguardo l’incontro = Du erscheinst mir, ganz Liebe, mein Blick trifft dich]
S. 834: anno ludendo hausi, Doulandus [‚ich habe meine Jahre mit Spielen verbracht‘ – Lautenspieler Dowland, 1563 – 1626]
dux .. comes [Herzog … Graf]
John Bull [Personifizierung des Königreichs Großbritannien]
S. 835: in medias res [‚mitten in die Dinge‘]
S. 836: Johannes Jeep [dt. Komponist 1582 – 1644]
extempore [aus dem Stegreif]
entrée [Eintritt]
S. 837: genus omne [jeder (seiner Art)]
S. 839: contretemps [Rückschlag]
Pater Maher … [letzte Satz aus einer komischen Liebesballade des irischen Komponisten Samuel Lover]
tête-à-tête [‚Kopf an Kopf‘ – vertrauliches Zwiegespräch]

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (14): 13. Kapitel – Nausikaa [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (15): 120 Jahre Bloomsday
Abenteuer Ulysses von James Joyce (16): 14. Kapitel – Die Rinder des Sonnengottes Helios [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (17): 15. Kapitel – Circe [Odyssee]

Abenteuer Ulysses von James Joyce (17): 15. Kapitel – Circe [Odyssee]

Auch das 15. Kapitel (von 18) des Ulysses von James Joyce hat es in sich. Es ist das längste Kapitel und in Form eines Dramas verfasst.

Inhalt des 15. Kapitels:

Szene Bordell • Uhrzeit Mitternacht

Es ist Mitternacht. Bloom, selbst im Unklaren über das „Warum?“, folgt Stephen und Lynch in die Mabbot Street, den Rotlichtdistrikt Dublins. Er verliert ihre Spur und findet Stephen endlich im Bordell von Bella Cohen in der Nachtstadt, im Original nighttown. Die meisten Dubliner kannten es 1904 als Monto, weil die Montgomery Street an einem Rand entlang verlief. Es wurde auch stark mit der ehemaligen Mecklenburgh Street (Tyrone Street im Jahr 1904) identifiziert. Der größte Teil der Handlung des Kapitels spielt sich in dem ‚unordentlichen Haus‘ von Frau Bella Cohen, 82 Tyrone Street, Lower, ab.

Das Kapitel gleicht einer einzigen phantastischen Halluzination. In einer Art „Traumspiel“ greift Joyce das Thema der Vaterschaft erneut auf und parodiert es in extremer Weise, indem er Bloom zur Frau und schwanger werden sowie gebären lässt. In einer sado-masochistischen Sequenz wird er von der Domina Bella zur gegenseitigen Lust gequält. Sie vertritt die Zauberin Circe (Kirke), mit der Odysseus über ein Jahr das Bett teilte. Wie Circe die Gefährten des Odysseus in der Odyssee in Schweine verwandelt, werden hier durch die Macht der Puffmutter die untersten, dreckigsten Seelenschichten der beteiligten Personen nach oben gekehrt. Am Ende flieht Stephen, von Bloom begleitet, aus dem Bordell. Nachdem Stephen draußen von einem Soldaten niedergeschlagen wird, kümmert sich Bloom – hier nun wieder in einer fürsorglichen Vaterrolle – um den Bewusstlosen. Der vaterlose Sohn und der sohnlose Vater finden abseits des Trubels zueinander.

Um dieses Kapitel zu interpretieren, wurden häufig psychoanalytische Vergleiche gezogen. Da Circe schon im antiken Mythos als Zauberin dargestellt wird, schien es ebenfalls nahezuliegen, den Themenbereich „Hexe“, „Hölle“ und „Teufel“ hinzuzunehmen: So ist dies Kapitel als „Satansmesse des freigesetzten Unbewussten“ bzw. als „tiefenpsychologische Walpurgisnacht“ beschrieben worden.

Das Kapitel ist ein surreales und schockierendes Traumspiel, in dem nach magischen Gesetzen Bloom und Stephen hineingezogen werden in einen Rausch grotesker und erotischer Halluzinationen: Bloom verliert sich in Bildern sadomasochistischen Praktiken, Stephen wird von Höllenqualen wegen seiner Abkehr vom Katholizismus heimgesucht. Um sie herum findet ein Hexensabbat statt, eine Walpurgisnacht mit sich verwandelnden Personen des zurückliegenden Tages.

(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

In diesem Kapitel 15 gibt es gewissermaßen ‚Unterkapitel‘, die ich wie folgt benannt habe und die sich auf den genannten Seiten befinden:

    Gericht – Seite 629 – 643
    Zoe – Seite 645 – 647
    Alptraum – Seite 647 – 665
    Zoe (2) – 665 – 711
    Zurück zur Realität – 713 – 720
    Zurück zur Realität (2) – 723 – 725
    [im frz. Tonfall] – 724 – 725
    Zurück zur Realität (3) – 734 – 755 (Ende)

Prostituierte im Monto-Viertel von Dublin
Prostituierte im Monto-Viertel von Dublin

Personen des 15. Kapitels

Zu Leopold Bloom und Stephen Dedalus brauche ich wohl nicht mehr viel schreiben. Bloom ist als „moderner Held“ als Kontrast zu dem homerischen Helden Odysseus zu verstehen. Stephen Dedalus verkörpert Odysseus‘ Sohn Telemachos.

Neben diesen beiden treten in diesem ‚Theaterstück‘ jede Menge Personen auf. Gleich am Anfang in der Mabbot St. sind das Cissy Caffrey mit ihren Geschwistern und Edy Boardman (beides ‚Mägde‘ der Nausikaa – siehe 13. Kapitel). Dann kommt auch schon Stephen Dedalus mit Lynch, sein Freund und wie dieser Medizinstudent, die Straße herunter.

Auftritt von Bloom und wie in einem Traum sein Vater Rudolph und Mutter Ellen – samt Ehefrau Marion (Molly). Es humpelt Gerty (Nausikaa) heran. Mrs. Breen aus Kapitel 14 steht in der Einfahrt. Zwei Wachmänner halten Gericht über Bloom und klagen ihn wegen unsittlichen Verhaltens an.

Auftritt von Zoe Higgins, einer jungen Hure in saphirenem Unterkleid kommt die Treppe heruntergetrippelt und spricht Bloom an. Dann wird Bloom gewissermaßen als eine Art ‚Messias‘ gefeiert – und dann in einer weiteren Art Alptraum gerichtet.

Auftritt von Lynch und Stephen Dedalus mit den beiden Huren Kitty Ricketts und Florry Talbot.

Eine Rakete rauscht in den Himmel hinauf und platzt. Ein weißer Stern fällt herunter und verkündet die Wiederkunft des Elias (Auftritt). – Lipoti Virag, Blooms ungarischer Großvater, kommt durch den Kaminrauchfang heruntergeflutscht.

