Archiv für den Monat: Dezember 2014

Weihnachten von A bis Z: Q wie Quittenbrot

Zum Buchstaben Q gibt es im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein natürlich nicht allzu viele Begriffe. Quadragesima adventus ist wohl die lateinische Bezeichnung für die Adventszeit.

Weihnachten von A bis Z

Nur noch in wenigen norddeutschen Familien pflegt man die Herstellung des Quittenbrotes. Dabei handelt es sich allerdings um kein Gebäck, sondern um ein unter vielem Rühren eingekochtes Quittenmus, welches anschließend langsam getrocknet wird und erst nach einigen Wochen in kleine Stücke geschnitten werden kann. Vor dem Servieren wird das Quittenbrot dann noch in Zucker gewendet. Ich selbst habe mit meiner Frau vor einigen Jahren einmal Quittenbrot aus den ausgepressten Resten zerkochter Quitten hergestellt. Den Saft bereiteten wir zu Quittengelee.

Weihnachten von A bis Z: P wie Paradiesfest

Panettone ist die italienische Variante unseres Weihnachtsstollen. Am 26. Dezember, kurz nach der Mittagszeit, zieht im Unterengadin eine Knabenschar im Alter von 7 bis 16 Jahren schulklassenweise von Haus zu Haus. Schon von weitem ist der Ruf der Jüngeren zu hören: «Dà a mai, dà a mai!» (Rätoromanisch für «Gib es mir, gib es mir!»). Gemeint ist damit das «Pan grond», das große Brot, ein Birnbrot, mit dem die Mädchen ihre Mitschüler erwarten. Jedes Mädchen überreicht das Brot demjenigen Knaben, den es am besten mag. Panis piperatus ist der lateinische Name für Pfefferkuchen.

Ein alter Name für den Heiligen Abend ist Paradiesfest.

Weihnachten von A bis Z

Perchten sind wüste Gesellen mit Masken und Runzeln. Sie sehen wirklich zum Davonlaufen aus und treiben in den Raunächten, den längsten Winternächten, ihr Unwesen und sollen die bösen Geister vertreiben. Einst waren die Perchten Teufel im Nikolausspiel. Erst im 17 Jahrhundert traten sie aus dem religiösen Spiel heraus und entwickelten sich mehr über komische und bedrohliche Teufelsszenen zu ihrer heutigen Darstellung. Dieser alte Brauch wird in Oberbayern als so genannte „Perchtenläufe“ noch vielfach zum Vergnügen der Schaulustigen gepflegt.

1843 wurde in Dresden ein Unternehmen gegründet, das zu einer der ältesten Schokoladenfabriken Deutschlands wurde: Petzold & Aulhorn. Die Marke Pea kenne ich noch aus Kinderzeiten her. Heute gibt es die Firma nicht mehr. Dort bei Petzold & Aulhorn wurde der erste mit Schokolade gefüllte Adventskalender um 1938 auf den Markt gebracht. Ich bin eigentlich erstaunt darüber, wie viele heute (und nicht nur Kinder) ihren eigenen Adventskalender haben. Ohne das tägliche Türchen-Öffnen ist es keine Vorweihnachtszeit.

Wie der Mistelzweig so gehört auch der Plumpudding zu den traditionellen Symbolen des englischen Weihnachtsfestes. Brotkrumen, Fett, Milch, Eier, geriebene Semmeln, kandierte Früchte, Mandeln sowie verschiedene Gewürze ergeben nach wochenlanger Vorbereitung einen schmackhaften und kalorienreichen Weihnachtspudding, der dann nach mehrstündigem Kochen im Wasserbad auf eine Platte gestürzt, mit heißem Rum übergossen und brennend serviert wird.

Polterklas ist eine heute kaum mehr gebräuchliche niederdeutsche Bezeichnung für den Nikolaus. Pulterklas ist dagegen in der Dithmarscher Gegend der Begleiter des heiligen Nikolaus.

In den 20er Jahren versuchten die Kommunisten eine so genannte Proletenweihnacht einzuführen, was aber nicht sehr erfolgreich war. In den 30er Jahren wurde dazu folgendes Gedicht bekannt:

Der Weihnachtsbaum steht öd und leer.
Die Kinder schauen blöd umher.
Da lässt der Vater einen krachen.
Die Kinder fangen an zu lachen.
So kann man auch mit kleinen Sachen,
Proletenkindern Freude machen.

Nun, ja …

Weihnachten von A bis Z: O wie Oh

O, ob nun mit H oder ohne, ist nicht nur ein Buchstabe, sondern ein Ausruf der Überraschung und der Freude. Und wer möchte das nicht sein, am Heiligabend überrascht und erfreut sein. Und so gibt es im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein unter dem Buchstaben O fast nur Einträge, die mit dem Wort O bzw. Oh beginnen.

O du fröhliche, o du selige ist übrigens vom Ursprung her ein altes sizilianisches Fischerlied. Und zum großen Schatz deutscher Weihnachtslieder gehört ohne Zweifel O Tannenbaum, o Tannenbaum. Das Lied geht zurück auf ein altes schlesisches Volkslied aus dem 16. Jahrhundert.

Weihnachten von A bis Z

Oberammergau feiert eigentlich das ganze Jahr Weihnachten. Nicht nur durch seine Passionsfestspiele ist dieser kleine Ort in Bayern bekannt, sondern besonders auch durch die Schnitzkunst, die hier eine jahrhundertealte Tradition hat. Und so kann man das ganze Jahr über weihnachtliche Schnitzarbeiten im Ort kaufen.

