Kategorie-Archiv: Olympia

Olympische Spiele Turin 2006 – Peking 2008 – Vancouver 2010 – London 2012

Blut und Spiele: Olympia in Peking – nein, danke!

Frei nach dem altrömischen Motto Panem et circenses (Brot und Zirkusspiele), wohl besser: Blut und Spiele, auf Chinesisch 鲜血与游戏, finden seit letzten Freitag die XXIV. Olympischen Winterspiele in Peking (Beijing) statt.

Dass diese Olympiade äußerst umstritten ist, brauche ich wohl nicht mehr zu schreiben. Die Menschenrechtslage in China ist verheerend. Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong und Pekings militärisches Säbelrasseln vor Taiwan. Tibet ist besetzt. Seit 2014 die Sinisierung (Verfolgung und Umerziehung) der Uiguren. China ist der Überwachungsstaat schlechthin. Und es ist das Land, aus dem das Coronavirus kommt. Angeblich wurde der Patient null, eine Verkäuferin vom Tiermarkt in Wuhan, ausfindig gemacht, was immerhin den monatelangen Spekulationen widerspricht, dass es sich beim Ausbruch des Virus auch um einen Laborunfall gehandelt haben könnte.

    Olympia 2008 in Peking: Nein, danke!
    Olympia 2008 in Peking: Nein, danke!

Wie schon 2008, als die Sommerspiele ebenfalls in Peking stattfanden, wurde in den westlichen Ländern über einen Boykott der Spiele 2022 diskutiert. 1980 gab es einen Boykott vieler Länder der Sommerolympiade in Moskau nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan ab Dezember 1979, was die USA nicht abschreckte, im Oktober 2001 ebenfalls eine Invasion Afghanistans mit Hilfe eines Militärbündnisses unter ihrer Führung zu beginnen. Wie das endete, haben wir Ende Juli 2021 nach dem Ende des NATO-Einsatzes mit dem Vormarsch der Taliban gesehen.

Bei der nächsten Sommerolympiade 1984 in Los Angeles folgte die Retourkutsche: Die Sowjetunion boykottierte die Spiele, da die Sicherheit ihrer Sportler in Los Angeles nicht gewährleistet sei – 18 Staaten schlossen sich dem Boykott an und veranstalteten als Gegenveranstaltung die Wettkämpfe der Freundschaft.

Zur Olympiade 2008 in Peking hatte ich in diesem Blog einiges geschrieben:

Olympischer HandschlagDie perfekten SpieleDas Ende der SpieleTour de Dopage

Im Grunde gilt das damals Geschriebene auch heute noch. Vieles ist zudem eher schlimmer geworden – dank neuerer Technik. Und durch das Coronavirus ist es besonders fatal: Die Sportler leben in einer abgeschotteten Blase: Über 300 Olympioniken wurden nach Ankunft in Peking in die Isolation geschickt. Dass die PCR-Tests ausschließlich von chinesischen Laboren durchgeführt werden, macht zumindest misstrauisch. – Und der Schnee kommt aus Kanonen. Peking ist bekanntlich ein ‚Wintersportort‘.

Blut und Spiele: Olympia in Peking – nein, danke!
Blut und Spiele: Olympia in Peking – nein, danke!

Olympia ist wie alle sportlichen Großveranstaltungen zur Farce verkommen (die Fußball-WM in Katar folgt zum Jahresende). Das IOC, vorne weg ihr Präsident, Herr Thomas Bach, liebäugelt mit autokratischen Machthabern und tritt damit den olympischen Gedanken mit Füßen. Was zählt, ist Geld, das durch TV-Gelder immer noch fleißig fließt, auch durch deutsche TV-Sender. Die Sportler verkommen geradezu zum Beiwerk. So gilt für mich, was bereits 2008 gültig war: Ich werde meinen persönlichen Boykott durchführen, d.h. ich werde jegliche Berichterstattung zu Olympia tunlichst ignorieren. Kein TV, kein Internet, keine Zeitung in Sachen Olympia. Medaillenspiegel sind für mich passé!

Sommerolympiade 2020 in Tokio: Rückblick auf die Spiele 1964

Seit nun fast einer Woche kämpfen Sportler aus über 200 Ländern in der japanischen Hauptstadt um olympische Medaillen, die eigentlich schon vor einem Jahr vergeben werden sollten. Und da auch in diesem Jahr die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, so finden diese Olympischen Sommerspiele ohne Zuschauer und ohne Angehörige von Athleten statt. Aus dem Ausland sind nur wenige freiwillige Helfer erlaubt. Rund ein Drittel der insgesamt 339 Wettkämpfe ist absolviert. Die Medaillen gingen bisher an 66 Nationen.

Sommer-Olympiade 2020 in Tokio - vom 23. Juli bis zum 8. August 2021
Sommer-Olympiade 2020 in Tokio – vom 23. Juli bis zum 8. August 2021

Nachdem die Sommerspiele 1940, die ebenfalls in Tokio stattfinden sollten, u.a. durch den 2. Weltkrieg ausfielen, musste Japan 24 Jahre – bis 1964 – warten, bis die ersten Spiele auf asiatischen Boden stattfanden.

Ich war damals gerade 10 Jahre alt und nach der Winterolympiade im gleichen Jahr in Innsbruck war es das erste sportliche Großereignis, das ich mit jugendlichem Interesse verfolgte. Von den Winterspielen sind mir bis heute noch die Namen der Medaillengewinner im Eiskunstlaufen (Gold bei den Männern durch Manfred Schnelldorfer und Silber im Paarlauf durch Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, die sich einen erbitterten Zweikampf mit dem Paar aus der Sowjetunion, Ljudmila Beloussowa und Oleg Protopopow, lieferten) im Gedächtnis geblieben.

Aber dann spät im Oktober 1964 die Spiele in Tokio. Was viele nicht mehr wissen: Die beiden deutschen Staaten (Bundesrepublik und DDR) traten wie bereits 1956 und 1960 als ein gesamtdeutsches Team auf. Als Nationalhymne wurde Beethovens Ode an die Freude gespielt. Ab 1968 gab es dann zwei deutsche Mannschaften.