Bella Cohen, die Puffmutter, tritt auf. Sie mutiert zu Bello und Bloom zu Ruby Cohen. – Aus einem Eichenrahmen steigt eine Nymphe nieder.

Dann kehrt sich alles in die Realität zurück: Die drei Huren (Zoe, Kitty und Florry), Bella Cohen, Bloom, Stephen und Lynch …

Mit einer Mietkutsche, Nr. 324, kommen dann noch Matt Lenehan (der unsympathische Witzeklopper) und Blazes Boylan (Sänger, Freier um Molly und ihr Tourneemanager). Marion (Molly) plumpt platschend aus dem Wasser).

Anmerkungen zu diesem 15. Kapitel

Auch zu diesem Kapitel hier einige Anmerkungen und Erklärungen, die vielleicht helfen, mehr Verständnis für den Text zu erlangen. Natürlich bin ich mir auch hier nicht immer sicher, ‚das Richtige‘ gefunden zu haben. Für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich dankbar:

S. 604: Nachtstadt [im O. nighttown, die meisten Dubliner kannten es 1904 als Monto, weil die Montgomery Street an einem Rand entlang verlief. Es wurde auch stark mit der ehemaligen Mecklenburgh Street (Tyrone Street im Jahr 1904) identifiziert. Der größte Teil der Handlung des Kapitels spielt sich in dem ‚unordentlichen Haus‘ von Frau Bella Cohen, 82 Tyrone Street, Lower, ab]

