Damit Ihr es wisst: Ich bin ein schlimmer Mensch, der sich arglistig die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmittel erschleicht. Da ist ein erhöhter Fahrpreis von 40,00 EUR nur gerechtfertigt.
Oder anders gesagt: An manchen Tagen sollte man im Bett liegen bleiben, wenn solche Tage schon SO beginnen, dann kann daraus nichts werden.
Irgendwie hatte ich mich bereits darauf eingestellt, dass ich heute nicht pünktlich zur Arbeit komme, nicht an einen Montag und nicht mit der Bahn bei diesem Wetter. So wunderte mich auch nichts, als die Bahnsteiganzeige vermeldete, dass mein Zug 15 Minuten Verspätung haben wird. Leichter Schneefall bei knapp unter null Grad – es hätte schlimmer kommen können für uns im Freien Stehende. Dann kam ein Zug – der eigentlich ‚meinem’ Zug folgende – pünktlich wie die Maurer, allerdings ein Regionalzug, der an jeder Milchkanne hält – immerhin. Sogar einen Sitzplatz bekam ich. In Buchholz/Nordheide dann die Durchsage im Zug: ‚Mein’ Zug würde diesen Regionalzug in Buchholz überholen: „Wir bitten um etwas Geduld!“.
Willi ist nun ein schlaues Kerlchen, greift sich die Jacke und den Rucksack, eilt zum Ausgang des Zuges, hinaus, sprintet der Brücke im hohen Schnee (was soll hier schon am frühen Montagmorgen Schnee gefegt werden) entgegen, schnell hoch, hinüber und auf dem anderen Gleis wieder herunter: ‚Mein’ Zug (der eben nicht an jeder Milchkanne hält) fährt gerade ein.
Aber oh Schreck: da stehe ich wie belämmert vor Wagen zwei, gespenstig dunkel, keine Tür lässt sich öffnen – totale Sperrung eines von vier Wagen (früher führte der Zug einmal sechs Wagen), na toll. Da bleibt mir nur eins: in Wagen eins mein Heil zu suchen (und nicht zu finden, wie wir gleich sehen werden). Dieser Wagen eins hat es in sich: Ein schönes Bistroabteil mit verlockenden Angeboten – aber mit nur wenigen Sitzmöglichkeiten (passend für einen Ausflug, weniger passend am Morgen, wenn der Zug brechend voll ist). Im Zwischenstock dann auch nur Klappsitze (das Thema hatte ich schon einmal). Also auf in den 2. Stock (der Zug ist mit Doppelstockwagen ausgestattet).
Aber im Wagen eins im oberen Teil gibt es nur die erste Klasse. Und da darf man sich eben mit einem Zweite-Klasse-Ticket nicht hinsetzen (wahrscheinlich nicht einmal stehen), auch wenn der Zug brechend voll ist und nirgends ein weiterer Platz frei ist (in Wagen zwei und darüber hinaus konnte ich ja nicht entweichen). Manchmal kommt es zwar vor (gerade in einer Situation wie der heutigen), dass die Erste-Klasse-Abteile auch für das gemeine Fußvolk frei gegeben werden. Aber dazu hatte die Zugbegleitung heute wohl keine Veranlassung.
Und so kam es wie es kommen sollte: Kurz vor meinem Ziel, dem Hamburger Hauptbahnhof, wurde ich kontrolliert – und jeglicher Hinweis auf die Situation wurde ignoriert: Ich wurde, da ohne gültige Fahrkarte (meine Abo-Karte interessiert hier ja keinen), zu einem erhöhten Fahrpreis von 40 EUR verdonnert.
Mit 18 Minuten Verspätung erreichte der Zug (mit dem Sünder Willi im Gepäck) Hamburg Hbf. Vielen Dank Metronom, vielen Dank DB Vertrieb GmbH – Fahrpreisnacherhebung.
Ja, an solchen Tagen wie den heutigen sollte man im Bett liegen bleiben. Auf der Arbeit angekommen, durfte ich feststellen, dass dort die Heizung ausgefallen ist. So sitze ich hier in Winterjacke, Pudelmütze und Handschuhen, schlürfe hastig meinen Tee und harre der Dinge, die da noch auf mich zukommen.
Nachtrag: Ich frage mich, was die DB Vertrieb GmbH (in deren Auftrag wurde der erhöhte Fahrpreis erhoben) eigentlich mit der ganzen Sache zu tun hat. ich habe eine Fahrkarte des Hamburger Verkehrsverbundes HVV und war auch im Tarifgebiet des HVV unterwegs.
Das tut mir leid Willi, einfach ein misslungener Start in den Tag.
Mein Tagesanfang war auch nicht so toll. Jeden Morgen muss ich jetzt eher aufstehen, um den Gehweg vom Schnee zu befreien. Mein Rücken tut schon weh von der Ackerei. Ich will keinen Schnee mehr sehen. Heute soll es zum Glück weniger schneiden. Mir wurde allerdings auch schon mal ein erhöhter Fahrpreis berechnet, weil ich mein Ticket schon morgens gekauft habe und erst Nachmittags damit fuhr. Leider haben die das bemerkt und schwupps war das Ticket 40 Euro teurer.
willi, deine frage, was die deutsche bahn mit fahrpreisnacherhebung zu tun hat, ist echt eine gute frage: eigentlich nichts, wenn du im hvv-bereich mit hvv-ticket unterwegs warst. aber das ganze ist so schon ne absolute farce, so wird man geradezu kriminalisiert. kein wunder, wenn da buerger ausrasten bei der ganzen buerokratie.
Horst W.
Hallo Willi, deine Geschichte berührt mich ganz schön. Gestern vor zwei Wochen war ich mit dem Zug von Duisburg nach Hause unterwegs, der Zug war voll, ich saß mich dann in die 1.Klasse obwohl ich das nicht darf, und ich musste dann auch 40 Euro zahlen. MFG Maximilian
Hallo,
danke für deinen Beitrag. Vor circa zwei Wochen wurde ich im Zug gebeten meine Fahrkarte vorzuzeigen, welche dummerweise (was auch sonst) zuhause auf dem Tisch in meinem Portmonee lag… Also habe ich, wie du, solch eine schöne Quittung bekommen, welche ich Idiot dann auf dem Nachhauseweg verloren habe. Dummerweise braucht man aber, um diese Gebühr zu bezahlen (bei mir zum Glück nur 7€, da ich Besitz einer gültigen Jahreskarte war) diese nette Nummer die auch ganz oben auf deinem netten Zettel steht. Zwei Wochen habe ich nun aussichtslos versucht die DB zu kontaktieren und meine Nummer herauszufinden, per Fax, Telefon,Internet und auch persönlich am Schalter. Dass Nette daran ist nur, keiner nimmt mit mir Kontakt auf, wenn ich nicht diese dämliche Nummer angebe! Haha… Heute kam ich dann auf die glorreiche Idee, der sympatischen Stimme am DB Servicetelefon einfache eine willkürliche Nummer aus dem Internet einzutippen, nämlich deine (hierfür schon mal Danke) und tadaaaa, es klappte. Der Servicemitarbeiter mit dem ich nach zehn langen Minuten endlich verbunden wurde war schließlich ziemlich irritiert, weil er durch deine vier Jahre alte Fahrpreisnacherhebungsnummer von seinem Compzer mit Fehlermeldungen bombardiert wurde…