Wie ich jetzt erst über Twitter erfuhr, ist Raymond „Ray“ Shulman am 30. März d.J. nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren (08.12.1949 – 30.03.2023) verstorben. Ray Shulman war Gründungsmitglied der Progressive-Rock-Band Gentle Giant und wie seine Brüder Multiinstrumentalist. So spielte er Bassgitarre, Trompete, Violine, Schlagzeug, Perkussion und Gitarre. Er war einer der Hauptkomponisten von Gentle Giant und vornehmlich deren Bassist.
It is with great sorrow that we announce the passing of Raymond Shulman on March 30 2023. He passed away peacefully at home after battling a long illness. He is survived by his wife Barbara Tanner and his brothers Derek & Philip. His family requests privacy at this very sad time. pic.twitter.com/p5i9AQC9Zt
Als ich bei meinem ersten Konzert von Jethro Tull 1972 in Hannover die (Vor-)Gruppe „Gentle Giant“ zum ersten Mal sah, war es um mich geschehen. Seitdem zählte die Gruppe mit ihrer eigenwilligen Musik zu meinen Lieblingsinterpreten.
Raymond „Ray“ Shulman (Gentle Giant) verstorben
Als im letzten Jahr zunächst ein Freund, dann bald darauf mein ehemaliger Schwager verstarben, hatten diese bei ihren Trauerfeiern Musikstücke, die sie besonders mochten, abspielen lassen. Schon zuvor hatte ich mir selbst überlegt, welche Musik bei meiner Beerdigung gespielt werden sollte (wir wissen ja nie, wann es soweit ist …) und hatte mir u.a. ein Lied von eben dieser Gruppe Gentle Giant ausgesucht (zu den weiteren Stücken später mehr):
In diesen Tagen habe ich mir ein Doppelalbum der Gruppe Black Sabbath zu Gemüte geführt: Best of Black Sabbath Ich war nie ein großer Fan von Heavy Metal und Hard Rock. Aber schon in meiner Jugendzeit kam ich nicht umhin, mir das eine oder andere Album von Gruppen wie eben Black Sabbath, Uriah Heep oder Deep Purple anzuhören – weil einige Kumpel aus meinem Freundeskreis Fan dieser Gruppen waren. So gab es da vor vielen Jahren in Bremen die eine oder andere Party, bei denen auch die Musik von „Black Sabbath“ aus den Lautsprechern dröhnte.
Black Sabbath ist eine englische Heavy-Metal-Band aus Birmingham, die als Mitbegründer dieses Genres sowie als eine prägende Größe des Hard Rocks der frühen 70er Jahre gilt. Die Gründungsbesetzung bestand aus Ozzy Osbourne (Gesang), Tony Iommi (E-Gitarre), Terence „Geezer“ Butler (E-Bass) und Bill Ward (Schlagzeug). Nach zahlreichen Mitgliederwechseln tritt die Band aktuell wieder in ihrer Gründungsbesetzung auf.
Im August 1968 spielten die Schulfreunde Osbourne, Iommi, Butler, Ward sowie zwei weitere Musiker aus Birmingham in der „Polka Tulk Blues Band“, abgekürzt auch „Polka Tulk“. Als die zwei anderen Bandmitglieder die Gruppe verließen, benannte sich die Gruppe in „Earth“ um. Im Dezember 1968 hatte Iommi kurzzeitig ein Engagement bei Jethro Tull, die er jedoch nach nur einem Auftritt wieder verließ und kehrte zur Band zurück. Da bereits eine andere Band namens „Earth“ existierte, entschied man sich für eine weitere Änderung, um Verwechslungen zu vermeiden. Den neuen Namen „Black Sabbath“ adoptierte die Band von einem von Butler geschriebenen Song.
Das kurzfristige Engagement Iommis bei Jethro Tull ist durch eine Videoaufnahme belegt. Ich weiß es zwar nicht genau, aber ich denke, dass nach dem Ausscheiden von Mick Abrahams und noch bevor Martin Barre die Rolle als Tull-Gitarrist bis in die heutigen Tage übernahm, der Posten also vakant war, Ian Anderson gerade für diese Aufnahme händeringend nach einem Gitarristen Ausschau hielt. Denn keine Geringeren als die Stones hatten die damals noch ziemlich unbekannte Gruppe Jethro Tull für Aufnahmen zu ihren „The Rolling Stones Rock and Roll Circus“ eingeladen.
Jethro Tull also mit Tony Iommi. Allerdings (wer genau hinsieht, merkt es gleich) spielt die Gruppe mit Playback. Es ist also nicht Iommi, den wir hören, sondern noch Mick Abrahams, mit dem das Stück „A Song for Jeffrey“ für das Album „This Was“ eingespielt wurde. Über diesen Auftritt hinaus ist mir keine weitere ‚Zusammenarbeit’ von Jethro Tull und Tony Iommi bekannt.