S. 606: Introitus [Eingangsgesang einer Messe]
Vidi aquam egredientem de templo a latere dextro. Alleluia. [Ich sah einen Wasserstrahl rechts vom Tempel hervorströmen. Halleluja]
(Altius aliquantulum.) Et omnes ad quos pervenit aqua ista. [(Mit beachtlicher Tiefgründigkeit.) Und alle unter ihnen kamen zu diesem Wasser.]
fallopische Gang [im O. Fallopian tube – Eileiter]
S. 607: (Triumphaliter.) Salvi facti sunt. [(Triumphierend.) Sie sind gerettet.]
Entelechie [das Vermögen eines Organismus zur Selbstentwicklung und -vollendung]
Stagirit [Beiname des Aristoteles nach seinem Geburtsort]
la belle dame sans merci, Georgina Johnson, ad deam qui laetificat iuventutem meam. [die schöne Dame ohne Gnade, Georgina Johnson (Prostituierte), zur Göttin, die meine Jugend glücklich macht.]
S. 609: Aurora borealis [Polarlicht/Nordlicht]
S. 610: paketiert [verpackt, verbunden]
Sandow-Übungen [nach Eugen S., 1867-1925, frühe Formen von Schulterdrücken, Seitheben, Liegestützen etc.]
Buenas noche, … – que calle es esta? [Guten Abend, welche Straße ist das?]
Sraid Mabbot [Strßenname auf irisch: Abbot’s Lane]
Slan leath [irisch: Tschüss, bleib gesund!]
S. 611: Rudolph [Leopold Blooms Vater] – ab hier bis etwa S. 622 eine Art Traum (Koinzidenz – Zusammenfallen zweier Ereignisse)
S. 612: Gojim nachez [nichtjüdisches, unsinniges Vergnügen]
Ellen [Leopold Blooms Mutter]
S. 613: Molly/Marion [Leopold Blooms Ehefrau]
S. 614: Ti trema un poco il cuore? [Zittert dein Herz ein wenig?]
Voglio (e non vorrei) [Ich möchte und ich möchte nicht, siehe S. 132]
S. 618: Là ci darem la mano. [Geben wir uns dort die Hand … Duett aus Mozarts Don Giovanni]
Voglio e non [s. S. 614]
S. 619: Mrs. Bandman Palmer [Millicent Bandmann-Palmer, 1845-1926, engl. Schauspielerin]
S. 622: Koinzidenz [Zusammenfallen zweier Ereignisse]
Glaubersalz [Abführmittel]
S. 624: rencontres [Begegnungen]
Chacun son goût [Über Geschmack lässt sich streiten]
S. 626: Leo ferox [‚erbitterter‘ Löwe]
S. 627: MARTHA [Brieffreundin Blooms]
S. 628: Name ist Peggy Griffin [Verwirrspiel um Blooms Brieffreundin Martha Clifford, wie auch Bloom seine Briefe an ihr mit ‚Henry Flower‘ kennzeichnet]
Shitbroleeth [zu Shit = Scheiße und vom Hebräischen abgeleitet shibboleth = allgemeiner oder langjähriger Glaube, Brauch oder Schlagwort, das mit einer bestimmten Gruppe verbunden ist]
R.D.F. [Royal Dublin Fusiliers]
S. 633: Barrister [Rechtsanwalt]
S. 634: Prima facie [s. S. 578 – Beweis des ersten Anscheins]
Laskarenjacke [Jacke u.a. asiatischer Seemann/Hilfssoldat]
apologetisch [eine Ansicht verteidigend]
S. 635: Moses Dlugacz [Metzger, eigentlich ein jüdischer Intellektueller, Zionist, den Joyce in Triest kennen lernte]
S. 636: John F. Taylor [Anwalt, vergl. Kapitel 7]
Seymour Bushe [Anwalt]
Dolman [Männerjacke der ungarischen Nationaltracht]
S. 637: Ikey Mo [antisemitischer Begriff für Juden]
S. 639 Paroxysmus [Anfall]
S. 643: Ghulen [leichenfressendes Fabelwesen]
Hypertrophie [Vergrößerung, hier der Herzwand]
S. 644: Namine [eigentlich weibl. Vorname – ‚Welle/Klang des Meeres‘]
Vobiscuits [vielleicht Kofferwort zu Latein vobis = euch und Biscuits (Kekse)]
S. 646: Schorach ani wenowach, benoith Hierushaloim. [wahrscheinlich Transkription aus dem Hebräischen – vielleicht: Ich strahle und du bist der Erbauer (der Bedeutung) von Yerushalayim (Jerusalem)]
S. 547: Peppe [im O. bub weibl. Brust]
Alderman [Ratsherr, Stadtrat]
Cui bono? [Wem zum Vorteil? – Frage nach dem Nutznießer …]
Aurora borealis [s. S. 609 Polarlicht/Nordlicht]
S. 648: locum tenens [Stellvertreter]
mutuell [gegen-, wechselseitig]
Cead Mi(l)le Failte [irisch: Hundert tausend Willkommen]
Mah Ttob Melek Israel [hebräisch: Wie schön sind die Zelte des Königs von Israel]
S. 649: Kol Nidre [hebr. ‚alle Schwüre‘ – formelhafte Erklärung, die vor dem Abendgebet des Versöhnungstages (hebr. Jom Kippur) gesprochen wird]
chryselefantin [Gold – Elefant/Elfenbein – Adjektiv zu Kunstwerk aus Gold und Elfenbein]
Athlone-Poursuivant [A. Stadt in Irland – der P. war ein Junior-Offizier des College of Arms, das für Heraldik (in England und Wales) zuständige Amt]
Sirdar [einheimischer Trägerführer beim Bergsteigen]
S. 651: Sunburst [Sonnendurchbruch]
Gaudium magnum annuntio vobis. Habemus carneficem. [Tolle Neuigkeiten für Sie. Wir haben einen Metzger.]
S. 652: Koh-i-Nur [Diamant (rd. 109 Karat), Teil der britischen Kronjuwelen]
Copula Felix [‚glückliche Begattung‘, verballhornt Felix Culpa = Glückliche Schuld -> Sündenfall als positive Folgen verstehen bzw. die Erlösung der Menschheit durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi]
Grüne Minna [im O. Black Mary]
Ladysmith [wohl Schlacht im Burenkrieg in Südafrika]
Bonafide Sabaoth [‚guter‘ Zebaot, Gott als Beschützer des israelischen Heeres]
S. 653: Morituri te salutant. [Die Todgeweihten grüßen dich! Gruß der Gladiatoren im alten Rom]
Higgins [Mann im Macintosh – ähnliches Verwirrspiel wie um Blooms Brieffreundin Martha Clifford alias Peggy Griffin, wie auch Bloom seine Briefe an ihr mit ‚Henry Flower‘ kennzeichnet]
S. 654: billets doux [‚süße Zettel‘ – Liebesbrief]
S. 655: Ri-ra-rutsch, wir fahren mit der Kutsch! [im O. Ticktacktwo wouldyousetashoe?]
Roygbiv [Regenbogenfarben von rot bis violett]
Aleph [1. Buchstabe im hebräischen Alphabet]
Beth [2. Buchstabe]
Ghimel [3. Buchstabe]
Daleth [4. Buchstabe]
Hagadah [Buch über die Befreiung Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft]
Tephilim [Gebetsriemen]
Hanukah [Wiedereinweihung des jüdischen Tempels]
Roschaschana [jüdisches Neujahrsfest]
Beni Brith Bar [‚Söhne des Bundes‘, jüdische Organisation]
Mitzvah [‚Sohn der Pflicht‘, jüdische ‚Konfirmation‘]
Mazzoth [Fest des ungesäuerten Brotes]
Askenazim [Juden aus Mittel-, Nord- und Osteuropa]
Talith [Gebetsmantel]
S. 656: Parallaxe [s. S. 582 = scheinbare Änderung der Position eines Objektes, wenn der Beobachter seine eigene Position durch eigene Bewegungen verändert]
Aldebaran [Stern im Sternbild Stier]
S. 659: Akonit [Eisenhut, Pflanze]
Bock von Mendes [griechischer Name einer altägypt. Stadt]
Caliban [Unhold aus Shakespeares Der Sturm]
sgeul inn ban bata coisde gan capall. [im O. sgenl … – es gibt unterschiedliche Lesarten, u.a. Sgeul im barr bota coisde san capall (Die Geschichte vom oberen Ende eines Schuhstiefels beim Pferd), könnte irisch stehen für englisch „Story butter point of a stick“ = Geschichte Butterspitze eines Stocks usw.]
S. 660: Ambidexterität [gleichwertige Benutzung beider Hände]
pervaginal [über die Vagina]
virgo intacta [unberührte Jungfrau]
Hypospadie [urogenitale Fehlbildung bei Jungen]
fetor iudaicus [‚jüdischer Gestank‘]
S. 661: Nasodoro [eigentlich: naso d’oro = Nase von Gold]
Maindorée [Hand von Gold]
Vifargent [frz. Quecksilber]
Panargyros [griech. Allsilber]
S. 662: Leopoldi autem generatio [Leopolds Generation (Stammbaum)]
S. 663: et vocabitur nomen eius Emmanuel. [und sein Name soll E. sein]
Sjambokt [Nilpferdpeitsche]
A cenar teco [Ich werde mit dir essen]
Ephod [priesterl. Gewand, Gewand des israelitischen Hohepristers]
S. 664: Lande Hams [Ham, mittl. Sohn von Noah -> ‚Vater Kanaans‘ der schwarzen Ethnie]
Belial [teuflisches Wesen]
Abulafia [Abraham A., Rabbi, 13. Jh., Kabbala]
Ischariot [Judas I., Verräter Jesu]
I.H.S. [Iesus Hominum Salvator = Jesus, der Retter der Menschen]
S. 665: caubeen [irische ‚Baskenmütze‘]
sugaun [Seil aus gedrehtem Heu/Stroh]
S. 669: Benedetto Marcello [it. Komponist, 17./18. Jh.]
Coela enarrant gloriam Domini [Die Himmel verkünden die Herrlichkeit des Herrn]
Nodi [musikalische Verzierungen]
Hyperphrygisch und Mixolydisch [Kirchentonarten]
Ceres [Göttin der Fruchtbarkeit]
Mais nom de nom, … Jetez la gourme. Faut que jeunesse se passe. [Aber Name des Namens (But, by George = Ausruf des Erstaunens) … sähe den wilden Hafer, die Jugend muss vergehen]
S. 670: Ecco! [Hier ist es!]
S. 671: Ally-Sloper… [Comic-Figur]
Il vient! C’est moi! L’homme qui rit! L’homme primigène! [Er kommt! Da ich bin! Der Mann, der lacht! Ursprünglicher Mann!]
Sieurs et dames, faites vos jeux! [Meine Damen und Herren, platzieren Sie Ihre Einsätze/Wetten!]
Les jeux sont faits! [Die Einsätze/Wetten werden abgeschlossen]
Rien n’va plus! [Nichts geht mehr!]
S. 672: Zenit und Nadir [Z. die nach oben verlängerte Lotrichtung zum Standort – N. Gegenrichtung nach unten]
Kalpak [Lammfellmütze]
S. 673: Ingersoll [gemeint ist wahrscheinlich Rober Green I., 1833-1899, amerik. Freidenker]
sonnophonisch [im O. sunphone – ‚Sonne‘]
Encore! [‚wieder‘ – Zugabe]
Relljohn [im O. religion]
S. 674: Barnum [amerik. Showman]
courantiert [‚fließend‘ – im O. corantos – im Stile eines Tanzes]
S. 675: Tanderagee [kl. Marktstadt im Norden von Dublin]
Ollav [vorchristl. Lehrmeister u.a. für Poesie]
Mananaan MacLir [irischer Gott des Meeres]
Aum! Hek! … Ma! [Sprache Gottes – Aum! = Anfang und Ende usw.]
Pimander [1. Traktat im ‚Corpus Hermeticum‘, P. = eine Art Gott oder Geist]
Panardschanam patsypandschab [p. u.a. eine neue oder 2. Geburt / patsy bezieht sich vermutlich auf einen Iren auf der Bühne ?? – im O. punjaub = höchster Geist des göttlichen Selbst im Menschen]
Schakti [weibliche, die Fortpflanzung betreffende Energie im Universum]
Schiwa [hunduistischer Gott der Zerstörung]
S. 676: Lipoli Virag [Großvater Blooms]
