Kategorie-Archiv: Musik und mehr

Von Musik und allem Drumherum

Elbphilharmonie Hamburg 2024

Im Oktober 2018 war der ältere meiner Söhne mit seiner Freundin bei uns zu Besuch und so waren wir zusammen mit meiner Frau einen Tag in Hamburg, um auch endlich die Elbphilharmonie zu besichtigen. Die öffentliche Aussichtsplattform zwischen dem Backsteinsockel und dem gläsernen Neubau der Elbphilharmonie ist ein Publikumsmagnet. Täglich strömen bis zu 17.000 Gäste in die HafenCity, um auf 37 Metern den Ausblick auf Stadt und Hafen zu genießen.

Elbphilharmonie Hamburg – Übersicht © Elbphilharmonie
Elbphilharmonie Hamburg – Übersicht © Elbphilharmonie

Die Elbphilharmonie (auch Elphi genannt) ist ein im November 2016 fertiggestelltes Konzerthaus in Hamburg. Sie wurde mit dem Ziel geplant, ein neues Wahrzeichen der Stadt und ein „Kulturdenkmal für alle“ zu schaffen. Das 110 Meter hohe Gebäude ist im Stadtteil HafenCity zu finden. Die Baukosten sollen 866 Millionen Euro betragen haben. Ob das Geld vielleicht anderweitig sinnvoller hätte genutzt werden können, will ich hier nicht diskutieren. Die Architekten haben sich bei diesem Gebäude auf jeden Fall ‚austoben‘ dürfen (‚Kosten spielen keine Rolle!‘).

Elbphilharmonie Hamburg 2024
Elbphilharmonie Hamburg 2024

Mit einer langen Rolltreppe wird die Plaza mit der Aussichtsplattform erreicht.

Rolltreppe zur Plaza
Rolltreppe zur Plaza

Am Montag nun war ich mit meiner Frau sechs Jahre später auch endlich bei einem Konzert im großen Saal, dem Herzstück der Elbphilharmonie: Der große Konzertsaal mit seinen 2.100 Plätzen ist nach dem Weinberg-Prinzip gebaut. Die Bühne liegt in der Mitte und ist von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben. Über der Bühne schwebt ein großer Klangreflektor) – hier 360 ° Ansicht (Google Maps)

Meine Frau hat mit einer Freundin ein Theater-Abo. Da diese stark erkältet war, durfte ich als ‚Ersatz‘ einspringen. Mit dem ‚Theaterbus‘ geht es u.a. von Tostedt aus direkt vor das Theater bzw. die Konzerthalle. Nun meine Frau und ich haben es nicht bereut, endlich die ‚Elphi‘ auch einmal von innen zu sehen.

Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (1)
Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (1)

Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (2)
Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (2)

Elbphilharmonie Hamburg: 3. Philharmonisches Konzert Kent Nagano 2024

Keine Frage, das Konzerthaus ist über alle Maßen beeindruckend. Und der große Saal ist die Krönung des Ganzen. Auf dem Programm stand zunächst ein zeitgenössisches Werk (Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied) und eine Symphonie (Camille Saint-Saëns: 3. Sinfonie c-Moll op. 78 ∙ »Orgelsinfonie«). Saint-Saëns kenne ich von dem ‚Karneval der Tiere‘ her, einer Suite für Kammerorchester aus dem Jahr 1886.

Es spielte das Philharmonisches Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Kent Nagano, der seit 2015 Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg ist. Das Streichquartett ‚Quatuor Diotima‘ spielte beim ersten Stück. Die Orgel in der ‚Orgelsymphonie‘ wurde von Iveta Apkalna präsentiert.

‚Soundcheck‘
‚Soundcheck‘

    „Bitte hören Sie zuerst das Stück bis zum Ende und protestieren Sie dann“ – rief Helmut Lachenmann während der Uraufführung aus dem Publikum heraus.

