Archiv für den Monat: November 2009

Der Witzableiter (14): Pointen, die sich verdrückt haben

Fortsetzung von: (13): Ein Spiel mit doppelten Böden

In der Kolumne „Der Witzableiter“ von Eike Christian Hirsch, die 1984 im ZEITmagazin erschien, geht es heute im 14. Teil um Auslassungen, also um fehlende Teile, die intuitiv ergänzt werden müssen, um einen Witz zu verstehen. Mancher ist dabei schon auf der Strecke geblieben, weil er die Pointe verpasst hat.

Müller geht an Krücken. „Verkehrsunfall“, sagt er. „Schrecklich!“ ruft sein Kollege aus, „ohne Krücken können Sie nicht gehen?“ „Weiß nicht“, sagt Müller, „mein Arzt sagt ja, mein Anwalt nein.“ Das ist nicht ganz leicht zu verstehen. Leider sind diesmal Witze dran, die einen ganzen Gedankengang auslassen.

Eine auffallend attraktive Frau kauft in einer Pariser Parfümerie ein Eau de Toilette und bezahlt mit einem Fünfhundert-Franc-Schein. „Bedauere“, sagt die Dame an der Kasse, „der Schein ist nicht echt.“ „Dann hat man mich“, sagt die Frau, „eben vergewaltigt.“ Ein bißchen Lebenserfahrung gehört wohl zum Verstehen dieser Witze dazu. Schließlich muß der Witzhörer die Auslassung mit eigenen Kenntnissen überbrücken. „Wünschen die Herrschaften noch etwas?“ fragt der Hoteldiener, nachdem er das Gepäck des Paares abgesetzt hat. „Danke, nein“, sagt der Mann. „Vielleicht noch etwas für die Frau Gemahlin?“ „Ach ja, das ist eine Idee“, sagt der Mann, „bringen Sie mir eine Postkarte.“

Der Soziologe Helmuth Plessner hat diese Technik als „witzige Prägnanz“ bezeichnet, die einen ganzen Gedankengang übergeht und zu „einer verschwiegenen Mehrdeutigkeit“ führt. Als Beispiel zitierte er selbst den Stoßseufzer eines Berliner Zoobesuchers angesichts einer Giraffe: „So ’n Hals und denn ’n Kümmel!“ Diese Auslassung kann man wohl deshalb recht leicht verstehen, weil es sich um einen Einfall aus den Tiefen des Gemüts handelt.

Verschlüsselter ist schon ein Ausspruch, den Sigmund Freud als Beispiel für eine Auslassung zitiert. Sie stammt aus der Festschrift eines Wiener Künstlerballes. Auf Hochdeutsch etwa: „Eine Frau ist wie ein Regenschirm. Man nimmt dann doch die Droschke.“ Das muß ich wohl erläutern. Es fehlt der Zwischensatz „wenn es regnet“ und am Schluß die Gleichsetzung Droschke/Dirne. Das ist Doppelsinn aus der Zeit der doppelten Moral. Uns kommt es heute zu rätselhaft vor.

„Warum bist du eigentlich nie Soldat gewesen?“ „Keine Ahnung. Dabei habe ich bei jeder Musterung mit dem Stabsarzt sogar um tausend Mark gewettet, daß ich tauglich bin. Aber immer vergeblich.“ Hier spürt man, finde ich, deutlich die Verwandtschaft von Witz und Rätsel. Als Rätsel würde der Gedanke wohl lauten: „Wie kann man eine Musterung mit Geld beeinflussen, ohne zu bestechen?“ Der Unterschied besteht darin, daß ein Rätsel die Einzelteile gibt und nicht das Ergebnis, während der Witz das Ergebnis (hier: Wette) gibt, aber uns ein fehlendes Teil intuitiv ergänzen läßt.