Gewissermaßen nach diesem ‚kurzen Gastspiel’ gründete Tony Iommi mit Ozzy Osbourne, Terence „Geezer“ Butler und Bill Ward die Gruppe „Black Sabbath“. Bestimmend für die Musik der Gruppe sind u.a. die von Iommi gespielten kurzen, düsteren und prägnanten Gitarrenriffs in Molltonarten (siehe hierzu: Riff – Another Monkey). Bei einem schweren Unfall verlor Iommi Teile der Fingerkuppen am Mittel- und Ringfinger seiner rechten Hand, die er als Linkshänder jedoch zum Greifen der Saiten braucht. Da er aufgrund seiner Verletzung Schwierigkeiten beim Greifen einiger Riffs hatte, stimmte er seine Gitarre tiefer (von E auf Cis), um so seine Finger zu entlasten. Der so entstehende Sound wurde ein weiteres Markenzeichen.
Von „Black Sabbath” sind wohl die folgenden Stücke (nicht nur mir) bis heute die am bekanntesten:
Maddy Prior haben wir in diesem Blog vor längerer Zeit bereits einmal kurz kennen gelernt: Schottisches Märchen: Thomas der Reimer. Das Lied wurde Mitte der 70-er Jahre (1974) von der Folkrock-Band Steeleye Span (Maddy Prior: vocals; Peter Knight: violin, vocals; Tim Hart: acoustic guitar, vocals; Robert Johnson: electric guitar; Rick Kemp: bass, vocals; Nigel Pegrum: drums, recorder) auf deren LP “Now We Are Six” veröffentlicht. Es wurde in den Morgan Studios bei London aufgenommen. Ian Anderson von Jethro Tull zeichnete dabei als beratener Produzent und mischte auch den Ton ab.
Thomas The Rhymer / Steeleye Span
Aber es sollte nicht die letzte Zusammenarbeit von Maddy Prior und Ian Anderson bleiben. Maddy Priors erstes Soloalbum aus dem Jahre 1978 Woman in the Wings wurde dabei nicht nur unter der Mithilfe von Ian Anderson, sondern auch noch mit der weiterer Mitglieder von Jethro Tull erstellt. Die Herren Ian Anderson, David Palmer und Robin Black produzierten es für Salamander and Son Music Ltd., technischer Aufnahmeleiter war Robin Black im Maison Rouge – alles Hausmarken von Ian Anderson.
Maddy Prior, vocals;
Andy Roberts, guitar [1, 2, 4, 5, 7, 9, 10, 11]; Barriemore Barlow, drums [1, 2, 4, 7, 8, 9, 10]; John Glascock, bass [1, 7, 9, 10]; David Palmer, keyboards [1, 3];
David Olney, bass [2, 4, 5, 8, 11]; Martin Barre, guitar solo [2];
Barry Booth, piano [2, 11]; Ian Anderson, flute [4];
John Halsey, drums [4, 5, 11];
Bob Gill, guitar [8]; Shona Anderson, Cherry Gillespie, backing vocals [10]
Arrangements by David Palmer;
Leader of Strings: Patrick Halling;
Leader of Brass: Don Morgan
1. Woman in the Wings (5.21)
2. Cold Flame (3.41)
3. Mother and Child (1.56)
4. Gutter Geese (3.33)
5. Rollercoaster (3.47)
6. Deep Water (2.19)
7. Long Shadows (3.36)
8. I Told You So (2.34)
9. Rosettes (3.32)
10. Catseyes (2.48)
11. Baggy Pants (2.57
Wer richtig hingeguckt hat, wird sich sicherlich über den Namen Shona Anderson wundern. Ja, es ist die Ehefrau von Ian Anderson und sie hat tatsächlich bei den so genannten Backing Vocals eines Liedes (Catseyes – siehe das letzte Video unten) mitgewirkt.
Shona Jacqueline Learoyd ist die zweite Ehefrau von Ian Anderson und mit diesem seit 1976 verheiratet. Beide haben zwei Kinder: James Duncan (hat als Schlagzeuger bei seinem Vater bei einigen Studioaufnahmen und auch bei Konzertauftritten ausgeholfen) und Gael (diese ist in der Filmbranche tätig und mit dem Schauspieler Andrew Lincoln verheiratet) – siehe auch meinen Beitrag: Ian Anderson privat.
Shona ist z.B. auch die „Jack-A-Lynn“ des gleichnamigen Lieder (siehe: Jethro Tull: Mother Goose/Jack-A-Lynn (7/131991)). Eine Abbildung von Shona Anderson finden wir auf der Rückseite des Covers zu „War Child“ (sie ist die Ring-Mistress mit dem schwarzen Zylinder auf dem Kopf). Außerdem stammt von ihr das Foto der Gruppe auf der Rückseite des Heavy Horses-Album. Heute arbeitet sie in der Verwaltung rund um die Gruppe.