Basilikogrammat [‚des Königs Sekretär‘]
Pschent [Doppelkrone (rote Krone für den Norden, weiße für den Süden)]
S. 677: Gopher… [eigentl. Nagetier]
lingerie [Reizwäsche]
Hippogriff [Hippogreif – Fabelwesen]
Parallaxe [s. S. 582 scheinbare Änderung der Position eines Objektes, wenn der Beobachter seine eigene Position durch eigene Bewegungen verändert]
Pollysyllabaxe [zu Polly, Blooms Ehefrau, und sylla = Silbe]
Rualdus Colombus [Realdo Colombo, 16. Jh., it. Anatom]
S. 678: Lyum [irisches Volkslied: Shule go deen durras agus aylig lyum, (Walk the whole way to the door with me = Geh mit mir den ganzen Weg bis zur Tür) ??]
Palpation [‚Streicheln‘, Berührung]
Lycopodium [Bärlappengewächs]
Argumentum ad feminam [ein Argument für eine Frau]
Diplodocus und Ichthyosaurus [Dinosaurier]
S. 679: Mnemotechnik [Merktechnik]
La causa è santa [Die Sache ist heilig]
Pulsatilla [Kuhschellen, Pflanze]
Priapismus [lange Erektion ohne sexuelle Erregung]
S. 680: extendifiziert [verlängernd]
pudental [die Schamgegend betreffend]
S. 681: Bivalven [Muscheln]
Viragitis [-itis = Entzündung / Viraginität = (krankhaftes) männliches Sexualempfinden der Frau]
Elephantuliasis [zu Elephantiasis = schwerste Form des Lymphödems]
Profund [gründlich, allumfassend]
S. 682: Tafelzerbinette [Z. Figur aus der Oper ‚Ariadne von Naxos‘, Richard Strauss?)]
Henry Flower [Pseudonym vom Bloom]
Prinzen von Candia [Giovanni M. Mario, ital. Tenor]
S. 683: Ci rifletta. Lei rovina tutto. [Denk darüber nach, sie ruiniert alles]
Matthew Arnolds Gesicht [engl. Dichter, 19. Jh., markanter Backenbart]
S. 684: Reduplikation [Verdoppelung (eines Wortes)]
Zoe mou sas agapo [griech.: Mein Leben, ich liebe dich]
Swinburne [engl. Dichter]
Maynooth [Stadt in Irland – Royal College of St. Patrick (Priesterseminar)]
Rigadoon [altfrz. Hoftanz]
Flipperty Jippert [eigentl. Flibbertigibbet = Figur der angelsächsischen Mythologie, z.B. in Shakespeares König Lear]
Yoni [sanskrit: weibliche Genitalien – Muttterschoß]
Lingam [sanskrit: männliche Genitalien – Phallus]
S. 685: Coactus volui [‚obwohl gezwungen, wollte ich dennoch‘ – Auch die unter Zwang vorgenommene Rechtshandlung ist wirksam – römisches Recht]
Yadgana [Rumpf, Hinterteil]
Gojim [Mz. Zu Goi – Nichtjude]
Qui vous a mis dans cette fichue position, Philippe? [Wer hat dich in diese verdammte Lage gebracht, P.]
C’était le sacré pigeon, Philippe. [Es war die heilige Taube]
S. 686: Metschnikoff [russ. Zoologe und Darwinist, 19./20. Jh]
Lokomotorische Ataxie [Störung der Bewegungskoordination]
Ben MacChree [zu: Pogue mahone! Acushla machree! – (anglisiertes Irisch-Gälisch: Po’g mo tho’n. A chuisle mo chroi – Kiss my arse! Oh, Puls meines Herzens = figürlich für Liebling)]
S. 687: Exeunt [Weggehen]
Arius H. [Häretiker, 260-327, starb auf dem Abort]
Monks of the screw [Mönche der Schraube – Gesellschaft irischer Anwälte, 18. Jh., auch Order of Saint Patrick genannt]
Akoluth [‚Begleiter‘, Helfer]
S. 688: Conservio [Naturschutz, ‚Bewahren‘]
Nell Flaherty [Figur aus dem Lied ‚N. F.‘s Drake‘, irische Ballade]
S. 690: Svengali [eigentlich Person im Hintergrund mit gr. Einfluss]
Lupus [Autoimmunerkrankung]
S. 691: Embonpoint [‚in gutem Zustand‘; Bauch]
Glutäus [Muskel im Hintern]
S. 695: speilern [mit dünnen Stäben zum Aufhängen z.B. von Würsten versehen]
S. 697: Barchent [Mischgewebe]
S. 698: Soubrette [weibliches Rollenfach, z.B. in der Oper]
Demimondaine [Halbwelt-…]
S. 699: Vice versa [umgekehrt]
S. 702: blasé [Blasierte, Bornierte]
S. 704: l’art pour l’art [Kunst der Kunst wegen]
S. 705: Fidibusse [Anzündstäbe]
Epitaph [Grabinschrift]
S. 706: Schema Israel Adonai Elohenu Adonai Echad. [hebr. Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist einzig …]
Satti-Scheiterhaufen [im O. suttee pyre – Witwenverbrennung im alten Indien]
S. 707: Photo Bits [engl. Wochenzeitung mit Softscore-Porno]
S. 708: Poulaphouca [ „das Loch der Púca “ = Puck – Gestalt der keltischen Folklore, Name eines Wasserfalls und einer Brücke am Fluss Liffey zwischen der Grafschaft Wicklow und der Grafschaft Kildare]
S. 709: Damenretirade [Damen toilette]
Tipsycake [‚beschwipster Kuchen‘ – ein alkoholhaltiger Biskuitkuchen]
Halkyonische Tage [im antiken Griechenland einen Zeitraum von vierzehn Tagen im Dezember um die Wintersonnenwende, benannt nach dem Eisvogel]
Hamadryaden [Baumseelen]
S. 711: Quassie [Bitterstoff aus südamerikanischem Gehölz]
Peccavi [Ich habe gesündigt]
S. 712: Coombe [Straße in Dublin]
S. 713: Nekum! [evtl. arabisch: Niemand?]
Nabrakada! [‚gesegnet‘]
S. 714: Fohracht! [wie im O.]
S. 715: Reff [im O. She hauls up a reef of her slip = Sie zieht ein Riff ihres Slips hoch = vielleicht zu raffen, also Falte]
Dans ce bordel où tenons nostre état. [In diesem Schlamassel, in dem wir unseren Staat halten.]
Brevi manu [kurzerhand]
S. 716: le distrait [die Abgelenkten]
S. 717: Proparoxyton [„auf der drittletzten Silbe betont“]
Lynx-Auge [Luchs…]
S. 718: Dona nobis pacem [Schenke uns Frieden]
Gimlet [wohl ‚Geist‘]
Bakelschlag [im O. pandybat = kräftiger Lederriemen, der dazu dient, Strafen zu verhängen]
S. 722: Jagogo [im O. Iagogo – Jago, Figur aus Shakespeares Othello]
S. 723: Et exaltabuntur cornua iusti. [Und die Hörner der Gerechten werden erhöht werden]
Pasiphae [Tochter des Sonnengottes Helios]
Madame Grissel Steevens [Schwester von Richard St., Arzt – sie war wohl stämmig und ihr wurde das Aussehen eines Schweines zugeschrieben]
S. 724: dessous troublants [‚verstörende Unterwäsche‘/Dessous]
Ce pif qu’il a! [Diese Nase hat er]
Demimondaines [halbweltlich]
S. 725: mon loup [mein Wolf]
double entente cordiale [doppelte herzliche Zustimmung – auch: französisch-britisches Bündnis nach 1904]
O merde alors! [Oh, Scheiße]
S. 726: Ward Union [Gemeindeverband – Hundejagd]
S. 727: Per vias rectas! [Auf dem richtigen Weg!]
S. 728: Auguren [röm. Beamter, Priester bzw. Sachverständiger]
Tripudium [Waffen-, Kriegstanz]
S. 729: Kallisthenie [Form des körperlichen Trainings, das eine Reihe von einfachen, oft rhythmischen Bewegungen beinhaltet für die nur das eigene Körpergewicht genutzt wird.]
terpsichoreisch [zu Terpsichore, eine der neun Musen – ‚die Tanzfreudige‘]
Tout le monde en avant! Reverence! Tout le monde en place! [Alle vorwärts! Achtung! Jeder an seinen Platz!]
Carré! Avant deux! … Balance! [(formt ein) Quadrat! Um zwei vorrücken! … Schwenken!]
S. 730: Cipria [Puder, Farbe-> Henna]
Avant huit! Traversé! Salut! Cours de mains! Croisé! [Vier Paare vorrücken! Gekreuzt! Gruß! Hände tauschen! Seiten tauschen! – Anleitungen zum Tanz]
Les tiroirs! Chaîne de dames! La corbeille! Dos à dos! [Bilden sie einen Mittelrang! Damenkette! Formen sie einen Korb! Rücken an Rücken!]
Boulangère! Les ronds! Les ponts! Chevaux de bois! Escargots! [Brot backen (Die Handballen werden nach unten ausgestreckt)! Die Kreise! Die Brücken (der Hände)! Holzpferde! Korkenzieher!]
Dansez avec vos dames! Changez de dames! Donnez le petit bouquet à votre dame! Remerciez! [Tanzen Sie mit Ihren Damen! Damentausch! Schenken Sie Ihrer Dame den kleinen Blumenstrauß! Danke schön!]
S. 731: Pas seul! [Solotanz!]
Fandango [spanischer Singtanz]
S. 732: Liliata rutilantium te confessorum… Iubilantium te virginum… [Möge die Schar der Beichtväter, leuchtend wie Lilien, dich umgeben. Möge der Chor der jubelnden Jungfrauen dich aufnehmen]
S. 733: Epi oinopa ponton [auf dem weinfarbenen Meer]
S. 734: Non serviam! [Ich werde nicht dienen!]
Nothung! [‚notwenig‘ – magisches Schwert in Wagners Ring der Nibelungen]
S. 736: Roués [s. S. 564: Wüstling]
S. 768: Vocativus femininum [weiblicher Anredefall/-form wie z.B. in slawischen Sprachen – hier als Ungenitiv, also nicht 2. Fall bezeichnet]
S. 739: Synekdoche [Ersetzen eines Begriffs durch e. engeren oder weiteren]
Enfin ce sont vos oignons [‚Schließlich sind es deine Zwiebel‘ – im S. von: Es ist dein Streit, nicht meiner]
S. 740: Philirenisten [die den Frieden lieben]
Jujube [rote/chinesische Dattel]
Défense d’uriner [Urinieren verboten!]
S. 741: Mahak makar a back [evtl. arabisch: ‚Du hast einen Schlauen bei dir, deinen Vater‘]
S. 742: vielle ogresse … dents jaunes [Alter Oger (Menschenfleisch fressender Riese) … gelbe Zähne]
Porcos … todos [Schweinefleisch … alles …]
S. 744: Ça se voit aussi à Paris. [Das findet man auch in Paris]
alanna [irisch: A leanbh = mein Kind, mein Liebling]
Ochone! [irisch = Ach!]
Soggarth Aroon [irisch: mein geliebter Priester (Titel eines Liedes)]
Erin go bragh! [irisch: Éire go brách = Irland bis zum Jüngsten Tag [Tag des Gerichts)! – irischer Kriegsruf]
S. 745: Turko der Schreckliche [Pantominenauftritt 1873]
Rorke’s Drift [Jan. 1879 – Ort in Südafrika: Schlacht zwischen Zulu und Briten]
Mahal shalal hashbaz [hebr.: Eile zur Beute bzw. Falle über die Beute her]
S. 747: Introibo ad altare diaboli [Tretet vor des Teufels Altar, vergl. S. 7]
Corpus Meum [Mein Leib!]
Nemmonegnie Hcier sad tah Ttog … [rückwärts: Halleluja, denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen!]
S. 748: acushla [[zu: Pogue mahone! Acushla machree! – (anglisiertes Irisch-Gälisch: Po’g mo tho’n. A chuisle mo chroi – Kiss my arse! Oh, Puls meines Herzens = figürlich für Liebling)]
Exit Judas. Et laqueo se suspendit. [Judas ging. Und erhängte sich mit einer Schlinge]

