Archiv für den Monat: Februar 2010

Maria, ihm schmeckt ’s nicht

Meine Frau und ich haben ein besonderes Verhältnis zu Italien, besonders meine Frau. Vor vielen Jahren hat sie in Tostedt eine Familie aus Sizilien kennen gelernt. Der Mann arbeitete als Gastarbeiter in dem kleinen Ort. Nach gut 15 Jahren Aufenthalt in Deutschland kehrten sie in ihre Heimat zurück. Seitdem haben wir sie bereits öfter besucht und die Hochzeiten der Kinder als Gäste mitfeiern dürfen.

So kam meine Frau an dem Buch Maria, ihm schmeckt’s nicht! von Jan Weiler natürlich nicht vorbei. Das Buch vermischt auf humorvolle Weise fiktive Elemente mit den Erzählungen Weilers Schwiegervaters „Antonio“ und seinen Erfahrungen mit seiner italienischen Familie. Meine Frau fand das Buch köstlich.

Zum Inhalt: Es geht um einen jungen deutschen Mann, der sich morgens beim Bäcker in eine schöne Halb-Italienerin verliebt. Und als er einige Zeit später mit ihr vor den Traualtar tritt, heiratet er nicht nur sie, sondern auch ihre beträchtliche italienische Sippe aus Campobasso. Und die will ihn natürlich sofort kennen lernen! Vor allem sein Schwiegervater Antonio Marcipane, von dem er beim ersten Treffen befürchtet, er könne ihm einzelne Finger abschneiden und zwecks Lösegelderpressung an seine Eltern schicken, stellt sich als sehr redselig heraus. Die beiden fahren zusammen nach Campobasso, wo Antonio seine Lebensgeschichte erzählt – die eines italienischen Gastarbeiters, der in den 60er Jahren mit großen Träumen nach Deutschland kommt und bleibt.

Inzwischen wurde das Buch verfilmt und ist seit kurzem als DVD erhältlich: Maria, ihm schmeckt’s nicht!: Regie: Neele Leana Vollmar – Darsteller: Lino Banfi, Christian Ulmen, Mina Tander, Maren Kroymann, Gundi Ellert, Peter Prager, Paolo de Vita, Ludovica Modugno, Lucia Guzzardi, Nino Bellomo, Leonardo Nigro, Pierluigi Ferrandini

Jan (Christian Ulmen) möchte die Deutsch-Italienerin Sara (Mina Tander) heiraten. Ganz unspektakulär. Nur standesamtlich. Doch Jan hat die Rechnung ohne seinen zukünftigen Schwiegervater gemacht. Antonio Marcipane (Lino Banfi), der 1965 als Gastarbeiter nach Osnabrück kam und mit der Deutschen Ursula (Maren Kroymann) verheiratet ist, verlangt eine Hochzeit in Süditalien. Basta!

Jan und die Marcipanes reisen nach Campobello, um die große Familienfeier mit der ganzen Sippschaft vorzubereiten. Konfrontiert mit südlichem Temperament, apulischer Küche, weichen Betten und harter Bürokratie, muss Jan sich schon bald fragen, ob Sara und ihre Familie wirklich die Richtigen für ihn sind …


Maria, ihm schmeckt’s nicht! – Trailer

Buchverfilmungen sind fast immer problematisch. Der Film muss sich meist auf das Wesentlichste reduzieren. Und so fand meine Frau das Buch auch um vieles besser als den Film. Ich selbst habe bisher das Buch nicht gelesen – und kann die Geschichte nur nach dem Film beurteilen. Sicherlich werden hier manche Klischees reichlich strapaziert, aber Überzeichnungen prägen nun einmal Komödien. Die einzelnen Charaktere bleiben immer liebenswert menschlich – mit Schwächen und Stärken, sodass der Film durch herzerfrischenden Charme punktet. Bei mir hat der Film auf jeden Fall Appetit gemacht, jetzt auch (endlich) das Buch zu lesen. Mir hat der Film geschmeckt ….

Filmkritik auf filmstarts.de mit diversen Filmausschnitten

Deutsche Kleinstaaterei

Mein jüngster Sohn beendet im Sommer die Realschule. Was seine weitere Zukunft betrifft, hat er ziemlich klare Vorstellungen. Er möchte zunächst die zweijährige Fachoberschule im Bereich Wirtschaft und Verwaltung besuchen, Schwerpunkt möglichst Verwaltung und Rechtspflege.

Am Montag gab es Zeugnisse, mit denen man sich bei den berufsbildenden Schulen anmelden kann. Bis zum 20. Februar haben wir Zeit, einen Platz an einer zweijährige Fachoberschule (FOS) zu finden. Hier beginnt das Problem, denn einige der so genannten BBS (Berufsbildende Schule) bieten nur die 12. Klasse FOS an – eine abgeschlossene Berufsausbildung ist hierfür neben dem Realschulabschluss Voraussetzung. Und wenn man in der Provinz wie ich und meine Lieben wohnen, dann kommt das Problem der Entfernung hinzu. Der Personennachverkehr ist auf dem Lande nicht sehr ausgeprägt und das Erreichen einer Schule außerhalb des eigenen Wohnortes kommt einer Weltreise gleich.

