Vor 200 Jahren: Großfeuer zerstört Teile des Ortskerns

„Auf seinem Feldzug nach Russland war #Tostedt für Napoleon und seine Truppen eine so wichtige Station, dass der Feldherr 1811 den Auftrag erteilte, die alte Heerstraße zwischen Hamburg und Bremen (in etwa jetzige B 75) auszubauen und damit eine wichtige Verbindung für den Handel zu schaffen.

Die französischen Soldaten hielten sich also zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts in Tostedt auf und ließen es sich hier durchaus gut gehen. Am 14. März 1811 [also heute vor genau 200 Jahren] waren die Soldaten dabei, sich Eierkuchen zu backen. Dabei verhielten sie sich so ungeschickt, dass sie ein Feuer entfachten, das so verheerende Ausmaße annahm, dass es in die Tostedter Geschichte einging.

Großfeuer 1811 in Tostedt

Tostedt, damals mit rund 400 Einwohnern ein gemütlicher aber wichtiger Ort, hatte seinen Ortskern rund um die alte Feldsteinkirche, die dort stand, wo jetzt das Gemeindehaus am Himmelsweg steht. Rund um die Kirche war der Friedhof (noch heute könnten Knochen gefunden werden, wenn tiefer gegraben würde) und darum herum standen die Häuser. Unter anderem auch die alte ‚Dubschmiede’, die schon 1659 von der Familie Prigge gegründet wurde.

Rund 150 Jahre lang wurde in ihr heißes Eisen geschlagen. Gestanden hat die alte Schmiede ziemlich genau dort, wo jetzt die alte Sporthalle der Dieckhofschule steht. Als 1928 mit den Ausschachtungen für die Halle begonnen wurde, wurden viele Schmiedeerzeugnisse gefunden. In dieser Schmiede also saßen die Franzosen, backten ihre Eierkuchen und steckten diese so in Brand. Und nicht nur die alte Schmiede wurde ein Opfer der Flammen, auch das Küsterhaus mit der Dorfschule und das alte Pfarrwitwenhaus. Eine große Katastrophe für die alten Tostedter. Stehen blieben glücklicherweise der Dieckhof und die alte Brennerei.

Der Dubschmied Prigge ließ sich nicht unterkriegen und begann kurz nach dem Brand mit dem Bau eines neuen Hauses, das bis heute steht. In der Waldstraße, die damals noch ‚Bauerbackhausstraße’ hieß, baute Christoph Prigge sein neues Haus, das 1812 fertig wurde. Genau gegenüber, am jetzigen Standort des Ärztehauses an der Ecke zur Bahnhofstraße entstand seine neue Schmiede. Das Haus von Familie Prigge war damals das überhaupt erste Haus in der Bauerbackhausstraße, dahinter Pferdekoppeln und Kartoffelacker. Auch noch heute ist hinter den Gebäuden eine große Wiese. Sie liegt etwas tiefer als der Rest der Straße, hier wurde früher Sand her genommen für den Kirchenbau, daher ist die Wiese eine Senke. In der Wiese ist ein kleiner Bachlauf zu sehen, der an einer Stelle in der Erde verschwindet. Dies ist die Quelle der Töste! Sie wird am Rand der Wiese in ein Rohr geleitet, fließt dadurch unter den Straßen durch und kommt hinter dem Sande wieder aus dem Boden und ist dort für alle zu sehen.

Das alte Gebäude der Dubschmieds steht noch heute an gleicher Stelle. Nur das Strohdach wurde 1953 durch ein festes Dach ersetzt. Der Hof des Dubschmieds, der Hof Nr. 32 in Tostedt, war der letzte Hof des alten Dorfes, wie es über Jahrhunderte bestanden hat. Die danach erbauten Höfe gelten als Neubauerstellen und prägten das ‚moderne’ Tostedt.

… Die Bauerbackhausstraße … wurde nach dem ersten Weltkrieg in ‚Waldstraße’ umbenannt.“

aus: Tostedter Wochenblatt – Nr. 4/ 4. Jahrgang – 10. März 2011 – Seite 1 + 3

siehe auch meinen Beitrag: Napoleon in Tostedt?! – 200 Jahre B 75

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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