Auf Seite 737 gibt es eine Art Personenverzeichnis

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (14): 13. Kapitel – Nausikaa [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (15): 120 Jahre Bloomsday
Abenteuer Ulysses von James Joyce (16): 14. Kapitel – Die Rinder des Sonnengottes Helios [Odyssee]

Kafka 2024: Kafka in Riva am Gardasee (6) – Max Brod und Franz Kafka: Richard und Samuel

4. SEPTEMBER [1909]
-> RIVA
Gemeinsam mit Max Brod, Abfahrt 13 Uhr. Brod überreicht K. auf dem Bahnhof ein Notizbuch mit der Bemerkung: „wir werden parallele Reisetagebücher führen“. Otto Brod folgt mit einem späteren Zug.

aus: Reiner Stach: Kafka von Tag zu Tag – Dokumentation aller Briefe, Tagebücher und Ereignisse – S. Fischer, Frankfurt am Main 2017

Nun in Riva kam es nicht zu diesen ‚parallele[n] Reisetagebücher[n]‘. Erst zwei Jahre später 1911 entstand diese Gemeinschaftsarbeit von Franz Kafka und seinem Freund Max Brod unter dem Titel ‚Richard und Samuel‘ Eine kleine Reise durch mitteleuropäische Gegenden‘ und kam dabei über ein erstes Kapitel mit dem Untertitel „Die erste lange Eisenbahnfahrt (Prag–Zürich)“ nicht hinaus.