Aber zurück zum Soloalbum von Maddy Prior. Es ist ein schönes Folkrockalbum mit einigen sehr schönen Liedern. Natürlich ist Maddy Prior keine Kate Bush, mit der Zeit wirkt ihre Stimme doch etwas ‚eintönig’. Bei dem Album sind vor allem auch die Arrangements von David Palmer erwähnenswert, der ja auch für Jethro Tull in dieser Richtung einigen interessanten Einfluss musikalischer Art genommen hat. Hier zunächst das Lied, zu dem Martin Barre, der Gitarrist von Jethro Tull, ein Solo beisteuert:
Zuletzt das bereits angesprochene Lied, bei dem Shona Anderson als Begleitsängerin fungiert. Es klingt nach Karibik und fällt so etwas aus dem Rahmen dieses Albums:
Mitte des Jahres 1980 zog sich Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull zu Aufnahmen ins Maison Rouge Mobile und Maison Rouge Studio, Fulham, London, zurück, um das Album „A“ aufzunehmen. Neben Ian Anderson, Martin Barre und Dave Pegg wirkten Mark Craney (Drums) und Eddie Jobson (Keyboards, elektrische Geige) als neue Mitglieder der Gruppe mit. Das Album erschien am 29.08.1980 in Großbritannien und am 01.09.1980 in den USA.
Die dazugehörige „A“-Tour der Band begann am 04.10.1980 im State College von Salisbury, Md. USA, und endete am 24.02.1981 im Palais des Sports von Lyon, Frankreich. Dieses Konzert in Lyon war gleichzeitig der letzte Auftritt von Mark Craney mit Jethro Tull. Von dieser Tour gibt es auch zusammen mit der CD Jethro Tull: A (Remastered) eine Bonus-DVD mit den Konzertaufnahmen.
Eddie Jobson trat dann noch einmal mit Jethro Tull anlässlich des 300. Geburtstag von Johann Sebastian Bach im International Congress Centrum zu Berlin am 16.03.1985 auf.
Im Zusammenhang mit Jethro Tull wurde Eddie Jobson in diesem Blog schon öfter erwähnt. Jobson fiel allein durch sein Äußeres aus dem Rahmen. Hier die besonders männlich wirkenden Anderson, Barre und Co., dort der androgyne Typ eines Eddie Jobson. Hinzu kam natürlich, dass Ian Anderson mit dem „A“-Album einen stilistischen Bruch seiner Musik hin zum Electronic Rock vollführte und Jobson musikalisches Material dazu lieferte. Ich habe fast den Eindruck, als ob mancher alter Tull-Fan Jobson in gewisser Hinsicht verantwortlich für diesen Stilwandel machte.
Vor der Arbeit mit Jethro Tull hatte sich Jobson einen Namen bei Curved Air und als Nachfolger von Brian Eno (einem ähnlichen Typen wie er, wenn auch früh schon mit hoher Stirn) bei Roxy Music gemacht. Außerdem arbeitete Eddie Jobson eine zeitlang mit Frank Zappa zusammen. Eine Merkwürdigkeit: Auf dem Cover von Zoot Allures ist Jobson zwar abgebildet, hat aber nicht mitgespielt. Erst auf dem Live-Album „Zappa in New York“ wirkte Jobson mit. Ende der 1970er Jahre formierte sich aus ehemaligen Mitgliedern diverser Progressive-Rock- und verwandter Bands mit U. K. die letzte Prog-Supergroup der 70er – u.a. mit Eddie Jobson.
Nach der Zusammenarbeit mit Jethro Tull stellte Jobson seine eigene Band namens „Zinc“ zusammen, welche ein einziges Album (The Green Album) auf den Markt brachte. Das Album erschien 1983 als LP und wurde 1993 noch einmal als CD aufgelegt. Heute ist es fast eine Rarität: Eddie Jobson (Zinc).
1. „Transporter“ 1:11
2. „Resident“ 6:01
3. „Easy for You to Say“ 4:07
4. „Prelude“ 2:30
5. „Nostalgia“ 2:27
6. „Walking from Pastel“ 2:07
7. „Turn It Over“ 4:15
8. „Green Face“ 4:22
9. „Who My Friends…“ 6:31
10. „Colour Code“ 1:05
11. „Listen to Reason“ 5:56
12. „Through the Glass“ 6:03
13. „Transporter II“ 0:22
Für die Studioaufnahmen holte sich Jobson diverse Musiker. Einer davon rangt für mich besonders heraus: Gary Green – langjähriges Mitglied der Band Gentle Giant, einer meiner Lieblingsgruppen. Im Grunde handelt es sich aber bei der Gruppe „Zinc“ um ein erstes Solo-Projekt.
