Am Ende des Monats bin ich bereits seit zwei Jahren Rentner (siehe auch: Ein Jahr Rentnerdasein). Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Mein Rentnerdasein ist zu einem festen Teil Lesezeit. Okay, James Joyce‘ Ulysses habe ich immer noch nicht gelesen (Im nächsten Jahr – bis dahin ist es nicht mehr lange hin – jährt sich zum hundertsten Mal der Jahrestag des Erscheinens (1922) dieses Romans. Also wäre das DANN doch der richtige Zeitpunkt, oder?) – Dafür habe ich jede Menge anderer Bücher gelesen: in den 24 Monaten komme ich auf über 26.000 gelesene Buchseiten. Nicht übel für einen, der noch viele andere Sachen auf dem Zettel hat …
Willi liest … Kriminalromane
in den letzten Tagen habe ich bereits einige der von mir gelesenen Bücher vorgestellt und weitere Bücher werden so peu à peu folgen. Hier schon einige Bücher auf einem Streich. Es handelt sich um Kriminalromane (oder ähnliches):
Lawrence Norfolk: Lemprière ’s Wörterbuch
London im Jahre 1788: John Lemprière sitzt am Ufer der Themse und wartet auf das Postschiff, das ihn auf die Insel Jersey zurückbringen soll. Und er erinnert sich dabei an die Ursprünge der englischen Ostindien-Gesellschaft, die auf geheimnisvolle Weise mit der Geschichte seiner Familie verbunden ist. Der Held gerät in den Taumel einer Spurensuche, irrt durch die Straßen und Gassen des alten London und verliert sich in seltsamsten Abenteuern. Mit abgefeimter Raffinesse und in einer Sprache von bestrickender Farbigkeit entwirft der Roman das Labyrinth dieser Suche, schildert riskante Geschäftsübernahmen, transkontinentale Entdeckungsreisen, perfide Finanzverschwörungen und erzählt eine ganz wunderbare, originelle und zart-versponnene Liebesgeschichte. Er wird bevölkert von Gelehrten, Exzentrikern, Kapitänen, verschrobenen Aristokraten, lockenden Huren, Meuchelmördern und eienr Bande betagter Piraten. Die abgründige Geschichte führt durch zwei Jahrhunderte bis an die Schwelle der Französischen Revolution. Im Zentrum steht die Fehde zwischen den Lemprières und einer schattenschaften Geheimgesellschaft, der Cabbala, die ihren Einfluß auf ganz Europa ausdehnen will. (aus dem Klappentext)
Lawrence Norfolk, der Autor, wurde 1963 in London geboren. Ich habe seinen Erstlingsroman Lempriere’s Wörterbuch in einer 2. Auflage August 1998 als btb Taschenbuch (Goldmann Verlag) vorliegen, bei dem es sich um ein wildes Gemisch aus Abenteuer-, Kriminal-, Geschichts- und Liebesroman handelt. Das titelgebendem Wörterbuch ist eine Art Lexikon, in dem zum ersten Mal die in den antiken Texten vorkommenden Namen der griechischen Mythologie mit kurzen Beschreibungen alphabetisch aufgeführt wurden.
Der Roman wurde vielerseits als aufsehenerregendes, wortgewaltiges Meisterwerk gepriesen. Ich finde es vor allem überladen und mit seltsamen Metaphern (z.B. ’straffe Haut der Stadt‘ oder ’schieres Gewicht, ein tiefes Baßgerumpel in seinen schlecht orchestrierten Gedanken‘ – S. 218) bestückt. Die Literaturkritik der Zeit bemängelte an dem Roman „seine eisige Künstlichkeit, seine Plastik-Perfektion“. Darüber hinaus entzündete sich an Hanswilhelm Haefs‘ eigenwilliger Eindeutschung des Romans eine Debatte über die Qualität der Übersetzung. Nicht umsonst findet sich das Werk heute nur noch in Antiquariaten. Trotz der interessant erscheinenden Art von ‚Räuberpistole‘ ist es für mich das bisher zweitschlechteste Buch, das ich gelesen habe. Das bisher Schlechteste war von David Payne: Bekenntnisse eines Taoisten an der Wall Street. Ich hatte damals das Lesen sehr bald aufgegeben …
Graham Greene: Der dritte Mann/Kleines Herz in Not
„Der dritte Mann“ wurde nicht geschrieben, um gelesen, sondern um gesehen zu werden. (Vorwort von Graham Greene)
Ich habe den Roman Der dritte Mann (mit der Erzählung „Kleines Herz in Not“, die laut Greene ’nicht für den Film geschrieben‘ wurde) in einer Ausgabe des Fackelverlags Olten – Stuttgart – Salzburg aus dem Jahre 1962 vorliegen. Es handelt sich dabei um einen spannenden Thriller im Nachkriegs-Wien des Jahres 1945 und ist ein fesselnder Roman über Freundschaft, Korruption und Verbrechen – der durch die spannende Verfilmung mit Orson Welles bekannt wurde.