Es handelt sich um die Beschreibung einer realen Reise beider Freunde. Sie führten jeder ein Reisetagebuch, beschreiben also aus ihrer jeweiligen Sicht die verschiedensten Abfolgen, Gegebenheiten und Befindlichkeiten auf der Reise. Die Zusammenarbeit wurde allerdings von beiden schnell als unbefriedigend empfunden, da sie dabei immer störender ihre große Verschiedenheit spürten. Sie beendeten daher diese Zusammenarbeit nach dem ersten Kapitel. Auf Betreiben von Brod wurde dieses erste Kapitel im Juni 1912 in den Herder-Blättern (entstanden als eine Art jüdische Studentenzeitung des Herausgebers Willy Haas), in der viele namhafte Prager Schriftsteller, darunter Franz Werfel und Paul Leppin, publizierten, veröffentlicht.
Die Zuordnung der beiden Personen ist nicht eindeutig geklärt, aber mit sehr großer Sicherheit dürfte die Texte von Richard Franz Kafka, die von Samuel Max Brod verfasst haben.

aus Kafkas Werken: Die Aeroplane in Brescia – Erzählungen – Beschreibung eines Kampfes
aus Kafkas Werken: Die Aeroplane in Brescia – Erzählungen – Beschreibung eines Kampfes

Unter dem Titel »Richard und Samuel – Eine kleine Reise durch mitteleuropäische Gegenden«, wird ein Bändchen die parallelen Reisetagebücher zweier Freunde verschiedenartigen Charakters enthalten:

Samuel ist ein weltläufiger junger Mann, der mit vielem Ernst sich Kenntnisse im grossen Stil und ein richtiges Urteil über alle Gegenstände des Lebens und der Kunst zu bilden bestrebt ist, ohne doch jemals nüchtern oder gar pedantisch zu werden. Richard hat keinen bestimmten Interessekreis, lässt sich von rätselhaften Gefühlen, noch mehr von seiner Schwäche treiben, zeigt aber in seinem engen und zufälligen Kreise so viel Intensität und naive Selbstständigkeit, dass er nie zu schrullenhafter Komik ausartet. Dem Berufe nach ist Samuel Sekretär eines Kunstvereines, Richard Bankbeamter. Richard hat Vermögen, arbeitet nur, weil er sich nicht für fähig hält, freie Tage zu ertragen; Samuel muss von seiner (überdies erfolgreichen und sehr geschätzten) Arbeit leben.

Die beiden, obwohl Schulkollegen, sind während dieser beschriebenen Reise zum erstenmal andauernd mit einander allein. Sie schätzen einander, obwohl sie einander unbegreiflich erscheinen. Anziehung und Abstossung wird vielartig gefühlt. Es wird beschrieben, wie sich dieses Verhältnis zunächst zu überhitzter Intimität anstachelt, dann nach manchen Zwischenfällen auf dem gefährlichen Boden von Mailand und Paris in männliches Verständnis gegenseitig beruhigt und ganz befestigt. Die Reise schliesst damit, dass die beiden Freunde ihre Fähigkeiten zu einem neuen eigenartigen Kunstunternehmen vereinigen.

Die vielen Nüancen, deren Freundschaftsbeziehungen zwischen Männern fähig sind, darzustellen und zugleich die bereisten Länder durch eine widerspruchsvolle Doppelbeleuchtung in einer Frische und Bedeutung sehn zu lassen, wie sie oft mit Unrecht nur exotischen Gegenden zugeschrieben werden: ist der Sinn dieses Buches.

Vorbemerkungen zum 1. Kapitel (aus Franz Kafka: Erzählungen – Fischer Taschenbuch Verlag April 1976)

Text der Zusammenarbeit von Franz Kafka und Max Brod

Kafka 2024: Kafka in Riva am Gardasee (5) – Klaus Wagenbach: Dr. von Hartungen, Sanatorium und Wasserheilanstalt – Riva am Gardasee

Ab Mitte 1979 erschien für 20 Jahre im Wagenbach-Verlag Freibeuter, eine Vierteljahreszeitschrift für Kultur und Politik – herausgegeben u.a. von Klaus Wagenbach. Die Nr. 16 aus 1983 hatte als Schwerpunktthema Franz Kafka nachgestellt.

Zeitschrift ‚Freibeuter‘ Nr. 16 aus 1983: Franz Kafka
Zeitschrift ‚Freibeuter‘ Nr. 16 aus 1983: Franz Kafka

Der Verleger und Kafka-Kenner, Klaus Wagenbach, verfasste u.a. auch einen Artikel zu Kafkas Aufenthalt 1913 in dem Sanatorium und der Wasserheilanstalt des Dr. von Hartungen:

In Riva, das damals zu Österreich gehörte, war Kafka zweimal: im September 1909 für zehn Tage, gemeinsam mit Max und Otto Brod, in einer kleinen Pension unterhalb der Ponalestraße, und im September/Oktober 1913 für drei Wochen, allein, im Sanatorium Dr. von Hartungen.

'Sanatorium und Wasserheilanstalt Dr. von Hartungen' in Riva am Gardasee: das Haupthaus
‚Sanatorium und Wasserheilanstalt Dr. von Hartungen‘ in Riva am Gardasee: das Haupthaus

Kafka kam mit dem Schiff (aus Desenzano) in Riva an, wie der „Jäger Gracchus“, und wie er fühlte er sich (nach dem Bruch mit Felice [Verlobte in Berlin]) „leer und sinnlos“. „Mein einziges Glücksgefühl besteht darin, daß niemand weiß, wo ich bin.“ Der Jäger Gracchus sagt: „… niemand weiß von mir, und wüßte er von mir, so wüßte er meinen Aufenthalt nicht, und wüßte er meinen Aufenthalt, so wüßte er mich dort nicht festzuhalten, so wüßte er nicht, wie mir helfen. Der Gedanke, mir helfen zu wollen, ist eine Krankheit und muß im Bett geheilt werden.“

Die Krankheit, die Kafka mit nach Riva brachte und die noch immer „Neurasthenie“ hieß, war auch im Sanatorium Hartungen nicht zu heilen. Und sie überschattete auch das zweite (nach dem in Zuckmantel) große Liebeserlebnis: die Begegnung mit einer achtzehnjährigen Schweizerin, die ebenfalls im Sanatorium wohnte. Auch über diese Liebe hat Kafka fast vollständiges Stillschweigen bewahrt, es gibt kaum mehr als eine kurze Notiz im Tagebuch nach der Rückkehr aus Riva: „Die Süßigkeit der Trauer und der Liebe. Von ihr angelächelt werden im Boot. Das war das Allerschönste. Immer nur das Verlangen zu sterben und das Sich-noch-Halten, das allein ist Liebe.“ Auch dies ist Gracchus: Er lebt nicht, er kann nicht sterben.