Wenn in Helmut Lachenmanns 1980 entstandener »Tanzsuite mit Deutschlandlied« irgendwann gegen Ende tatsächlich Haydns Kaiserquartett zitiert oder zumindest angedeutet wird, ist längst klar, dass hier keine Hymne mitgesungen werden soll. Und auch von Tanzen kann in diesem Stück von einem der zentralen Komponisten der vergangenen Jahrzehnte keine Klangrede sein. In diesem provokanten, in Donaueschingen uraufgeführten Werk, das hier mithilfe des aufsehenerregenden Quatuor Diotima aus Paris aufgeführt wurde, ging es Lachenmann um Geräusche, um Brüche, um die Frage, was das eigentlich ist, ein Ton.

Okay, einigen Konzertbesuchern fiel die Kinnlade herunter (besonders bei älteren Damen). Meine Sitznachbarin fand das Stück ‚gruselig‘ (passend zu Halloween?). Ein Herr meinte, dass das Stück gewöhnungsbedürftig wäre. Dem muss ich aus meinem Empfinden heraus widersprechen: Für mich war es wie eine Geräuschkulisse einer Großstadt – leise beginnend am frühen Morgen und laut werdend wie in einem Industriegebiet (jeder wird das Stück aber bestimmt anders gehört, anders interpretiert haben). Meine Frau fand es auf jeden Fall sehr gut. Ihr gefielen die außergewöhnlichen ‚Einsatzmöglichkeiten‘ vieler Instrumente (u.a. das Tippen mit zwei Fingern auf das Mundstück bei Blasinstrumenten, was jeweils wie ein ‚Blubb‘ oder gar Pups klang). Es sind Geräusche (Umweltgeräuschen ähnlich) und diese sind eines der wichtigsten Mittel dieses Stücks, die beim (versteckten) Zitieren anderer Werke angewendet werden. Es ist Musik, die darauf abzielt, all jene Klänge auszuloten und zu gestalten, die im mechanischen Prozess der Klangerzeugung eines Tones entstehen, aber bisher als unvermeidbare Nebengeräusche betrachtet wurden. Die zugrundeliegenden Tänze (Marsch, Walzer, Tarantella, Polka usw.) werden ausgehöhlt, bis (zumeist) nur noch die metrische Struktur übrig ist, die in Form von Geräuschen hörbar gemacht wird. Tonhöhen sind in dieser „Zitierweise“ unwichtig …
(Quelle: u.a. das Programmheft zur Aufführung)

Da die Musiker ‚vom Blatt‘ lasen, fragte ich mich, wie eine solche Partitur (die Noten) aussehen könnte. Zunächst bedarf es einer Erklärung einer ‚erweiterten‘ Notenschrift:

Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied – hier: Zeichenerklärung der Partitur für Bläser
Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied – hier: Zeichenerklärung der Partitur für Bläser

Und so sieht diese Notenschrift dann zu Anfang aus:

Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied - Partitur Anfang
Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied – Partitur Anfang

Noch eine kurze Randbemerkung: Die Suite von Lachenmann hat etwas von Spielerei. Ich frage mich, wie ein Musikstück ‚aussieht‘, wenn diesem z.B. jede zweite Note ‚gestohlen‘ wird. Was bleibt dann noch … (Ich habe ja eine Software zum Erstellen von Noten: Guitar Pro, wenn auch in alter Version – vielleicht gucke ich da mal)

Wer sich für das etwa 30-minütige Werk interessiert, kann zumindest einmal hineinhören. Hier eine Aufnahme der Premiere in Großbritannien unter dem Motto: „It’s the most beautiful ugly sound in the world“ (Es ist der schönste hässlichste Klang der Welt)


Helmut Lachenmann – Tanzsuite mit Deutschlandlied (UK Premiere)

Schräge ‚Musik‘ – schräger Typ? Nur der Vollständigkeit halber hier ein Interview mit dem Komponisten. Helmut Lachenmann – auch hier ein Motto: On the joy of noisiness in music, finding happiness in small-scale disruption and the responsibility to pass on the flame (Über die Freude am Lärm in der Musik, das Glücksgefühl kleiner Störungen und die Verantwortung, die Flamme weiterzugeben.).