Sommer-Olympiade 1964 in Tokio - vom 10. bis 24. Oktober 1964
Sommer-Olympiade 1964 in Tokio – vom 10. bis 24. Oktober 1964

Wie die meisten Jugendliche so interessierten mich natürlich besonders die Wettkämpfe in der Leichtathletik. Und 57 Jahre nach diesen Spielen erinnere ich mich noch an einige Sportlernamen. So Willi Holdorf, der Gold im Zehnkampf gewann und nach dem abschließenden 1500-m-Lauf völlig ausgepumpt auf der Laufbahn lag. Dabei habe ich Hans-Joachim Walde eigentlich vergessen, der immerhin Bronze gewann. Im Gedächtnis ist mir auch Harald Norpoth geblieben, der überraschend über 5000 Meter Silber holte. Norporth hätte mit einer Körpergröße von 1,85 m und einem Gewicht von 60 kg Kafkas Hungerkünstler alle Ehre gemacht.

Apropos ‚Willi‘. Obwohl ich mich eigentlich nicht fürs Segeln interessierte, so ist mir doch der Name Willi Kuhweide, der Gold in der Bootsklasse Finn-Dinghy gewann, verinnerlicht. Vielleicht des kuriosen Namens wegen. Und auch Reiten ist nicht so mein Ding. Aber die Namen Reiner Klimke und Josef Neckermann (schon damals holten die Deutschen Gold in der Dressur) und Hans Günter Winkler (Gold im Mannschaftsspringreiten) sagen mir noch heute etwas.

Zurück zur Leichtathletik:In der Schule war ich ganz gut im Sprint und beim Weitsprung. Und so sah ich natürlich im 100-m-Lauf den Sieger Bob Hayes, der mit 10,0 Sek. den Weltrekord von Armin Hary egalisierte. Am spannendsten war für mich aber der Weitsprung der Männer, der sich zu einem Dreikampf entwickelte, den der Brite Lynn Davies (8,07 m) vor dem Weltrekordinhaber Ralph Boston (USA mit 8,03 m) und Igor Ter-Owanessjan (7,99 m) aus der Sowjetunion (aus Armenien stammend) gewann.

Das nächste Großereignis sportlicher Natur, an das ich mich natürlich auch heute noch bestens erinnere, war dann die Fußball-WM in England 1966 mit dem berühmten Wembley-Tor.

Dank Internet und den Mediatheken der Öffentlich-rechtlichen Sender muss uns heute die Zeitverschiebung von sieben Stunden (ist es bei uns 12 Uhr, dann ist es in Tokio bereits 19 Uhr) nicht weiter kratzen. Wer will, kann natürlich schon früh morgens die ersten Wettkämpfe des jeweiligen Tages anschauen. Manche Jagd nach Medaillen findet aber zu auch für uns annehmbaren Zeiten statt. Ich freue mich natürlich schon auf die Wettbewerbe in der Leichtathletik.



Im Fadenkreuz von F a c e b o o k

Ja, ich weiß: Ich bin ein ‚schlimmer Finger‘! Aber bin ich deshalb schon einer, der Menschen aufgrund „ihrer ethnischen Zugehörigkeit, nationalen Herkunft, Kaste, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts oder ihrer Geschlechtsidentität“ angreift?

Facebook hat diese „Standards zu Hassrede“ aufgestellt. Und das ist auch gut so. Gegen diese Gemeinschaftsstandards zu Hassrede soll ich nun verstoßen haben. Angeblich am 23. April 2013 hatte ich mich über zwei deutsche Sportler lustig gemacht, die sich im Wettkampf um die Medaillen in der nordischen Kombination Großschanze bei der Olympiade 2014 (sic!) in Sotschi beim Zieleinlauf gegenseitig behindert hatten und damit der Konkurrenz die Medaillen überließen. Ich schrieb da von „dusseligen Deutschen“.

Willi im Fadenkreuz von   F a c e b o o k
Willi im Fadenkreuz von F a c e b o o k

Die beiden Sportsleute aus Deutschland werden sich wohl selbst geärgert und sich selbst weitaus mehr als nur als ‚dusselig‘ bezeichnet haben. Natürlich kann und muss mein Kommentar im Kontext gelesen (und verstanden) werden: Ich habe die beiden Nordischkombinierer allein ihrer Selbsteliminierung wegen für dusselig ‚angegriffen‘ (selbst das ist zu viel der ‚Ehre‘, lächerlich gemacht ist zutreffender) und eigentlich nicht wegen ihrer „nationalen Herkunft“ (das diente gewissermaßen nur zur Information, es hätten z.B. auch Norweger sein können).

Nun, der betreffende Post wird nicht mehr bei F a c e b o o k angezeigt. Sei es drum, denn der stammt vom 19.02.2014 (woher das referierte Datum: 23. April 2013 kommt, weiß der Geier) und den liest sowieso kein Mensch mehr. Dass F a c e b o o k fünf ½ Jahre brauchte, um den ‚Verstoß‘ festzustellen, ist schon merkwürdig (und im Zusammenhang mit dem falschen Datum frage ich mich, ob da nicht sogar technisch etwas schief gelaufen ist, denn sicherlich prüft kein Mensch solch alte Posts, das kann nur ein Bot gewesen sein).

Des Weiteren wurde ich gefragt, ob ich die Entscheidung (die Nichtanzeige des Posts) akzeptieren oder eine Überprüfung beantragen werde. Ich habe mich auf die Schnelle für ‚akzeptieren‘ entschieden (vielleicht ein Fehler!).