In einem Prospekt aus dem Jahr 1910, verfaßt von Dr. Erhard und Dr. Ch. E. von Hartungen, hat sich eine Beschreibung des Sanatoriums und seiner Möglichkeiten erhalten:

Das Anstaltsgebäude liegt inmitten eines grossen Parkes, unmittelbar am Gardasee. 60 Zimmer und eine Lufthütten-Kolonie (20 Lufthütten) mit vornehmen, hygienischen Einrichtungen, mit herrlichem Ausblick auf den Gardasee. Zur Durchführung von Freiluftkuren dient ein grosses, geschlossenes Luftbad im Anstaltsparke, ebenso ein Luft- und Sonnenbad für Herren und Damen am Dach-Plateau der Wasserheilanstalt und die Liegehalle.

… und die Strandliegehalle
… und die Strandliegehalle

Licht-, Luft- und Sonnenbäder, Nacktgymnastik und schwedische Freiluftspiele in gedeckten und freien Luftbädern das ganze Jahr hindurch.

See-, Sonnen- und Sandbäder am Strande unmittelbar vor der Anstalt während der Sommermonate.

Aseptisch ermolkene Kur- und Kindermilch von tuberkelfreien, nur trocken gefütterten Kühen, ebenso auch pasteurisierte Kefir- und Yoghurt (bulgarische Sauermilch).
Auch dieses Sanatorium rühmte sich der Behandlung von „Nervenleiden“ an erster Stelle, erinnerte an die „segensvolle Bedeutung des Lichts, speziell des Sonnenlichts bei Nervenschwäche“ und erinnert die „Bewegungsfreunde“ (zu denen Kafka ohne Zweifel gehörte) daran, daß „die malerische Umgebung Rivas an Abwechslung zu Wasser und zu Lande mehr bietet, als irgend ein anderer Kurort zu bieten vermag“.

Als Kuren – neben den diätetischen – werden angeboten:

Hydriatische Kuren in Form von Teil- und Vollbädern, verschieden temperierten Halbbädern, Abreibungen, Güssen, Teil- oder Ganzpackungen, Dampf- und trockenheissen Luftbädern, des elektrischen Bogenlichtbades. Klinisch erprobte Mineral-, Kräuter- und Schlammbäder, sowie die Behandlung mit Radium in verschiedenster Form wurden schon seit vielen Jahren mit sehr günstigem Erfolge gehandhabt.

Atmosphärische Kuren durch methodischen Gebrauch von Sonnen-, Luft-, Marsch- und Ruderlichtbädern mit und ohne folgende Wasseranwendung.

Heilgymnastik, d.h. leichte Leibesübungen, werden unter Aufsicht den Indikationen entsprechend ausgeführt.

Elektrotherapie wird mittelst Vierzellenbades (nach Dr. Schnee) faradischer und galvanischer Ströme und Bäder, der Influenzmaschine etc. etc. angewendet; die Anwendung derselben findet nur durch die Ärzte statt.

Ein weiteres Therapieangebot zeigt, daß das Sanatorium Hartungen damals zu den modernsten Anstalten gehörte:

Die Psychotherapie spielt im Sanatorium keine untergeordnete Rolle, da die Ärzte täglich mit den Patienten verkehren, sich auf das intimste über deren Befinden informieren, so dass ausser der streng individuell diätetisch-physikalischen Behandlung gleichzeitig eine seelische Einwirkung als Korrektiv möglich wird, welche die Krankheitsfurcht oder andere schädliche Vorstellungen, wie Gemütsbeschwerden, beseitigt, und den Kranken einer gesundheitsfreudigen und daseinsfrohen Stimmung entgegenführt.

Spezialärztlich durchgeführte psychoanalytische Behandlung.

Die meisten Gebäude des Sanatoriums stehen heute noch und dienen, nach einem Besitzerwechsel, ähnlichen Zwecken.

siehe auch: Kafka „kehrt zur Natur zurück!“

Kafka 2024: Kafka in Riva am Gardasee (4) – Der Jäger Gracchus

    „Eine Barke schwebte leise, als werde sie über dem Wasser getragen, in den kleinen Hafen. […] Auf dem Quai kümmerte sich niemand um die Ankömmlinge […]“
    FRANZ KAFKA: Der Jäger Gracchus

aus Kafkas Werken: Die Aeroplane in Brescia – Erzählungen – Beschreibung eines Kampfes
aus Kafkas Werken: Die Aeroplane in Brescia – Erzählungen – Beschreibung eines Kampfes

    „A boat lightly slid into the small harbour, as if it were hovering over water. […] On the pier no one noticed the people who had just arrived“
    lt. Google Translater: A barge floated quietly, as if it were being carried over the water, into the small harbor. […] On the quay, no one paid any attention to the arrivals
    FRANZ KAFKA: The Hunter Gracchus

Zwischen 1916 und 1917 entstanden die Fragmente zum Thema ‚Der Jäger Gracchus‘, zu denen sich Franz Kafka durch seine Aufenthalte in Riva inspirieren ließ.

Diese Erzählung ist einzigartig unter allen Werken Kafkas, denn zum ersten Mal wird eine Stadt mit Namen erwähnt: Riva, das sein Schicksal als Landeplatz in seinem Namen trägt. Die Geschichte spiegelt die Erinnerung an Stätten und Denkmäler der kleinen Stadt wider: den alten Hafen, Piazza Benacense und ihre Arkaden, die „schmalen, stark abfallenden Gäßchen“, den Stadtturm Torre Apponale, Palazzo Pretorio, den Brunnen daneben – und nicht zuletzt das Standbild des Hl. Johannes Nepomuk, Schutzpatron von Prag und zugleich von Riva. Franz hatte das Gefühl, die Luft von zu Hause zu atmen und hier vielleicht ein neues Leben beginnen zu können.

Informationsschild in Riva

Ein Bezug des Namens Gracchus zu den Persönlichkeiten der römischen Geschichte, den Konsuln und Volkstribunen, ist nicht ohne weiteres erkennbar. Die Bedeutung des lateinischen Namens („der Gnadenreiche“) wird hier auf jemanden angewendet, dem ausdrücklich die Gnade des ersehnten Todes versagt ist. Kafka wird eher auf gracchio, das italienische Wort für Dohle (im Tschechischen: Kavka = Dohle), angespielt haben, um so eine Identifizierung seiner eigenen Person mit der Gestalt des Jägers literarisch ins Spiel zu bringen.

Hier der Text der Erzählung ‚Der Jäger Gracchus‘

Kafka 2024: Kafka in Riva am Gardasee (3) – 1913

Franz Kafka (Prag, 1883 – Kierling, 1924) liebte Riva auf den ersten Blick. Er war im September 1909 zum ersten Mal in Urlaub am Gardasee.

