Kategorie-Archiv: Gerstengebräu

Alles zu Gebräu und Brand von Gerste und anderem Getreide

49-Euro-Ticket: Besichtigung der Ratsherrn-Brauerei, Hamburg

Zum Eintritt in mein Rentnerdasein vor nun schon über unglaublichen dreieinhalb Jahren bekam ich von zwei Kolleginnen (die eine die Leiterin der Dienststelle, die andere eine Abteilungsleiterin) neben vielen anderen Geschenken meiner Kolleginnen und Kollegen einen Gutschein für zwei Personen zur Besichtigung der Ratsherrn-Brauerei in Hamburg.

Leider kam dann Corona und andere eher kleinere Unwegsamkeiten, dann geriet die Einlösung der Gutscheine irgendwie auch in Vergessenheit. Aber dank des 49 €-Tickets (und da meine Frau nun auch seit einem halben Jahr in Rente ist) haben wir es endlich geschafft, den Gutschein einzulösen. Zunächst gab es eine Schwierigkeit, denn das Buchungssystem der Brauerei war inzwischen umgestellt worden und der Gutschein wurde als ‚ungültig‘ erklärt. Aber nach Rückfrage wurden uns dann die Tickets per E-Mail zugesandt. Und am 24. Mai war es dann soweit: Ab 18 Uhr besichtigten meine Frau und ich die kleine, aber erfolgreiche Brauerei im Hamburger Schanzenviertel.

Ratsherrn-Brauerei, Hamburg in den Schanzen-Höfen
Ratsherrn-Brauerei, Hamburg in den Schanzen-Höfen

Es wurde ein sehr angenehmer, unterhaltsamer später Nachmittag. Die Führung war eher kurz und schmerzlos, aber durchaus aufschlussreich. So gab es interessante Details zur Geschichte der Brauerei. Das Wesentliche war natürlich die Verkostung von fünf Bieren aus dem Sortiment der Brauerei. Es begann mit einem Zwickel, einem geschmacklich milden, sehr süffigen Bier. Weiter ging es mit dem Altonaer Rotbier mit einer besonderen malzigen Note. Als drittes Bier gab es ein Pilsener, genauer das Dry Hopped Pilsener, das zwar sehr hopfig ist, aber sich durch seine Fruchtigkeit von ’normalen‘ Bieren Pilsener Brauart doch wohltuend unterscheidet. Der jüngere meine Söhne bestätigte mir das später. Das Ratsherrn-Pilsener wäre das einzige Pils, was er mag.

Weiter ging es mit einem Küsten-IPA (India Pale Ale), ebenfalls mit viel Hopfen gebraut und mit 6,3 % vol. schon dicht an der Starkbiergrenze. Den Abschluss machte der Matrosenschluck, ein Weizen-IPA, der u.a. neben Weizenmalz auch mit Hafermalz und Orangenschalen gebraut ist: Das Bier ist sehr hell (‚Weißgold‘) und mit 6,5 % Vol. das stärkste der verabreichten Biere. Zu den Bieren wurde kerniges Brot gereicht, um den Einstieg des Alkohols ins Blut etwas in die Länge zu ziehen. 😉

Nach gut zwei Stunden endete dann der Umtrunk (wer wollte, durfte gern noch ein 6. Bier trinken). Leicht ‚angetüdelt‘, aber bestens unterhalten verabschiedeten wir uns dann.

Hiermit möchte ich mich natürlich bei meinen beiden ehemaligen Kolleginnen nochmals herzlich bedanken. Was lange währt, wird bekanntlich gut. Und so nach dreieinhalb Jahren habe ich dann auch noch einmal an meinen alten Arbeitsplatz und meine Mitstreiter und Mitstreiterinnen gedacht.

Hier einige Fotos von der Besichtigung (von meinem Facebook-Konto):

Saint Patrick’s Day 2022

Es gibt in diesen Tagen nicht viel zu feiern, eigentlich sogar gar nichts. Der Psychopath im Kreml (PiK, ich nenne ihn schlicht und kurz Pik sieben) wütet weiterhin und schickt seine jungen Männer in einen sinnlosen Krieg in die Ukraine, deren Städte zerstört, deren Menschen getötet oder schwer verletzt werden oder aus ihrem Land flüchten.

Trotzdem möchte ich den heutigen Tag, den Saint Patrick’s Day, nutzen, um auf die friedfertigen Völker – und die Iren gehören mit Sicherheit dazu – anzustoßen. In einem Schrank habe ich noch eine Flasche Connemara gefunden, einen Peated Single Malt Irish Whiskey (Peated steht für getorft, d.h. ein Peated Single Malt ist ein Whisk(e)y, dessen Gerste über Torfrauch getrocknet wurde. Die Elemente des verbrannten Torfs lagern sich dabei an dem Getreide ab und finden so beim Brennen den Weg in den frisch gebrannten Whisk(e)y).

Willi feiert seinen ganz eigenen Saint Patrick's Day 2022
Willi feiert seinen ganz eigenen Saint Patrick’s Day 2022

Nun so früh am Tag neige ich noch nicht zur Trunksucht. Aber heute Abend (kein Bier vor vier, kein Whisk(e)y vor sechs, also abends 18 Uhr) werde ich mir einen Tropfen von dem edlen Gesöff gönnen, allem Verdruss, den diese Welt uns zz. bereitet, zum Trotz!

Wodka zu Whisky

Eigentlich ist Whisky zunächst nichts anderes als unser guter Korn, der zu Maltwhisky aus Gerstenmalz (gebranntes Bier), zu Grainwhisky meist aus Weizen gebrannt wird. Als gute Norddeutsche kennen wir Korn in Kombination mit Bier als Lütt un Lütt, auch Lüttje Lage oder Herrengedeck genannt. Whisky wird erst zu Whisky durch seine Lagerzeit in Fässern. Dabei spielt das Holz und besonders sein früherer Inhalt, z.B. Sherry, die entscheidende Rolle für den besonderen Geschmack.

Der Effekt der Fasslagerung lässt sich nun im Miniaturformat und binnen kurzer Zeit nachstellen, mit Chips aus Naturholz. Verfeinert wird der so gereifte ‚Whisky‘ durch so genannte Botanicals, pflanzliche Aromageber in Form von Kräutern, Gewürzen und Früchten.