Was die allgemeinbildenden Schulen (Primär- und Sekundarstufe I) betrifft (von Grundschule über Realschule und Gymnasium), so ist unser Wohnort Tostedt noch ganz gut bestückt. Schulen der Sekundarstufe II (außer gymnasiale Oberstufe) befinden sich aber nicht mehr vor Ort. Die nächste BBS ist in Buchholz/Nordheide. Dort wird aber nichts Entsprechendes angeboten. So käme Rotenburg/Wümme in Frage. Und laut Informationsveranstaltung, die an der Realschule, die mein Sohn besucht, abgehalten wurde, vor allem aber laut den Infos auf der Website der BBS Rotenburg sollte genau das (im Antragsverfahren) angeboten werden, was mein Sohn wollte. Sollte, denn wie sich nach telefonischer Rücksprache herausstellte, gibt es dort nur eine einjährige FOS (12. Klasse). Es wird Zeit, dass dieses irreführende Angebot endlich von der Schulwebsite verschwindet.

Deutsche Kleinstaaterei

Nun inzwischen haben wir einige Schulen ausgeguckt, die allerdings vom Fahrweg her nicht so günstig liegen. Am besten wäre die höhere Handelsschule in Harburg, genauer Hamburg-Harburg. Obwohl unser Landkreis den Namen Harburg trägt, leben wir in Niedersachsen, also in einem anderen Bundesland. Zwar rücken Hamburg und die angrenzenden Landkreise (z.B. im Personennahverkehr – bis Tostedt fährt man inzwischen im Hamburger Verkehrsverbund HVV) näher zusammen – nur nicht in schulischen Dingen. Wer in Hamburg zur Schule will (gilt eben auch und insbesondere für berufsbildende Schulen), muss seinen Wohnsitz in Hamburg haben. Und ist der Schüler noch nicht volljährig, so muss auch ein Elternteil in Hamburg gemeldet sein. Klar, Schulwesen ist Ländersache. Aber kann es da nicht Regelungen (z.B. über den Finanzausgleich der Länder) geben, die solche ‚Abschreckungsmaßnahmen’ überflüssig machen (ein Wohnsitzwechsel hat steuerrechtliche Konsequenzen – bis hin zur Zweitwohnungsteuer). Deutschland hatte immer schon einen Hang zur Kleinstaaterei. Föderalismus hin, Föderalismus her: Im Zeitalter der Globalisierung mutet dieses Kompetenzgerangel geradezu mittelalterlich an.

Winter in Tostedt Teil 3

Als hätten wir noch nicht genug Schnee abbekommen, so schneite es gestern den ganzen Tag, an die 15 Zentimeter, wenn nicht noch mehr. Für norddeutsche Verhältnisse mehr als ungewohnt. So gab es heute im Landkreis Harburg auch wieder schulfrei. Und ich nahm mir auch gleich einen freien Tag, nicht nur zum Schneeschippen, sondern auch, um mit meinem jüngsten Sohn seinen weiteren schulischen bzw. beruflichen Weg zu ebnen. Letzteres hat mich fast den ganzen Tag in Anspruch genommen (und einiges an Nerven gekostet – dazu in den nächsten Tagen etwas mehr), sodass ich heute hier nur einige Bilder ins Netz stelle, die (noch bei Sonnenschein aufgenommen, denn inzwischen schneit es wieder in dicken Flocken) für die Nachwelt dokumentieren sollen, dass es auch in niedersächsischen Niederungen kräftig schneien kann:

Schneeberg im Vorgarten

PKW-Stellplatz schneemäßig zweckentfremdet

Schneeberg im Vorgarten

PKW-Stellplatz schneemäßig zweckentfremdet

Hecke mit Schneefüßen

Schnee überragt Terrasse

Hecke mit Schneefüßen

Schnee überragt Terrasse

Fünf Jahre WilliZ Blog

5 Jahre WilliZ Weblog Willkommen in WilliZ Blog. Seit fünf Jahren führe ich nun bereits dieses Weblog und staune selbst, wie die Zeit vergangen ist. Aller Anfang war einmal schwer, und inzwischen kratzen die Jahre am eigenen Lack. Oft erreichte ich dabei einen Punkt, da ich mich fragte, was das Ganze wohl soll, (fast) jeden Tag hier einen Beitrag abzuliefern. Aber es gibt eben Themen genug, die Anlass bieten, in die Tasten zu hauen. Und so bleibe ich halt bei der Stange, wie man sagt …
Das Fünfjährige ist natürlich auch Anlass für mich, Dank der treuen Lesergemeinschaft auszusprechen. Also auf ein Neues, wir lesen voneinander!