„Sollten künftig Inhalte, die du postest, nicht unseren Standards entsprechen, kannst du ggf. für das Posten oder Kommentieren deaktiviert werden.“

Ich finde es schon interessant, wie F a c e b o o k „arbeitet“. Anhand meines Falles lässt sich einiges ablesen: Da wird weit in die Vergangenheit hinein geprüft (was grundsätzlich in Ordnung ist); da wurde ein Algorithmus implementiert, der Begriffe wie z.B. ‚dusselige Deutsche‘ als despektierlich filtert und dann rügt, den Kontext des Posts aber nicht zu prüfen im Stande ist (hier hätte vielleicht eine Überprüfung durch Menschenverstand geholfen).

Also, Jungs und Mädels, seid zukünftig in den sozialen Medien (und auch sonst) respektvoll Euren Mitmenschen gegenüber, ich werde mir Mühe geben, es auch zu sein (demnächst poste ich nur noch Katzenbilder 😉 ).

Olympische Nachbetrachtung

Große Sportfeste können nur mit gemischten Gefühlen betrachtet werden. Aus sportlicher Sicht waren die olympischen Winterspiele in Pyeongchang sicherlich aussergewöhnlich. Gerade, weil durch das Internet die Möglichkeit geboten wurde, so gut wie alle Wettbewerbe zu sehen, ob nun live oder zeitversetzt in der Mediathek; so war ich, wenn nicht direkt vor Ort, dann doch immer dabei, wenn ich es wollte. So habe ich diesmal öfter auch in die neueren, so genannten Eventsportarten (Snowboard und Freestyle-Skiings) hineingeschaut. Aber da beginnt es, das Übel: Wenn schon für die alpinen Wettkämpfe Schneisen in uralte Wälder geschlagen wurden, so finden sich hier jetzt betonierte Hindernisparcours und Halfpipes, die später ungenutzt die Landschaft verschandeln (wenn sie nicht abgerissen werden).

    Olympische Winterspiele 2018
    Olympische Winterspiele 2018

Da das Nationale Olympische Komitee Russlands wegen systematischen Dopings von den Olympischen Winterspielen 2018 ausgeschlossen wurde, so durften bekanntlich nur einzelne russische Athletinnen und Athleten, die als ‚clean‘ galten, unter neutraler Flagge (OAR – Olympische Athleten aus Russland) starten. Zunächst dachte das IOC-Exekutivkomitee daran, die Suspendierung gegen Russlands Nationales Olympische Komitee zur Abschlussfeier aufzuheben. Aber durch zwei bekannt gewordene neue Dopingfälle russischer Sportler musste Russland erneut auf die eigene Flagge verzichten.

Komme ich aber zum Sportlichen: Mit Interesse habe ich in die Curling-Wettbewerbe hineingeguckt. Dieses Schach auf Eis finde ich irgendwie faszinierend. In einigen Sportarten ging es äußerst knapp zu. So verpasste Simon Schempp im Biathlon-Massenstart nur um Zentimeter die Goldmedaille. Im Super-G war es eine Hunderstelsekunde, die über Gold und Silber entschied. Im Zweierbob der Männer gab es sogar zwei Sieger und im Viererbob zwei zweite Plätze.

Olympia 2018 - Biathlon-Massenstart: Simon Schempp verpasst Gold um wenige Zentimeter
Olympia 2018 – Biathlon-Massenstart: Simon Schempp verpasst Gold um wenige Zentimeter

Bekanntlich lautet das heutige Motto der Olympischen Spiele Citius, altius, fortius (lateinisch, deutsch: Schneller, höher, stärker). Im krassen Gegensatz dazu steht das Motto „Dabei sein ist alles“, das interessanterweise gleichfalls den Olympischen Gedanken beinhalten soll. Was denn nun?

Während die einen den Medaillen hinterherjagten, gab es die so genannten Exoten, die wahrlich des Dabeiseins wegen an den Start gingen. Beim Zieleinlauf des Mexikaners German Madrazo empfingen ihn seine Konkurrenten aus Tonga, Portugal, Ecuador und Marokko. Die Geschlagenen feierten den olympischen Gedanken – am Ende sogar mit Goldmedaillen-Gewinner Dario Cologna.

Olympia 2018 - 15 km Langlauf klassisch: Die Ankunft der Exoten
Olympia 2018 – 15 km Langlauf klassisch: Die Ankunft der Exoten

Für die Winterspiele 2018 hatte sich vor Jahren auch München beworben. Den Zuschlag bekam dann Pyeongchang. Eine erneute Bewerbung der bayerischen Hauptstadt scheiterte dann bekanntlich am Votum der Bürger. Es sind sicherlich nicht allein die Kosten, die auf den Schultern der Bürger lasten, aber so hatte auch Südkorea wie viele vorherige Austragungsorte mit höheren Kosten zu kämpfen. Statt der anvisierten acht Milliarden Dollar stiegen die Ausgaben auf 12,9 Milliarden Dollar. Die Sportstätten werden anschließend kaum genutzt und verkommen – wie z.B. in Rio, wo 2016 die Sommerspiele stattfanden.

Für die Winterspiele 2026 will sich u.a. die schwedische Hauptstadt Stockholm bewerben. Die Pläne der Stadt sind schon ziemlich konkret. Bewerbungschef Richard Brisius präsentierte am Rande der Spiele in Pyeongchang ein Konzept, das neben Stockholm die Standorte Are und Falun vorsieht. Außerdem möchte er das norwegische Lillehammer gewinnen, um dort die Wettbewerbe in Bob, Rodeln und Skeleton austragen zu lassen. Letzteres geht auf einen Wunsch des IOC zurück, keine weitere Eisbahn eigens für Winterspiele zu errichten, wie es zuletzt in Sotschi oder Pyeongchang der Fall war. Als Alternative zu Lillehammer, wo die Spiele 1994 stattgefunden hatten, brachte Brisius Lettland und Deutschland ins Gespräch. Die Planungen befänden sich hier allerdings in der Startphase. Stockholm will laut dem schwedischen IOC-Mitglied Gunilla Lindberg „günstige“ Spiele ausrichten. Laut Brisius werden sie den Steuerzahler „überhaupt nichts kosten“. Trumpf der Bewerbung soll sein, fast ausschließlich auf bestehende Anlagen zu setzen. Neben einer Eisschnelllauf-Halle wird nur eine Arena für Langlauf und Biathlon benötigt.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist bei Städteplanern natürlich längst angekommen. So langsam sollte sich dieser auch in den Köpfen der Damen (gibt es die eigentlich?) und Herren des IOC breitmachen.

