Was ist bloß mit Ian los? Teil 73: While my Guitar gently weeps

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

diesen Beitrag muss ich einmal wieder mit einer Entschuldigung beginnen. Mir ist klargeworden, dass die Ursache für meine „John-Fogerty-Karohemd-Psychose“ in meiner ganz persönlichen Vergangenheit zu suchen ist, und nicht, wie ich das getan habe, verallgemeinert werden kann. Insbesondere möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich Euch hier mit meinen persönlichen Psychosen belästigt habe. Es ist nämlich so, dass ich selbst einen gewissen Teil meiner Vergangenheit im Karohemd-Outfit verbracht habe – hauptsächlich beim Kühe melken und Schafe hüten. Zum Beweis hier ein Bild von Kretakatze 1984 in Karohemd, Latzhose und Gummistiefeln beim Klauen schneiden (Bild ist miserabel, da aus einer Zeitung abgescannt – das Tier vor mir auf dem Boden ist ein Lamm mit schwarzem Kopf und schwarzen Beinen).

Tatsächlich habe ich, soweit ich mich erinnern kann, selbst jahrelang bei der Arbeit ausschließlich karierte Hemden getragen. Insofern erscheinen mir vermutlich Personen in Karohemd instinktiv vertraut, da sie mich an mich selbst erinnern. Dazu kommt, dass ich inzwischen bei genauerer Betrachtung weitere, über das karierte Hemd hinausgehende äußere Ähnlichkeiten zwischen Mr. Fogerty und mir entdecken konnte. Das reicht von den vorstehenden Schneidezähnen bis zur Pony-Frisur – ich möchte jetzt nicht in die Details gehen. Das alles könnte dazu geführt haben, dass ich mich unbewußt in einer unangemessen übersteigerten Form mit der Person des Mr. Fogerty identifiziert habe. Ich bitte daher, meine bisherigen Ausführungen betreffend Mr. Fogerty in diesem Lichte ggf. neu zu bewerten – Danke!

Uff – und jetzt wechseln wir ganz schnell das Thema. Bringen wir mal einen ganz anderen Musiker ins Spiel, mit dem ich garantiert keine Ähnlichkeit habe…

Von der Sorte „One-Man-Band“ habe ich in meiner Plattensammlung nämlich noch eine weitere Gruppe stehen (bemerkenswerterweise habe ich dort nur Solo-Musiker oder „One-Man-Bands“ stehen): Mark Knopfler und seine Dire Straits. Auch hier gibt es eine Geschichte mit einem Bruder, der nach relativ kurzer Zeit die Band verlässt und sich mit einer Solo-Karriere versucht, in diesem Fall Mark’s jüngerer Bruder David. Auch er wird nie ersetzt, die Truppe spielt zu dritt weiter. Von den Dire Straits hat man seit bald 15 Jahren nichts mehr gehört, obwohl die Band nie offiziell aufgelöst wurde. Mark Knopfler ist dagegen durchaus noch aktiv, so spielte er z.B. im Jahre 2004 auf dem letzten Album von John Fogerty mit – sozusagen Brothers In Arms, Brüder unter sich. Dabei sollte man meinen, dass Knopfler mit Ian Anderson mehr Gemeinsamkeiten hat als mit John Fogerty. Zum Einen sind beide Schotten und Literaten (Knopfler ist studierter Journalist), und zum Anderen hat Anderson schon einmal ein Album herausgebracht, von dem man sagt es klingt als wäre es von Knopfler. Just für dieses Album hat er dann auch noch einen Grammy bekommen. Da wäre es doch naheliegend auch einmal zusammen zu musizieren. Aber das könnte Anderson vielleicht seinem Martin Barre nicht antun. Oder er befürchtet, dass er neben Knopfler doch nur als der Zweitbeste erscheinen könnte? Fogerty dagegen scheint keine Probleme damit zu haben sich einen Gitarristen „einzukaufen“, von dem er auch noch etwas lernen kann.