Im September 1913 kam er an den Gardasee wieder, getrieben von dem „Wunsch nach besinnungsloser Einsamkeit“. Diesmal wohnte er in dem vom berühmten Wiener Naturarzt Dr. Christoph von Hartungen in Riva gegründeten Reform-Sanatorium, das von einer kulturellen Elite aus ganz Mitteleuropa besucht wurde. Dort lernte Kafka eine junge Schweizerin kennen und verliebte sich in sie. Zwischen 1916 und 1917 entstanden die Fragmente zum Thema ‚Der Jäger Gracchus‘, zu denen er sich durch seine Aufenthalte in Riva inspirieren ließ.

Quelle: u.a. Informationsschild in Riva

Riva am Gardasee (Hafen)
Riva am Gardasee (Hafen)

Riva am Gardasee (Hafen)
Riva am Gardasee (Hafen)

21. SEPTEMBER [1913]

Desenzano am Gardasee ...
Desenzano am Gardasee (Die Mehrheit der Einwohner hat sich am 21. September 1913 zum Empfang des Vicesekretärs der Anstalt, Dr. Kafka, versammelt. Der aber liegt am Seeufer im Gras, „leer und sinnlos, selbst im Gefühl meines Unglücks. Ginge es doch jetzt statt ins Sanatorium auf eine Insel, wo niemand ist“)

-> DESENZANO
Tagebuch_ (2 Notizbuchblätter) „Mein einziges Glücksgefühl besteht darin, dass niemand weiss, wo ich bin.“ „Das Geniessen menschlicher Beziehungen ist mir gegeben, ihr Erleben nicht.“
-> GARDONE

22. SEPTEMBER
-> RIVA
Ankunft im ‚Sanatorium und Wasserheilanstalt Dr. von Hartungen‘. K. bezieht eine Lufthütte.
Ludwig Ullmann, Rezension von ‚Der Heizer‘, in: ‚Wiener Allgemeine Zeitung‘.

'Sanatorium und Wasserheilanstalt Dr. von Hartungen' in Riva am Gardasee: das Haupthaus
‚Sanatorium und Wasserheilanstalt Dr. von Hartungen‘ in Riva am Gardasee: das Haupthaus

… der Speisesaal
… der Speisesaal

… und die Strandliegehalle
… und die Strandliegehalle

nach 22. SEPTEMBER
[an Alfred Löwy]: (Karte) Glaubt, er sei seinem Onkel eine Erklärung schuldig.

24. SEPTEMBER
an Oskar Baum: (Ansichtskarte)
an Ottla Kafka: (2 Ansichtskarten) Bittet sie, den kostenlosen Katalog ‚Das Buch des Jahres 1913‘ zu besorgen.

vor 27. SEPTEMBER
[Max Brod an K.]: (2 Karten)

28. SEPTEMBER
an Max Brod: Bezeichnet die Beziehung zu Felice [Bauer] als „seit 14 Tagen vollständig beendet“. Muss dennoch zwanghaft daran denken. Bedürfnis nach Einsamkeit. „… die Vorstellung einer Hochzeitsreise macht mir Entsetzen“.
an Ottla Kafka: (Ansichtskarte) Über Malcesine.
Schiffsausflug nach Malcesine. K. sucht die Stelle auf, wo Goethe beim Zeichnen einer Schlossruine der Spionage verdächtigt wurde.

ANFANG OKTOBER
an Felix Weltsch: „Manchmal glaube ich, dass ich nicht mehr auf der Welt bi, sondern irgendwo in der Vorhölle herumtreibe.“ Über Schuldbewusstsein und Reue. Hat über Brod einen Brief an Felice Bauer erhalten, den er jedoch nicht beantworten will. Eine junge Russin hat einigen Sanatoriumsgästen die Karten gelegt, wobei K. Einsamkeit prophezeit wurde.
K. übersiedelt ins Hauptgebäude des Sanatoriums. Beginn der Freundschaft mit der jungen Schweizerin „G.W.“.

2. OBTOBER
an Ottla Kafka: (Ansichtskarte) Verspricht für den folgenden Tag einen Brief an die Eltern, die ihm schon mehrfach schrieben.

3. OKTOBER
K.s Tischnachbar, der 66-jährige Generalmajor Ludwig von Koch, begeht in seinem Zimmer im Sanatorium Selbstmord.

VOR 10. OKTOBER
K. trifft den in Nago bei Riva lebenden Carl Dallego.

10. OKTOBER
Carl Dallogo an Ludwig von Ficker: Über K.: „Ein wirklich sehr netter Mensch, der Wertvolles schafft.“

11.-12. OKTOBER
-> MÜNCHEN -> PRAG
K. hält sich einen Tag in München auf.

15. OKTOBER
Tagebuch: Über Riva: „Ich verstand zum ersten Mal ein christliches Mädchen und lebte fast ganz in seinem Wirkungskreis.“ […]

aus: Reiner Stach: Kafka von Tag zu Tag – Dokumentation aller Briefe, Tagebücher und Ereignisse – S. Fischer, Frankfurt am Main 2017

Kafka 2024: Kafka in Riva am Gardasee (2) – Die Aeroplane in Brescia

aus Kafkas Werken: Die Aeroplane in Brescia – Erzählungen – Beschreibung eines Kampfes
aus Kafkas Werken: Die Aeroplane in Brescia – Erzählungen – Beschreibung eines Kampfes

Vom 5. – 13. September 1909 fand bei Brescia ein „Flugmeeting“ statt (das erste internationale in Italien), das Kafka und die beiden Brüder Brod von Riva aus besuchten. Kafkas Bericht „Die Aeroplane in Brescia“, der in der Prager Zeitung „Bohemia“ erschien, ist der erste über diese ‚Apparate‘ in der deutschen Literatur.

Im Oval: Louis Blériot ...
Im Oval: Louis Blériot, der kurz zuvor den Ärmelkanal überquert hatte, fliegt an den Tribünen vorbei. Im unteren Teil vorne rechts ein Curtiss-Flyer, mit dem Curtiss den ‚Großen Preis von Brescia‘ gewann: 50 Kilometer in 49 Minuten und 24 Sekunden.

Rougier bei seinem Höhenweltrekord: 198 m
Rougier bei seinem Höhenweltrekord: 198 m. Im Vordergrund der Signalmast und die Zielrichtertribüne

Rougier mit seinem Flugzeug
Rougier mit seinem Flugzeug

Situationsplan des Flugfeldes
Situationsplan des Flugfeldes

Die ersten Zeilen von Kafkas Artikel ‚Die Aeroplane in Brescia‘ in Prager Zeitung ‚Bohemia‘
Die ersten Zeilen von Kafkas Artikel ‚Die Aeroplane in Brescia‘ in Prager Zeitung ‚Bohemia‘

Quelle der Bilder: Klaus Wagenbach: Franz Kafka – Bilder aus seinem Leben – Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1983

Hier der Text des Artikels als PDF-Datei