Euer Willi

WilliZ kritischer Blick aufs Zeitgeschehen (2005 in Inverness/Schottland)

Erhöhter Fahrpreis für Willi

Damit Ihr es wisst: Ich bin ein schlimmer Mensch, der sich arglistig die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmittel erschleicht. Da ist ein erhöhter Fahrpreis von 40,00 EUR nur gerechtfertigt.

Oder anders gesagt: An manchen Tagen sollte man im Bett liegen bleiben, wenn solche Tage schon SO beginnen, dann kann daraus nichts werden.

Irgendwie hatte ich mich bereits darauf eingestellt, dass ich heute nicht pünktlich zur Arbeit komme, nicht an einen Montag und nicht mit der Bahn bei diesem Wetter. So wunderte mich auch nichts, als die Bahnsteiganzeige vermeldete, dass mein Zug 15 Minuten Verspätung haben wird. Leichter Schneefall bei knapp unter null Grad – es hätte schlimmer kommen können für uns im Freien Stehende. Dann kam ein Zug – der eigentlich ‚meinem’ Zug folgende – pünktlich wie die Maurer, allerdings ein Regionalzug, der an jeder Milchkanne hält – immerhin. Sogar einen Sitzplatz bekam ich. In Buchholz/Nordheide dann die Durchsage im Zug: ‚Mein’ Zug würde diesen Regionalzug in Buchholz überholen: „Wir bitten um etwas Geduld!“.

Willi ist nun ein schlaues Kerlchen, greift sich die Jacke und den Rucksack, eilt zum Ausgang des Zuges, hinaus, sprintet der Brücke im hohen Schnee (was soll hier schon am frühen Montagmorgen Schnee gefegt werden) entgegen, schnell hoch, hinüber und auf dem anderen Gleis wieder herunter: ‚Mein’ Zug (der eben nicht an jeder Milchkanne hält) fährt gerade ein.

Aber oh Schreck: da stehe ich wie belämmert vor Wagen zwei, gespenstig dunkel, keine Tür lässt sich öffnen – totale Sperrung eines von vier Wagen (früher führte der Zug einmal sechs Wagen), na toll. Da bleibt mir nur eins: in Wagen eins mein Heil zu suchen (und nicht zu finden, wie wir gleich sehen werden). Dieser Wagen eins hat es in sich: Ein schönes Bistroabteil mit verlockenden Angeboten – aber mit nur wenigen Sitzmöglichkeiten (passend für einen Ausflug, weniger passend am Morgen, wenn der Zug brechend voll ist). Im Zwischenstock dann auch nur Klappsitze (das Thema hatte ich schon einmal). Also auf in den 2. Stock (der Zug ist mit Doppelstockwagen ausgestattet).

Aber im Wagen eins im oberen Teil gibt es nur die erste Klasse. Und da darf man sich eben mit einem Zweite-Klasse-Ticket nicht hinsetzen (wahrscheinlich nicht einmal stehen), auch wenn der Zug brechend voll ist und nirgends ein weiterer Platz frei ist (in Wagen zwei und darüber hinaus konnte ich ja nicht entweichen). Manchmal kommt es zwar vor (gerade in einer Situation wie der heutigen), dass die Erste-Klasse-Abteile auch für das gemeine Fußvolk frei gegeben werden. Aber dazu hatte die Zugbegleitung heute wohl keine Veranlassung.

Fahrpreisnacherhebung: Erhöhter Fahrpreis für Willi

Und so kam es wie es kommen sollte: Kurz vor meinem Ziel, dem Hamburger Hauptbahnhof, wurde ich kontrolliert – und jeglicher Hinweis auf die Situation wurde ignoriert: Ich wurde, da ohne gültige Fahrkarte (meine Abo-Karte interessiert hier ja keinen), zu einem erhöhten Fahrpreis von 40 EUR verdonnert.

Mit 18 Minuten Verspätung erreichte der Zug (mit dem Sünder Willi im Gepäck) Hamburg Hbf. Vielen Dank Metronom, vielen Dank DB Vertrieb GmbH – Fahrpreisnacherhebung.

Ja, an solchen Tagen wie den heutigen sollte man im Bett liegen bleiben. Auf der Arbeit angekommen, durfte ich feststellen, dass dort die Heizung ausgefallen ist. So sitze ich hier in Winterjacke, Pudelmütze und Handschuhen, schlürfe hastig meinen Tee und harre der Dinge, die da noch auf mich zukommen.

Nachtrag: Ich frage mich, was die DB Vertrieb GmbH (in deren Auftrag wurde der erhöhte Fahrpreis erhoben) eigentlich mit der ganzen Sache zu tun hat. ich habe eine Fahrkarte des Hamburger Verkehrsverbundes HVV und war auch im Tarifgebiet des HVV unterwegs.