Kategorie-Archiv: Unsere Erde – unsere Welt

Schutz und Verschmutzung unserer Umwelt

Strohmann Trump (5): Strohmann der Tech-Milliardäre

Bisher hat die Politik immer wieder versucht, die ungebremsten Ansprüche der Technologieoligarchen einzudämmen. So sollte Bill Gates‘ Microsoft durch Gerichtsbeschluss Mitte 2000 in zwei separate Unternehmen aufgeteilt werden. Nachdem George W. Bush 2001 neuer US-Präsident wurde (seine Wahlkampfagentur war eng mit Microsoft verknüpft), gab es nicht nur einen neuen Leiter des Kartellamtes, sondern es wurde auch das Urteil aufgehoben.

Aber die Digitalisierung blieb und bleibt ein Stiefkind der Politik. Vielleicht erinnern wir uns noch an Frau Merkel, für die 2013 das Internet, überhaupt die digitale Welt, Neuland darstellte. Und auch US-Präsident Bill Clinton verwies öffentlich auf seinen Vize Al Gore, der wohl wisse, was ein Megabit sei.

So agierten die großen Technologieunternehmen notfalls am Rande der Legalität. Aber dann kam Trump. Und brav wurde dieser von Zuckerberg (Meta: z.B. Facebook/Instagram/WhatsApp/Threads), Musk (X/SpaceX/Tesla), Bezos (Amazon) und Co. (z.B. Google/Apple usw.) unterstützt, denn durch ihn erhofften sich die Herren Technologie-Milliardäre Einfluss auf die Politik, um unbehindert von gesetzlichen Einschränkungen (z.B. aufgrund ethischer Vorgaben) Forschung, u.a. Softwareentwicklung, und Geschäfte betreiben zu können. Musk ist zudem zum Chefberater von Trump ernannt worden – wie wir wissen.

Technikmilliardäre verlachen ihre Kundschaft: Mark Zuckerberg – Elon Musk – Jeff Bezos
Technikmilliardäre verlachen ihre Kundschaft: Mark Zuckerberg – Elon Musk – Jeff Bezos

Der Verquickung von Politik und Wirtschaft – hier durch Technologiekonzerne – war in den USA immer sehr ausgebildet. Aber unter Trump in seiner jetzigen zweiten Amtsperiode ist diese zur Gefahr für die Demokratie geworden, da die politische Macht im großen Maße durch wenige Großkonzerne beeinflusst, wenn nicht gar bestimmt wird. Trump ist der nützliche Trottel, der Strohmann, der den Herren Musk und Co. Freibriefe für deren ungezügeltes Vorhaben ausstellt. Das gilt jetzt ganz besonders für KI (künstliche Intelligenz). Es ist kaum noch überschaubar, was alles mit KI erreicht werden kann. Vieles mag dabei zum Nutzen für uns Menschen sein; vieles allerdings birgt Gefahren, deren Auswirkungen nicht einzuschätzen sind.

Nicht nur, dass Firmen wie Amazon, Google, Meta usw. monopolähnliche Stellungen erlangt haben, gerade über Social Media (Facebook, X) und Suchmaschinen (Google) wird Einfluss auf die Meinungsbildung der Menschen genommen. Wir leben nur noch in gefilterten Blasen, relativ abgeschotteten Informationsräumen im Internet, weil Facebook, Google usw. algorithmisch voraussagen, was ‚gut‘ für uns ist.

Ich weiß: Das ist alles nichts Neues. Aber durch Trump als Strohmann der Technologieunternehmen und namentlich der Eigner dieser Unternehmen geht die wirtschaftliche wie politische Macht in die Hände von Wenigen. Was können wir tun?

Wir können Facebook, X, Amazon, Google, WhatsApp usw. boykottieren! Es gibt andere Suchmaschinen neben Google, die anders als Google keine persönlichen Daten sammelt, z.B. DuckDuckGo. Statt Messenger oder WhatsApp gibt es z.B. Signal zum Austausch von Nachrichten. Und statt bei Amazon zu kaufen, gibt es genügend andere Händler im Netz; Bücher kaufe ich z.B. über Genialokal und stärke damit den lokalen Buchhandel.



… lokalen Buchhandel stärken – online kaufen!

Trump ist Strohmann einer Clique von Technokraten und Technologieoligarchen, die lediglich eine rational-technische Weltsicht haben und soziologische oder psychologische Aspekte möglichst ganz ausschließen. Unabhängig von den Bedürfnissen und Interessen der Menschen sehen sie nur das technisch Machbare – und den finanziellen Nutzen für sich selbst.

Straw Man Trump (04): Who is Trump?

Much has been written about Don the Con, about the trumpeter — and continues to be written daily.. The man is a phenomenon, albeit a very dark one, an old fool, in my opinion, a primitive fool. The most pertinent can be found here: Nate White, a British writer penned the best description of Donald Trump I’ve ever read:

“Why do some British people not like Donald Trump?”

A few things spring to mind. Trump lacks certain qualities which the British traditionally esteem. For instance, he has no class, no charm, no coolness, no credibility, no compassion, no wit, no warmth, no wisdom, no subtlety, no sensitivity, no self-awareness, no humility, no honour and no grace – all qualities, funnily enough, with which his predecessor Mr. Obama was generously blessed. So for us, the stark contrast does rather throw Trump’s limitations into embarrassingly sharp relief.

Don the con

Plus, we like a laugh. And while Trump may be laughable, he has never once said anything wry, witty or even faintly amusing – not once, ever. I don’t say that rhetorically, I mean it quite literally: not once, not ever. And that fact is particularly disturbing to the British sensibility – for us, to lack humour is almost inhuman. But with Trump, it’s a fact. He doesn’t even seem to understand what a joke is – his idea of a joke is a crass comment, an illiterate insult, a casual act of cruelty.