Eddie Jobson – vocals, keyboards, electric violin, vocoder
Michael Barsimanto – drums on 6 tracks
Jerry Watts – bass on 5 tracks
Alon Oleartchik – bass on 4 tracks
Nick Moroch – guitar on 4 tracks
Michael Cuneo – guitar on 4 tracks Gary Green – guitar on 2 tracks
Cary Sharaf – guitar on 1 track
Doug Lunn- bass(„Turn It Over“ video only)
Ob Eddie Jobson jemals mit „Zinc“ live aufgetreten ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ich denke aber: eher nicht. Aber Youtube sei dank gibt es einige Videos mit den Aufnahmen dieses Albums. Jobson singt sogar seine Stücke zum ersten und letzten Male selbst – und unterstreicht mit seiner hohen Stimme (sie ähnelt der von Jon Anderson von der Gruppe Yes, mit der Jobson später wohl auch noch zusammengearbeitet hat) sein androgynes Äußeres. „The Green Album“ hat bei vielen Stücken viel Ähnlichkeit mit dem „A“-Album von Jethro Tull – sowohl von der Rhythmik her, dem Vorrang der Tasteninstrumente und dem Einsatz der elektrisch verstärkten Geige (statt der Querflöte). Die Keyboards klingen manchmal so pompös wie die von Keith Emerson von Emerson, Lake & Palmer, nur nicht ganz so aufdringlich. Aber es gibt auch Stücke mit klassischen Ansätzen (z. B. Prelude). Bemerkenswert ist auf jeden Fall die Verbindung von Keyboards und Geige (von daher auch live von einer Person nicht nachspielbar). Wer die Gruppe „Yes“ und Tulls „A“-Album mag, dem wird dieses Album sicherlich auch gefallen. Für mich hat es auf jeden Fall einige ganz interessante Ansatz und gefällt mir insgesamt ganz gut. Aber hören wir doch einfach hinein. Eddie Jobson ist auf alle Fälle ein Ausnahmemusiker – was allein die Tatsache beweist, dass Leute wie Ian Anderson und Frank Zappa sich seine Dienste zu eigen gemacht haben. Hier einige der Stücke vom „The Green Album“ (in der Reihenfolge des Albums – noch am besten gefallen mir die Stücke „Listen to Reason“ und „Nostalgia”: Hier fallen die Töne des Keyboards wie Wassertropfen und werden von einer zarten Melodie auf der Geige überlagert: sehr schön wie ich finde):
Nein, ich meine nicht die große politische Veränderung, die Ende der 1980er-Jahre den politischen Wandel in Europa einläutete und von denen die Scorpions erfolgreich sangen. Ich will hier von den kleinen, uns betreffenden alltäglichen Veränderungen sprechen, die uns manchmal wie kalter Wind ins Gesicht blasen.
Wäre jeder Tag ein Feiertag, sich vergnügen wäre so ermüdend wie arbeiten, soll wohl Shakespeare gesagt resp. geschrieben haben. Selbst das Vergnügen wird, wenn es zur Routine verkommt, langweilig. So sind Abwechslung und Neues, so ist Bewegung Leben. Nun nicht jeder Mensch ist gegenüber Veränderungen aufgeschlossen. Und selbst wenn, dann besteht oft ein Zögern, eine Unsicherheit, ja bei manchem eine Angst dem Neuen gegenüber.
Bei mir auf der Arbeit tut sich einiges. Die Bereiche meines Jobs stehen neuerdings auf dem Prüfstand und ‚versprechen’ Veränderung. Vieles davon, das lässt sich zuvor schon ablesen, ist einfach Unsinn. Wenn Veränderungen am ‚grünen Tisch’ bestimmt werden, dann verheißt das nicht immer Gutes. So versucht man, den wenigen Einfluss, den man ausüben kann, zu nutzen, um auf Entscheidungen einzuwirken..
Auch mein jüngerer Sohn, der im Sommer seinen Schulabschluss in Tostedt erfolgreich an der Realschule absolviert hat, steht in diesem Tagen vor neuen Herausforderungen. Seit Donnerstag besucht er die Fachoberschule in Stade und muss sich in den nächsten Tagen und Wochen auch erst einmal in der neuen Umgebung wiederfinden. Dazu kommt, dass es erst einmal sehr chaotisch an der Schule zuging. Das liegt in der Natur der Sache selbst. Wenn auf einmal ca. 2000 Schüler ‚auf der Matte’ stehen, dann bricht auch gut gemeintes Management schnell zusammen. Nur für manchen ‚Neuen’ ist das zunächst einmal Stress. Wie soll er sich selbst in der neuen Umgebung finden, wenn diese sich selbst noch nicht gefunden hat. Spätestens in wenigen Wochen wird die Routine eingezogen sein – und die Belastungen dieser Tage werden vergessen sein. Noch wehen Winde der Veränderung.
Apropos: Wind of Change. Lange vor den Scorpions hat eine andere Gruppe von den Winden der Veränderung gesungen. 1971 erschient auf der LP (CDs gab es damals noch nicht) Mick Abrahams: A Musical Evening das Lied Winds of Change (also in Mehrzahl). Mick Abrahams, der zuvor bei Jethro Tull die Gitarre gespielt und gesungen hatte und 1969 u.a. mit Jack Lancaster Blodwyn Pig gründete, sang dann auch noch den Change Song (Blodwyn Pig: Ahead Rings Out 1969)
Mick Abrahams Band: Winds of Change (1971)
Die Mick Abrahams Band bestand aus:
Mick Abrahams plays guitar, seven string slide guitar, mandolin, pedal steel guitar and sings
Ritchie Dharma plays drums, congas and various percussion
Bob Sargeant plays organ, piano, second guitar and sings
Walt Monaghan plays bass guitars and sings
Und hier auch noch den Change Song von der Gruppe Blodwyn Pig – ebenfalls mit Mick Abrahams:
„Listen, be quiet and pay attention to this man’s music, because if you don’t, you might miss something important and we wouldn’t want that to happen to you. You need all the friends you can get.“ Frank Zappa
Mit ‘diesem Mann’ meinte Zappa keinen anderen als Don Van Vliet, in der Musikszene besser bekannt als Captain Beefheart. Van Vliet zog mit seiner Familie 1954 nach Lancaster, Kalifornien in die Mojave-Wüste, wo er an der High School den jungen Frank Zappa kennen lernte. Im Winter 1958/59 nahm er mit diesem erste Stücke auf, 1964 gründete er die Magic Band.