Wie man an dem obigen „Brothers in Arms“-Video sieht, stehen da auch bei den Dire Straits schon in den 80ern (Video stammt vermutlich aus der Tour 1985/86) deutlich mehr als die eigentlichen 3 Bandmitglieder auf der Bühne. Ich könnte jetzt nicht einmal sagen, wer von diesen Musikern zu den Dire Straits gehört und wer „zugekauft“ ist. Was man auch sieht: Der völlig andere Bühnenauftritt im Vergleich zu Anderson. Knopfler erscheint in Jeans und T-Shirt, spricht üblicherweise so gut wie überhaupt nicht mit dem Publikum, steht mit unbewegtem Gesicht nahezu regungslos am Mikrophon und wirkt teilweise fast gelangweilt. Krasser geht’s eigentlich nicht mehr. Trotzdem habe ich mich noch nie bei einem Video von ihm gelangweilt.

Aber auch Knopfler hat im Laufe der Jahre dazu gelernt. So bewegt er sich jetzt mehr auf der Bühne und lächelt sogar gelegentlich! Im Gegensatz zu Anderson und Fogerty scheint ihm allerdings immernoch jede Eitelkeit fremd zu sein. Er erscheint auf der Bühne weißhaarig, kahlköpfig und bebrillt – wie er halt so ist. Und die Fans störts überhaupt nicht, die sind begeistert. Zum Beweis hier ein ziemlich gutes Bootleg von 2005, Knopfler’s „Werbespot“ für Deutschland und deutsches Bier:
Why Aye Man (Soundqualität nicht ganz so toll, aber ich wollte was Aktuelles). Das Einzige, was ich bei diesem Song schon beim ersten Hören einwandfrei verstanden habe, waren die Zeilen „plenty Deutschmarks here to earn“, „german beer is chemical free“ und „tonight we’ll drink the old town dry“. Wahrscheinlich wird er extra von der deutschen Bierindustrie dafür bezahlt, dass er diese Worte deutlich ausspricht, ansonsten bekommt er ja beim Singen die Zähne kaum auseinander. (Damit – wer möchte – wenigstens ein bißchen was vom Text versteht, hier noch der Original-Videoclip von 2002). Bleibt vielleicht noch zu ergänzen, dass sich Knopfler’s Stimme bislang nicht verändert zu haben scheint. Er hatte allerdings auch noch nie eine.

Diese wenigen Worte über Mark Knopfler hatte ich übrigens bereits geschrieben, bevor Du, lieber Wilfried, nach den Gitarristen und Gitarrensoli gefragt hast. Es hat nur zu meinen letzten Beiträgen nicht gepasst. Aber Du wirst Dir jetzt wahrscheinlich schon denken können in welche Richtung meine Antwort gehen wird. Wenn ich eine Rangliste der besten Gitarrensoli aufstellen sollte, dann wären mindestens die Plätze 1 bis 20 lückenlos von Mark Knopfler belegt. Danach hätten dann vielleicht auch noch andere Musiker eine Chance (in den Lücken). Das Solo aus I Put A Spell On You wäre sicher mit dabei, außerdem While my Guitar gently weeps und vielleicht noch ein paar Titel von Al Stewart, dessen beste Songs auf YouTube leider nicht zu finden sind (jedenfalls keine mit Gitarrensolo). Ansonsten kann ich mich Lockwood nur anschließen: Welche Gitarristen „gut“ sind, kann ich nicht beurteilen. Ich entscheide einzig danach, ob mir die Musik gefällt, ganz gleich ob sie leicht oder schwer zu spielen ist.