Trump is a troll. And like all trolls, he is never funny and he never laughs; he only crows or jeers. And scarily, he doesn’t just talk in crude, witless insults – he actually thinks in them. His mind is a simple bot-like algorithm of petty prejudices and knee-jerk nastiness.

There is never any under-layer of irony, complexity, nuance or depth. It’s all surface. Some Americans might see this as refreshingly upfront. Well, we don’t. We see it as having no inner world, no soul. And in Britain we traditionally side with David, not Goliath. All our heroes are plucky underdogs: Robin Hood, Dick Whittington, Oliver Twist. Trump is neither plucky, nor an underdog. He is the exact opposite of that. He’s not even a spoiled rich-boy, or a greedy fat-cat. He’s more a fat white slug. A Jabba the Hutt of privilege.

And worse, he is that most unforgivable of all things to the British: a bully. That is, except when he is among bullies; then he suddenly transforms into a snivelling sidekick instead. There are unspoken rules to this stuff – the Queensberry rules of basic decency – and he breaks them all. He punches downwards – which a gentleman should, would, could never do – and every blow he aims is below the belt. He particularly likes to kick the vulnerable or voiceless – and he kicks them when they are down.

So the fact that a significant minority – perhaps a third – of Americans look at what he does, listen to what he says, and then think ‘Yeah, he seems like my kind of guy’ is a matter of some confusion and no little distress to British people, given that:

• Americans are supposed to be nicer than us, and mostly are.
• You don’t need a particularly keen eye for detail to spot a few flaws in the man.

This last point is what especially confuses and dismays British people, and many other people too; his faults seem pretty bloody hard to miss. After all, it’s impossible to read a single tweet, or hear him speak a sentence or two, without staring deep into the abyss. He turns being artless into an art form; he is a Picasso of pettiness; a Shakespeare of shit. His faults are fractal: even his flaws have flaws, and so on ad infinitum.

God knows there have always been stupid people in the world, and plenty of nasty people too. But rarely has stupidity been so nasty, or nastiness so stupid. He makes Nixon look trustworthy and George W look smart. In fact, if Frankenstein decided to make a monster assembled entirely from human flaws – he would make a Trump.

And a remorseful Doctor Frankenstein would clutch out big clumpfuls of hair and scream in anguish: ‘My God… what… have… I… created?‘ If being a twat was a TV show, Trump would be the boxed set.”

Strohmann Trump (04): Wer ist Trump?

Es ist viel über Don the Con (Don, der Betrug), über das Trumpeltier geschrieben worden – und wird täglich geschrieben. Der Mann ist ein Phänomen, wenn auch ein sehr dunkles, ein alter Trottel, wie ich finde, ein primitiver Dummkopf. Das Zutreffendste findet sich hier: Nate White, ein wortgewandter und witziger Schriftsteller aus England, schrieb die folgende Antwort:

„Warum mögen manche Briten Donald Trump nicht?“

Ein paar Dinge fallen mir dazu ein. Trump fehlt es an bestimmten Eigenschaften, die die Briten traditionell zu schätzen wissen. Er hat zum Beispiel keine Klasse, keinen Charme, keine Coolness, keine Glaubwürdigkeit, kein Mitgefühl, keinen Witz, keine Wärme, keine Weisheit, kein Feingefühl, keine Sensibilität, kein Selbstbewusstsein, keine Bescheidenheit, keine Ehre und keine Anmut – alles Eigenschaften, mit denen komischerweise sein Vorgänger Obama reichlich gesegnet war. Für uns wirft der krasse Gegensatz Trumps Begrenztheit in peinlich scharfem Licht zurück.

Trump, der alte Trottel

Außerdem lachen wir gerne. Und obwohl Trump lächerlich sein mag, hat er noch nie etwas Scharfsinniges, Witziges oder auch nur ein bisschen Amüsantes gesagt – kein einziges Mal. Das meine ich nicht rhetorisch, sondern ganz wörtlich: nicht ein einziges Mal, niemals. Und diese Tatsache ist für das britische Empfinden besonders beunruhigend – für uns ist es fast unmenschlich, keinen Humor zu haben.

Aber bei Trump ist es eine Tatsache. Er scheint nicht einmal zu wissen, was ein Witz ist – seine Vorstellung von einem Witz ist eine krasse Bemerkung, eine ungebildete Beleidigung, ein beiläufiger Akt der Grausamkeit.

Trump ist ein Troll. Und wie alle Trolle ist er nie lustig und lacht nie; er kräht nur oder johlt. Und erschreckenderweise spricht er nicht nur in plumpen, witzlosen Beleidigungen – er denkt tatsächlich in ihnen. Sein Verstand ist ein simpler, bot-ähnlicher Algorithmus aus kleinlichen Vorurteilen und unüberlegten Boshaftigkeiten.

Es gibt nie eine unterschwellige Ironie, Komplexität, Nuance oder Tiefe. Es ist alles oberflächlich. Manche Amerikaner mögen das als erfrischend offen empfinden. Nun, wir nicht. Wir finden, dass es keine innere Welt, keine Seele hat. Und in Großbritannien stehen wir traditionell auf der Seite von David, nicht von Goliath. Alle unsere Helden sind mutige Außenseiter: Robin Hood, Dick Whittington, Oliver Twist.