Witzableiter (14)

„Einer aus meiner Klasse“, erzählt der Sohn seinem Vater, „hat behauptet, ich sähe dir ähnlich.“ „So, so“, sagt der Vater, „und was hast du ihm geantwortet?“ „Nichts“, sagt der Sohn, „er ist stärker als ich.“ Das ist so ziemlich das Komplizierteste, was ein Witzhörer heute noch hinnimmt. Früher scheint das anders gewesen zu sein. Jean Paul zitiert 1804 eine Anekdote, deren Knappheit er besonders gelungen findet:

Ein römischer Kaiser fragte einen Fremden, über die Familienähnlichkeit spottend: „War deine Mutter nicht in Rom gewesen?“ – und dieser versetzte: „nie, aber wohl mein Vater.“ Heute ist dieser Witz schon deshalb unverständlich, weil man sich mit hochgestellten Herrschaften nicht mehr so auskennt. Es geht hier – wenn beide Männer Halbbrüder sind – um die Frage, wessen Mutter dann das uneheliche Kind hatte. Etwas verzwickt. Dennoch zitieren diesen Witz, leicht modernisiert, noch Sigmund Freud und Arthur Koestler als Vorbild für eine gelungene Auslassung.

„Ich habe mich gestern mit meinem Mann gestritten.“ „Und wer hat gewonnen?“ „Der Juwelier.“ Das ist doch wenigstens auf Anhieb zu begreifen, auch wenn hier ebenfalls viel ausgelassen worden ist. Aber das Ende ist bekannt („Der Juwelier“), und die Lücke schließen wir intuitiv.

Eine amerikanische Fluggesellschaft bot in einer Werbeaktion allen Ehefrauen an, ihre Männer auf Geschäftsreisen zu begleiten – zum halben Preis. Später wurden alle Frauen, die das Angebot genutzt hatten, schriftlich gefragt, wie ihnen die Reise gefallen habe. Die Antworten lauteten alle gleich: „Welche Reise?“

Es ist weniges so peinlich wie der Augenblick, da man zugeben muß, als einziger nicht mitlachen zu können, weil man die Pointe verpaßt hat. Beim Rätsel darf man scheitern, einen Witz aber muß man sofort mitkriegen, oder man hat verspielt. Man hat schon deshalb verspielt, weil man später nicht mehr lachen kann, wenn die Suche zu mühsam gewesen ist.

Hier blamiert sich hoffentlich nicht der geneigte Leser, sondern nur die dritte Dame, die unfreiwillig ein Geheimnis preisgibt: An einem heißen Sommertag gehen drei Damen in der Anlage ihres Tennisclubs spazieren. Plötzlich geraten sie an einen Mann, der nackt im Gras liegt und, um nicht erkannt zu werden, schnell sein Gesicht bedeckt. Da sagt die eine Dame: „Im ersten Moment dachte ich, es sei mein Mann, ist er aber nicht.“ „Das hätte ich dir gleich sagen können“, meint die zweite. Die dritte Dame sieht noch mal kurz hin und sagt dann: „Der ist überhaupt nicht aus unserem Tennisclub.“

Eike Christian Hirsch – Der Witzableiter (Kolumne in 25 Teilen)
aus: ZEITmagazin – Nr. 41/1984

[Fortsetzung folgt]

Lob des Aufenthalts im Freien – ein PER

Vorbemerkung: Manchmal entscheidet der Anfang eines Romans darüber, ob wir das Buch zu Ende lesen oder nicht. Manche Romane sind geradezu bekannt für ihren Beginn. Mancher Schreiberling und Schriftsteller ist aber über den Start einer Geschichte, ob sie nun als Kurzerzählung oder Roman enden sollte, nicht hinausgekommen. Andere schreiben Romananfänge und nur diese. Die weitere Geschichte interessiert sie nicht.

Ich versuche mich hier an einer neuen Gattung der Prosa und nenne es „plötzlich endender Roman“ (PER), neu-deutsch: „suddenly ending novel“ (SEN), weil’s so schön klingt, wobei ein Hauptmerkmal auf eine möglichst längere Einleitung wie bei einem Romananfang liegt. Die Einführung soll dem Leser suggerieren, dass es eine lange Geschichte werden könnte, die da erzählt wird. Möglichst viele Handlungsstränge werden miteinander verwoben, alles spielt vielleicht auf verschiedenen Zeitebenen (Rückblenden sind bestens geeignet). Aber nach bereits einer Seite soll dann der Paukenschlag kommen: das plötzliche Ende … Schluss und vorbei!