Tatsächlich war ich ziemlich überrascht Aqualung auf der Liste der Gitarrensoli zu finden – mir war bislang nicht einmal bewusst, dass es in Aqualung ein Gitarrensolo gibt (dabei dachte ich, ich kenne das Stück). Da kannst Du mal sehen, wie beeinduckt ich von dem Solo war. Ich muss zugeben, dass ich in der Musik von Jethro Tull Gitarrensoli nie wahrgenommen habe, ich kann mich an kein einziges erinnern. Das ist vermutlich eine fürchterliche Schande für einen Jethro Tull Fan – falls ich einer bin. Deshalb habe ich gerade noch einmal Aqualung angeschaut, damit ich wenigstens weiß, wovon wir sprechen. Und ja, das ist die Stelle wo Mr. Anderson kurz die Bühne verlässt und ich – zumindest geistig – auch. Es ist eins von den Gitarrensoli, die laut und schnell sind, aber für mich ohne erkennbare Melodie. Bei solcher Musik schalte ich ab.

Ich habe überhaupt ein Problem mit Instrumentalmusik. Für mich ist der Gesang, der Klang der menschlichen Stimme in der Musik sehr wichtig, um mein Interesse und meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Bei den meisten Instrumentalpassagen beginne ich mich schon nach 30 Sekunden zu langweilen. Instrumentalmusik muss schon sehr viel zu bieten haben, damit sie mich anspricht. Am ehesten gelingt das, wenn der Klang des Soloinstruments der menschlichen Stimme ziemlich nahe kommt, und auch die Melodie wie gesungen klingt. Dafür ist eine Querflöte schon einmal recht gut geeignet. Noch besser geht das mit einer elektrischen Gitarre, aber der Klang muss stimmen – lärmend und kreischend mag ich garnicht. Deshalb schaue ich bei den meisten Gitarrensoli eher auf die Uhr und frage mich, wann’s endlich vorbei ist.

Die einzige Ausnahme ist da Mark Knopfler. Dem kann ich stundenlang zuhören, ohne dass ich merke wie die Zeit vergeht. Eigentlich dachte ich, ich hätte Sultans Of Swing schon so oft gehört, dass es mir langsam zum Hals heraushängt, aber ich wollte trotzden eine Version in meine Playlist verlinken. Also habe ich mich durch die verschiedenen Versionen durchgeklickt, weil ich die beste heraussuchen wollte. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich seit anderthalb Stunden nicht anderes als verschiedene Versionen von Sultans Of Swing höre, und ich hätte noch eine Weile so weitermachen können.

Krasser Wechsel zu einem ganz anderen Musikstil.
Proud Mary in der Version von Ike und Tina Turner war mir bisher unbekannt. Vielleicht habe ich das Stück auch schon so gehört, nur habe ich es nicht mehr wiedererkannt. Die ursprüngliche Melodie kann ich in dieser Version nämlich nur noch mit großer Mühe erkennen, der Anfangsteil ist zu langsam und der Schluss zu schnell. Die Interpretation dieses Stücks scheint hauptsächlich aus Gekreische und Hinterngewackel zu bestehen. Was das mit dem Inhalt des Lieds zu tun hat, ist mir bislang verborgen geblieben. Und warum sich Tina zum Hinternwackeln gerade dieses Musikstück ausgesucht hat, wird mir wohl auch ein Rätsel bleiben. Jedenfalls weiß ich jetzt wieder, warum ich sie noch nie leiden konnte – sie schafft es ein gutes Lied bis zur Unkenntlichkeit zu versauen.

Lieber Wilfried, da finde ich Deine Version doch noch deutlich besser (wenn sie auch nicht ganz an das Original herankommt). Und das gilt noch viel mehr für „Dirty Old Town“. Während sich die „Originale“ (?) von den Pogues und den Dubliners in meinen Ohren kaum unterscheiden und beide so klingen, wie das Lied heißt – dirty and old, stumpf-dumpf trist und schwerfällig – klingt Deine Version flott und beschwingt. Also in meiner Hitparade belegst Du jedenfalls die vordernen Plätze deutlich vor der Prominenz! Und von „belegter Simme“ konnte ich auch nichts hören. Sei nur nicht so bescheiden. Warum habt Ihr das Musizieren eigentlich aufgegeben?