Zappa war es dann auch, der im Jahr 1969 das Album Trout Mask Replica (deutsch: „Forellenmasken-Nachbildung“) als eine der ersten Veröffentlichungen des Labels Straight Records produzierte. Captain Beefheart traf später wieder auf seinen alten Freund Frank Zappa, und auf der Tournee 1975 entstand das gemeinsame Live-Album „Bongo Fury“. Sein Auftritt hier passt zum ironisch-zynischen Stil und zur expressiven Spielfreude Zappas.
Das Doppelalbum „Trout Mask Replica“ enthält achtundzwanzig Musikstücke, die über die Dauer eines Jahres eingespielt wurden und gilt vielen Kritikern als ein Meilenstein der Rockgeschichte und als das beste Album von „Captain Beefheart & his Magic Band“. Auf diesen musikalisch radikalen Alben ist der Einfluss von Free Jazz und moderner Klassik stärker als auf den Vorgängern. Beefheart selbst erklärte immer, überhaupt keine Einflüsse zu haben.
Die meisten Kompositionen auf dem Album sind von Polyrhythmen und atonaler Harmonik gekennzeichnet und verschmelzen Einflüsse aus Free Jazz und Delta Blues. Der charakteristische, roh wirkende Klang entstand durch die Besetzung aus zwei Leadgitarren, Bassklarinette, mehreren Saxophonen sowie Beefhearts rauhem Gesang, der sich nur vage am Takt der Musik orientiert. Die Aufnahmen zum Album entstanden in langen Sessions, während derer die Magic Band im selben Haus zusammenlebte, in dem das Album auch aufgenommen wurde. Beefheart bestand darauf, seine Gesangsparts ohne Monitor-Kopfhörer aufzunehmen, hörte also die Musik nicht, und sang im Takt zum Widerhall im Studio, was die schwere Mixtur des Albums noch komplexer gestaltete.
Normalerweise gilt das Doppelalbum als erheblich zu anspruchsvoll, denn der freie Umgang mit Komposition und Texten verwirrt den „normalen“ Zuhörer. Doch Zappas außerordentlich exakte Kontrolle am Mischpult schafft den abstrakten Hintergrund für die poetisch-phantastischen Höhenflüge des Captains. Beeindruckend sind vor allem „Moonlight In Vermont“, „Neon Meate Dream Of A Octafish“ und „Old Fart At Play“.
„Trout Mask Replica“ zeigte sich weit einflussreicher, als der Erfolg der Magic Band zum damaligen Zeitpunkt erahnen ließ. Progressive Rock, Punk und New Wave gewannen Anregungen von diesem Meisterwerk der späten Sechziger. Unter den Musikern, die sich explizit auf Beefheart als Inspirationsquelle beziehen, ist auch Tom Waits zu nennen. The White Stripes haben drei Songs von ihm gecovert, Party of Special Things to Do, China Pig sowie Ashtray Heart.
Bekannt wurde auch die von Grafiker Cal Schenkel gestaltete Albumhülle von „Trout Mask Replica“: Das Foto auf der Vorderseite zeigt eine Person vor leuchtend rotem Hintergrund, die sich den präparierten Kopf eines Karpfens als Maske vor das Gesicht hält, wie zum Gruß die rechte Hand erhebt und auf dem Kopf einen kegelförmigen Hut mit einem Federball obenauf trägt. Da es sich nur um die Nachbildung (Replica) einer Forellenmaske (Trout Mask) handelt, erscheint die Verwendung eines Karpfen-Kopfes logisch.
Auf der 2003 erstmals veröffentlichten Liste des US-Musikmagazins „Rolling Stone“ “The 500 Greatest Albums of All Time” steht das Album „Trout Mask Replica“ auf Platz 58.
Don Van Vliet beendete 1985 enttäuscht seine Karriere als Musiker. Er zog sich gemeinsam mit seiner Frau in die Mojave-Wüste zurück und machte die Malerei zu seinem Beruf. Für Van Vliet hat sich diese Entscheidung bewährt. Einzelne seiner Bilder erzielten bereits Preise von über 100.000 US-Dollar.