Grundlage ist ein neutraler Alkohol auf Getreidebasis., also z.B. ein guter Wodka aus Weizen. Es kann aber auch ein guter Doppelkorn sein.

Holzchips & 'Botanicals' aufgesetzter Whisky (Coffeine Kick & Hot Summer)
Holzchips & ‚Botanicals‘ aufgesetzter Whisky (Coffeine Kick & Hot Summer)

Zunächst wird der Alkohol (also Wodka oder Doppelkorn) für zwei bis zu vier Wochen mit den Holzchips aufgesetzt. Nach dieser Zeit werden die Chips herausgefiltert und der Alkohol für 24 Stunden mit den Botanicals befüllt. Danach auch diese Aromageber herausfiltern und die so entstandene Mischung nochmals für 12 Stunden kaltstellen. Fertig ist die Laube!

Das Gleiche gibt es u.a. auch für Gin. Ich habe einen entsprechenden Set DO YOUR WHISKY | DIY Infusion Set zum Herstellen meines eigenen ‚Whiskys‘ von meinen beiden Söhnen zu Weihnachten geschenkt bekommen und auch schon zwei 0,35 l-Flaschen mit Wodka in den Geschmacksrichtungen Coffeine Kick (u.a. mit Kaffee- und Kakaobohnen) sowie Hot Summer (mit Orangenschalen und Chili als Aromageber) aufgesetzt und inzwischen fertiggestellt, das Ergebnis: Natürlich lässt sich das nicht mit einem guten Single Malt Whisky aus Schottland vergleichen. Beim Hot Summer hatte ich die Chilischoten wohl auch etwas zu lang ziehen lassen, das Zeugs ist ziemlich scharf geworden. Auch kommt der Geschmack des Wodkas am Ende noch leicht heraus (etwas alkoholisch wie bei Grain-Whiskys). Ich will es erneut mit etwas geschmacksneutralerem Doppelkorn probieren. Insgesamt finde ich es aber ganz witzig, auf diese Art seinen eigenen Whisky zu kreieren. Wer also auf Whisky (in Maßen ist klar!) steht, der oder die können hier ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Dann mal Prost!

Thriller mit Tomaten

Abgeleitet vom Begriff der Massentierhaltung sprechen wir inzwischen von einer Massenbierhaltung, gern polemisch besetzt, wenn es um die Produktion von Bieren durch Großbrauereien geht. Hier läuft alles vollautomatisch. Im Grunde braucht es nur noch einen Braumeister, der von einer computergesteuerten Leitstelle den Brauprozess überwacht. Dagegen regt sich schon seit einigen Jahren Widerstand. Im Schatten dieser Großmacht entstanden und entstehen viele Craft-Beer-Brauereien. Das sind Bierhandwerker, die quasi gegen den Massengeschmack anbrauen und ihre eigenen Biere kreieren. Mittlerweile scharen diese jungen Enthusiasten eine wachsende Szene um sich, mit Netzwerken, Bierdegustationen, Bierworkshops, Läden und Publikationen. „Craft Beer ist das Gegengewicht zum Mainstream-Bier der Braukonzerne“, schreibt das Magazin „Hopfenhelden“ selbstbewusst.

Was in der Viehhaltung die Massentierhaltung ist, das sind die Monokulturen im Anbau von Nahrungspflanzen. Ganz vorn dabei ist der Anbau von Tomaten ‚made in‘ den Niederlanden. In diesen Tagen habe ich einen Thriller aus eben diesem Land gesehen, bei dem es um den virtuellen Diebstahl von Identitäten ging: Die Akte Bellicher aus dem Jahr 2012. Neben diesem durchaus interessanten Thema zeigte der Film auch Gewächshäuser und in diesen den Anbau von Tomaten.

Gewächshäuser mit Tomatenpflanzen in den Niederlande - aus 'Die Akte Bellicher', NL 2012
Gewächshäuser mit Tomatenpflanzen in den Niederlande – aus ‚Die Akte Bellicher‘, NL 2012

Tomaten aus den Niederlanden galten lange als wässrig und ohne besonderen Geschmack. Da mag sich inzwischen einiges getan haben. Der Anbau erfolgt schon aus klimatischen Gründen in Gewächshäusern. Neben dem Deichbau und der Abgewinnung von Land aus dem Meer sind die Niederländer Weltmeister im Gemüseanbau in Gewächshäusern. So nebenbei: Island ist klimatisch noch weniger für den Anbau von Tomaten geeignet – und deckt inzwischen einen Großteil seines Tomatenkonsums aus eigenen Gewächshäusern.

Zurück zu den Niederlanden: Heute werden rund 80 Prozent der Produkte im südlichen Teil Westlands in Gewächshäusern angebaut, in denen jede Menge Technik steckt – wie etwa beim Anbauunternehmen Duijvestijn Tomatoes. Dort biegen sich die Ranken der Pflanzen unter dem Gewicht ihrer roten, gelben, grünen und dunkelvioletten Früchte. Wer in die Gewächshäuser rein will, muss als Besucher aus Hygienegründen einen Schutzanzug tragen.

„Insgesamt hat die Anlage eine Länge von 13 bis 14 Metern und produziert etwa 33 Tomatenstauden“, sagt der Chef des Unternehmens, Ad van Adrichem.

Tomatenanbau in den Niederlande - aus 'Die Akte Bellicher', NL 2012
Tomatenanbau in den Niederlande – aus ‚Die Akte Bellicher‘, NL 2012

Damit erreichen die Gewächshäuser in Westland Erträge von 70 Kilogramm Tomaten pro Quadratmeter Anbaufläche. Das ist knapp das Zehnfache des durchschnittlichen Ertrags in anderen Ländern – Spanien oder Marokko zum Beispiel, wo die Gemüse auf offenen Feldern angebaut werden. Dazu kommt die niederländische Methode praktisch ohne Pestizide aus, und sie braucht im Vergleich zum Anbau draußen auch achtmal weniger Wasser.