Also wie ein Aufsatz ohne Hauptteil, nur mit Einleitung und Schluss. Wichtig ist vielleicht auch der Titel eines PERs, der möglichst abstrus sein sollte, um den Leser schon hier in die Irre zu führen.

Von meinem ersten PER (ach wie schön können Abkürzungen sein) erhebe ich keinerlei literarischen Anspruch. Die neue Gattung muss erst noch wachsen. Auch gestehe ich, dabei einfach ‚drauflos’ geschrieben zu haben – und dass mir zunächst ‚etwas ganz anderes’ vorschwebte. Vielleicht ist dieses intuitive Schreiben eines der Kennzeichen des PERs.

Der Bruch in der Geschichte, die Stelle, die das plötzliche Ende einleitet, ist sicherlich sehr klischeehaft (ein Vorhang, der zerreißt) – und das Ende ist eher ordinär. Aber, ich hoffe, das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Hier also mein erster PER, plötzlich endender Roman:

Lob des Aufenthalts im Freien

Leisen Schrittes erstieg er den Gipfel, der ihn eine weite Sicht über die anderen Berge eröffnete. Nie zuvor war er so hoch gestiegen, noch nie blickte er so frei auf das Land seiner Ahnen. Die Milch im Sack war sauer geworden, aber er mochte Saures – und war schon allein der Windzug erfrischend, so schmolz die Flüssigkeit wie Eis in seiner heißen Kehle. Das tat gut. Der Aufstieg hatte ihn durstig gemacht. Und Hunger verspürte er nun auch. Appetit kommt beim Essen oder hier beim Trinken. Das Brot war schimmelig, aber mit dem Messer kratzte er die fauligen Stellen wie eine Wunde sauber, brach sich erst ein Stück mit den Fingern heraus, steckte es in den Mund, und biss dann Stück für Stück aus dem Brot wie ein Wolf das Fleisch aus dem Körper seines Opfers.

Sein Blick war auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. Das musste das Gehege sein, in dem der Hirt am Abend seine Schafe zur Nachtruhe treibt. Hier hatte er vor zwei Tagen Quartier zwischen den warmen Körpern der Tiere und nach einem langen Fußmarsch tiefen, traumlosen Schlaf gefunden. Der Hirt hatte ihm am nächsten Tag mit Milch und Brot versorgt. Geld wollte er dafür nicht. Ein Handschlag zum Abschied genügte ihm.

Jetzt stand er also hier oben, nagte am Brot und trank von der sauer gewordenen Milch. Er musste plötzlich an den Bauern denken, der ihn von seinem Hof gescheucht hatte. Mit Herumtreibern, die nur von der Hand in den Mund leben, die vielleicht das Vieh schänden, wollte dieser nichts zu tun haben. Dabei suchte er nur eine Unterkunft für eine Nacht in dem Stroh der Scheune. Einmal ein Dach über dem Kopf haben, nur das wünschte er sich.

So war der Himmel seit Tagen sein Dach in der Nacht.

Vor genau zwei Wochen war er mit der Fähre auf diese Insel gekommen. Im Gepäck, das jetzt in der Hauptstadt in seinem Hotelzimmer auf dem Bett lag, waren die Briefe, die sein Bruder ihn nach Übersee geschrieben hatte, zurückgeblieben. Dieser hatte ihn gebeten, so schnell wie möglich hierher auf die Insel zu kommen. Der Grund war ihm nicht ganz klar. Es sollte aber um viel Geld gehen.

Als er vor 14 Tagen die Reling der Fähre hinabstieg, sein Blick suchte den Bruder auf dem Kai, überkam ihn ein unbeschreibliches Gefühl. Von diesem Hafen aus war er vor mehr als zwölf Jahren in die Welt aufgebrochen. Hier hatte er Kindheit und Jugend zurückgelassen, um in einem fernen Land sein Glück zu suchen.

Als er auf dem Kai stand, den Koffer mit den wenigen Sachen und mit den Briefen des Bruders in der Hand, war von diesem nichts zu sehen. Urplötzlich breitete sich Panik in ihm aus. Warum war sein Bruder nicht da, der ihn doch ausdrücklich von der Fähre abholen wollte? Er versuchte sich zu beruhigen. Der Bruder war sicherlich aufgehalten worden und wird in wenigen Augenblicken mit lachenden Gesicht vor ihm stehen und begrüßen. Als aber auch nach einer vollen Stunde kein Bruder zu sehen war, stieg dieses von ihm so bekannte Gefühl von existenzieller Angst erneut und in voller Wucht in ihm auf.