Trump ist weder mutig, noch ein Außenseiter. Er ist das genaue Gegenteil davon. Er ist nicht einmal ein verwöhnter reicher Junge oder ein gieriger Bonze. Er ist eher eine fette weiße Schnecke. Ein Jabba der Hutte der Privilegien. Und schlimmer noch, er ist das Unverzeihlichste aller Dinge für die Briten: ein Tyrann. Das heißt, außer wenn er unter Tyrannen ist; dann verwandelt er sich plötzlich in einen wehleidigen Kumpel. Es gibt unausgesprochene Regeln in diesem Bereich – die Queensberry-Regeln des grundlegenden Anstands – und er bricht sie alle. Er schlägt nach unten – was ein Gentleman niemals tun sollte, würde, könnte – und jeder Schlag, den er führt, geht unter die Gürtellinie. Er mag es besonders, die Schwachen oder Stimmlosen zu treten – und er tritt sie, wenn sie am Boden liegen.

Die Tatsache, dass eine beträchtliche Minderheit vielleicht ein Drittel – der Amerikaner sich anschaut, was er tut, zuhört, was er sagt, und dann denkt „Ja, er scheint ein Typ für mich zu sein“, ist daher für die Briten verwirrend und nicht wenig beunruhigend:

– Die Amerikaner sind angeblich netter als wir, und meistens sind sie es auch.
– Man muss kein besonders scharfes Auge für Details haben, um ein paar Schwächen an dem Mann zu entdecken.

Dieser letzte Punkt ist es, der die Briten und auch viele andere Menschen besonders verwirrt und bestürzt; seine Fehler scheinen verdammt schwer zu übersehen zu sein. Schließlich ist es unmöglich, einen einzigen Tweet von ihm zu lesen oder einen oder zwei Sätze von ihm zu hören, ohne tief in den Abgrund zu starren.

Er macht aus der Kunstlosigkeit eine Kunstform; er ist ein Picasso der Kleinlichkeit; ein Shakespeare der Scheiße. Seine Fehler sind fraktal: auch seine Schwächen haben Fehler, und so weiter und so fort.

Gott weiß, dass es immer dumme Menschen auf der Welt gegeben hat, und auch viele böse Menschen. Aber selten war die Dummheit so böse und die Bosheit so dumm. Er lässt Nixon vertrauenswürdig und George W. klug aussehen. Wenn Frankenstein beschließen würde, ein Monster zu erschaffen, das ausschließlich aus menschlichen Fehlern besteht, würde er einen Trump erschaffen.

Und ein reumütiger Doktor Frankenstein würde sich große Büschel Haare ausreißen und vor Angst schreien: „Mein Gott … was … habe … ich … erschaffen?“ Wenn ein Trottel eine Fernsehsendung wäre, dann wäre Trump die Fernsehserie.

Straw man Trump (03): Trump’s understanding of economics

As I already hinted at in my second post: Trump’s understanding of economics is built on shaky ground and is essentially limited to greed, which is characterized by his endless self-centeredness. He is fundamentally ignorant of very complex economic relationships. Therefore, it is questionable whether Trump’s decisions on economic issues can be beneficial for the United States.

Here the best, most cogent and elegantly simple explanation into the inexplicably destructive negotiating processes of the president Donald Trump,by Prof. David Honig of Indiana University.

“I’m going to get a little wonky and write about Donald Trump and negotiations. For those who don’t know, I’m an adjunct professor at Indiana University – Robert H. McKinney School of Law and I teach negotiations. Okay, here goes.

Trump, as most of us know, is the credited author of „The Art of the Deal“, a book that was actually ghost written by a man named Tony Schwartz, who was given access to Trump and wrote based upon his observations. If you’ve read The Art of the Deal, or if you’ve followed Trump lately, you’ll know, even if you didn’t know the label, that he sees all dealmaking as what we call „distributive bargaining.“

Distributive bargaining always has a winner and a loser. It happens when there is a fixed quantity of something and two sides are fighting over how it gets distributed. Think of it as a pie and you’re fighting over who gets how many pieces. In Trump’s world, the bargaining was for a building, or for construction work, or subcontractors. He perceives a successful bargain as one in which there is a winner and a loser, so if he pays less than the seller wants, he wins. The more he saves the more he wins.

The orange clown

The other type of bargaining is called integrative bargaining. In integrative bargaining the two sides don’t have a complete conflict of interest, and it is possible to reach mutually beneficial agreements. Think of it, not a single pie to be divided by two hungry people, but as a baker and a caterer negotiating over how many pies will be baked at what prices, and the nature of their ongoing relationship after this one gig is over.

The problem with Trump is that he sees only distributive bargaining in an international world that requires integrative bargaining. He can raise tariffs, but so can other countries. He can’t demand they not respond. There is no defined end to the negotiation and there is no simple winner and loser. There are always more pies to be baked. Further, negotiations aren’t binary. China’s choices aren’t (a) buy soybeans from US farmers, or (b) don’t buy soybeans. They can also (c) buy soybeans from Russia, or Argentina, or Brazil, or Canada, etc. That completely strips the distributive bargainer of his power to win or lose, to control the negotiation.

One of the risks of distributive bargaining is bad will. In a one-time distributive bargain, e.g. negotiating with the cabinet maker in your casino about whether you’re going to pay his whole bill or demand a discount, you don’t have to worry about your ongoing credibility or the next deal. If you do that to the cabinet maker, you can bet he won’t agree to do the cabinets in your next casino, and you’re going to have to find another cabinet maker.

There isn’t another Canada.

So when you approach international negotiation, in a world as complex as ours, with integrated economies and multiple buyers and sellers, you simply must approach them through integrative bargaining. If you attempt distributive bargaining, success is impossible. And we see that already.

Trump has raised tariffs on China. China responded, in addition to raising tariffs on US goods, by dropping all its soybean orders from the US and buying them from Russia. The effect is not only to cause tremendous harm to US farmers, but also to increase Russian revenue, making Russia less susceptible to sanctions and boycotts, increasing its economic and political power in the world, and reducing ours. Trump saw steel and aluminum and thought it would be an easy win, BECAUSE HE SAW ONLY STEEL AND ALUMINUM – HE SEES EVERY NEGOTIATION AS DISTRIBUTIVE. China saw it as integrative, and integrated Russia and its soybean purchase orders into a far more complex negotiation ecosystem.