Das klingt schon einmal ganz gut. Und doch fehlt solchen Tomaten ein wichtiger Faktor: Die Sonne! Die macht den eigentlichen Geschmack. Ich denke da an Urlaub in Südspanien oder auf Sizilien. Was dort an Tomaten auf den Markt kommt, das ist das, was ich unten schmackhaften Tomaten verstehe. Da muss nicht eine Tomate wie die andere aussehen. Im Gegenteil: Jede Tomate ist da gewissermaßen ein Unikat. Und bei uns? Im Herbst und noch in den Winter hinein gibt es die so genannte RAF-Tomate, die allerdings nicht billig ist (rund 10 € pro Kilo). Abgeblich kommt der Geschmack auch durch Salzwasser, mit dem diese begossen werden. Lieber warte ich aber auf einheimische Tomaten, wie z.B. die aus den Hamburger Vierlande.

So bin ich also von einem Thriller auf Tomaten gekommen. Was mag da noch so kommen ….? 😉

Dunkle Biere aus dem Frankenland (3)

Nach meinen bisherigen zwei Beiträgen zu dunklen Bieren aus dem Frankenland (Teil 1Teil 2) komme ich vorerst zuletzt zu weiteren vier dunklen Bieren aus Franken, die von ihrer Art etwas aus der Reihe tanzen. Da sind zunächst zwei Rauchbiere. Früher waren viele Biere Rauchbiere. Der Grund liegt in der Malzherstellung: Das Malz muss für die Bierherstellung getrocknet werden. Neben der Sonnentrocknung, die klimatisch nicht in allen Regionen möglich war, kam dabei ein offenes Holzfeuer zur Unterstützung der Darre zum Einsatz. Während andere Brauereien nach Erfindung des rauchfreien Malzes auf nicht-rauchige Biere umstellten, wurde die alte Tradition in Bamberg bis in die Gegenwart durchgehend bewahrt. Deswegen spricht man oft auch vom „Bamberger Rauchbier“. – Dann habe ich da ein naturbelassenes Dunkelbier und zuletzt ein Bier von Apostelbräu, wo alte Getreidesorten ‚verflüssigt‘ werden, hier ein Bier bestehend zu großen Teilen aus Hafermalz.

Vier dunkle Biere aus Franken (3)
Vier dunkle Biere aus Franken (3)

1. Aecht Schlenkerla Rauchbier Weizen der Brauerei Heller, Bamberg, 5,2 % Vol.

Pate für dieses Bier stand der Volksmund. Er nannte einen früheren Brauer des Hauses wegen seines schlenkernden Gangs, der die Folge eines Unfalles war, einfach „das Schlenkerla“ und verlieh diesen Namen auch dem seit Jahrhunderten bestehenden Brauhaus. Obwohl mittlerweile die sechste Schlenkerla-Brauer-Generation am Faß steht, ist es dabei bis heute geblieben.

Dieses Bier ist ein sehr dunkles, herbwürziges, untergäriges Märzenbier mit 13,5 % Stammwürze, das entspricht einem Alkoholgehalt von 5,2 %. Vol. Rauchbiere sind nicht jedermanns Sache. Hierbei handelt es sich zudem um ein rauchiges Weizen, wie ich es bisher noch nicht getrunken habe. Der rauhige Geschmack hält sich aber in Grenzen, sodass ich es als Einstieg in die Welt der Rauchbiere gern weiterempfehlen möchte.

2. Rittmayer Hallerndorfer Rauchbier 5,0 % Vol.

Ähnlich verhält es sich auch mit diesem Rauchbier. Dieses kupferfarbene Bier zeichnet sich durch animierende Frische und eleganten Einsatz von Rauchmalz aus. Es ist eine harmonische Verbindung von fruchtigen Malznoten, feiner Hopfenbittere und dezenter Rauch- und Röstaromatik.

3. Aktien Landbier fränkisch Dunkel – Bayreuther Bierbrauerei – naturbelassen – 5,3 % Vol.

Dieses Landbier ist ein untergäriges Vollbier, kernig und vollmundig im Geschmack, naturbelassen und daher leicht trübe. Gebraut wird es mit quellfrischem Fichtelgebirgswasser. Zunächst ist es leicht röstmalzig in der Nase – im Antrunk dann frisch und leicht. Geschmacklich kommt es leicht rezent und röstmalzig mit Karamellnote rüber, wird im Abgang angenehm herb nach Aromahopfen.

4. Schwarzer Hafer – Apostelbräu 4,8 % Vol.

Von Apostelbräu habe ich vor einiger Zeit u.a. auch das Roggenbier probiert. Ich gestehe, dass das nicht ganz nach meiner Nase war, obwohl ich z.B. Roggenbrot ganz gern esse. Aber ich stehe auch auf Hafer. Und dieses Bier, das neben Bio-Gerstenmalz mit speziellem Schwarzhafer veredelt wurde, trifft schon eher meinen Geschmacksnerv. Im Glas zeigt sich dieses Schwarzbier tief dunkelbraun mit mittelporigem, recht kurzlebigem Schaum. Wie bei vielen Apostelbräu-Spezialitäten stehen auch hier wieder säuerliche Aromen im Vordergrund. Zusätzlich haben wir aber auch einen tollen malzigen Duft in der Nase, der an Schokolade und Kaffee erinnert. Der spritzige Antrunk beginnt mit schöner Citrus-Säure. Danach schlagen langsam die Malze zu und bringen dezente, malzige Röstaromen mit einer gewissen Cremigkeit ein. Insgesamt dominiert jedoch die säuerliche Note.

Irgendwo wurden die Biere von Apostelbräu auch als ‚Müslibiere‘ bezeichnet, nun ja. Hier versucht sich eine Brauerei an alten Getreidearten – und heraus kommen Biere, die eben nicht alltäglich sind. Wer dunkle Biere mag, dem sei dieses Bier durchaus anempfohlen. Und wen der Hafer sticht … 😉

Dunkle Biere aus dem Frankenland (2)

Nachdem ich in diesem Blog bereits vier dunkle Biere aus dem Frankenland vorgestellt habe, möchte ich heute auf weitere vier nach meinem Geschmack sehr leckere Biere kurz zu sprechen kommen. Wer wie ich gern diese Mischung aus süffig-malzigen und herb-hopfigen Geschmacksnoten mag, der wird auch diese Biere mögen. Und wieder geht es um Biere aus Franken, dort, wo die Brauereidichte besonders groß ist.