Klangforum Wien and Helmut Lachenmann: The Adventure of Listening (Das Abenteuer des Zuhörens)

Um Töne ging es dann natürlich auch im 2. Stück des Abends: Camille Saint-Saëns’ Orgelsinfonie. Iveta Apkalna, Titularorganistin der Elbphilharmonie, brachte den Großen Saal mit 69 Registern samt 4.765 Pfeifen volltönend zum Klingen. Über seine letzte Sinfonie sagte der französische Komponist vielversprechend: »Mit ihr habe ich alles gegeben, was ich geben konnte … so etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben.« – Nun die Einsätze der Orgel waren eher kurz, dafür aber gewaltig. Besonders die tiefen Töne füllten den Saal auf beeindruckende Weise.

Elbphilharmonie: Großer Saal mit Orgel - © Wilfried Sander
Elbphilharmonie: Großer Saal mit Orgel – © Wilfried Sander

Mit der Organistin Iveta Apkalna gibt es eine Aufnahme der Symphonie mit dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks:


Camille Saint-Saëns: 3. Sinfonie c-Moll op. 78 ∙ »Orgelsinfonie« ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Iveta Apkalna ∙ Riccardo Minasi

Nun, es war ein besonderer Abend im ‚großen Saal‘ der Elbphilharmonie. Ich habe es noch gar nicht erwähnt: Die Akustik ist absolut exzellent. Die Wandverkleidung ist mit rund 10.000 Gipsfaserplatten ausgestattet, die den Klang in jeden Winkel reflektieren. Durch die besondere Architektur („Weinberg“-Architektur – mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Zuschauerrängen umgeben ist, wie in Weinbergen) sitzt kein Zuschauer weiter als 30 Meter vom Dirigenten entfernt. Das hat allerdings auch zur Folge, dass jedes Hüsteln zu hören ist.

… nach dem Konzert
… nach dem Konzert

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Black Out: Three Friends (1981/82)

In jungen Jahren habe ich zusammen mit meinem Bruder Armin, unserem Schwager Heinz, Armins Ehefrau Ellen und deren Bruder Jochen in einer Band musiziert. Ein richtiges ‚Familienunternehmen‘. Alles begann auf einem Dachboden in Bremen – und endete dann in einem Kellerraum in Oyten in der Nähe von Bremen. Über 10 Jahre haben wir uns meist am Wochenende getroffen und eigentlich nur zu unserem eigenen Vergnügen in die Saiten gegriffen bzw. in Trommel und Becken gehämmert. Mit der Zeit aber gab es dann auch Auftritte, erst selbst für den Freundeskreis organisiert, dann aber auch extern veranstaltet: Tanz in den Mai, Betriebsfeiern und vor allem Bürgerfeste. Erst spät gab es für unsere Band dann auch einen Namen: Black Out.

When I was younger, I played in a band with my brother Armin, our brother-in-law Heinz, Armin’s wife Ellen and her brother Jochen. A real family business. It all started in an attic in Bremen – and ended up in a basement room in Oyten near Bremen. For over 10 years, we met mostly on weekends and really only played the strings or hammered the drums and cymbals for our own enjoyment. Over time, however, we started to play gigs, first organized for our own circle of friends, but then also externally: May Day dances, company parties and, above all, community festivals. It was only later that we came up with a name for our band: Black Out.

Grundstock unseres Repertoires waren die Instrumentalstücke von der britischen Gruppe „The Shadows“. Nach und nach kamen aber auch andere Stücke hinzu. dann sogar eigene. Hier nun ein Lied aus meiner Feder (zumindest was das Musikalische betrifft) aus der ‚Endzeit‘ unserer Gruppe. Den Text habe ich mir ‚gemopst‘ – von der Gruppe ‚Gentle Giant‘: Three Friends

The basis of our repertoire were the instrumental pieces by the British group „The Shadows“. But little by little, other pieces were added, and then even our own. Here is a song I wrote (at least as far as the music is concerned) from the „end of our group“. I „stole“ the lyrics from the group „Gentle Giant“: Three Friends

Black Out: Three Friends (1981/82) – ‚Reunion‘ 2011 (Armin, Wilfried & Heinz)
Black Out: Three Friends (1981/82) – ‚Reunion‘ 2011 (Armin, Wilfried & Heinz)

Hier die Besetzung bei diesem Stück:
Here is the cast for this piece:

Sologitarre/Solo guitar: Armin Albin
Bassgitarre/Gesang/Bass guitar/Vocals: Wilfried Albin
Rhythmusgitarre/Rhythm guitar: Heinz Besch
Schlagzeug/Drums: Jochen Landwehr

Musik: Wilfried Albin
Text: Gentle Giant

siehe aus:
Willi singt: Steppenwolf
Willi singt: Die Unsterblichen
Black Out: Lay Down, Sally (1981)
Willi singt: Gegen Windmühlen kämpfen

Colosseum unter freiem Himmel in Köln am Rhein 28.10.1994

Wenn mich früher an Konzerten etwas störte, dann waren es die damals üblichen Schlagzeugsoli. Meist dauerten die 10 Minuten und länger. Zeit, um zum Pinkeln zu gehen …

Jon Hiseman (Colosseum) Köln 1994: Drumsolo
Jon Hiseman (Colosseum) Köln 1994: Drumsolo

Jetzt habe ich aber ein Schlagzeugsolo ausgegraben, das selbst mir gefällt, weil es wirklich beeindruckend ist, was jener Jon Hiseman (21. Juni 1944 – 12. Juni 2018 ) da zu Stande brachte. Es war bei einem Auftritt der Gruppe ‚Colosseum‘ (hatten wir hier schon einmal) unter freiem Himmel am Rhein in Köln am 28.10.1994. Ich habe es gekürzt, denn so viel Paukenschlag ist vielleicht doch zu viel. Bemerkenswert sicherlich auch die artistische Einlage. Der Tag muss einen schönen Oktoberabend gehabt haben.


Colosseum 28.10.1994: Jon Hiseman (Drumsolo)

Vom dem Konzert der Gruppe ‚Colosseum‘ am 28.10.1994 in Köln am Ufer des Rheins eine weitere Aufnahme, die mir außerordentlich gefällt: Theme of an Imaginary Western (Thema eines imaginären, nur in der Vorstellung vorhandenen Western) ist ein Lied von Jack Bruce (Musik – Bassist der Gruppe ‚Cream‘ mit Eric Clapton und Ginger Baker, von dem ich wohl auch noch ein Drumsolo habe) und Pete Brown (Text). Das Lied erschien ursprünglich 1969 auf Bruce‘ Album Songs for a Tailor. Das von ‚Colosseum‘ gecoverte Lied wurde auf ihrem 1970er Album Daughter of Time veröffentlicht..

Oh, the sun was in their eyes
And the desert that dries
In the country town
Where the laughter sounds

Oh, die Sonne war in ihren Augen
Und die Wüste, die trocknet
In der ländlichen Kleinstadt
Wo das Lachen erklingt

Und wer noch nicht genug hat von Colosseum (für mich war es eine der besten Bands in den 1970er Jahren neben ‚Jethro Tull‘ und ‚Gentle Giant‘), hier das komplette Reunion Konzert – ebenfalls aus dem Jahr 1994:

Mark Clarke: Bass guitar, vocals.
Dave „Clem“ Clempson: Guitars, vocals.
Chris Farlowe: Vocals.
Dave Greenslade: Keyboards EMU Proteus 2 & Roland U20, Hammond Organ, Vibraphone, vocals.
Dick Heckstall-Smith: Saxophones.
Jon Hiseman: Drums, percussion, cymbals.

Setlist:
01. Those About To Die
02. Skelington
03. Elegy
04. Tanglewood ’63 The Valentyne Suite
05. January’s Search
06. February’s Valentyne
07. The Grass Is Always Greener
08. Rope Ladder To The Moon
09. Theme For An Imaginary Western
10. The Machine Demands Another Sacrifice
11. Solo Colonia (Drumsolo)
12. Lost Angeles
13. Stormy Monday Blues
14. Walking In The Park

[Amazon] Musik von Colosseum

Colosseum: Take me back to Doomsday (1970)

Colosseum wurde 1968 vom Schlagzeuger Jon Hiseman (1944-2018) und dem Saxophonisten Dick Heckstall-Smith (1934-2004) gegründet, die zuvor mit der Graham Bond Organization gespielt hatten und danach mit John Mayall’s Bluesbreakers den europäischen „weißen“ Blues popularisiert hatten. Ja, die Wege kreuzten sich bei John Mayall (Clapton, Peter Green, Mick Taylor u.v.a.).