Trump has the same weakness politically. For every winner there must be a loser. And that’s just not how politics works, not over the long run.

For people who study negotiations, this is incredibly basic stuff, negotiations 101, definitions you learn before you even start talking about styles and tactics. And here’s another huge problem for us.

Trump is utterly convinced that his experience in a closely held real estate company has prepared him to run a nation, and therefore he rejects the advice of people who spent entire careers studying the nuances of international negotiations and diplomacy. But the leaders on the other side of the table have not eschewed expertise, they have embraced it. And that means they look at Trump and, given his very limited tool chest and his blindly distributive understanding of negotiation, they know exactly what he is going to do and exactly how to respond to it.

From a professional negotiation point of view, Trump isn’t even bringing checkers to a chess match. He’s bringing a quarter that he insists of flipping for heads or tails, while everybody else is studying the chess board to decide whether its better to open with Najdorf or Grünfeld.”

— David Honig

[Original article on Facebook]

Strohmann Trump (03): Trumps Wirtschaftsverständnis

Im 2. Beitrag habe ich es bereits angedeutet: Trumps Wirtschaftsverständnis ist auf wenig festen Grund gebaut und beschränkt sich im Wesentlichen auf Habgier, die durch seine endlose Selbstbezogenheit geprägt ist. Im Grunde hat er gerade von sehr komplexen wirtschaftlichen Zusammenhängen keine Ahnung. Somit dürfte es fraglich sein, ob Trumps Entscheidungen in wirtschaftlichen Fragen für die USA von Vorteil sein können.

Hier die beste, überzeugendste und elegant einfache Erklärung zu den unerklärlich destruktiven Verhandlungsprozessen des US-Präsidenten Donald Trump von Prof. David Honig von der Indiana University.

„Ich werde jetzt ein bisschen ausschweifend und schreibe über Donald Trump und Verhandlungen. Für diejenigen, die es nicht wissen: Ich bin außerordentlicher Professor an der Indiana University – Robert H. McKinney School of Law und unterrichte Verhandlungen. Okay, los geht‘s.

Trump ist, wie die meisten von uns wissen, der anerkannte Autor von „The Art of the Deal“, einem Buch, das eigentlich von einem Mann namens Tony Schwartz als Ghostwriter geschrieben wurde, der Zugang zu Trump erhielt und auf der Grundlage seiner Beobachtungen schrieb. Wenn Sie „The Art of the Deal“ gelesen haben oder Trump in letzter Zeit verfolgt haben, wissen Sie, auch wenn Sie den Begriff nicht kannten, dass er alle Abschlüsse als das betrachtet, was wir „distributives Verhandeln“ nennen.

Trump, der orangene Clown
Trump, der orangene Clown

Distributives Verhandeln hat immer einen Gewinner und einen Verlierer. Das passiert, wenn es eine festgelegte Menge von etwas gibt und zwei Seiten darum streiten, wie es verteilt wird. Man kann es sich wie einen Kuchen vorstellen, bei dem man darum streitet, wer wie viele Stücke bekommt. In Trumps Welt ging es um ein Gebäude, um Bauarbeiten oder um Subunternehmer. Er betrachtet ein erfolgreiches Geschäft als eines, bei dem es einen Gewinner und einen Verlierer gibt. Wenn er also weniger zahlt, als der Verkäufer verlangt, gewinnt er. Je mehr er spart, desto mehr gewinnt er.

Die andere Art des Verhandelns wird integratives Verhandeln genannt. Beim integrativen Verhandeln haben die beiden Seiten keinen vollständigen Interessenkonflikt und es ist möglich, für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarungen zu treffen. Stellen Sie es sich nicht so vor, als würde man einen einzigen Kuchen unter zwei hungrigen Menschen aufteilen, sondern als würden ein Bäcker und ein Catering-Anbieter darüber verhandeln, wie viele Kuchen zu welchen Preisen gebacken werden und wie ihre weitere Beziehung nach diesem einen Auftritt aussehen wird.

Das Problem mit Trump ist, dass er in einer internationalen Welt, die integratives Verhandeln erfordert, nur distributives Verhandeln sieht. Er kann die Zölle erhöhen, aber das können auch andere Länder. Er kann nicht verlangen, dass sie nicht reagieren. Es gibt kein definiertes Ende der Verhandlungen und keinen einfachen Gewinner und Verlierer. Es müssen immer noch mehr Kuchen gebacken werden. Darüber hinaus sind Verhandlungen nicht binär. China hat nicht die Wahl zwischen (a) Sojabohnen von US-Bauern zu kaufen oder (b) keine Sojabohnen zu kaufen. Sie können auch (c) Sojabohnen aus Russland, Argentinien, Brasilien, Kanada usw. kaufen. Das entzieht dem distributiven Verhandler seine Macht, zu gewinnen oder zu verlieren und die Verhandlungen zu kontrollieren.

Eines der Risiken des distributiven Verhandelns ist Böswilligkeit. Bei einem einmaligen distributiven Verhandeln, z. B. wenn Sie mit dem Tischler in Ihrem Kasino darüber verhandeln, ob Sie seine gesamte Rechnung bezahlen oder einen Rabatt verlangen, müssen Sie sich keine Sorgen um Ihre anhaltende Glaubwürdigkeit oder den nächsten Deal machen. Wenn Sie das mit dem Tischler machen, können Sie darauf wetten, dass er nicht bereit ist, die Schränke in Ihrem nächsten Kasino zu bauen, und Sie müssen sich einen anderen Tischler suchen.