Vier dunkle Biere aus Franken (2)
Vier dunkle Biere aus Franken (2)

1. Hirschentrunk der Brauerei Kraus in Hirschaid bei Bamberg 5,5 % Vol.

Es fängt schon gleich ganz gut an: Dieses Bier hat eine schöne kastanienbraune Farbe und malzig rauchige Aromen, die in die Nase steigen. Der Antrunk mäßig rezent mit leichten Rauchnoten, wobei die süsslichen Malze auch noch zu schmecken sind. Der Körper ist recht schlank, im Abgang kommen dann ein paar Hopfennoten zum Vorschein, wobei auch die Rauchnote erhalten bleibt.

2. Maria Ehrenberger Pilgerstoff aus der Rhön – untergäriges Märzenbier 5,2 % Vol.

    „Den Ehrenberg hinauf pilgert ein langer Zug,
    erst zur Kirch und dann zum Krug.“

    pilgerstoff.de

Dieses Bier ist benannt nach der traditionsreichen Pilgerstätte in der Rhön, an deren Fuße das Hochstiftliche Brauhaus in Bayern/Motten liegt. Eine ganz besondere Bierspezialität – nicht nur für durstige Pilgerkehlen! Nach alter Tradition reift der Pilgerstoff im kalten Lagerkeller mindestens acht Wochen zu einem vollmundigen und perfekt abgerundeten Meisterstück heran. Die urige Bierspezialität präsentiert sich in einer klaren Optik von dunklem Bernstein mit samtig weicher Schaumkrone. Er begeistert mit seinem kräftig würzigen Körper, der leichte Anklänge von Röstmalznoten zeigt. Gleichzeitig ist er frisch im Antrunk und vollendet harmonisch im Abgang. Am besten schmeckt dieses Bier aus einem Steinkrug.

3. Brauerei Simon Spezial 5,6 % Vol. – Lauf a. d. Pegnitz

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei diesem „Simon Spezial“ um eine nicht ganz alltägliche, handwerklich gebraute Spezialität. Auserlesene Spezialmalze verleihen dem Bier einen kräftigen und würzigen Geschmack, mit dem auch die intensive Farbnote gut harmoniert. Eben ein typisches und uriges Vollbier aus einer fränkischen Kleinbrauerei.

4. Vierzehnheiligener Nothelfer der Brauerei Trunk: Export dunkel 5,1 % Vol.

Allein der Name dieses Bieres ist köstlich zu nennen. Das Urbier der Franken leuchtet in der Farbe einer intensiven Roßkastanie mit feurigem Rotstich. Über dem klar filtrierten Gerstensaft steht ein cremefarbener, fein- bis mittelporiger Schaum. Im Geruch entfalten sich Malz-, Getreide- und Brotaromen, unterlegt von Röst- und Toastnoten sowie Anklängen von Apfel, braunem Zucker und Süßholz. Angenehm weich und süß fließt es beim ersten Schluck in den Mund. Anschließend offenbaren sich auch hier Getreide-, Brot- und Röstaromen, gefolgt von Schokolade, Espresso, Karamell und Paranuss – mit einer präsenten Bittere im Abgang.

Ich weiß nicht, welches dieser Biere hervorzuheben wäre. Alle dieser vier sind schon von der Farbe her ein Genuss fürs Auge. Und in Maßen getrunken sind sie alle Köstlichkeiten für den Liebhaber dunkler Biere.

Dunkle Biere aus dem Frankenland (1)

Leider hat der Getränkehändler meines Vertrauens seit geraumer Zeit geschlossen. Er ist in Rente gegangen, was ihm gegönnt sei, und hat keinen Nachfolger gefunden. So muss ich ‚ausweichen‘ und kaufe (wenn ich nicht gerade in Hamburg shoopingmäßig unterwegs bin) bei einen Getränkemarkt namens HOL‘AB ein, der in meinem Wohnort eine Filiale betreibt. Dieser muss einen guten Draht zum Frankenland haben, denn das Angebot an fränkischen Bieren ist überraschend groß. Franken ist neben dem Wein für sein Bier bekannt. Der Bezirk Oberfranken besitzt die höchste Brauereidichte Deutschlands und der ganzen Welt. In Franken befinden sich daher die meisten Brauereien Bayerns, die meisten Brauereien sind jedoch klein.

Da ich (und seit Neuestem auch wieder meine Frau) gern dunkle Biere bevorzuge, da tut sich hier ein hopfig-malziges Getränkeparadies auf. Einige dieser Biere möchte ich Euch heute vorstellen. Alle stammen aus kleinen Brauereien, die teilweise über Generationen in Familienbesitz sind. Hier die ersten vier dunklen Biere aus Franken:

Vier dunkle Biere aus Franken (1)
Vier dunkle Biere aus Franken (1)

1. Vollbier der Brauerei Meister aus Unterzaunsbach/Franken – 4,9 % Vol.

Heute muss eine Brauerei über ein breites Sortiment verfügen, um auf dem Markt zu bestehen. Muss? Der Brauerei Meister genügt ein Bier, das zudem nicht auf einen wohltönenden Namen hört, sondern schlicht nur Vollbier heißt. Wie der Titel dieses Artikels besagt: ein dunkles Vollbier! Die Brauerei ist klein, aber fein. Und das Bier ist kastanienbraun und leicht trüb. Der Schaum hingegen weiß und feinporig. Man riecht viel Malz. Im Antrunk ist es ebenfalls malzig. Das Mundgefühl erkennt einen vollmundigen, würzigen Körper, dazu Malz und Karamell. Im Abgang dann hopfig herb und noch ganz leichte Malzsüße als Unterlage. Was soll ich sagen: Dieses Bier ist ganz nach meinem Geschmack. Hopfen und Malz sind in wunderbarer Balance. Nicht zu süß und nicht zu herb. Süffig wird das wohl genannt.