Hiseman galt in der 1970-er Jahren als einer der besten Schlagzeuger und Heckstall-Smith sowieso als bester Saxophonist in der Rockmusik. Colosseum wurde mit suitenartigen Kompositionen (Jethro Tull lässt grüßen), die Jazz, Rock, Blues und klassische Elemente fusionierten, bekannt. Heckstall-Smith spielte zuweilen zwei Saxophone simultan. Das vielschichtige instrumentale Spektrum wurde 1970 durch den Rhythm-and-Blues-Sänger Chris Farlowe (1940-) noch erweitert, nachdem bereits im Oktober 1969 David „Clem“ Clempson (1949-) als Gitarrist in die Band geholt worden war. Apropos Jethro Tull: Don Airey (Keyboards – 1948-) kam 1975 zu Collosseum und unterstützte JT 1988 auf einer Tournee.

Colosseum 1970
Colosseum 1970

Jon Hiseman war übrigens mit Barbara Thompson (1944-2022) verheiratet, ebenfalls eine hervorragende Saxophonistin und Flötistin. Auch sie war zeitweise Mitglied von Colosseum.

Chris Farlowe, der Sänger, scheint mir äußerlich gesehen aus Frankensteins Kabinett entwichen zu sein. Aber gesanglich hatte es schon einiges drauf. Hier eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1970: Take me back to Doomsday

Take me back to that day before light
When the earth spinning faster and the air too hot
No creature had moved or showed its might
And life was a tiny dot

Nothing existed to love you
Take me back

Take me back to the court to kings
When the world was ruled by knights and flail
When poor people prayed for the grace of God
And Lancelot fought for the Grail

Bring mich zurück zum Jüngsten Tag

Bring mich zurück zu diesem Tag vor dem Licht
Wenn sich die Erde schneller dreht und die Luft zu heiß ist
Keine Kreatur hatte sich bewegt oder ihre Macht gezeigt
Und das Leben war ein winziger Punkt

Nichts existierte, um dich zu lieben
Nimm mich zurück

Bring mich zurück zum Hof der Könige
Als die Welt von Rittern und Dreschflegeln regiert wurde
Als arme Menschen um die Gnade Gottes beteten
Und Lancelot kämpfte um den Gral

Siehe auch: Colosseum – Daughter of Time
[Amazon] Musik von Colosseum

Glastonbury Festival 2023: Cat Stevens: Wild World

Und seit vielen Jahren gibt es auch in der englischen Kleinstadt Glastonbury ein Open Air, das von bis zu über 200.000 meist jungen Zuschauern besucht wird. Glastonbury ist aufgrund der Ruinen der Glastonbury Abbey und der Mythen und Legenden um den nahegelegenen Hügel Glastonbury Tor bekannt, derentwegen der Ort den Anspruch erhebt, das sagenhafte Avalon zu sein.

Meine Frau war übrigens mit einer Reisegruppe 2014 in Glastonbury (nicht auf dem Festival).

Glastonbury Tor 2014
Glastonbury Tor 2014

Auf dem Sender ‚arte‘ gab es einen Zusammenschnitt des Glastonbury Festivals aus dem letzten Jahr 2023. Hier ein alter Bekannter: Cat Stevens aka Yusuf mit: Wild World

Ein alter Bekannter, weil ich mit meinem Bruder und Co. am 27.04.1976 ein Konzert von Cat Stevens in der Bremer Stadthalle besucht hatte.

Cat Stevens: ‚Majikat‘-Tour 27.04.1976 (Stadthalle Bremen)
Cat Stevens: ‚Majikat‘-Tour 27.04.1976 (Stadthalle Bremen)

Wenn ich die Menschenmengen sehe, dann wird mir ganz schummrig. Das war schon früher nicht meine Sache und ist es heute natürlich noch viel weniger (am besten legt man sich einen Katheterbeutel, denn zum Pinkeln kommt man aus solchen Massen so schnell nicht raus).

