Backwards played

Ich möchte noch einmal auf das 1970 erschienene Album Benefit von der Gruppe Jethro Tull zurückkommen, das vor kurzem als Deluxe Edition (u.a. DVD mit 5.1-Ton) erschienen ist. Es geht um das Thema: rückwärts gespielte Flöte, von dem ich vor einiger Zeit einmal schrieb:

Zur „rückwärts gespielten Flöte“ habe ich auf der offiziellen Tull-Website etwas gefunden, dort heißt es:

“Group leader Ian Anderson begin experimenting with production techniques, including the famed “backwards-played” flute on “With You There to Help Me” which would become a concert joke as Ian turned his back to the audience to play the opening notes. This track, and others, reflect Ian’s budding romance with a Chrysalis secretary who would become Ian’s first wife.”

Vom Beatclub gibt es ja auch eine Aufnahme dieses Stückes „With You there …“, allerdings spielt der Meister „vorwärts“. Immerhin lässt sich so das Vorwärts- und Rückwärtsgespiele sehr gut vergleichen. Und zum weiterem Vergleich: Den Anfang des Stückes (Original von der Benefit-Scheibe) und dann das Ende habe ich im Rückwärtsgang (reverse, wie der Engländer sagt) abspielen lassen – wie nachfolgend zu hören ist:


Jethro Tull: With You There To Help Me (Ausschnitt – reverse)

Im Beitrag Was ist bloß mit Ian los? Teil 43: Mondlandung mit Shakespeare schrieb ich dann weiter dazu:

Bei cupofwonder.com las ich Folgendes zum Lied „With You There to Help Me“, das mit der rückwärts gespielten Flöte:

According to Greg Russo this song is about Jennie Franks, a secretary in Chrysalis’ publishing department, whom Ian would marry later that year. The lyrics reflect the pressure of the heavy touring schedule and his longing for being home.

Danach beschreibt der Text seine Sehnsüchte nach dem trauten Heim mit seiner ersten Frau Jennie. Also doch eine Art Liebeslied, auch wenn Herr Anderson im oben erwähnten Interview behauptet, keine ‚klassischen’ Liebeslieder schreiben zu können. Okay, auch der folgende Text ist nicht ’klassisch’ (statt von ‚ihr’ singt er u.a. von ‚den einen’ – ‚the ones’).

In days of peace
sweet smelling summer nights
of wine and song;
dusty pavements burning feet.
Why am I crying, I want to know.
How can I smile and make it right?
For sixty days and eighty nights
and not give in and lose the fight. (nachgeben)

I’m going back to the ones that I know,
with whom I can be what I want to be.
Just one week for the feeling to go
and with you there to help me
then it probably will. (wird es möglich sein)

I won’t go down
acting the same old play.
Give sixty days for just one night.
Don’t think I’d make it: but then I might.
I’m going back to the ones that I know,
with whom I can be what I want to be.
Just one week for the feeling to go
and with you there to help me
then it probably will.

Was die ‚rückwärts’ gespielte Flöte dieses Stückes betrifft, da bin ich mir immer noch nicht im Klaren. Ich habe beide Versionen (‚rückwärts’ gespielte Flöte des Originals und die nochmals im ‚Rückwärtsgang’ eingespielte Version – mithin müsste es die Flöte ‚vorwärts’ wiedergeben) noch einmal verglichen. Nach den Anmerkungen auf der Tull-Website stand der Meister mit dem Rücken zum Publikum. Das kann aber kaum mit ‚rückwärts’ gemeint sein. In Frage kommt auch die kontrapunktische Technik des Krebses, das Rückwärtsspielen einer Notenpassage. Ich denke mir aber, dass die Bandaufnahme des Flötenspiels einfach ‚rückwärts’ abgespielt wurde. Dafür spricht die Aussage, Anderson hätte mit ‚production techniques’ experimentiert.

Krebs in ‚Zombie Woof’ vom Album ‚Over-Nite Sensation’ von Frank Zappa
Krebs in ‚Zombie Woof’ vom Album ‚Over-Nite Sensation’ von Frank Zappa

Also noch einmal: Die Aufnahme erfolgte nach meiner Meinung mit der Technik des Krebses, die Noten wurden von Anderson also für die bestimmten Passagen ‚rückwärts’ eingespielt. Dann wurde die aufgenommene Passage rückwärts abgespielt, sodass die Passage im Grunde notentechnisch ‚vorwärts’ ablief.

Auf dem Album „Benefit“ gibt es noch eine Aufnahme, die mich etwas irritiert: „Play in Time“. Diesmal ist es die Gitarre, die reichlich ‚komisch’ klingt. Hört Ihr es auch?


Jethro Tull – Play in Time – MyVideo

Ich habe einen kleinen Ausschnitt aus dem hinteren Teil genommen und diesen dann rückwärts abspielen lassen. Sollte neben der rückwärts gespielten Flöte auch Martin Barres Gitarre rückwärts-krebsmäßig eingespielt und wiedergegeben sein? Hier der kleine Ausschnitt von jeweils 15 Sekunden – zunächst normal abgespielt, dann rückwärts …


Jethro Tull: Play In Time (Ausschnitt – 0:15 Sek. normal vorwärts – 0:15 Sek. reverse)

Siehe u.a. auch den Beitrag: Was ist bloß mit Ian los? Teil 40: Jahreswechsel

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.