2. Braunbier Schinner aus Franken – 5,4 % Vol.

Eigentlich ist die Bezeichnung Braunbier (Bier nur aus Gerste) nur zur Unterscheidung zu Weißbier (gebraut aus Weizen und Gerste) in Gebrauch. Hier dürfte aber auch die Farbe eine gewisse Rolle spielen. „Himmel, welch ein Bier!“ urteilte bereits Ende des 18. Jahrhunderts der Dichter Jean Paul (in diesem Blog auch schon öfter zu finden) über dieses köstliche, fränkische Braunbier. Erfrischende Kaffeenoten, die leicht ausgehopft sind, machen einem leichten Karamellgeschmack Platz. Die malzige Spritzigkeit spielt im Körper eine leichte Obstung in Richtung Pflaume/Aprikose an. Jean Pauls Anrufung des Himmels ist berechtigt!

3. Weißenoher Bonifatius Dunkel – 5,1 % Vol.

Eigentlich weiß ich gar nicht, welches der hier aufgeführten Biere mir das liebste sein soll. Alle schmecken mir, der dunkle, malzige Biere liebt, ausgesprochen gut. Dieses dunkle Bier ragt vielleicht millimeterweise hervor. Es ist (wie die anderen) ein kräftiges, aber süffiges dunkles Landbier – Kräftig im Trunk mit angemessener Bittere und einem angenehmen Röstaroma. Farblich ist es ein wahrer Augenschmaus: tiefbraun mit deutlich erkennbarem Rubinstich im Gegenlicht. Der hellbraune Schaum ist üppig, sehr feinporig und hält sich lang. Erwartungsgemäß schmecke ich sattes Malz, das allerdings durch intensive Röstmalznoten bereichert wird, die in Richtung Kaffee gehen und leichte Aromen von Lakritz aufweisen. Der Antrunk ist leicht säuerlich und ebenfalls mit einer ausgeprägten Röstnote versehen Die Einflüsse von Kaffee und Schokolade sind markant, dazu ein paar Sprenkel Dörrobst. Zum rundum gelungen Gesamtbild passt auch die angenehm dosierte Rezenz. Der Abgang ist unheimlich lang, noch nach Minuten hat man diese ausgeprägte Röstnote am Gaumen. Also mir schmeckt so ein Bier!

4. Krug-Bräu dunkles Lager – 5,0 % Vol.

Zuletzt noch ein weiteres ganz bodenständiges Bier. Wie gesagt: In Franken gibt es viele kleine Brauereien. Und so hört auch zu dieser Brauerei in Waischenfeld in Oberfranken ein Gasthof mit preiswerten Zimmern (und einem reichhaltigen Frühstück). Grad ein Bier am Morgen muss es dann vielleicht doch noch nicht sein. Dieses Bier hat eine braune Farbe, die braunrötlich im Licht schimmert, und ist vollmundig, würzig, kernig malzig mit einer dezenten Süße: Röstmalziger Geruch legt Noten von dunkler Bitterschokolade frei. Milder und malziger Antrunk mit leichter Süße und mit Noten von Karamell. Würze und röstmalzige Noten von dunkler Bitterschokolade und Kaffee im Mittelteil. Hopfenherbe entwickelt sich zum Abgang hin. Der Nachgeschmack ist zuerst malzig mit leichter Süße und mit Noten von Karamell, dann würzig und röstmalzig mit Noten von dunkler Bitterschokolade und Kaffee und zum Ende hin hopfigherb, bitter und leicht röstig-säuerlich.

So kann (und wird) es weitergehen. Demnächst komme ich zu Hirschentrunk, Pilgerstoff und Nothelfer. Auch Rauchbiere werden dabei sein. Lasst Euch überraschen.

Früherziehung?!

Wer mit der Fähre auf der Hallig Langeneß ankommt, findet nach kurzer Strecke das Gasthaus Hilligenley auf der rechten Seite. Gleich dahinter befindet sich in einem reetgedeckten Haus die Kindertagesstätte „Die Wattwürmer“.

Als ich mit meiner Familie während unseres einwöchigen Urlaubs auf Langeneß an dieser Kita vorbeikam, musste ich natürlich den Eingang zu diesem Haus fotografieren. Aber was musste ich da Fürchterliches feststellen? Die Tür zur Kita stand offen. Und im Flur waren zwei Kästen Flens zu sehen. Wird hier also die äußerst fragwürdige Früherziehung der Halligkleinkinder zum Alkoholismus betrieben? 😉

‚alkoholische‘ Früherziehung?!

Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 19 bis 24

Nun es dauerte etwas, bis ich auch die restlichen sechs Türchen (19 bis 24) an meinem gerstensaftig-hopfigen bzw. weizenmalzig-hefigen Adventskalender geöffnet und die dahinterliegenden Inhalte verköstigt hatte. Mir kamen der Weihnachtsurlaub mit meiner Familie und auch noch einige andere bierbraumeisterliche Überraschungen dazwischen. Hier nun aber …

19. Odin-Trunk Biermischgetränk mit Honig – Schloßbräu Craft-Bier-Brauerei Fürstlich Dehna, Luckau – 5,4 %

Also kein reinheitsgebotsmäßiges Bier, das da aus dem Landkreis Dahme-Spreewald in Niederlausitz/Brandenburg kommt. Mit den alten germanischen Göttern hat es man so, wie das Bier der Götter aus dem Örtchen Wacken (genau das, wo es lauter als in der Hölle ist) beweist. Dazu aber später mehr (meine Söhne haben mich mit einem Karton des Wacken-Bieres zu Weihnachten überrascht).

Ohne Zweifel ist der Odin-Trunk ein Bier von erstaunlicher Komplexität mit festem Schaum, golddunkelfarbend, vollmundig und für mich leider eine Spur zu honig-aromatisch-süß. Nichts gegen Honig, aber man sollte es den Bienchen lassen. Vielleicht ist das ein Bier für süße Schleckermäule.

20. Bayreuther Hell 4,9 % Vol. – Bayreuther Bierbrauerei (Bayreuther Brauhaus)

Von den nächsten und letzten fünf Bieren sind drei Helle aus Bayern zu finden. Wie wohl schon erwähnt: Im Gegensatz zu hellen Bieren aus Norddeutschland (Jever, Flensburger oder auch Dithmarscher) so sind solche Biere aus Bayern meist weniger herb und dafür umso süffiger. Das Hell aus Bayreuth überrascht dabei durchaus mit einer ausgewogenen Hopfenherbe. Oder wie der Braumeister aus der oberfränkischen Stadt der Richard-Wagner-Festspiele zu sagen pflegt: ehrlich, frisch und würzig.