Colin Hogkinson (‚Back Door‘): 32-20 Blues

Komme ich heute zu einen der besten Bassisten, die ich kenne (habe ja selbst den E-Bass gezupft): Colin Hodgkinson (Jahrgang 1945), der mit vielen der großen Musiker aus Rock, Blues und Jazz zusammen musiziert hat (okay, auch bei Plattenaufnahmen von Peter Maffay). Am 14. April 1975 haben wir ihn in der Halle II der Bremer Stadthalle mit der Gruppe ‚Back Door‘ als Vorgruppe von Alexis Korner & Friends gehört und gesehen. Hodgkinson ist bekannt wegen seiner ungewöhnlichen Spielweise eines schwer handzuhabenen Akkordspiels und seiner ausgewiesenen Virtuosität. Hier ein Beispiel (mit Gesang): 32-20 Blues (von Robert Johnson)

Vorgruppe ‚Back Door‘ von Alexis Korner – Bremer Stadthalle (Halle II) – 14.April 1975
Vorgruppe ‚Back Door‘ von Alexis Korner – Bremer Stadthalle (Halle II) – 14.April 1975

Hier das Konzert von ‚Back Door‘ – 10 Tage nach dem Bremer Konzert – vom 24. April 1975: Ansage übrigens von Alexis Korner, der hervorragend Deutsch spricht. Die Gruppe ‚Back Door‘ spielte in einer ungewöhnlichen Besetzung: Saxofon, Keyboard – Schlagzeug – Bass, also ohne Gitarre

Alexis Korner – April 1975 in Bremen (Stadthalle Halle II)

Alexis Korner (* 19. April 1928 in Paris als Alexis Andrew Nicholas Koerner; † 1. Januar 1984 in London) war ein englischer Blues-Musiker mit griechisch-österreichischen Wurzeln. Er gilt neben den vor wenigen Tagen erst verstorbenen John Mayall als Schlüsselfigur der britischen Bluesrockszene der 1960er Jahre. In seiner Band ‚Blues Incorporated‘ spielten britische musikalische Stars wie z. B. Mick Jagger (vertretungsweise 1962), Ginger Baker, Dick Heckstall-Smith, Charlie Watts, Cyril Davies, Jack Bruce, Brian Jones, Duffy Power – also ¾ von den ‚Rolling Stones‘ und 2/3 von ‚Cream‘ (das letzte Drittel, Eric Clapton, wurde bekanntlich bei John Mayall bekannt).

Am 14. April 1975 haben wir Alexis Korner & Friends in der Halle II der Bremer Stadthalle mit der Vorgruppe ‚Back Door‘ gehört und gesehen.

Alexis Korner & Friends – Bremer Stadthalle (Halle II) – 14.April 1975
Alexis Korner & Friends – Bremer Stadthalle (Halle II) – 14.April 1975

Hier ein Konzertausschnitt aus der Rheingoldhalle in Mainz vom 24.04.1975, also 10 Tage nach dem Konzert in Bremen: Ain’t That Peculiar? (Ist das nicht eigenartig?). Den Bass spielte übrigens Colin Hodgkinson, der bereits mit der Vorgruppe ‚Back Door‘ auf der Bühne stand (zu Hodgkinson demnächst mehr)

Alexis Korner sprach übrigens hervorragend Deutsch. 1972 moderierte Korner eine dreizehnteilige Sendung zur Geschichte von Rock und Blues namens „Sympathy for the Devil“. Diese Sendereihe wurde auch im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) international ausgestrahlt. Hier ein Ausschnitt aus einer der Folgen dieser Sendereihe. Alexis Korner interpretiert hier Blues in deutscher Sprache (gewissermaßen eine musikalische Perle): Wenn Sorgen Geld wären

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Louis Malle: Fahrstuhl zum Schafott (1958) – Musik (Score): Miles Davis

Jeanne Moreau auf der Suche nach ihrem Freund im nächtlichen Paris des Jahres 1958. Ich habe ein Faible für französische Filme. So habe ich jetzt den Film ‚Fahrstuhl zum Schafott‘ vom Regisseur Louis Malle eben aus dem Jahr 1958 gesehen. Als der Jazz-verrückte Malle sich um die Filmmusik bemühte, war es ein Glücksfall, dass sich gerade zu dieser Zeit Miles Davis in Paris aufhielt. Boris Vian, Schriftsteller, Jazztrompeter und Direktor der Jazzmusikabteilung des Plattenlabels Philips, war Malle dabei behilflich, den Kontakt zu Davis herzustellen. In nur einer Nacht, zwischen zehn Uhr abends und fünf Uhr morgens, spielte Davis den Soundtrack in einem Studio an den Champs-Élysées komplett improvisiert ein.