Hier oben auf dem Gipfel erschien ihn seine Ankunft auf dieser Insel wie ein Traum, eher ein Alptraum, an den man sich plötzlich wieder erinnert, der aber schon Monate zurückliegt. Als der Bruder auch nach einer weiteren Stunde nicht erschienen war, suchte er in der Nähe nach einem Taxi. –

Er stand vor einem völlig verwahrlosten Haus und fragte noch einmal den Taxifahrer, ob das wirklich die Straße wäre, die der Bruder in seiner Adresse angegeben hatte. Straße und Hausnummer stimmten. Völlig ratlos betrat er das Grundstück. Die Pforte war nur angelehnt, der in Stein gefasste Weg zum Haus überwuchert von Unkraut. Es war schon nicht mehr Panik, was ihn beschlich. Es war eine Faust, die sein Herz umklammerte. Sein Atem stockte.

Die Sonne begann zu brennen. Obwohl es auf dem Gipfel des Berges kalt war, fing die Sonne an, ihn zu wärmen. Sein Gesicht rötete sich. In diesem Augenblick zerriss der Vorhang. Vor ihm stand sein Bruder und fasste ihm am Arm. Wie benommen blickte er auf.

„Wach endlich auf, du Schlafmütze! Es wird Zeit für uns. Ich kann nicht länger warten.“

Was gibt es Beschisseneres als diesen Traum, als diesen Traum im Traum. „Mach die Fliege, ich will noch eine Runde schlafen!“

Altes „Neues“ von Jethro Tull (4)

Es weihnachtet sehr … Und da darf Ian Anderson & Co. nicht fehlen, wenn es darum geht, Kasse zu machen. Erstaunlich ist es, wie der Meister mit neuen Scheiben und Konzerten in der Vorweihnachtszeit aufwartet.

Zunächst noch einige Worte zum letzten Produkt: Jethro Tull live at Madison Square Gardens 1978 DVD/CD. Die ersten Videobilder, die ich von einem Live-Konzert von Jethro Tull kenne, stammen aus diesem Konzert. So hatte ich nun mit dieser DVD wirklich gehofft, endlich die supertollen Aufnahmen käuflich zu erwerben. Nicht dass ich enttäuscht bin, aber wirklich glücklich bin ich eben auch nicht. Das mag auch an dem amerikanischen Farbübertragungssystem für Fernsehsignale NTSC liegen, das nicht die satten Farben wie das PAL-System hatte. Auch der Ton, sosehr daran geschraubt wurde, ist nicht ganz so sauber wie gewünscht.

Aber kommen wir zu dem, was jetzt den Jethro Tull-Fan und Käufer Neues (altes „Neues“) erwartet. Vom Auftritt der Gruppe beim AVO Session Festival in Basel/Schweiz hatte ich berichtet (Jethro Tull live in Basel/Switzerland 2008 bzw. AVO-Session-Night: Jethro Tull). Am 13. November ist das Konzert als DVD erhältlich: Jethro Tull – Live at Avo Session 2008

Instrumental sicherlich ein schönes Konzert (gesanglich die bekannte Katastrophe), aber für mich kein Muss, zudem ich die Aufnahmen, wenn auch nicht in DVD-, so doch in halbwegs ansehnlicher Qualität vorliegen habe (und bei YouTube die Videos zu sehen sind).

Das Weihnachtsfest übt auf Herrn Anderson wohl eine besondere Affinität aus. Früher wäre er gut als Weihnachtsmann durchgegangen (mit Rauschebart und langer Matte). Das Christmas-Album kennen wir ja. Jetzt kommt dieses Album am 27. November als Doppel-CD zusammen mit dem Live-Auftritt in der St Bride’s Kirche in der Fleet Street in London vom 22.12.2008 heraus (damals wohlweißlich aufgenommen – zur späteren kommerziellen Verwendung): The Christmas Album+Live Christmas at St. Brides.