21. Helles Vollbier – Hofbräuhaus – 5,1 % Vol.

Nicht unbedingt für uns Deutsche, selbst nicht für die meisten Bayern, dafür umso mehr für viele ausländische Touristen ist das Hofbräuhaus in München der Inbegriff deutscher Saufkultur (die CSU-Spezis reden da eher von ‚deutscher Leitkultur‘). Wer nach München kommt, findet sicherlich geeignetere Lokalitäten, um bayerische Biere zu genießen. Das hielt mich aber nicht davon ab, das Helle aus dem Hofbräuhaus zu genießen. Hier gilt Ähnliches wie für viele der bayerischen hellen Biere: Es schmeckt frisch und spritzig, ist also süffig und überrascht mit einem durchaus deutlichen Hopfenaroma.

Bierkalender 2016: 19. bis 24. Türchen

22. TAP 4 – Schneider Weisse – Meine Festweisse – für festliche Höhepunkte – 6,2 % Vol. – Hefeweissbier

Das Schneider Bräuhaus aus München ist bekannt für seine Weissbiere, die wir hier im hohen Norden durchaus auch als Weizenbiere benennen dürfen. Schneider und Weissbier – das ist Schneider Weisse. Inzwischen auch für uns Norddeutsche ein Inbegriff.

Und so kommt aus dem Hause Schneider eine Vielzahl an Weissbieren, gewissermaßen für jeden Anlass eines. Für einen festlichen Höhepunkt wie das Weihnachtsfest ist das TAP 4 – meine Festweisse gedacht. Ganz Bio aus Gersten- und Weizenmalz mit den Hopfensorten Neuseeländischer Cascade und Hallertauer Tradition gebraut, natürlich auch aus dem Bio-Anbau.

Dieses Weissbier kommt mit frisch-herber Note und leuchtend-goldener Farbe daher. „Ein Hauch von Frühlingsfrische“ kann auch im Winter nicht schaden. Mit 6,2 % Vol. steht dieses Bio-Hefeweizen ordentlich im Glas. Aber diese Stärke hat Tradition, denn bis 1944 wurde es als Oktoberfestbier ausgeschenkt und musste entsprechend der Maßgabe kräftig sein. Es ist also kein klassischer Weizenbock, sondern ein kräftiges Weizen.

23. Antoniter Bayerisch Hell – 5,0 % Vol. – Kaiser Bräu, Neuhaus an der Pegnitz

Noch ein Helles und noch ein Bier aus dem Fränkischen. Auch hier ist es ein ordentlich erfrischendes Bier, prickelnd weich mit angenehm leicht herbem Hopfen und etwas Zitrus, also süffig. Also okay, viel mehr dann aber auch nicht.

24. Königl. Festtags-Bier – 5,6 % Vol. – König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg

Ein König Ludwig dunkel habe ich mir auch schon vor Ort in Kaltenberg bei den Ritterturnieren gegönnt. Und bei meinem Getränkehändler gab es auch immer einen Kasten davon. So war ich neugierig, das Königliche Festtagsbier kennenzulernen, das nur zur Weihnachtszeit gebraut wird.

Ohne Zweifel ist es ein edles Spezialbier. Kräftig in der Farbe und feinwürzig im Geschmack eignet es sich besonders gut zu kräftigen Gerichten, wie diese oft zu Weihnachten auf den Tisch kommen. Malz und Hopfen harmonisieren auf für mich wunderbare Weise. Und so muss es nicht unbedingt die fette Weihnachtsgans oder der Silvesterkarpfen sein, um mir so ein Bier gefallen zu lassen.

Nun die Inhalte meines Adventskalenders sind vertilgt und haben neben viel Üblichen durchaus auch die eine oder andere Überraschung parat gehalten. Zuhause im Keller steht so noch ein fast voller Kasten Weltenburger Winter-Traum, zudem die Biere der Götter sowie von der Weihnachtsreise übrig gebliebene Craftbiere diverser Herkunft. Da darf der Winter endlich kommen. Ich bin bestens eingedeckt …

Hier auch noch einmal die ersten jeweils sechs Türchen meines Bieradventskalenders 2016:

Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 1 bis 6
Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 7 bis 12
Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 13 bis 18

Und zuletzt noch einmal ein Rückblick auf meinen Bieradventskalender aus dem Jahr 2014:

Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 1 bis 12
Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 13 bis 24

Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 13 bis 18

Nach den Türchen 1 bis 6 und 7 bis 12 fand ich in den weiteren sechs Türchen meines Adventskalenders folgende Biere:

13. Kupferstich Rotbier – 4,9 % Vol. – Brauerei Wagner, Merkendorf – seit 1797

Wieder ein Bier aus Franken – aus Merkendorf in der Nähe von Ansbach, also unterhalb von Nürnberg.

Original Nürnberger Rotbier wird bereits seit dem frühen Mittelalter dort nach eigenen Braugesetzen gebraut. Seit 1530 wurde auch das obergärige „weiße Bier“ gebraut. Im Gegensatz zum obergärigen Weißbier handelt es sich beim Rotbier um ein untergäriges Bier, das ausschließlich mit Gerstenmalz gebraut wurde.

Seine leuchtend rötliche Farbe bekommt das Bier von einer speziellen Malzmischung. Das Bier hat ein fruchtig-hopfiges Aroma, bleibt aber in seinem Charakter nach meinem Geschmack etwas blaß. Mir fehlt etwas die Vollmundigkeit.

14. Weihenstephaner Vitus – helles Weizenbock 7,7 % Vol. , Staatsbrauerei Weihenstephan, Freising

Dieser helle Weizenbock “Vitus”, durchzogen von feiner Hefe und mit einem cremigen Schaum, ist eine Bierspezialität, die durch die extra lange Lagerung eine ausgewogene Vollmundigkeit und einen runden Charakter besitzt. Der fruchtige Duft getrockneter Aprikosen gesellt sich zu Aromen von Zitrusfrüchten, Gewürznelken und einem Hauch Banane. Vollmundig und prickelnd erzeugt die fein eingebundene Kohlensäure ein moussierendes Mundgefühl. Somit schmeckt der “Vitus” nicht wie ein typisches Starkbier, sondern gleicht eher einem edel-fruchtigen Weißbier.