Es gibt kein anderes Kanada.

Wenn Sie also in einer so komplexen Welt wie der unseren, mit integrierten Volkswirtschaften und mehreren Käufern und Verkäufern, internationale Verhandlungen angehen, müssen Sie diese einfach durch integrative Verhandlungen angehen. Wenn Sie versuchen, distributiv zu verhandeln, ist der Erfolg unmöglich. Und das sehen wir bereits.

Trump hat die Zölle gegen China erhöht. China reagierte darauf, indem es nicht nur die Zölle auf US-Waren erhöhte, sondern auch alle Sojabestellungen aus den USA einstellte und sie stattdessen aus Russland kaufte. Dies führt nicht nur zu enormen Schäden für US-Farmer, sondern auch zu höheren russischen Einnahmen, wodurch Russland weniger anfällig für Sanktionen und Boykotte wird, was Russlands wirtschaftliche und politische Macht in der Welt erhöht und unsere Macht verringert. Trump sah Stahl und Aluminium und dachte, es wäre ein leichter Sieg, WEIL ER NUR STAHL UND ALUMINIUM SAH – ER SIEHT JEDE VERHANDLUNG ALS DISTRIBUTIV AN. China sah sie als integrativ an und integrierte Russland und seine Sojabestellungen in ein weitaus komplexeres Verhandlungsökosystem.

Trump hat politisch dieselbe Schwäche. Auf jeden Gewinner kommt ein Verlierer. Und so funktioniert Politik einfach nicht, jedenfalls nicht auf lange Sicht.

Für Leute, die sich mit Verhandlungen beschäftigen, ist das ein ganz grundlegendes Thema, Verhandlungsunterricht für Anfänger, Definitionen, die man lernt, bevor man überhaupt über Stile und Taktiken spricht. Und hier liegt ein weiteres großes Problem für uns.

Trump ist absolut davon überzeugt, dass seine Erfahrung in einem inhabergeführten Immobilienunternehmen ihn darauf vorbereitet hat, ein Land zu führen, und deshalb lehnt er den Rat von Leuten ab, die ihr ganzes Berufsleben damit verbracht haben, die Nuancen internationaler Verhandlungen und Diplomatie zu studieren. Aber die Politiker auf der anderen Seite des Tisches haben sich nicht von der Expertise abgewendet, sie haben sie angenommen. Und das heißt, sie sehen sich Trump an und wissen angesichts seines sehr begrenzten Werkzeugkastens und seines blind distributiven Verständnisses von Verhandlungen genau, was er tun wird und wie sie darauf reagieren müssen.

Aus der Sicht eines professionellen Verhandlungsführers bringt Trump nicht einmal Damesteine zu einer Schachpartie mit. Er bringt ein Vierteldollarstück mit, das er unbedingt werfen will, um Kopf oder Zahl zu erhalten, während alle anderen das Schachbrett studieren, um zu entscheiden, ob sie besser mit Najdorf oder Grünfeld beginnen sollen.“

— David Honig

[Artikel im Original auf Facebook]

Strohmann Trump (02): Milchmädchenrechnung

Trump ist erbärmlich. Und dumm. Erbärmlich dumm. Schön geschminkt verkündigte er vor Tagen mit Hilfe einer Schautafel, wie die USA künftig den Zöllen in anderen Ländern auf US-amerikanische Waren entgegnen will. Da er ja nicht so böse ist, gedenkt er nur den halben Prozentsatz auf Importe anzuwenden. Die Schautafel war überschrieben mit ‚Reciprocals Tariffs‘, also ‚Gegenseitige Zölle‘. Dass die ganze Sache völliger Blödsinn ist, zeigte sich bald. Aber wie sollten es Trumps ‚Einflüsterer‘ dem guten Mann auch anders verklickern. Und dem ebenso dummen Wahlvolk? Oje, die Länder der EU schlagen 39 % Zoll auf alle Importe aus den USA drauf. Wir nehmen nur 20 %.

Trumps Präsentation: ‚Reciprocals Tariffs‘, (‚Gegenseitige Zölle‘)
Trumps Präsentation: ‚Reciprocals Tariffs‘, (‚Gegenseitige Zölle‘)

Inzwischen hat sich das Ganze geklärt. Es geht um das Handelsdefizit, das die USA gegenüber den anderen Ländern hat. Es wurde mehr importiert als exportiert. Jemand muss es Herrn Trump wohl erklärt haben. Und nun will er natürlich partout, dass die Handelsbilanzen zwischen den USA und den anderen Ländern ausgeglichen gestaltet werden, was sicherlich nicht verkehrt ist. Aber wieso sollen wir diesen US-amerikanischen Kram kaufen, wenn wir selbst bessere und/oder preiswertere Produkte herstellen und kaufen können. – So viel zu Trumps Wirtschaftsverständnis (im 3. Teil dieser Serie dazu noch etwas mehr).