So, machen wir Schluss für heute. Und am besten verabschiede ich mich auch gleich in den Urlaub – ich werde mich höchstens noch einmal kurz melden, falls mir die Zeit noch reicht. Amüsiert Euch in der Zwischenzeit gut ohne mich!

Liebe Grüße
Kretakatze

PS.:Da ich nun schon einmal im Photoalbum gekruschtelt habe und außerdem nicht möchte, dass Ihr denkt ich laufe die ganze Zeit in Karohemden, Latzhosen und Gummistiefeln herum: Hier noch ein paar Bilder von mir, die beweisen, dass ich vielseitig veranlagt bin und nicht nur Klauen schneiden sondern auch griechisch tanzen kann. Dem möchte ich noch vorausschicken, dass unsere Tanztruppe sehr laienhaft zusammengesetzt und ausgestattet war, also nicht vergleichbar mit Tanz-Videos, die ich bereits verlinkt hatte. Ich hoffe daher auf stark gedämpfte Erwartungen, damit ich diese zumindest noch knapp übertreffen kann (Die Bilder stammen übrigens von 1995):
Seimbekikos
Sirtaki
Chasaposervikos

11.06.2007

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Hallo Ihr beiden Hübschen,

Ihr wart ja wieder fleißig. Besonders Kretakatzes letzte Beiträge haben mir sehr gut gefallen. Du hast die beiden Herren, Fogerty und Anderson, wohl sehr treffend geschildert. Ich möchte dabei auf den von Dir angesprochenen Unterschied zwischen nationaler Herkunft einerseits und unterschiedlichem familiären und gesellschaftlichen Background andererseits kurz zurückkommen. Ich habe John Fogerty als typisch amerikanisch hingestellt. Ich muss dazu sagen, dass ich nie in den USA war. Aber man liest halt so manches und Hollywood gibt ja auch genügend Anschauungsunterricht. Was ist also typisch amerikanisch? Amerika ist bekanntlich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und sicherlich gibt es dort einen allgemeinen Trend, die gesellschaftlichen Schranken aufzuheben (trotz der Rassenschranken). Auf jeden Fall fragt man zunächst weniger nach dem Staat, sondern ist gern selbst seines Glückes Schmied. Man ist freundlich und aufgeschlossen, aber doch meist sehr unverbindlich dabei (z.B. Einladungen, wozu und wohin auch immer, sollte man nicht unbedingt wörtlich nehmen). Und in einer Länderkunde von Dietrich Schwanitz in seinem Buch „Bildung“ las ich das Folgende:

„Wundere dich nicht, wenn beim Essen der Amerikaner zuerst das ganze Steak mit Messer und Gabel zerschneidet, dann das Messer hinlegt, die Gabel in die Rechte nimmt und die Linke unter dem Tisch auf das Knie stützt. Er braucht sie, um den Colt zu halten.“

Einfach gefühlsmäßig würde ich John Fogerty so auch als netten amerikanischen Guy sehen.

In Großbritannien dagegen herrscht auch heute noch ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein – sowohl in der Upper als auch Lower Class. Zur Upper Class gehört man dabei nicht unbedingt durch Geburt, sondern mehr noch durch eine entsprechend gute Schullaufbahn. In diesem Sinne gehört Ian Anderson sicherlich zur Oberklasse – und entsprechend gebärdet er sich auch. Also um Herrn Anderson halbwegs (tiefenpsychologisch) näher zu kommen, muss man vieles von dem verstanden haben, was als typisch britisch angesehen wird. Ich habe mich hierzu einmal etwas näher ausgelassen, wenn auch bezogen auf deutsche Verhältnisse: Die ‘neue’ und die ‘alte’ Unterschicht Teil 1 und Teil 2