So ein Weißbier lässt sich auch gut in der Winterzeit trinken.

15. Sebaldus Weizen – Nürnberg – dunkles Hefe – 6,0 % Vol. – Tucher Traditionsbrauerei (vormals Königlich-bayerisches Weizenbräuhaus zu Nürnberg)

Wieder ein fränkisches Bier und wieder ein Weißbier bzw. Weizenbier, wie wir es hier in Norddeutschland nennen. Benannt nach dem Schutzpatron der Stadt Nürnberg, St. Sebaldus – ist dieses karamelligdunkle Bier mit extra hohem Stammwürzegehalt und viel Hefe eingebraut. Dunkel, schön sämig, einzigartig würzig und röstaromatisch im Geschmack (mit Röstmalzbier).

Bierkalender 2016: 13. bis 18. Türchen

16. Räuber Bock – 7,5 % Vol. – aus dem Hochspessart (Unterfranken) – Bürgerliches Brauhaus Wiesen

Der Wiesener Räuberbock leuchtet mit einer bernsteinartigen Farbe und Rubin roten Reflexen aus dem Glas. Der cremig weiße Schaum steht feinporig und fest über der aufsteigenden Kohlensäure. In der Nase sind die feinen Düfte von Caramel und Malz zu erahnen. Die Kohlensäure ist durch die über 3 monatige Reifung im Lagerkeller unglaublich elegant zwischen dem zu erschmeckenden warmen alkoholischen Körper und feinen Nuancen von wiederum Carmal und süßen Aromen eingebettet.

Abgerundet wird dieses Sinneserlebnis von blumigen kaum wahrnehmbaren Hopfenaromen. Saisonal erhältlich ab Oktober so lange der Vorrat reicht! Ich habe immerhin eine Flasche ergattert und durfte mich eines Bieres nach meinem Geschmack erfreuen.

Gestern sprach ich mit einem Arbeitskollegen aus München, der mir sagte, dass die Brauereidichte in Franken höher wäre als im Rest-Bayern, wo die Anzahl von Brauereien schon sehr hoch ist. In Franken gibt es noch viele kleine Brauereien. Die ‚Dichte‘ an Bieren aus dem Frankenland in meinem Adventskalender ist daher nicht ohne Grund ebenfalls so hoch …

17. Hasen hell – 5,0 % Vol. – Hasen Bräu in Augsburg – seit 1464 – untergärig hell: Einfach, ehrlich, echt.

Diesmal ein helles Bier aus ‚Rest‘-Bayern. Wie eigentlich typisch für helle Biere aus Bayern, so ist dieses Bier fein süffig und eignet sich bestens für eine Brotzeit (Abendbrot). Hopfen und Malz ergänzen sich großartig. Kein Knaller, aber ein Bier, das den Durst auf angenehme Weise zu löschen versteht.

18. Hirschen-Trunk – 5,5 % Vol. – Brauerei Kraus, Hirschaid

Mit diesem Bier kehren wir nach Franken zurück, diesmal nach Oberfranken in die Nähe von Bamberg. Hier in Hirschaid wird der Hirschen-Trunk gebraut, ein dunkles, vom Geschmack her rauchiges Bier. In Bamberg und Umgebung werden wohl heute noch viele Rauchbiere gebraut. Und so ein Bier ist wirklich so eine Sache. Also mein Geschmack ist es nicht. Es erinnert sehr an fleischliche Räucherware, die ich eigentlich mag (z.B. Salami und Schinken), aber in flüssiger Form dann doch Gewöhnungssache ist. Nun ich bin durchaus ‚weltoffen‘ und habe mir dieses Bier in Ruhe einverleibt. Aber die eine Flasche war dann auch genug. Ein Fan werde ich wohl nicht von Rauchbier.

Soviel zu diesen sechs weiteren Türchen im Adventskalender. Für die restlichen sechs Biere bis Heiligabend werde ich mir wohl etwas mehr Zeit lassen müssen. Dazu dann Anfang des nächsten Jahres meine Einschätzung. Gespannt bin ich aber schon, was da noch auf mich zukommt. Bis dahin wünsche ich viel Durst und sage erneut Prost!

Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 7 bis 12

Nach den ersten sechs Türchen hier die weiteren sechs, die so manche gelungene Überraschung bereithielten.

7. Ayinger Urweisse – 5,8 % Vol.

Nach dem Kirtabier am 5. Tag bereits ein weiteres Bier der Brauerei Aying – Franz Inselkammer KG – Privatbrauerei seit 1898: ein Weißbier oder wie man bei uns sagt: Weizenbier – das Ayinger Urweisse, das aus feinstem dunklem Weizen- und Gerstenmalz gebraut wird und durch die edle Bernsteinfarbe, eine außerordentliche Schaumfestigkeit und den unverkennbar obergärigen, hefigen und malzaromatischen Geschmack besticht.

Okay, ich trinke ein Weißbier lieber im Sommer, wenn es warm ist und ein Bier wie das Ayinger Urweisse mit seinem fruchtig-herben Körper mit Anklängen von Orangen- und Bananen-Aromen und mit einer prickelnden Rezenz und einer geringen Bittere erfrischt. Geschmacklich überzeugt dieses Bier durch die Verbindung von Weizenfrische und dunklem Malz.

8. Mittenwalder Weihnachtsbock dunkel 7,1 % Vol. – Brauerei Mittenwald – Privatbrauerei seit 1808

Ein Bier aus dem Werdenfelser Land. Da musste ich natürlich erst einmal an Grainau denken, wo ich mit meiner Familie mehrmals, zuletzt 2012, Urlaub gemacht habe. Während Grainau westlich von Garmisch-Partenkirchen liegt, findet man Mittenwald in etwa gleicher Entfernung östlich davon. Von hier stammt also dieser Weihnachtsbock dunkel, ein kräftig würziges Bier, das mindestens zwei Monate gelagert wurde. Also ein Bier für mich, den Liebhaber dunkler Bockbiere, der es kräftig und malzig mag, Deshalb auch etwas mehr …

Zunächst ist es die dunkelrote Farbe des Bieres bei einer hell-braunen Schaumkrone. Aber das kenne ich von anderen Bieren dieser Art. Der Geruch und auch der Antrunk verheißt viel Süße. Eine satt malzige Note sorgt dabei für das besondere Etwas. Erst nach und nach kommt der Hopfen zum Tragen und sorgt für die gewisse Würzigkeit. So ganz mögen sich Malz und Hopfen nicht zu tarieren. Das finde ich bei anderen Bieren gelungener. Trotzdem ist dieser Weihnachtsbock der erste wirkliche Höhepunkt aus meinem Adventskalender. Ich sollte bei einem weiteren Grainau-Urlaub unbedingt auch Mittenwald besuchen.