Hier zwei kleine Beispiele für die Milchmädchenrechnung, die Trump uns und seinen Landsleuten verkaufen will:

aus dem Land Y importiert die USA für 100 Mrd. $
die USA exportiert an das Land Y für 0 Mrd. $
ergibt ein Handelsdefizit für die USA von 100 Mrd. $

Handelsdefizit von 100 Mrd. $
./: Einfuhr aus Land Y 100 Mrd. $
ergibt 1,0 (entspricht 100 % – was dann den Prozentsatz an Zoll entsprechen soll)

Würde das Land Y wie im 1. Beispiel weiterhin für 100 Mrd. $ in die USA exportieren (gleiche Ware, gleicher Warenwert), dafür aber immerhin für 20 Mrd. $ aus den USA importieren, dann betrüge das Handelsdefizit der USA ‚nur‘ 80 Mrd. $ und die Rechnung ginge wie folgt:

Handelsdefizit von 80 Mrd. $
./: Einfuhr aus Land Y 100 Mrd. $
ergibt 0,8 (entspricht 80 % – was dann den Prozentsatz an Zoll entspräche)

Wie Trumps Zölle funktionieren
Wie Trumps Zölle funktionieren

Wie gesagt: Trumps Präsentation per Schautafel hatte mit Zöllen nichts zu tun. Natürlich kann das Handelsdefizit als Ausgangspunkt für die Ermittlung von Zollsätzen genommen werden. Jede andere Milchrechnung ginge dann aber auch. Der US-Journalist James Surowiecki, dem diese fragwürdige Rechenmethode zuerst auffiel, bezeichnete die Rechenmethode als „außergewöhnlichen Blödsinn“ („extraordinary nonsense“). Aber wie anders kann man es einem Trottel wie Trump schmackhaft machen, wenn es um ein überaus komplexes Thema geht.

Noch ein schlechter Scherz am Ende: Eine US-amerikanische Burgerkette verkauft 1/4-Pound-Hamburger. Ein anderes Unternehmen bot für den gleichen Preis einen 1/3-Pound-Burger an. Die meisten US-Amerikaner entschieden sich natürlich für den 1/4 Pound schweren Hamburger. 4 ist ja mehr als 3. Ähnliche Rechenkünste sind dem orangenen Clown auch zuzutrauen.

Strohmann Trump (01): Prolog

Ich weiß: Zu Trump gibt es jeden Tag neue Nachrichten, neue Hiobsbotschaften. Und viel wird und wurde über Trump, den ‚Menschen‘ Trump geschrieben. Dass er nicht wie andere Menschen, die einen halbwegs gesunden Verstand besitzen, ist, sollten wir alle inzwischen wissen, es sei denn, man ist verblendet, dumm wie Bohnenstroh oder einfach nur ignorant. Oder man gehört zu den ‚Einflüsterern‘, die sich persönliche Vorteile durch Trumps Politik erhoffen. Und damit bin ich beim Thema dieser mehrteiligen Reihe: Trump ist im Grunde ein Trottel, ein nützlicher Idiot, ein Strohmann z.B. für Technik-Milliardäre wie Elon Musk oder Jeff Bezos.

Trump, die Dummheit in Person
Trump, die Dummheit in Person

Aber zuvor doch noch etwas anderes, wenn der Gedanke natürlich auch sehr müßig ist: Hätte im November 2020 Trump statt Joe Biden die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen (und damit seine 2. Amtszeit antreten können), dann wären die USA (und letztendlich auch wir) jetzt diesen Trottel los. Die Demokraten hätten endlich einen Mann/eine Frau aus ihren Reihen auswählen und aufbauen können, der dann bei der Wahl 2024 mit mehr Aussichten auf Erfolg als Joe Biden oder Kamala Harris ins Rennen gegangen wäre. Aber so hatten Trump und seine ‚Einflüsterer‘ vier Jahre Zeit, um den ‚Umbruch‘ zu planen. Ein Beispiel ist das so genannte Project 2025, in dem bereits klar definiert ist, viele der Bundesbeamten zu entlassen, weil diese als Angehörige eines Deep State („Staat im Staate“) angesehen werden, die sich während Trumps erster Amtszeit nicht als folgsam erwiesen.

„Trump und seine Leute haben gelernt: Um die Regierung zu kontrollieren, muss man die Bürokratie kontrollieren.“ Allerdings behauptete Trump, er habe Project 2025 nie gelesen und wolle und werde den Plan auch nicht lesen. Vielleicht zu komplex für einen Trottel. Er selbst (dreimal laut gelacht – er selbst?) hat dafür ein als Agenda 47 bezeichnetes Wahlprogramm veröffentlicht, das u.a. die Auflösung der bundesweiten Schulbehörde, den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen, die Einführung eines pauschalen Zolls von mindestens 10 % auf alle Importe aus dem Ausland usw. vorsieht – und inzwischen wurde durch Trump schon vieles angeordnet.

Eine Randbemerkung: Im Jahr 2016 galt Elon Musk noch als Gegner von Trump. Im Laufe seiner ersten Amtszeit versuchte Musk dann allerdings seine Interessen im Weißen Haus ‚anzumelden‘ (da hatte Musk wohl verstanden, dass ein ‚nützlicher Idiot‘ in Washington residiert). Steve Bannon, seinerzeit Berater und Chefstratege von Trump, soll Musk angeblich öfter aus dem Weißen Haus geworfen haben, da er zu aufdringlich wurde. Heute ist es anders herum. – Immerhin gebe ich Bannon Recht, wenn er denkt, dass Musk (mit Hilfe von Trump) erster Billionär auf dem Planet Erde werden will.

demnächst in diesem Theater: Strohmann Trump (2): Milchmädchenrechnung (Trump und die Zölle)

Donald Trump vs. Taylor Swift

Bei der Grammy-Verleihung 2024 erhielt Taylor Swift zwei weitere goldene Grammophone. Swift ist in den USA derzeit Ziel rechtsextremer Verschwörungstheorien. Fox News und rechte Podcaster behaupten, Swift und ihr Freund, der NFL-Spieler Travis Kelce, seien in eine angebliche Verschwörung der Demokraten verwickelt.

Die Behauptung des Verschwörungsmythos: Swift würde in der Halbzeitpause des Super Bowls auftreten und dort für die Wahl von Joe Biden werben. An ihrer Seite ihr Freund Travis Kelce, Spieler der Kansas City Chiefs.