Ich kann gut verstehen, wenn sich Hörer mit der Musik dieses Albums schwer tun. Sie lässt sich vielleicht am besten mit der abstrakten Malerei vergleichen. Wie hier die visuelle Wahrnehmung auf eine ‚andere’ Ebene gestellt wird, so wird dort Musik aus seiner bisher beschriebenen ‚Gesetzmäßigkeit’ gebrochen und neu definiert. Die Frage, ob sich solche Musikstücke repetieren lassen, also in ‚gleicher’ Weise z.B. im Konzert wiederholen lassen, beantwortet vielleicht das erste Video am besten, eine Live-Aufnahme aus Belgien von 1969, das die beiden Stücke „She’s Too Much For My Mirror“ und „My Human Gets Me Blues“ beinhaltet:
Captain Beefheart – Live In Belgium 1969
Und hier noch ein Stück von dem Doppelalbum selbst:
Captain Beefheart And His Magic Band – Trout Mask Replica – China Pig
Zuletzt noch zwei Videos; zunächst ein Stück, das 1974 beim Old Grey Whistle Test live eingespielt wurde:
Captain Beefheart – Upon the my oh my
1982 erschien mit “Ice Cream For Crow” das letzte Album von Captain Beefheart and the Magic Band. Das Video wurde vom Kameramann Daniel Pearl in der Regie von Don Van Fliet in der Mojave-Wüste in der Nähe von Lancaster, Kalifornien, aufgenommen und gehört heute zur „Permanent Film and Video Collection“ des Museums of Modern Art in New York City:
Mit dem 1997er Album Buena Vista Social Club gelang es Ry Cooder das Ohr der Musikwelt auf eine kleine Karibikinsel zu lenken, das einen ungeheueren Reichtum an Rhythmus und Musik in sich birgt: Kuba. Viele der alten Recken, die Cooder damals auf die Weltbühne stellte, sind inzwischen verstorben. Sechs Jahre später im Jahr 2003 begab sich Cooder noch einmal nach Kuba, um mit Manuel Galban, dem Telecasterfan und Orgelspieler, die Scheibe Mambo Sinuendo aufzunehmen. Das Ergebnis ist zwar weniger sensationell und publikumsträchtig ausgefallen, dafür aber noch einen Tick authentischer.
Stilistisch ist „Mambo Sinuendo“ ein Combo-Sound, so wie er in der Vor-Castro-Ära der 50er Jahre populär war. Im Gegensatz zum „Buena Vista Social Club“ hat sich Cooder diesmal für eine betont kleine Besetzung entschieden, ohne Bläser und ohne Gesang. Der instrumentelle Schwerpunkt des Albums liegt auf der Gitarre und dem Schlagzeug (eigentlich zwei Schlagzeugen). Die Lead-Gitarre, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann, spielt Manuel Galbán, Mitglied der vermutlich populärsten Gruppe des Landes, den Los Zafiros, die eher harmonischeren Teile übernimmt Ry Cooder.
Das Ergebnis ist eine nicht mehr so glatt gebügelte und daher von vielen konsumierbare Kuba-Folklore wie Buena Vista (so sehr mir diese Musik auch gefällt). Mit „Mambo Sinuendo“ hat Ry Cooder für uns neues, altes Terrain aufgetan, den Mambo der Fifties. Weg vom trägen Charme der Karibikfolklore führt der Weg zurück, als in den 50ern auch in Kuba die ersten Stromgitarren eingestöpselt wurden.
Und das ist das Schöne an dem Album. Ungeschliffen, spontan und verdorben kommen die Stücke daher. Entspannt, ohne Blick auf die Charts, voll aufeinander eingespielt agieren die Musiker, zu denen auch Jim Keltner, Joachim Cooder und Angá Diaz zählen. Fast verwunderlich erscheint es mir, dass dieses Album 2003 mit dem Grammy als Bestes Pop Instrumental Album ausgezeichnet wurde. Vielleicht ein Tribut an die wachsende Anzahl lateinamerikanischer Mitbürger in den USA.
Nachdem Ry Cooder im Alter von 17 Jahren 1964 mit dem späteren Taj Mahal die Gruppe Rising Sons gegründet hatte, diese Gruppe aber zunächst nur eine Single veröffentlichte und das 1966 aufgenommene Album (Taj Mahal & Ry Cooder: Rising Sons) erst 1992 auf den Markt kam, löste sich diese Gruppe im Laufe des Jahres 1966 wieder auf.
Dafür treffen wir bereits 1966 Ry Cooder bei Captain Beefheart & His Magic Band wieder. Captain Beefheart (* 15. Januar 1941 in Glendale, Kalifornien) ist das Pseudonym von Don Glen Van Vliet (geboren als Donald Vliet). Seine Musik wurde ab den späten 1960er-Jahren einem größeren Publikum bekannt. Dies wurde begünstigt durch Unterstützung von und Zusammenarbeit mit seinem Schulfreund, dem Gitarristen und Komponisten Frank Zappa.
Captain Beefheart gründete 1964 die Magic Band und debütierte mit ihr 1965 bei der Hollywood Teenage Fair. Bereits im folgenden Jahr veröffentlichte die Gruppe ihre erste Single „Diddy Wah Diddy“, kurz darauf gefolgt von „Moonchild“. Einfache, direkte Rhythm and Blues-Stücke, die aber anfangs nicht auf Anklang in der Musikindustrie stießen. Die Band versuchte einen Plattenvertrag zu bekommen und Beefheart unterschrieb verschiedene Verträge, die ihm angeboten wurden, was ihm später noch rechtliche Probleme und anstrengende Gerichtsprozesse bescherte. Trotzdem konnte die Band 1966 ihr erstes Album „Safe as Milk“ bei Buddah Records veröffentlichen. Auf diesen Erstveröffentlichungen Captain Beefhearts finden wir nun auch Ry Cooder wieder.