Übrigens ist die Brauerei Mittenwald Deutschlands höchstgelegene Privatbrauerei.

9. Ayinger Celebrator Doppelbock 6,7 % Vol. – dunkles bayerisches Starkbier

Mit dem neunten Türchen öffnete sich schon die dritte Flasche Bier der Ayinger Privatbrauerei aus dem Herzen Bayerns. Und da es sich um edlen Stoff handelt, so wird dieser auch nur in die kleineren 0,33-l-Flaschen abgefüllt: Ayinger Celebrator Doppelbock. Es ist ein Starkbier, das man eigentlich nur in der vierzigtägige Fastenzeit bis Ostern trinkt. Aber Traditionen hin und Traditionen her, man gönnt sich ja sonst nichts: Jetzt wird ein solches Starkbier (mit der Endung –ator) zu jeder Jahreszeit angeboten und darf auch in der Vorweihnachtszeit nicht fehlen.

Dieser vielfach ausgezeichnete Doppelbock ist das Dessertbier unter den Bieren aus Aying. Seine tiefe Mahagoni-Farbe tendiert ins Rubinrot. Der sensationell feste Schaum ist umgeben von nussig-karamelligem Duft und einem Hauch von Zedernholz. Ein samtweicher, voller Körper wird begleitet von würzigen Geschmacksnoten im Abklang. Für einen Liebhaber dunkler Bockbiere ist ein solches Bier natürlich ein Genuss und muss dabei mit Bedacht getrunken werden.

Bierkalender 2016: 7. bis 12. Türchen

10. Altfränkisch Klosterbier – Weißenoher Klosterbrauerei – 5,1 % Vol

Nördlich von Nürnberg liegt Weißenohe und dort die Weißenoher Klosterbrauerei, die durch ein umfangreiches Biersortiment herausragt. So gibt es hier spezielle Craftbiere und – man höre und staune: ein Cannabis-Bier. In meinem Adventskalender fand ich ‚nur‘ einen fränkischen Klassiker: ein altfränkisch Klosterbier.

Altfränkisch steht eigentlich für altmodisch, antiquiert. Was die Braukunst anbelangt, soll uns das aber nicht schrecken. Und so findet sich hier ein bernsteinfarbenes und vollmundiges Bier, in dem Malz und Hopfen wunderbar zusammen harmonisieren. Zur Brotzeit resp. zum Abendbrot passt das Bier bestens. Und es macht irgendwie neugierig auf weitere Biere dieser Brauerei (noch hat der Adventskalender 12 weitere Türchen).

11. Tucher Urbräu – Nürnberger Hell – 4,9 % Vol. – seit 1672

Biere von Tucher kenne ich von Aufenthalten in Nürnberg und aus früheren Zeiten her: Mein ehemaliger Schwager bevorzugte Tucher. Das Urbräu – Nürnberger Hell ist wohl Tuchers älteste Biersorte in bester Nürnberger Brautradition. Der Hallertauer Hopfen „Tradition“ verleiht dem Bier seine feine Bittere, während ausgewählte helle Malze für ein brillantes Farbenspiel im Glas und den vollmundigen Charakter mit süffig-milder, leicht süßlicher Note sorgen.

Auch wenn ich mich wiederhole: ich mag mehr die dunklen Biersorten, die hellen sind mir meist zu bitter – besonders, wenn die Biere aus Norddeutschland stammen. Die hellen Biere aus Bayern (und Franken gehört nun auch dazu) sind dagegen eher vollmundig, also süffig. Wie sagt man so schön: Dieses Bier lässt sich trinken, wenn’s auch keine eigentliche Besonderheit ist.

12. Schwarze Kuni – schwarzer Weizenbock mit feiner Hefe – 7,0 % Vol. – Brauerei Simon – Lauf a.d. Pegnitz, Bayern – privat gebraut – seit 1875

Lauf an der Pegnitz liegt in Mittelfranken. Mein Adventskalender hat es mit Bieren aus Franken. Das Wahrzeichen der Stadt Lauf ist der Kunigunden-Berg mit der Kunigunden-Kirche. Ihren Namen verdanken sie der Kaiserin Kunigunde, nach der auch der dunkle Weizen-Bock der Brauerei Simon benannt wurde: Schwarze Kuni.

Der Name ist für einen dunklen Weizenbock sicherlich etwas kurios. Aber Namen sind bekanntlich Schall und Rauch und dienen nur dem Wiedererkennen. Obwohl ich kein ganz so großer Freund von Weizen- bzw. Weißbieren bin, so bin ich mit diesem Bier gern bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen.

Okay, ein Weizenbock ist noch lange kein Weißbier, so wie ein Doppelbock kaum mit einem normalen Bier konkurrieren kann und soll. Die gute ‚schwarze Kuni‘ ist auch nicht mein erster Weizenbock. Aber was fasele ich da:

Im Geruch findet sich bereits eine deutliche Hefenote und Karamellsüße. Im Geschmack überwiegen zwar deutlich die Dunkelmalze, die aber mit dem Weizenmalz wunderbar harmonieren. Die 7% vol-Alkohol halten sich geschmacklich dagegen im Hintergrund. Das Bier ist stimmig, rund und weich am Gaumen und besticht durch einen lang anhaltenden Abgang. Die lange Reifezeit verleiht dem Bier Eleganz und Finesse. Es ist durchaus ein Craftbier ohne diesen Namen zu tragen. Lecker!
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Hier noch einmal ein Rückblick auf meinen Bieradventskalender aus dem Jahr 2014:

Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 1 bis 12
Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 13 bis 24

Noch sind 12 Türchen geschlossen. Aber es hat schon etwas, am Abend in den Keller zu gehen und zu schauen, welche gehopfte Überraschung da auf mich wartet. Es darf gern so weitergehen …