In Eis und Schnee – die Winter-Olympiade 2018 in Pyeongchang

Ende des letzten Jahres während unseres Weihnachtsurlaubs in Grainau war ich mit meiner Familie auch wintersportlich unterwegs: u.a. rodelten wir auf dem Zugspitzplatt, und mit meiner Frau wanderte ich auf Schneeschuhen durch die alpine Wildnis. Das Eisstockschießen auf der Eisbahn in Grainau fiel leider aus. Wir hätten uns zu gern mit anderen Urlaubsgästen in diesem Wettkampf gemessen. Und es war zwar kein olympischer Fackellauf, sondern nur ein abendliches Fackelwandern – aber Spaß gemacht hat es trotzdem.

Willi – vom Schnee bedeckt auf Rodeltour (Zugspitzplatt)
Willi – vom Schnee bedeckt auf Rodeltour (Zugspitzplatt)

Kein Wunder, wenn ich mich jetzt für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang/Südkorea interessiere. Natürlich sind die Kritiken, die ein solches Großereignis hervorrufen, berechtigt. Für die Abfahrtstrecke wurde ein ganzes Waldstück mit rund 58.000 Bäumen gerodelt. Die Eintrittspreise sind überhöht. Und mit den TV-Rechten wird viel Geld gescheffelt. Dopingfälle gab es zwar bisher erst einen. Aber das Nationale Olympische Komitee Russlands wurde wegen systematischen Dopings von den Olympischen Winterspielen 2018 ausgeschlossen. Einzelne russische Athletinnen und Athleten dürfen aber unter neutraler Flagge (OAR – Olympische Athleten aus Russland) starten. Der Olympische Gedanke („Dabei sein ist alles!“) ist längst in der Mottenkiste des Sports gelandet.

    Olympische Winterspiele 2018
    Olympische Winterspiele 2018

Und doch hat es immer noch etwas Besonderes, wenn sich „die Jugend der Welt“ (okay, eine Claudia Pechstein mit ihren bald 46 Jahren ist eher eine Spätjugendliche) für gut zwei Wochen trifft, um im (meist) friedlichen Wettstreit die Besten ihrer Sportart ausfindig zu machen.

Natürlich muss diese Art von Zirkus nicht so groß aufgezogen sein. Weniger ist mehr. Und es sind einzelne Sportler und Mannschaften, die um den Sieg kämpfen, und keine Länder.

Apropos Länder: Wenn ich auch denke, dass dieser so genannte Medaillenspiegel überflüssig ist, so zeigt er zumindest doch eins: Sportler aus bestimmten Ländern scheinen für bestimmte Sportarten besonders prädestiniert zu sein. Da sind die Niederländer und Niederländerinnen, die seit ewigen Zeiten im Eisschnelllauf dominieren, die Skandinavier (besonders Norweger und Schweden und das jeweilige weibliche Pendant dazu), die im Skilanglauf so oft die Skispitze vor anderen vorn haben, oder die Alpenanrainer/innen, die sich nicht nur todesmutig vom Berggipfel in die Niederungen der Täler stürzen, sondern dabei auch noch schneller als die anderen sind. Klar, schon vor mehr als 100 Jahren wurden im Winter lange Strecken in Holland schlittschuhlaufend auf den zugefrorenen Grachten, in Norwegen kilometerfressend auf flachen Strecken und in den Alpenländern talabwärts jeweils auf Skiern überwunden. Heute wird das in diesen Ländern eben als Sport betrieben.

Die Deutschen kommen eher martialisch daher, mit Sturmgewehr auf Langlauftretern (wenigstens ohne Pickelhaube): Biathlon. Obwohl ich gegenüber dem Schießsport (was soll daran sportlich sein?) meine Bedenken habe, so finde ich diese eigentlich kontraproduktive Kombination aus Schießen und Lauflaufen doch sehenswert. Wer da z.B. fünf Kilometer durch die winterliche Gegend gehetzt ist, soll nun bei einem Puls von über 200 Schlägen pro Minute und zittrigen Händen von einer Sekunde auf die andere auf fünf Scheiben schießen. Und die dann auch noch treffen! Sonst drohen ihm/ihr Strafminuten oder Strafrunden, die sicherlich nicht dazu beitragen, den Puls in eine niedrigere Frequenz zu lenken.

Und die deutschen Rodler sind ja auch gut unterwegs. Vielleicht ist der Deutsche etwas bequem und bewältigt verschneite Gegenden lieber im Sitzen. Wenigstens, wenn es bergab geht.

Mit den Jahren sind neue Sportarten hinzugekommen. Neben dem Rodeln (auf dem Rücken liegend, der Kopf hinten) ist Skeleton (auf dem Bauch liegend, der Kopf voraus) seit 2002 (wieder!) olympisch. Nach dem Eisschnelllauf ist Shorttrack inzwischen seit 1992 im olympischen Programm zu finden. Im Snowboard wird seit 1998 und bei Teilen des Freestyle-Skiings bereits seit 1992 um olympische Medaillen gefightet. Besonders die letzteren dieser Wintersportarten werden von Jungspunden ausgeübt, die eher schmächtig daherkommen, so dass bei den Stürmen, die oftmals in Pyeongchang dahersausen, zu fürchten ist, die Jungs und Mädels könnten vom Winde verweht werden.

Natürlich finde ich allein die winterliche Landschaft, in der viele der Wettkämpfe stattfinden, sehenswert. Und interessant ist es auch zu sehen, wie Eis, Schnee und Sturm zu einem oft unberechenbaren Faktor für die Sportler werden. Dem einen zu seinem Glück, dem anderen bis hin zu seinem Verderben.