Louis Malle
Louis Malle

Louis Malle bewertet den Beitrag von Miles Davis zum Film sehr hoch: „Was er machte, war einfach verblüffend. Er verwandelte den Film. Ich erinnere mich, wie er ohne Musik wirkte; als wir die Tonmischung fertig hatten und die Musik hinzufügten, schien der Film plötzlich brillant.“

Miles Davis ist nicht jedermanns Sache. Aber der Filmausschnitt ist schon eine Besonderheit: Jazz trifft französischen Film – Miles Davis trifft Louis Malle

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John Mayall dies at the age of 90 – John Mayall mit 90 Jahren gestorben

Neben Alexis Korner (auf den komme ich noch zu sprechen) war John Mayall der Vater des britischen Blues. Die Karriere eines Eric Clapton wäre ohne Mayall sicherlich anders verlaufen. Clapton war nur einer seiner erfolgreichen Schüler. Und auch die Laufbahn der Gruppe ‚Jethro Tull‘ mit Ian Anderson ist in der bekannten Form kaum denkbar. Das erste Album von ‚Jethro Tull‘ war überwiegend eine Blues-Scheibe – gewissermaßen im Windschatten von John Mayall and the Bluesbreakers. Anderson entschied sich damals für die Querflöte, weil er sich sicher war, niemals so Gitarre spielen zu können wie Clapton. Ein dickes Kompliment.

John Mayall (1933 - 2024)
John Mayall (1933 – 2024)

Am Montag, den 22.07.2024, ist John Mayall, der noch vor zwei Jahren mit 88 Jahren ein Album herausbrachte, mit 90 Jahren gestorben. Hier ein Liveauftritt mit Eric Clapton aus dem Jahr 2003 zu Mayalls 70. Geburtstag (vielleicht sollte ich mir mit meinen 70 Jahren auch die Haare etwas länger wachsen lassen): John Mayall feat. Eric Clapton: All You Love (Liverpool 2003)

Alongside Alexis Korner, John Mayall was the father of British blues. Eric Clapton’s career would certainly have been different without Mayall. Clapton was just one of his successful students. And the career of the group ‚Jethro Tull‘ with Ian Anderson is also hardly conceivable in the form we know it. The first album by ‚Jethro Tull‘ was mainly a blues record – in the slipstream of John Mayall and the Bluesbreakers, so to speak. Anderson decided to play the flute because he was sure he would never be able to play the guitar like Clapton. A huge compliment.

On Monday (22nd July 2024) , John Mayall, who released an album just two years ago at the age of 88, died at the age of 90. Here is a live performance with Eric Clapton from 2003 for Mayall’s 70th birthday (maybe I should let my hair grow a little longer at 70): John Mayall feat. Eric Clapton: All You Love (Liverpool 2003)

„Hören wird überbewertet“

Gestern guckte ich den 6. Teil des Masuren-Krimis auf dem Ersten. Eine der Rollen wurde von einer Gehörlosen, Cindy Klink, gespielt. Und da ich ziemlich neugierig bin, habe ich im Netz geforscht und bin auf ihre Website gestoßen:

Da steht: „Mit einem Alter von drei Jahren wurde bei mir eine Schwerhörigkeit diagnostiziert. Da meine Eltern beide taub sind, war das für mich kaum von Bedeutung, und ich trug meine Hörgeräte gerne. Inzwischen bin ich komplett gehörlos.

Cindy Klink auf der Bühne © cindyklink.com
Cindy Klink auf der Bühne © cindyklink.com

Aufgrund meiner Taubheit habe ich im Alltag immer wieder Diskriminierung erfahren, und mir wurde jegliche Kompetenz abgesprochen. Auch mein Wunsch, Musikerin und Schauspielerin zu werden, wurde ständig belächelt.