Andersons politische Engagement ist nicht offensichtlich. Er nimmt an keiner Demonstration teil. Wir haben ihn auch nicht in Heiligendamm gesehen. Unpolitisch ist er dagegen mit Sicherheit nicht. Er hat sich z.B. im amerikanischen Fernsehen bewusst kritisch über die Allgegenwart der Amerikatümelei (in Form von amerikanischen Flaggen, die in jedem Vorgarten wehen) geäußert, was ihm u.a. ein Verbot bei einigen anderen Sendern einbrachte. Auch hat er sich oft genug ablehnend gegen George W. Bush geäußert (nun, gut, das ist kein Kriterium – welcher Mensch mit Verstand wird Bush mögen). Seine Texte sind gespickt mit kritischen Anmerkungen zum politischen Geschehen. Nur ein Beispiel: Vor einiger Zeit hatte ich das Solo-Album von Ian Anderson Walk into Light für mich digitalisiert. Auf dem Album gibt es das Lied Different Germany. Es thematisiert auf Anderson’sche Art die wachsende politische Tendenz in den 80-er Jahren in Deutschland nach rechts außen. Und, um noch einmal auf dunkle Segel am Horizont zurück zu kommen, es finden sich auch in vielen anderen Texten vielleicht verschlüsselte, aber durchaus entzifferbare Hinweise auf kritische (und damit durchaus politische) Stellungnahmen. Ähnlich ist es um das Lied „No Lullaby“ bestellt. Anderson bedient sich einer Bildersprache, die zunächst ein ‚oberflächliches“ Szenario wiedergibt. Erst wenn man am Lack kratzt, zeigt sich, dass sich das alles auch anders, eben ‚tiefer’ deuten lässt. So ist nun einmal die Sprache der Dichter: metaphorisch, meist auch reichlich kryptisch.

Neben seinem Engagement für Wildkatzen usw. hat er sich auch für den Regenwald stark gemacht, wie das folgende Video beweist (auch wenn das bereits längere Zeit her ist): Artists United For Nature – Yes We Can – hier hat er sich u.a. mit Musikern und Sänger wie Brian May (sic!), Joe Cocker, Harold Faltermeyer, Herbie Hancock, Chaka Khan und vielen anderen zusammen getan. Eine solche Aktion muss man auch als politisch werten.

Brian May und Mark Knopfler lasse ich gern als hervorragende Gitarrenkünstler gelten. Natürlich tauchen beide auch in den entsprechenden Bestenlisten auf. Martin Barre gilt weiterhin als unterbewertet, obwohl er einen sehr eigenen Stil entwickelt hat, der sich in einigen Stücken an der menschlichen Gesangsstimme orientiert. Mein Neffe, auch viele Jahre als Gitarrist unterwegs, war kein ausgesprochener Tull-, dafür aber ein um so größerer Barre-Fan. Er könnte Euch sicherlich einiges mehr zu dessen Stil und technisches Können erzählen. Ich muss eines gestehen: Dass ich ähnlich Kretakatze früher den guten Martin auch eher überhört habe, manchmal ihn eher als schlecht empfunden habe. Heute aber (und nach längeren Diskussionen mit meinem Neffen) bin ich hörtechnisch Martin Barre ‚hintergestiegen’. Er ist schon etwas gewöhnungsbedürftig.

Und Kretakatze hat es erfasst: „Crest of a Knave“ klingt wirklich sehr knopfler-isch. Zum einen klingt Martin Barres Gitarre sehr im Stile von Mark Knopfler; und dann ‚imitiert’ auch noch Herr Anderson dessen Stimme. Mich hat das damals auch sehr verwundert. Obwohl ich nicht unbedingt von Plagiat sprechen möchte, so würde es mich eigentlich schon interessieren, wie es bei Anderson & Co. dazu gekommen ist, sich an Dire Straits zu orientieren, denn leugnen wäre zwecklos.