Taylor Swift hatte ihre Fans aufgerufen, sich für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in die Wählerlisten einzutragen. Die Altersgruppe bis 30 Jahre hat sich bisher kaum um Wahlen gekümmert.

Taylor Swift
Taylor Swift (Von Raph_PH – A cropped version of File:HAIMO2210722 (30 of 51) (52232595478).jpg, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120914532)

Sollte also ein Popstar die Wahl von Donald Trump verhindern?

Taylor Swift bei amazon.de

Mit „You Need To Calm Down“ spricht sich Swift deutlich für die LGBTQIA+-Community aus. In der zweiten Strophe weist sie durch „Why are you mad when you could be GLAAD?“ („Weshalb bist du sauer, wenn du fröhlich sein könntest?“) auf die US-amerikanische Non-Profit-Organisation GLAAD hin, die sich öffentlich gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung einsetzt.

You need to calm down
You’re being too loud

Du musst dich beruhigen
Du bist zu laut

You are somebody that we don’t know
But you’re coming at my friends like a missile
Why are you mad?
When you could be GLAAD? (You could be GLAAD)
Sunshine on the street at the parade
But you would rather be in the dark ages

Du bist jemand, den wir nicht kennen
Aber du kommst wie eine Rakete auf meine Freunde zu
Warum bist du sauer?
Wann könntest du GLAAD [fröhlich] sein? (Du könntest GLAAD sein)
Sonnenschein auf der Straße bei der Parade
Aber Sie möchten lieber im dunklen Zeitalter sein

Bauernproteste: Zukunft braucht Veränderung

Wütende Bäuerinnen und Bauern legen mit ihren Protesten das Land lahm. Sie streiten über Agrarsubventionen – dabei geht es um viel mehr: Unsere Landwirtschaft braucht faire Preise, mehr Natur- und Klimaschutz sowie Gelder für bäuerliche Betriebe statt für Agrarfabriken.

Blockade des Hafens im Bremerhaven durch protestierende Bauern
Blockade des Hafens im Bremerhaven durch protestierende Bauern

Viele der protestierenden Bäuerinnen und Bauern wissen: Damit es ihnen besser geht, muss sich die Landwirtschaft fundamental ändern. Sie sind bereit, ihre Tiere artgerecht zu halten, unser Trinkwasser zu schonen, die Artenvielfalt zu fördern und das Klima zu schützen. Doch dafür braucht es eine andere Agrarpolitik – die sie beim tierfreundlichen Umbau der Ställe unterstützt, für faire Preise und leichteren Zugang zu Ackerland sorgt. Wir brauchen eine sozial und ökologisch gerechte Agrarwende.

Es kann nicht allein um die Subventionen für Kfz-Steuer und Diesel gehen. Das Problem ist viel komplexer.

Faire Preise: Es braucht eine gesetzliche Regelung für gerechte Erzeugerpreise. Die Verträge zwischen Höfen und Abnehmern von Obst, Gemüse und tierischen Produkten müssen feste Mengen, Laufzeiten und Preise beinhalten. Nur so erhalten Bäuerinnen und Bauern wirtschaftliche Planungssicherheit.

Einführung einer Tierwohlabgabe: Eine Abgabe auf Fleisch könnte den Umbau der Tierhaltung endlich angemessen finanzieren – und den Bundeshaushalt zusätzlich entlasten.

Leichterer Zugang zu landwirtschaftlichen Böden: Kauf- und Pachtpreise für Ackerflächen steigen unaufhaltsam. Die Erhöhung der Grunderwerbsteuer für Großgrundeigner würde diese finanzielle Aufwärtsspirale stoppen und jungen Bäuerinnen und Bauern die Existenzgründung erleichtern.

Umverteilung der EU-Agrargelder: Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU müssen Bäuerinnen und Bauern für ihren Beitrag zum Umwelt-, Biodiversitäts- und Tierschutz angemessen entlohnt werden.

Und andere Themen spielen hinein:

Ich denke da an Glyphosat, ein Totalherbizid, dessen Unbedenklichkeit (u.a. krebserregend) nicht nachgewiesen ist. Ich denke an Patente auf Saatgut, für die die Bauern hohe Beträge zu zahlen haben. Dabei werde man immer abhängiger von wenigen Konzernen, das träfe am Ende auch die Verbraucherinnen und Verbraucher. „Denn die großen Konzerne entscheiden, was gezüchtet wird und mit welchen Methoden.“ Traditionelle Pflanzenzucht werde so unmöglich gemacht. Gentechnik ließe sich zwar patentieren. „Aber darum geht es den großen Konzernen nicht.“ Es gehe darum, diejenigen biologischen Ressourcen zu patentieren, die Züchter bräuchten, um ihre Pflanzen resistent gegen Klimawandel, Schädlinge und Krankheiten zu machen.

Wenn also solche Pflanzen gegen Schädlinge resistent sind, wozu dann noch Glyphosat?

Und wir Verbraucher sind gefragt. Wer sich scheinbar ’solidarisch‘ mit den Bauern zeigt, aber z.B. weiter Billigfleisch aus Massentierhaltung kauft, sollte sich überlegen, ob er auf den richtigen Zug gesprungen ist.

Lange Zeit wurden Bäuerinnen und Bauern von der Union geführten Regierungen begünstigt. So wurde ein notwendiger Strukturwandel unterlassen. Natürlich ist der Wegfall von Subventionen für Bäuerinnen und Bauern ein herber Schlag. So müssen endlich Anreize geboten werden, die zu einer umweltfreundlichen, dem Klima unschädlichen Landwirtschaft führt.