Soll der Bessere/die Bessere gewinnen. Und doch werden oft die eigenen speziellen Prioritäten gesetzt, nicht nur aus falsch verstandenem Patriotismus. Es ist nicht gerade die Liebe auf dem ersten Blick, die uns gegenüber einem Sportler/einer Sportlerin voreingenommen werden lässt. Ein Lächeln oder eine überheblich wirkenden Geste – der einen wünschen wir den Sieg, der andere mag zum Teufel gehen.

Manchem Sportler hätte es angesichts der politischen Lage Südkoreas (militärische Drohungen aus dem Norden) durchaus mulmig werden können, wäre da nicht die Charme-Offensive des Obersten Führers, Kim Jong-un. Nordkorea ist mit einer eigenen Delegation angereist, hat auch eine Gruppe Cheerleader, der Army of Beauties, in den Süden entsandt – und bildet mit Südkorea sogar eine gemeinsame Frauenmannschaft im Eishockey (schon wird vom Friedensnobelpreis für die Mädels gemunkelt). Sollte über den Sport eine friedliche Annäherung der beiden koreanischen Staaten in Gang kommen? Wäre fast zu schön, um wahr zu sein!

Noch bis zum 25. Februar kämpfen fast 3000 Sportler in 102 Wettbewerben um Edelmetall. Bis dahin wird noch manche Träne der Freude oder Enttäuschung vergossen werden. Mag die Freude, z.B. über neugewonnene Freunde, überwiegen. Dann war das Dabeisein doch das Wichtigere!

Von Rio nach Tokio

Die Olympischen Sommerspiele in Rio sind gestern zu Ende gegangen. Sie waren alles andere als perfekt, aber trotz mancher Last-Minute-Improvisation dann doch gelungen. In vier Jahren geht es nach Tokio – und einen ersten Vorgeschmack haben wir bereits erhalten: in Japans Hauptstadt wird es futuristisch zugehen. Mehr Transparenz, mehr Nachhaltigkeit ist eingefordert. Mit mehr Bescheidenheit ist es bereits heute schon nichts mehr. Die Kosten explodieren.

Olympische Sommerspiele 2016 in Rio: Abschlussfeier

Natürlich ist Olympia eine große Idee. Gerade auch dort, wo es nicht ums große Geld geht: Der Zauber des Völkerwettbewerbs, höchste Aufmerksamkeit auch für sogenannte Randsportarten. Da fesselt die Bogenschützin Lisa Unruh plötzlich mehr als die Superstars der internationalen Sportszene. Es sind diese besonderen Momente, die Olympia ausmachen.

Dem gegenüber stehen der halbherzige Anti-Doping-Kampf und die Korruption bis in den innersten Machtzirkel des IOC. Und ein Gastgeber wie Brasilien wird finanziell überfordert. Der Steuerzahler trägt die Last. Dieser Betrug an Sportkollegen und an den Fans und Zuschauern – das macht die Idee kaputt.

Viel Lärm um nichts

Für mich ist die Leichtathletik die Krönung der olympischen Spiele, so natürlich auch in Rio. Und mit Gold durch Christoph Harting (68,37 m) und Bronze durch Daniel Jasinski (67,05 m) begann es für die deutschen Athleten auch überraschend gut. Dabei war der Bruder von Christoph Harting, Robert, immerhin mehrfacher Europa- und Weltmeister und Olympiasieger von London 2012, bereits in der Qualifikation durch die Folgen eines Hexenschuss‘ gescheitert. Robert Harting hat sich bisher neben seiner sportlichen Leistung dadurch ausgezeichnet, dass er kein Blatt vor dem Mund nimmt. So kritisierte er besonders den IOC-Präsidenten, Thomas Bach, und bezichtigte diesen, Teil des Doping-Systems zu sein. Ganz anders sein Bruder Christoph, der in Rio gewissermaßen in die Fußstapfen von Robert getreten ist. Christoph ist der introvertierte Typ. Dieser nun allerdings, wir wissen es alle, machte durch ungebührliches Verhalten besonders während der Siegerehrung auf sich aufmerksam. Oje, wie konnte er nur. Später entschuldigte er sich dafür.

Christoph Harting (Gold im Diskuswerfen) pfeift sich einen

Natürlich erntete Christoph Harting viel Kritik für dieses Verhalten. Entrüstung bis zum Shitstorm allerorten. Ich finde das lächerlich. Viel Lärm um nichts. Anstatt sich über die sportliche Meisterleistung zu freuen, wird kritisiert, dass ein 25-jähriger deutscher Olympiasieger bei der Nationalhymne nicht stramm steht mit den Händen an der Hosennaht. Kleinkarierter geht es nicht. Für mich hatte das eher etwas von Monty Python: Nach einigen Faxen verschränkte er die Arme, schunkelte und pfiff zur Nationalhymne. Später meinte er: „Es ist schwer, zur Nationalhymne zu tanzen, habe ich festgestellt.“ Wo er recht hat, da hat er recht. Diesen ganzen Krampf um Nationalhymnen und Flaggenhissen sollte man sich schenken. Und speziell der Medaillenspiegel ist etwas Vorgestriges. Als wenn Nationen Medaillen gewinnen würden. Darum ging es Christoph Harting natürlich nicht. Er war nur noch im ‚Wettkampfmodus‘ und ‚hormon-technisch völlig übersteuert‘. Sei es drum …

Anders als Christoph Harting und den Diskus-Dritten Daniel Jasinski zeigten die weiteren deutschen Leichtathleten bisher mäßige bis schwache Leistungen. Da besonders der frühere Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer meinte, auf Harting auf seiner Facebook-Seite einschlagen zu müssen, so möchte ich auf die enttäuschenden Ergebnisse der deutschen Weitspringer hinweisen. So schied Alyn Camara (Leverkusen) mit blamablen 5,16 m sowie zwei ungültigen Versuchen sang- und klanglos aus. Gut fünf Meter bin selbst ich mit 14 Jahren gesprungen. Der Sprung muss also wirklich total in die Hose gegangen sein. Fabian Heinle (Stuttgart) fehlten mit seinen 7,79 m sechs Zentimeter zum Erreichen des Finales.