Heute stehe ich auf Bühnen und performe Lieder in Gebärdensprache. Im Jahr 2022 hat die Schauspielerei bei mir begonnen, und meine allererste Rolle war eine Hauptrolle [eben jene im Masuren-Krimi]. Im Jahr 2018 habe ich stolz mein erstes Buch mit dem Titel „Hören wird überbewertet“ [amazon.de] veröffentlicht.“

Hier ein Lieder der Gruppe ‚Prächtig‘, die sich die Attribute #singer-songwriter #schrummel-pop #deutschpop zuschreibt: Im freien Fall – Es geht natürlich in erster Linie um jene Cindy Klink, die den Text in Gebärdensprache übersetzt.

Mein Bruder Armin schrieb mir dazu: Da kann ich auch eine Geschichte erzählen. In meiner Berufsschule für Elektrotechnik gab es Kurse für Hauptschüler, die im letzten Schuljahr Kontakte zu verschiedenen Berufen haben sollten. Darunter waren auch mal Schüler aus der Gehörlosen-Schule. Ich habe dann mit Händen und Füßen versucht zu erklären, wie man eine Schaltung im Elektrobereich verlegt und verdrahtet. Der Klassenlehrer, der das begleitet hat, meinte immer, dass die Schüler alles verstanden haben.

Einige meiner Kollegen fanden es merkwürdig, dass diese Schüler in unseren Heiligen Hallen unterrichtet wurden. Mit diesen Schülern hatte ich den meisten Erfolg und vor allem viel Spaß.
Im Rahmen der Inklusion ist diese Schule geschlossen worden, wie der Schulleiter meinte, aus Kostengründen. Das ist hier aber als Modell gefeiert worden.

Ich glaube, die Menschen mit einem Handicap leben bewusster, für sie ist nicht alles so selbstverständlich.

Donald Trump vs. Taylor Swift

Bei der Grammy-Verleihung 2024 erhielt Taylor Swift zwei weitere goldene Grammophone. Swift ist in den USA derzeit Ziel rechtsextremer Verschwörungstheorien. Fox News und rechte Podcaster behaupten, Swift und ihr Freund, der NFL-Spieler Travis Kelce, seien in eine angebliche Verschwörung der Demokraten verwickelt.

Die Behauptung des Verschwörungsmythos: Swift würde in der Halbzeitpause des Super Bowls auftreten und dort für die Wahl von Joe Biden werben. An ihrer Seite ihr Freund Travis Kelce, Spieler der Kansas City Chiefs.

Taylor Swift hatte ihre Fans aufgerufen, sich für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in die Wählerlisten einzutragen. Die Altersgruppe bis 30 Jahre hat sich bisher kaum um Wahlen gekümmert.

Taylor Swift
Taylor Swift (Von Raph_PH – A cropped version of File:HAIMO2210722 (30 of 51) (52232595478).jpg, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120914532)

Sollte also ein Popstar die Wahl von Donald Trump verhindern?

Taylor Swift bei amazon.de

Mit „You Need To Calm Down“ spricht sich Swift deutlich für die LGBTQIA+-Community aus. In der zweiten Strophe weist sie durch „Why are you mad when you could be GLAAD?“ („Weshalb bist du sauer, wenn du fröhlich sein könntest?“) auf die US-amerikanische Non-Profit-Organisation GLAAD hin, die sich öffentlich gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung einsetzt.

You need to calm down
You’re being too loud

Du musst dich beruhigen
Du bist zu laut

You are somebody that we don’t know
But you’re coming at my friends like a missile
Why are you mad?
When you could be GLAAD? (You could be GLAAD)
Sunshine on the street at the parade
But you would rather be in the dark ages

Du bist jemand, den wir nicht kennen
Aber du kommst wie eine Rakete auf meine Freunde zu
Warum bist du sauer?
Wann könntest du GLAAD [fröhlich] sein? (Du könntest GLAAD sein)
Sonnenschein auf der Straße bei der Parade
Aber Sie möchten lieber im dunklen Zeitalter sein