Dass Rechtsextreme Gruppen versuchen, die aktuellen Bauernproteste zu vereinnahmen ist nicht verwunderlich: Am Galgen baumelnde Ampeln (auch bi uns in Tostedt gesichtet), aggressive Hetze gegen Politikerinnen und Politiker, Demoschilder mit völkischen Symbolen. Immer wieder eskaliert die Lage. Trotzdem ruft der Bauernverband weiter zu Demos auf. Dass die Agrarlobby so rabiat für ein „Weiter so” trommelt, könnte den sozial-ökologischen Wandel auf Jahre ausbremsen.

49-Euro-Ticket: Alter Friedhof Buchholz (Nordheide)

Mit Einführung des 49-Euro-Tickets fuhren wir mit dem Zug der metronom-Eisenbahn in unseren Nachbarort Buchholz in der Nordheide. Wie schon bei der späteren Tour nach Bremen war der Grund die Auflösung von zwei alten Sparbücher – diesmal von der Postbank. Dann ging es durch den Ort und zum neu angelegten Rathauspark mit dem kleinen Teich.

Teich im Buchholzer Rathauspark
Teich im Buchholzer Rathauspark

In dessen Nähe befindet sich der Alte Friedhof der Buchholzer Kirchengemeinde St. Paulus. Leider sind meine Frau und ich in einem Alter, in dem der Tod eine zunehmende Rolle spielt. Nein, wir sind noch fit und wollen auch noch einige Jährchen leben. Aber im Bekannten- und Verwandtenkreis mehren sich die Todesfälle. Und Friedhöfe, so sehr deren Vorhandensein mit Trauer verbunden ist, sind auch Plätze, die schön angelegt sind, in denen auch die Lebenden friedliche Ruhe finden.

Gleich am Anfang des Friedhofs befinden sich Kinder-Gräber und das Sternenkinder-Feld. Hier ruhen verstorbene und stillgeborene Kinder- es wird dort um kleine Menschen, die kaum oder gar nicht ins Leben gekommen sind, getrauert. Dieser Ort hat schon etwas Beklemmendes. Die Zahlen sind ziemlich ernüchternd:

Buchholzer Friedhof St. Paulus: Sternenkinder-Feld und Kinder-Gräber
Buchholzer Friedhof St. Paulus: Sternenkinder-Feld und Kinder-Gräber

Für Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm, bei denen keine Bestattungspflicht besteht, gibt es auf dem Buchholzer Waldfriedhof ein Grabfeld. Das Buchholzer Krankenhaus und die Kirchengemeinde St. Paulus bieten Ihnen an, Ihr verstorbenes Kind dort beizusetzen.

Buchholzer Friedhof St. Paulus: Sternenkinder-Feld und Kinder-Gräber
Buchholzer Friedhof St. Paulus: Sternenkinder-Feld und Kinder-Gräber

Verstorbene Kinder, die mit einem Geburtsgewicht über 500 Gramm zur Welt gekommen sind, können im benachbarten Bereich der Kindergräber bestattet werden.

Geht man weiter, dann tut sich der Urnenwald auf, ein Wald als Bestattungsplatz, dort ruhen die Aschen von Verstorbenen.

Buchholzer Friedhof St. Paulus: Eingang zum Urnenwald (1)
Buchholzer Friedhof St. Paulus: Eingang zum Urnenwald (1)

Seit 2014 gibt es den Urnenwald am Waldfriedhof in Buchholz. Hier kann bei einem Trauerfall die Asche eines Verstorbenen in einem natürlichen Umfeld bestattet werden: Direkt an den Wurzeln eines Baumes, mitten im Wald.

Buchholzer Friedhof St. Paulus: Eingang zum Urnenwald (2)
Buchholzer Friedhof St. Paulus: Eingang zum Urnenwald (2)

Außerdem ruhen auf diesem Friedhof insgesamt 65 Tote des Zweiten Weltkrieges und der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in 2 Gräberfeldern.

Siehe u.a. auch: Abschied von Opa Hermann 2010
140 Jahre Friedhof Ohlsdorf

Wir kehrten in die Innenstadt von Buchholz zurück, um in der Fußgängerzone zu bummeln und einen Happen zu essen. Mit dem metronom ging es dann am späteren Nachmittag zurück nach Hause.

49-Euro-Ticket: Wallanlagen in Bremen Mai 2023

Die Bremer Wallanlagen waren Teil der Bremer Stadtbefestigung und gingen aus den bis zum 17. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlagen hervor und sind heute eine beliebte Parkanlage am Rande der Bremer Altstadt. Sie sind nicht nur Bremens älteste, sondern auch die erste öffentliche Parkanlage in Deutschland, die durch eine bürgerliche Volksvertretung realisiert wurde.

Wallanlagen Bremen - Wall-Infocenter
Wallanlagen Bremen – Wall-Infocenter

Mit dem 49-Euro-Ticket waren meine Frau und ich nach Bremen mit der Bahn gefahren, um zwei alte Sparbücher aus dem letzten Jahrhundert (könnte ja auch schreiben: letzten Jahrtausend) endlich aufzulösen. Bis vor 40 Jahren lebte ich in Bremen und hatte seit dieser Zeit diese Sparbücher unberührt bei meinen Unterlagen liegen. Gut, viel Geld war da nicht mehr drauf.

Immerhin ein Anlass, Bremen zu besuchen und den Tag in den angenehm kühlen Wallanlagen zu verbringen. Natürlich kamen wir auch beim Knollennasenmännlein von Loriot vorbei. Und im Wall-Infocenter konnten wir ersehen, wie die Wallanlagen früher einmal ausgesehen haben.

Kaum zu glauben, wie viel Zeit wir in den Anlagen verbringen konnten. Und im Rosencafe an der Contresarpe aßen wir gepflegt zu Mittag. Erst am späten Nachmittag ging es mit der Bahn wieder nach Hause.