Bei vielen Sportarten spielt der Kopf eine große Rolle. Ist der nicht frei, dann kann es zu ungewollten Fehlleistungen kommen. Dann bricht man seinen Sprung auch schon einmal bei 5,16 m plötzlich ab. Aber die Häufung von solchen Fehlleistungen in einer Sportart wie der Leichtathletik macht einen dann doch nachdenklich. Da scheint etwas generell schief zu laufen. Und dann bringt einer seine volle Leistung und wird kritisiert, weil er Grimassen zieht und Faxen macht. Vielleicht sollten alle etwas herumkaspern. Wenn’s hilft?

Gold und Silber lieb ich sehr …

…, kann’s auch gut gebrauchen. Nachdem die deutschen Sportler die ersten drei Tage bei den Olympischen Spielen in Rio darben mussten, gab es gestern dann doch endlich die ersten Medaillen. Natürlich in so martialischen Sportarten wie Schießen und Military-Reiten, heute entschärft Vielseitigkeitsreiten genannt.

Michael Jung ohne Sam, aber mit Gold und Silber

Ansonsten gab es für die Deutschen viel Schatten und nur einige Sonne. Während gerade die Mannschaftssportarten wie Handball und Hockey noch in der Spur liegen (beim Fußball ist es bisher eher durchwachsen), musste man bei Sportarten wie Judo und Boxen, teilweise auch beim Rudern, einige herbe Enttäuschungen einstecken. Bemerkenswert, dass auch prominente Sportler bereits ihre Segel streichen mussten: Im Tennis sind die Weltrandlistenersten Novak Djokovic und Serena Williams bereits sowohl im Einzel als auch Doppel ausgeschieden. Und Neymar tut sich mit der brasilianischen Fußballmannschaft auch äußerst schwer. Kein Wunder, wenn die gesamte Golf- und Boxprominenz (allen voran Wladimir Klitschko, ja, auch der hätte antreten können) nicht an den Start gegangen ist. Man kann sich mehr blamieren als Ehre kassieren.

Alle gegen eine, so hieß es im Endlauf über 100 m Brustschwimmen. Dass die russische Dopingsünderin Julija Jefimowa ‚nur‘ Silber gewann, war für viele Sportler und Zuschauer eigentlich schon fast zu viel des Guten. Immerhin kein Gold! Ansonsten nichts wirklich Neues von der Dopingfront.

Statt sich in miefigen Stadien und Sporthallen herumzutreiben, empfehle ich einen Abstecher an den Strand von Copacabana – und wenn nicht in natura, so doch wenigstens virtuell:


Praia de Copacabana

Es ist sicherlich nicht nur die Zeitverschiebung von immerhin fünf Stunden, die mich abhält, einen ausführlicheren Blick auf die sportlichen Geschehnisse von Rio zu werfen. Der ganze Rummel ist mir einfach zu viel geworden. Vom Doping und dem ganzen Gemauschel ganz zu schweigen. Da lacht dann aber doch mein Herz, wenn es zu kleinen oder gar größeren Pannen kommt, wie z.B. beim Hockeyspiel der deutschen Herrenmannschaft gegen Irland, als durch einen Stromausfall die deutsche Nationalhymne nicht vom Band abgespielt werden konnte. So sangen die Spieler a cappella, wenn nicht schön, dann wenigstens laut. Und auf geradezu mysteriöse Art und Weise verfärbte sich das Wasser des Wasserbeckens der Turmspringer über Nacht ins Grüne. Die Organisatoren standen zunächst vor einem Rätsel, schlossen aber eine gesundheitliche Gefährdung aus. „Die Wasserqualität ist getestet worden. Es gibt keine Risiken“, teilte das Organisations-Komitee mit. Laut Angaben des Weltverbandes FINA könnte ein defekter Wasserfilter Ursache sein. Die Britin Tonia Couch sagte nach dem Einspringen, das Wasser sei so grün, sie habe nach dem Eintauchen ihre Sprungpartnerin Lois Toulson nicht mehr sehen können. Die Wasseroberfläche hat sie dann aber wohl doch gefunden.

Synchroner Turmsprung ins Grüne

Worte zum Wochenende (31. KW 2016)

Ey, wie die Zeit vergeht. Nicht ist schon mein Sommerurlaub hinter mich gebracht, nein auch der Juli hat sich verabschiedet. Wenigstens ist wieder Wochenende. Und heute Nacht starten in Rio die Spiele der XXXI. Olympiade, wie es so schön offiziell heißt. Und diese kündigten sich schon längere Zeit mit großen Paukenschlägen an.

Worte zum Wochenende (31. KW 2016 – WilliZBlog)

Da geht in Brasilien das Zika-Virus um, das durch Stechmücken übertragen wird, und dient manchem Golfsportler als Ausrede, nicht an den Spielen teilzunehmen, weil das olympische Turnier sportlich wie finanziell nicht reizvoll genug ist. Dabei sein ist eben nicht jedem alles!

Und mit einer suspendierten Präsidentin macht Brasilien nur wenig Staat, wobei die Frage erlaubt sei, wer denn nun Schirmherr resp. Schirmherrin (Schirmfrau?) der olympischen Veranstaltung wird: Der Übergangspräsident oder dann vielleicht doch Frau Dilma Rousseff? Uns kann es ziemlich egal sein.

Dass der brasilianische Steuerzahler bereits mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 gehörig über den Tisch gezogen wurde, weiß inzwischen jeder. Und dass mit der Olympiade weitere Kosten entstanden sind, die allein Brasilien zu begleichen hat, den Reibach dagegen andere machen, lässt sich daraus schließen. So gibt es Proteste auf den Straßen. Dabei hatte die Polizei Menschen festgenommen, die Wasserkübel in Richtung olympische Fackel geworfen hatten.