Zu den Gitarrengöttern zählen sicherlich Eric Clapton und Jimi Hendrix. Beide haben ebenfalls einen unüberhörbaren eigenen Stil. Von Hendrix hätte ich gern mehr Stücke, in denen er nicht so vollgedröhnt daherspielt, als müsste er die ganze Welt in Flammen setzen. Bei diesen Endlossoli klappen mir auch die Ohren zu, schnell zum nächsten Stück. Clapton ist aber nun wirklich „God“. Er hat zwar kaum wirklich gute eigene Lieder erfasst (aber welcher gute Gitarrist hat das schon). Wie er aber z.B. mit Cream bei den Stücken White Room oder Crossroads in die Saiten haut, das hat schon etwas. White Room ist zudem ein Lehrstück für (künftige) Bassisten (ich finde das Stück einfach geil, eines meiner Liebensstücke eben).

Apropos Clapton: Kretakatzes Link auf den Beatles-Titel While My Guitar Gently Weeps – kein anderer als Clapton spielt hier das Solo (am Ende zusammen mit Harrison). Und zusammen mit Mark Knopfler war sich Clapton nicht zuschade, auch einmal nur auf der Gitarre zu schrammeln, hier eine andere Version von Sultans of Swing.

Zu anderen (auch meist unterbewerteten) Gitarristen später etwas mehr. Die Gitarre ist nun einmal in der Rockmusik DAS Instrument. Welcher Jugendliche, der daran denkt, einmal Musik zu machen (Rockmusik meine ich), der will natürlich Gitarre spielen. Keyboards, Schlagzeug, Bass – alles ganz nett, aber KLAMPFE, das ist es eben!

Zum Ende der ‚legendären’ Band Black Out: Das Ganze spielte sich in Bremen ab, weil alle Beteiligten dort wohnten. Ich bin dann Anfang der 80-er Jahre zwecks Studium nach Hamburg gezogen – und an den Wochenende nach Bremen gependelt. Das wurde mir mit der Zeit aber zuviel. Außerdem wollte unser Schlagzeuger öfter auftreten (wir übten in einem dunklen Keller), um zusätzlich Geld zu verdienen. Das wollten die anderen (und ich) aber nicht. Und so kam es, wie es kommen müsste. Es wurde liquidiert, was liquidiert werden musste. Und das war es denn. Also keine Streitigkeiten zwischen Brüdern.

Kretakatzes John-Fogerty-Karohemd-Psychose finde ich ganz normal. Was mein Outfit anbelangt, ich schrieb es bereits, da bewege ich mich ganz auf dem Fogerty’schen Niveau. Ich bin da das, was man bekanntlich den Schotten zuschreibt: geizig! Ich trage vielleicht nicht immer karierte Hemden, aber oft genug, und ansonsten Hemden, die eben bunt sind (wenn auch gestreift oder so statt kariert). Und die trage ich meist so lange, bis sie aus dem Leim gehen. Ähnliches gilt für meine Hosen, die meist Jeans sind (aber nicht von Armani). Ich sehe nicht ein, mich einem Modediktat zu beugen und mehr für Klamotten auszugeben, als es Not tut. Bequem muss es sein, dass ist das erste (und einzigste), was zählt. Anzüge, Schlips und Kragen sind nichts für mich. Es war wohl letztes Jahr, da habe ich zum ersten Mal selbst in meinem Leben einen Krawattenknoten gebunden (Anleitung aus dem Internet), übrigens eine Krawatte im Anderson-Tartan (klar: schottisches Karomuster), die ich spaßeshalber zu einer Familienfeier trug. Ansonsten mussten mir immer andere helfen (manchmal kommt man nicht umhin, ein solches Stranguliergerät zu tragen). Mit Jacketts und dergleichen tue ich mich ebenso schwer. Ist nun einmal so und ich stehe dazu.

Nun denn, ich wünsche euch noch einige geruhsame Arbeitstage. Und Dir, Kretakatze, wünsche ich einen schönen, erholsamen Urlaub. Ich drücke Dir die Daumen, dass es klappt mit der Eintrittskarte. Es steckt auch etwas Eigennutz dahinter, denn schließlich wollen wir wissen, wie sich Herr Anderson so gemacht hat im weiten Süden.

Wir lesen voneinander.
Viele Grüße

Wilfried

12.06.2007

English Translation for Ian Anderson