Captain Beefheart & His Magic Band: Safe as Milk (1967)
Cooder spielte dabei nicht (wie z.B. bei Eric Claptons Album aus 1983 „Money and Cigarettes“) als Gast- bzw. Studiomusiker mit, sondern war mit Captain Beefheart auch auf Tour und z.B. bei einem Auftritt am Strand von Cannes 1968 mit dabei. Das Stück mit beginnt mit der Slide-Gitarre von Ry Cooder:
Captain Beefheart & Magic Band – Sure ’nuff ’n Yes I do – Live in Cannes (1968)
Tracklist von Captain Beefheart: Safe as Milk (1967):
Sure ’nuff ’n‘ Yes I Do 2:20
Zig Zag Wanderer 2:44
Call on me (Don Van Vliet) 2:39
Dropout Boogie 2:36
I ‚m Glad (Don Van Vliet) 3:35
Electricity 3:09
Yellow Brick Road 2:32
Abba Zaba (Don Van Vliet) 2:48
Plastic Factory (Don Van Vliet) 3:13
Where There’s Woman 2:13
Grown So Ugly (Robert Pete Williams) 2:32
Autumn’s Child 4:01
Words and Music Don Van Vliet / Herb Bermann (except where noted)
Musicians:
ALEX SNOUFFER alex (pyjama) st. claire * guitar RY COODER * guitar * slide guitar ** bass guitar JERRY HANDLEY * bass guitar JOHN FRENCH drumbo * drums * percussion DON VAN VLIET captain beefheart * vocals * harmonica ** bass marimba
guest RUSS TITELMAN ** guitar
guest MILT HOLLAND ** percussion ** log drums
guest TAJ MAHAL ** percussion
guest SAMUEL HOFFMAN ** theremin
1968 muss Ry Cooder die Band von Captain Beefheart wieder verlassen haben. Ab 1970 veröffentlichte er dann Alben unter seinem Namen.
Gentle Giant – An Inmate’s Lullaby (Wiegenlied eines Insassen)
Professor F… war so gewissenhaft, daß er einen Skandinavienurlaub unterbrach, um 20 ausgesuchten Patienten pünktlich ihren verordneten Elektroschock zu geben. Damals vertrat er die Ansicht, daß jede diagnostizierte Schizophrenie sofort einer Elektroschockbehandlung zu unterziehen sei, zumal durch die gleichzeitige Injektion des Nervengiftes Curare die Gefahr eines Wirbelbruchs ausgeschaltet war. Der Konsulvator setzt im Gehirn einen epileptischen Krampf, der durch eine toxische Nervenlähmung genialerweise nicht realisiert werden kann. Das war ein Fortschritt nach dem Geschmack von Professor F…. Das wird ihn natürlich nicht abhalten, 15 Jahre später die Psychopharmaka für die Wende in der Psychiatrie zu halten, wie er in den 50er Jahren von der Psychochirurgie die Wende erwartet hatte. In nicht zu langer Zeit werden wir an unsere heutigen Behandlungsmethoden nur mit Scham zurückdenken.
… Der portugiesische Hirnchirurg Egas Moniz durchtrennte Weihnachten 1935 als erster die Nervenverbindungen zwischen Stirnhirn und Thalamus bei einem Schizophrenen, um dessen psychisches Verhalten operativ zu verändern. Der aggressive Kranke verfiel nach dem Eingriff in einen Zustand unerschütterlichen Gleichmuts. Bei sieben von 19 aggressiven Patienten, die er so operiert hatte, erzielte er das gleiche Ergebnis. Seine Operationsmethode, die sogenannte Leukotomie, hatte aggressive Wahnsinnige in den lenkbaren Dauerzustand gleichmütiger Apathie versetzt. Mit Begeisterung wurde das als der Beginn der Psychochirurgie gefeiert. In den Vereinigten Staaten wurden etwa 50000 Patienten innerhalb der nächsten 20 Jahre leukotomiert, in der übrigen Welt schätzungsweise 60000. Auf der Höhe der Begeisterung wurde Moniz 1949 der Nobelpreis verliehen, bald darauf jagte ihm ein früherer Leukotomie-Patient fünf Pistolenkugeln in den Leib. Zehntausende von Patienten dämmerten im Gefolge dieser Operationen apathisch dahin, es verfiel ihre Intelligenz, ihr Gefühlsleben, und es erlosch ihr Interesse an der Umwelt. Die Leukotomie kam aus der Übung, weil Schocktherapien und Psychopharmaka den Zweck der Dämpfung und Zähmung ebenso gut erreichten. Jetzt lese ich über neue Fortschritte der Psychochirurgie mit eleganteren Methoden, die viel kleinere Hirnpartikel gezielt zerstören können, um Sanftheit und Zahmheit zu erzielen. Professor J. Andy operierte in Amerika einen neunjährigen Jungen, der als gewalttätig, streitsüchtig und schwer erziehbar beschrieben wurde, viermal, bis das Kind gezähmt war. Der japanische Verhaltenschirurg Kaiji Sano operierte erfolgreich 22 aggressive Kinder, die danach bemerkenswert ruhig, passiv und lenkbar wurden. Sein Landsmann Narabayashi führte 27 Kindern zwischen 5 und 13 Jahren stereotaktische Operationen durch, die einen zufriedenstellenden Gehorsam und dauerhaften Gleichmut erbrachten, Professor Roeder operierte in Göttingen Drogensüchtige, Alkoholiker und Homosexuelle. Er lobt die Wirtschaftlichkeit des stereotaktischen Eingriffs gegenüber den langen Unterbringungszeiten in psychiatrischen Heilanstalten und Gefängnissen. Sie denken nicht an die Grundlagen der Nazi-Psychiatrie und nicht an das Ende von Professor Moniz.