Olympia 2016 in Rio … fällt aus wg. Doping

An erster Stell der Tagesordnung steht allerdings vorerst das Thema Doping, wenn’s auch einige gibt, die es gern unter den Tisch kehren möchten. Natürlich wird gesagt: Kein Problem, es gibt Dopingkontrollen genug und dabei wird darauf geachtet werden, dass kein Schmu geschieht. Und die Sünder, die werden schon ihre gerechte Strafe bekommen. Was ist aber mit den Dopingsündern, die bereits auffällig geworden sind, die Z.B. von Staats wegen gedopt wurden? Was ist mit dem McLaren-Report, demnach das russische Sportministerium, der russische Geheimdienst und Moskauer Laboratorien vertuscht haben, was nur zu vertuschen ging.

Statt ein Exempel zu statuieren und die gesamte russische Mannschaft auszuschließen, eiert der IOC samt ihrem Präsidenten, den Putin-Freund Thomas Bach, nur herum und entscheidet sich letztendlich gegen Russlands Olympia-Aus. Den schwarzen Putin Peter schiebt man kurzerhand den einzelnen Sportverbänden zu. Die sollen entscheiden, wer teilnehmen darf und wer nicht. So hatte der Welt-Leichtathletik-Verband IAAF den russischen Leichtathletik-Verband RUSAF bereits am 13. November 2015 wegen flächendeckenden Dopings gesperrt, was dann durch den internationalen Sportgerichtshof CAS am 21.07.2016 in Lausanne bestätigt wurde. In diesen Tagen nachgezogen sind dann die Weltverbände der Gewichtheber, Schwimmer und Ruderer, die zumindest die meisten der russischen Athleten sperrten. Inzwischen dürfte knapp jeder dritte der russischen Mannschaft gesperrt sein.

Das IOC wäre besser beraten gewesen, vergleichbar zu Kuwait (auch wenn es dort nicht um Staatsdoping ging) zu agieren: Ausschluss Russlands mit Begründung der politischen Einflussnahme, Start russischer Athleten unter olympischer Flagge auf Einzelantrag und Einzelprüfverfahren. Das wäre ein klares Signal kontra Doping gewesen. Aber so?

Fragt sich grundsätzlich: Ist dem Doping im Sport noch beizukommen? Ich fürchte: Nein! Alle großen Sportveranstaltungen von Fußball-Welt- und Europameisterschaften bis hin zu Olympischen Spielen sind kommerziell ausgelegt. Da geht es um viel Geld für Sportler, Funktionäre, Verbände und global operierende Firmen. Jeder will sein Stück vom Kuchen. Und da der verehrte Kunde, der Zuschauer, möglichst tolle Leistungen sehen will (Schneller, höher, weiter …), so tut man alles, um ihn zufrieden zu stellen. Geld stinkt bekanntlich nicht und kennt keine Moral. Da ist jedes Mittel recht. Also auch Doping!

siehe auch:
Worte zum Wochenende (20. KW 2016)
Worte zum Wochenende (23. KW 2016)
Worte zum Wochenende (25. KW 2016)
Worte zum Wochenende (26. KW 2016)

Ein Energieriegel zuviel …

Heute schon sind die Olympischen Winterspiele von Sotschi der Schnee von gestern:

    Putins Spiele: die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi/Russland

Wie bereits befürchtet, so gestaltete sich die zweite Woche nicht mehr allzu erfolgversprechend, im Gegenteil: Es gesellten sich jede Menge Pleiten, Pech und Pannen hinzu. Es ging so „ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte. Ein bereits vor Sotschi verunfallter Skistar, unglückliche Stürze auf der Zielgeraden, Defekte am Material, um Wimpernschläge verpasste Bronzemedaillen, verstopfte Gewehrläufe – und zu guter Letzt, sozusagen als finaler Stimmungstöter, eine üble Dopingaffäre um das ehemalige ‚Glamour Girl’ des deutschen nordischen Skisports Evi Sachenbacher-Stehle, die auch nach Olympia noch lange nachwirken wird. Die zweite Woche – aus deutscher Sicht ein Debakel.“ (Quelle: ard.br.de)

    Tim Tscharnke (L) und Hannes Dotzler im Ziel | Bild: dpa Bildfunk dpa Kay Nietfeld

Ja, da hatte die gute Evi wohl einen Energieriegel zuviel zu sich genommen. Und ihr vierte Platz beim Biathlon-Massenstart der Frauen, die beste Platzierung der Frauen in dieser Sportart, war dahin. Immerhin konnten die Männer noch mit zwei Silber-Medaillen aufwarten. Ansonsten: Leerlauf im Biathlon!


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Olympiapark Sotschi („Küsten-Region“) in Adler

Leerlauf auch bei den Bobfahrern. Einst eine Paradedisziplin der Deutschen avancierte dieser Sport zum Debakel. Da hätte man doch lieber die alten Geräte hervorgeholt. Jetzt werden einige der alten Damen und Herren in den wohlverdienten Ruhestand gehen (müssen).

Ansonsten auch nur viel Mittelmaß. Lediglich die Rodler wurden ihrer Favoritenrolle vollends gerecht. Ihre Vorrangstellung ist nur noch mit den Eisschnelllaufspezies der Niederlande vergleichbar. Bei den anderen Medaillengewinnen spielte viel Glück und Versagen der Konkurrenz (z.B. Skispringen der Frauen) eine Rolle.

Ach, und dann noch die Freestyler und Snowboarder. Ich frage mich schon, was solche Have-Fun-Sportarten bei Olympia zu suchen haben. Reiner Skizirkus! Wohl ambitioniert war man nach Sotschi gereist. Zurück in die Heimat geht’s mit nur zwei Medaillen. Die Verantwortlichen befürchten eine Kürzung der Gelder – bevor die Förderung richtig begonnen hat. Viel Fun, wenig Money!

Immerhin kamen am Ende doch noch 19 statt der erwarteten 30 Medaillen zusammen – und ein Platz sechs im Medaillenspiegel, der Nationenwertung. Die Winterspiele 2014 sind zu Ende. Und es bleibt die Frage, ob die Fördermittel für deutsche Athleten vielleicht nicht im Breitensport besser untergebracht wären.