Ian Anderson wünscht Frohe Weihnachten

Die Einnahmen des so genannten ‚Jethro Tull Christmas Carol Service‘ (2006 zum 1. Mal veranstaltet – ist also schon fast Tradition); kamen der St Mungo’s charity for the homeless (Stiftung für Obdachlose) zugute.

Hierzu die Setlist der 2. CD:

1. Weathercock
2. Introduction: Rev. George Pitcher/Choir: What Chee
3. A Christmas Song
4. Living In These Hard Times
5. Choir: Silent Night
6. Reading: Marmion by Ian Anderson (aus Sir Walter Scott’s “Marmion”- Dichtung in sechs Gesängen (A Tale of Flodden Field in six Cantos))
7. Jack In The Green
8. Another Christmas Song
9. Reading: God?s Grandeur by Gavin Esler
10. Choir: Oh, Come All Ye Faithful
11. Reading: The Ballad Of The Breadman by Mark Billin
12. A Winter Snowscape
13. Reading: Christmas by Andrew Lincoln
14. Fires At Midnight
15. We Five Kings
16. Choir: Gaudete
17. God Rest Ye Merry Gentlemen / Thick As A Brick

Dem ist noch nicht genug: Ian Anderson plays The Christmas Jethro Tull an fünf Abenden in Deutschland, die Tickets ab 38,60 € (in Berlin einheitlich 68,15 €). Mit dabei sind (sollen sein): Pete Riley (Schlagzeug), Meena Bhasin (Violine) und der deutsche Gitarrist Florian Opahle:

München – Herkulessaal der Residenz München – 01.12.2009
Berlin – Passionskirche Kreuzberg – 02.12.2009
Hannover – Theater am Aegi – 04.12.2009
Bochum-Zentrum – Christuskirche Bochum – 05.12.2009
Offenbach am Main – Stadthalle Offenbach – 06.12.2009

Süßer die Kassen nie klingen …. als zur Weihnachtszeit. Was die 2. Hälfte des Doppelpacks mit dem St Bride’s Kirchenlivekonzert betrifft bin ich fast versucht (aber auch nur das), mir dieses käuflich zu erwerben. Ansonsten habe ich ja noch das ‚alte’ Christmas-Album von Jethro Tull; das sollte genügen.

home tweet home oder Wie Du mir, so ich Dir

Seit gut zwei Monaten twittere ich nun schon. Twitter ist ein soziales Netzwerk und ein meist öffentlich einsehbares Tagebuch im Internet (Mikroblog), welches weltweit per Website, Mobiltelefon, Desktopanwendung usw. geführt und aktualisiert werden kann. Twitter wurde im März 2006 der Öffentlichkeit vorgestellt.

http://twitter.com/willizblog

Die Beiträge auf Twitter werden als „Tweets“ (engl. to tweet = zwitschern) oder „Updates“ bezeichnet. Das referenzierte Wiederholen eines Beitrages einer anderen Person, um beispielsweise eine Eilmeldung im Netzwerk schnell weiterzuverbreiten, wird als „ReTweet“ bezeichnet. Das soziale Netzwerk beruht darauf, dass man die Nachrichten anderer Benutzer abonnieren kann. Die Leser eines Autors, die dessen Beiträge abonniert haben, werden als „Follower“ (engl. to follow = folgen) bezeichnet. Die Beiträge der Personen, denen man folgt (Following), werden in einer abwärts chronologisch sortierten Liste von Einträgen dargestellt.

Ein Ziel ist es, möglichst viele Follower zu gewinnen. Das kann man u.a. dadurch, indem man zunächst anderen ‚folgt’ – in der Hoffnung, das diese wiederum einem selbst folgen werden: Wie du mir, so ich dir!

Es gibt mehrere Typen von Followern. Zunächst die, die gleiche oder ähnliche Themen zum Inhalt ihrer Beiträge haben. Schließlich will man sich ja miteinander austauschen. Dann gibt es aber einen Typus, der mehr oder weniger kommerzielle Absichten hat, also irgendetwas ‚verkaufen’ will, und mit durchaus interessanten Informationen ‚lockt’. Und der Typ Pornoanbieter (‚Britney’ lässt grüßen) darf natürlich nicht fehlen, ist aber meist kurzlebig, da als Spam schnell aus dem System entfernt.