aus: Heinar Kipphardt: März (S. 85 f. – AutorenEdition Bertelsmann Verlagsgruppe – 1976)
Alles hat einmal einen Anfang. So auch die ungewöhnliche Musikerkarriere des Ry Cooder. 1964, da war Cooder gerade 17 Jahre alt, gründete er u.a. mit dem fünf Jahre älteren Henry St. Clair Fredericks, der später unter dem Namen Taj Mahal ein weltweit bekannter Bluesmusiker werden sollte, in Los Angeles die Formation Rising Sons.
Nachdem Columbia Records die Band unter Vertrag genommen hatten, wurde eine Single (Candy Man und The Devil’s Got My Woman) veröffentlicht und auch ein Album aufgenommen, das aber erst 1992 von Columbia vermarktet wurde. Aus Enttäuschung über die gemischten Reaktionen auf ihre Musik löste sich die Band 1966 wieder auf.
Das Album wurde wohl zwischen 1965 und 1966 aufgenommen. Im Juni 1992 nahm Taj Mahal zu den drei Instrumentaltitel “Dust My Broom,” “Last Fair Deal Gone Down,” and “Baby What You Want Me to Do” den Gesang neu auf. Das Original-Lineup bestand aus Ry Cooder (Gesang, 6- und 12-saitige Gitarre, Mandoline, Slide- bzw. Bottleneckgitarre, Dobro), Taj Mahal (Gesang, Mundharmonika, Gitarre, Piano), Gary Marker (Bass), Jesse Lee Kincaid (Gesang und Gitarre) und Ed Cassidy (Schlagzeug). Cassidy verließ die Band, nachdem er sich eine Hand bebrochen hatte und wurde von Kevin Kelley ersetzt.
Taj Mahal wurde also ein bekannter Blues- und Folkmusiker. Und der Werdegang von Ry Cooder lässt sich u.a. in diesem Blog verfolgen. Cassidy gründete die Gruppe Spirit und Kelley wurde 1968 Mitglied in der Band seines Cousins, Chris Hillman, The Byrds und ist auf dem Album „Sweetheart of the Rodeo“ zu hören.
Das Album „Rising Sons“ enthält insgesamt 22 Lieder (Statesboro Blues ist dabei zweimal vorhanden), alle in einem lässigen Bluesstil mit Anklängen beim Folk und beim Rock ’n’ Roll. Damit nahm die Band stilistisch gesehen spätere Aufnahmen von Gruppen wie Moby Grape, Buffalo Springfield, Grateful Dead und The Byrds vorweg.
Bevor sich Ry Cooder 1994 auf die Reise machte, um die Wurzeln des Blues zu erforschen, suchte er 1993 Kontakt zu Musikern in Indien und traf dort auf Vishwa Mohan Bhatt, der eine Art modifizierte Slide-Gitarre spielt, die er Mohan Veena nennt, nach dem indischen Instrument Vina. Sie besitzt drei Melodie- und vier Bordunsaiten sowie zwölf Resonanzsaiten, die über einen eigenen Steg laufen. Der Aufbau erinnert an eine indische Sitar. Bhatt spielt das Instrument mit einem Drahtplektrum (Mizrab), wie es auch zum Sitarspiel verwendet wird, und benutzt einen Metallstab aus Stahl.
Zusammen also mit V.M. Bhatt (Mohan Vina) spielte Cooder (Bottleneck Guitar) auch noch mit Sukhvinder Singh Namdhari (Tabla) und seinem Sohn Joachim Cooder(Dumbek). Das Ergebnis ist das Album A Meeting By the River, das Anfang 1994 mit dem Grammy „Best World Music Album” ausgezeichnet wurde. Gewidmet ist das Album Gabby Pahinui, dem hawaiischen Steel-Gitarristen, der 1980 verstarb und mit dem Ry Cooder früher zusammen gespielt hatte, u.a. auf dem Album „Chicken Skin Music“ von Cooder aus dem Jahre 1976 (hierzu später sicherlich noch etwas mehr).
Es ist eine Musik in einem eklektizistischen Stil entstanden. Dabei fließen viele indische Elemente mit westlichen zusammen und kreieren eine Musik, die die Palette der Weltmusik um eine weitere, hörenswerte Nuance erweitert. Es sind dabei insgesamt vier Instrumentstücke herausgekommen, die zeigen, dass sich Musiker unterschiedlichster Musikanschauung doch auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Das wünscht man sich ebenso gern auf anderen Gebieten.