Winterolympische Randnotizen

Schon gehen die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi dem Ende entgegen. Nach 67 von 98 Entscheidungen führt im Medaillenspiegel das deutsche Team knapp vor Norwegen und den Niederlanden, die besonders im Eisschnelllauf wie selten zuvor dominieren. Aber bis zum Sonntag wird sich da sicherlich noch einiges ändern. Hier einige Randnotizen zum bisherigen Geschehen.

    Putins Spiele: die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi/Russland

Ja, gegen dichten Nebel ist selbst Putin machtlos. Da musste u.a. im Biathlon der so genannte Massenstart der Männer über 15 km mehrmals abgesagt werden. Aber gegen Ruhestörer wie die Pussy-Riot-Mitglieder Tolokonnikowa und Aljochina samt dem Menschenrechtler Semjon Simonow gibt’s ja die Polizei. Diese und mindestens sieben weitere Aktivisten sind in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. „Am 16. Februar wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim Inlandsgeheimdienst FSB“, sagte Aljochina.

Nach eigenen Angaben wurde den beiden Frauen Diebstahl im Hotel vorgeworfen. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge, die Frauen hätten „gegen Meldeauflagen verstoßen“. Die Aktivistinnen sagten, sie hätten sich zum Zeitpunkt ihrer Festnahme nicht an Protestkundgebungen beteiligt. Die Polizei gab zunächst keinen Kommentar.

Inzwischen sind die beiden Pussy-Riot-Mitglieder wohl wieder auf freiem Fuß.

Den Plan, mindestens 30 Medaillen in Sotschi zu holen, hat die deutsche Delegation schon früh aufgeben müssen (inzwischen sind es gerade einmal die Hälfte). Sicherlich liegt es nicht nur an den Pleiten im Eisschnelllauf, Bobfahren und auch im Biathlon (immerhin erhofft man sich nun doch noch die eine oder andere Medaille, z.B. im 5000-m-Eisschnelllauf der Frauen heute ab 14 Uhr 30 – im Viererbob am Wochenende – oder in den Mannschaftswettbewerben im Biathlon, z.B. heute in der Mixed Staffel ab 15 Uhr 30). Besonders über die Leistung der Bobfahrer muss man geradezu erstaunt sein. Bei denen stimmt so gut wie nichts: die Startzeiten sind schlecht. Ungewöhnlich viele Fahrfehler kommen hinzu. Und auch das Material, also die Bobs selbst, soll nicht das Beste sein.

Es kommen einige Krankheitsfälle hinzu, die die Medaillenausbeute schrumpfen lassen. In der nordischen Kombination startete zwar gestern im Großschanzenwettbewerb der Normalschanzen-Olympiasieger Eric Frenzel. Trotz der Führung nach dem Skispringen war er durch eine Viruserkrankung doch stark geschwächt. So ließ er zunächst die Konkurrenz im 10-km-Langlauf auflaufen und musste vor dem Ziel abreißen lassen. Zwar ging damit das taktische Konzept auf, die in Lauerstellung verharrenden weiteren drei deutschen Sportler ebenfalls in die Führungsgruppe auflaufen zu lassen. Aber dann waren diese selbst so dusselig und behinderten sich kurz vor dem Ziel gegenseitig. Die beiden Norweger, die den Sieg unter sich ausmachen durften, wird’s gefreut haben.

    Sotschi 2014: dusselige deutsche Nordisch-Kombinierer behindern sich gegenseitig

Beim Riesenslalom verzichtete gestern Maria Höfl-Riesch wegen einer Erkältung auf ihren Start. Aber dafür fuhr immerhin Viktoria Rebensburg nach einem fulminanten zweiten Durchgang aufs Treppchen (Bronze).

Heute nun ist Felix Neureuther an den Start im Riesenslalom der Männer gegangen. Nach einem Autounfall litt er an einem Schleudertrauma. Nach der ersten der beiden Durchgänge liegt er nur auf Platz acht, allerdings noch in der Nähe des Silber- bzw. Bronze-Ranges. Der US-Amerikaner Ted Ligity, übrigens ein guter Freund Neureuthers, führt mit großem Abstand. Warten wir den 2. Durchgang, der um 11 Uhr 30 gestartet wird, ab. So oder so ist Neureuther beeinträchtigt.

Was wären die olympischen Spiele ohne die Exoten. Da wagen sich manche bessere Freizeitsportler auf Pisten und Bahnen, bei denen man als Zuschauer um deren Gesundheit fürchten muss. Zwei Namen stehen hier repräsentativ für all die Athleten aus Ländern, die wahrscheinlich noch nie oder sehr selten Schnee gesehen haben. Neben den Bobpiloten aus Jamaica sind das jener Bruno Banani vom Inselstaat Tonga, der eigentlich Fuahea Semi heißt (der Rest ist mehr oder weniger ein Werbegag) und immerhin Platz 32 (von 39) im Rennrodeln erreichte – und Vanessa-Mae. Ja, genau die: Neben Nigel Kennedy und David Garrett ist sie die bekannteste Violinistin, die zwischen Klassik und Rock für Crossover-Musik steht. Sie startet für Thailand unter dem Namen ihrer Vaters als Vanessa Vanakorn im Riesenslalom und Slalom – wurde gestern im Riesenslalom allerdings nur 67. und damit letzte der Läuferinnen, die in beiden Durchläufe das Ziel erreichten. Ihre Geige hatte sie übrigens nicht dabei.

Nachtrag: Felix Neureuther kann sich leider nicht verbessern und bleibt auch nach dem 2. Durchgang auf Platz 8. Das noch etwas zu reißen war, zeigte der Franzose Steve Missillier, der von Platz 10 auf den Silber-Platz vorfuhr. Der Vorsprung von Ted Ligety, der Olympiasieger wurde, schmolz doch bedenklich …