Zu Twitter selbst gibt es eine Menge Tools (A Better Way to Discover Twitter Apps), also Werkzeug, mit dem man Beiträge ins Netz stellen kann (wenn man es nicht direkt übers Web tut), mit dem gesucht werden kann (Twitter Search) oder zusätzlich Bilder (Twitpic) eingestellt werden können. Auch statistische Auswertungen sind natürlich möglich. Viele dieser Tools arbeiten allerdings sehr schleppend, da sie nicht professionell betrieben werden.

Was sind meine Erfahrungen in nun neun Wochen Twitter? Zunächst ist es natürlich etwas mühsam, gleichgesinnte Twitterer zu finden, die einen dann auch noch ‚folgen’. Hat man erst einmal einige beisammen, dann beginnt das Twittern Spaß zu machen und es kann geschehen, dass der Suchtfaktor schnell ansteigt. Maximal 140 Zeichen lange Beiträge lassen sich ja immer platzieren. Irgendwann kommt dann aber ein Zeitpunkt, ab dem man sich fragt, was das Ganze eigentlich soll. Ein Problem: Following Twitterer und Follower decken sich nur zum Teil. Ich schreibe meine Beiträge also nicht unbedingt an die, deren Beiträge ich lese.

Ich will nicht überheblich sein, aber mir erscheint Twitter manchmal als das Bloggen für Arme. Und das Twittern des Twittern wegen ist natürlich Schwachsinn. Ich muss zudem auch nicht immer besonders geistreich sein, um bei anderen Twitterern Favoritensterne (FavStars) zu sammeln. Für manches ist Twitter ein gutes Medium, um kurze Informationen ‚unters Volk’ zu bringen (über einen Link können dann ja weitere Informationen abgerufen werden). Und bisschen blödeln ist auch nicht schlecht. Aber woher einige die Zeit nehmen, fast rund um die Uhr zu twittern, vermag ich nicht zu sagen.

Twitter, Facebook, YouTube etc. – alles schönes Spielzeug, um anderen Menschen (wenn auch zunächst nur virtuell) zu begegnen. Aber alles hat seine Grenzen. Ich werde Twitter u.a. auch dafür nutzen, über ein so genanntes Widget meine kleinen Twitter-Beiträge auf diesem meinem Blog (siehe rechter Rand) bereitzustellen. Auf diese Weise kann ich kleine Infos, zu denen ich mich nicht weiter auslassen möchte, auch in meinem Blog veröffentlichen.

Island: Riesenansturm auf die letzten Burger

1990 startete ich mit meiner Frau und Bekannten 1990 eine Rundreise durch Island in der Hauptstadt Reykjavík. Dort endete die Reise dann auch nach drei Wochen. Reykjavík ist die am nördlichsten gelegene Hauptstadt der Welt. Mit ihren knapp 120.000 Einwohnern ist die Stadt übersichtlich. Vor nun fast 20 Jahren gab es in Reykjavik ein Hard Rock Cafe, das wir besuchten, um uns etwas zu stärken und Kaffee zu trinken. Island ist ein typisches Kaffeetrinker-Land. Und in den Restaurants und Cafes zahlt man in der Regel für den Kaffee nur einmal – und kann dann das braune Gesöff trinken bis zum Herzinfarkt (siehe hierzu auch meinen Beitrag: Was ist bloß mit Ian los? Teil 66: Von Island nach Griechenland)

Die Hard Rock Cafes gibt es weltweit; das Cafe in Reykjavík muss aber bereits vor einigen Jahren geschlossen haben (genau gesagt am 29.05.2005). 1990 gab es, wenn ich mich nicht täusche, auf Island noch keinen Fast Food-Laden der McDonald-Kette. Das muss sich dann aber in den folgenden Jahren geändert haben.

Island-Urlaub 1990: Reykjavik

Aber wie dem Hard Rock Cafe 2005 geht es nun den McDonald’s-Filialen in Island. Wegen der Finanzkrise (die Zutaten für die Burger wurden aus Deutschland importiert) schließt die Fast Food-Kette alle ihre Filialen. So gab es in Reykjavik einen letzten, großen Ansturm: Schlange stehen für den letzten „Big Mac“.