»Er hegte nicht mehr den geringsten Zweifel, daß ein Mord geschehen war. Warum sonst hätten sie ihn über den Zeitpunkt des Todes angelogen? Sie wollten mit ihren Geldgeschenken und der Flugkarte die einzigen zwei Freunde, die Harry in Wien hatte, zum Schweigen bringen. Und der dritte Mann? Wer war dieser dritte Mann?«
Wien 1945. Russen, Amerikaner, Franzosen und Briten haben die Stadt gemeinsam besetzt. Vor dem Hintergrund der Ruinen blühen die dunklen Geschäfte. Rollo Martins, der Jugendfreund von Harry Lime, steht vor einem Rätsel. War Harry der skrupellose Kopf einer Schieberbande?
Jan Costin Wagner: Eismond
Sanna ist tot. Und obwohl Kimmo Joentaa weiß, daß seine junge Frau an Krebs gestorben ist, kann er ihren Tod einfach nicht begreifen. In einer Art Trancezustand versucht er, sein Leben weiterzuführen, als sei nichts gewesen. Wie in einem dunklen Traum gefangen, sitzt er in seinem Büro in der Polizeidirektion der finnischen Stadt Turku, bis ihn dort die Nachricht eines eigenartigen Mordfalls erreicht: Eine Frau wurde im Schlaf mit einem Kissen erstickt, vom Täter und einem möglichen Motiv fehlen jede Spur. Als Joentaa den Tatort betritt, glaubt es, wieder Sanna vor sich zu sehen – scheinbar schlafend, träumend, und in Wahrheit doch brutal aus dem Leben gerissen. Die junge Frau wird nicht das einzige Opfer des mysteriösen Mörders bleiben, der immer nach der gleichen Methode vorgeht und durch Wände zu gehen scheint. Kimmo Joentaa fühlt sich mit dem Täter auf eigentümliche Weise verbunden, denn er ahnt, daß sie beide etwas eint: der Wunsch, den Tod zu verstehen. Da nur die Suche nach dem Mörder seinem Leben noch einen Sinn zu geben scheint, hofft Joentaa gegen alle Vernunft, diese Suche möge nie zu Ende gehen … (aus dem Klappentext)
Jan Costin Wagner wurde 1972 in Langen bei Frankfurt geboren. Der Schauplatz seines Romans Eismond ist nicht nur das Land, aus dem seine Ehefrau stammt, Finnland ist inzwischen dem Autor zur zweiten Heimat geworden. Ich habe den Krimi in 1. Auflage August 2005 als Taschenbuchausgabe des Goldmann Verlags, München, vorliegen. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe mit Romanen um den finnischen Polizeiinspektor Kimmo Joentaa.
Martha Grimes: Inspektor Jury geht übers Moor
Es ist viele Jahr her, dass ich über die Kriminalromane um Inspektor Jury von der US-amerikanischen Autorin Martha Grimes gestolpert bin. Von den inzwischen 25 Krimis habe ich fünf vorliegen, u.a. Den 10. Teil der Reihe: Inspektor Jury geht übers Moor
Bei den Romanen handelt es sich um traditionelle englische Kriminalromanen um Inspektor Richard Jury, in denen Martha Grimes die sich in komplizierten Verstrickungen verlierenden Fälle des melancholischen Protagonisten beschreibt. Der Inspektor bzw. Superintendent von Scotland Yard wird dabei von seinem humorvollen Freund Melrose Plant unterstützt, der sich ob seines ererbten Reichtums erlauben kann, seine Adelstitel abzulegen, sowie von dem stets kränkelnden Assistenten Sergeant Alfred Wiggins. Übrigens: Alle „Inspector Jury“-Romane sind im Original nach real existierenden Pubs benannt. Cheerio!
Inzwischen gibt es auch eine österreichisch-deutsche Filmreihe in bisher 4 Folgen zu der Romanreihe:
siehe auch: Genutzte Zeit zum Lesen