Mein jüngster Sohn beendet im Sommer die Realschule. Was seine weitere Zukunft betrifft, hat er ziemlich klare Vorstellungen. Er möchte zunächst die zweijährige Fachoberschule im Bereich Wirtschaft und Verwaltung besuchen, Schwerpunkt möglichst Verwaltung und Rechtspflege.
Am Montag gab es Zeugnisse, mit denen man sich bei den berufsbildenden Schulen anmelden kann. Bis zum 20. Februar haben wir Zeit, einen Platz an einer zweijährige Fachoberschule (FOS) zu finden. Hier beginnt das Problem, denn einige der so genannten BBS (Berufsbildende Schule) bieten nur die 12. Klasse FOS an – eine abgeschlossene Berufsausbildung ist hierfür neben dem Realschulabschluss Voraussetzung. Und wenn man in der Provinz wie ich und meine Lieben wohnen, dann kommt das Problem der Entfernung hinzu. Der Personennachverkehr ist auf dem Lande nicht sehr ausgeprägt und das Erreichen einer Schule außerhalb des eigenen Wohnortes kommt einer Weltreise gleich.
Was die allgemeinbildenden Schulen (Primär- und Sekundarstufe I) betrifft (von Grundschule über Realschule und Gymnasium), so ist unser Wohnort Tostedt noch ganz gut bestückt. Schulen der Sekundarstufe II (außer gymnasiale Oberstufe) befinden sich aber nicht mehr vor Ort. Die nächste BBS ist in Buchholz/Nordheide. Dort wird aber nichts Entsprechendes angeboten. So käme Rotenburg/Wümme in Frage. Und laut Informationsveranstaltung, die an der Realschule, die mein Sohn besucht, abgehalten wurde, vor allem aber laut den Infos auf der Website der BBS Rotenburg sollte genau das (im Antragsverfahren) angeboten werden, was mein Sohn wollte. Sollte, denn wie sich nach telefonischer Rücksprache herausstellte, gibt es dort nur eine einjährige FOS (12. Klasse). Es wird Zeit, dass dieses irreführende Angebot endlich von der Schulwebsite verschwindet.
Nun inzwischen haben wir einige Schulen ausgeguckt, die allerdings vom Fahrweg her nicht so günstig liegen. Am besten wäre die höhere Handelsschule in Harburg, genauer Hamburg-Harburg. Obwohl unser Landkreis den Namen Harburg trägt, leben wir in Niedersachsen, also in einem anderen Bundesland. Zwar rücken Hamburg und die angrenzenden Landkreise (z.B. im Personennahverkehr – bis Tostedt fährt man inzwischen im Hamburger Verkehrsverbund HVV) näher zusammen – nur nicht in schulischen Dingen. Wer in Hamburg zur Schule will (gilt eben auch und insbesondere für berufsbildende Schulen), muss seinen Wohnsitz in Hamburg haben. Und ist der Schüler noch nicht volljährig, so muss auch ein Elternteil in Hamburg gemeldet sein. Klar, Schulwesen ist Ländersache. Aber kann es da nicht Regelungen (z.B. über den Finanzausgleich der Länder) geben, die solche ‚Abschreckungsmaßnahmen’ überflüssig machen (ein Wohnsitzwechsel hat steuerrechtliche Konsequenzen – bis hin zur Zweitwohnungsteuer). Deutschland hatte immer schon einen Hang zur Kleinstaaterei. Föderalismus hin, Föderalismus her: Im Zeitalter der Globalisierung mutet dieses Kompetenzgerangel geradezu mittelalterlich an.