Ochs und Esel gehören in jede Weihnachtskrippe (wie Salz und Pfeffer zum Essen). Apropos Essen: Orangeat und Zitronat sind wichtige Zutaten in der Weihnachtsbäckerei. Für Orangeat wird die Schale der Bitterorange (Pomeranze) kandiert. Für Zitronat, auch Sukkade genannt, werden die Früchte des Zedratbaumes genommen. Dies ist eine besondere Zitronenart. Zitronat besteht nicht aus kandierten Zitronenschalen, wie manch einer vielleicht denkt.

Weihnachten von A bis Z: N wie Neujahr und Nikolaus

Mit dem Buchstaben N kommen wir bereits in die zweite Hälfte des Alphabets. Vielleicht denken viele, dass ich nun völlig im Weihnachtswahn verstrickt bin. Aber keine Angst, die Zeit wird kommen, da ich wieder auf dem Boden der Tatsachen zurückgefunden haben werde. Das Weihnachtslexikon von Theo Herrlein hat mich nun einmal dazu verleitet, die Adventszeit ganz dem Weihnachtsfest zu widmen, auch wenn mir in diesem Tagen nicht immer ‚nach Weihnachten’ zu mute ist.

    Adventszeit 2014 in Tostedt

Nun zum Buchstaben N finden wir in dem besagten Weihnachtslexikon jede Menge Stichworte zu Neujahr (Neujahr holen über Neujahrsbriefe bis zu Neujahrszopf) und natürlich Nikolaus (Nikolausaltar über Nikolausgeld bis hin zu Nikolaus-Zug).

Im Zusammenhang mit dem Neujahr sind einige unterschiedliche Formen des Aberglaubens überliefert (Neujahrs-Aberglauben). So ist die Hausfrau darum bemüht, über Neujahr ja keine Wäsche zum Trocknen aufzuhängen, weil dies großes Unglück im kommenden Jahr bringen könnte. Auch soll an Neujahr kein Geflügel verzehrt werden, weil sonst das Glück wegfliegen könnte. Weit verbreitet ist auch die Meinung, wer an Neujahr eine Linsensuppe löffelt, dem gehe das Kleingeld nicht aus. In einigen Gegenden spricht man dem Verzehr von Sauerkraut am Neujahrstag eine positive Wirkung zu.

In Norddeutschland taucht in der Silvester- und in der Neujahrsnacht noch vereinzelt der Neujahrsbock auf. Es ist dies eine vermummte Gestalt, die ihren Ursprung in der heidnischen Mythologie hat. Alter Silvester-/Neujahrsbrauch in Hessen und in Norddeutschland ist das Neujahrseinwerfen. Dabei lärmte man mit Tellern und Töpfen, um die bösen Geister zu vertreiben.

Zu Nikolaus: Der heilige Nikolaus besucht zusammen mit Knecht Ruprecht am 6. Dezember die Kinder. Der populäre Heilige hat tatsächlich gelebt und wird erstmalig in einer Urkunde, die um 500 nach Christi Geburt geschrieben wurde, erwähnt. Nikolaus war Bischof in Myra, einer Stadt in Lykien, heute südliche Türkei. Er ist der Schutzpatron der Kinder, Seefahrer und Kaufleute. Gestorben sein soll er am 6. Dezember 343 oder 350.

Der alte Heischebrauch des Nikolauslaufens ist in der Gegend um Bremen auch heute noch gut bekannt (am 6. Dezember). Dabei verkleiden sich Kinder, ziehen von Haus zu Haus, singen und sprechen Lieder und Gedichte, wofür sie mit Obst oder Süßigkeiten belohnt werden. Ich kenne das Nikolauslaufen in Bremen aus meiner Kindheit. Auch ich habe mich damals verkleidet (einmal hatte ich sogar ein altes Kleid meiner Mutter übergestülpt) und bin mit anderen Kindern von Geschäft zu Geschäft gezogen, habe Reime aufgesagt und wurde dafür mit Süßem belohnt.

Der Name November leitet sich vom lateinischen Wort „novem“ (neun) ab, denn dieser Monat war der vorletzte der insgesamt zehn Monate der römischen Kalenderrechnung. Seit Karl dem Großen gibt es auch die germanischen Namen wie Nebelmond oder Windmonat.

Weihnachten von A bis Z: M wie Marzipan

Martini ist der Festtag der Bauern und wird vor allem im süddeutschen Raum am 11.11. gefeiert. Dieser Tag wird auch Martinikirchweih genannt. Auf dem Lande gab es auch Martinimärkte, wo für Haus, Hof und Gesinde Waren für die Winterszeit angeboten wurden. Zu Martini bzw. Martin finden sich im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein viele Stichworte: Von Martinisegen über Martinsgeigen bis hin zu Martinswein.

Weihnachten von A bis Z

Als Magische Nacht bezeichnet man im spanischen Granada die Nacht zum Dreikönigstag. Es ist auch der Abend, an dem die Kinder ihre Geschenke bekommen. Die „Cavalgata“, ein großer Lichterumzug mit Gauklern, Zauberern und mit weihnachtlichen Motivwagen, verkündet den Bürgern der Stadt, dass die drei Magier aus dem Morgenland in der Stadt angekommen sind.

Die Mailänder Christen feiern als einzige Kirchengemeinde auch heute noch eine sechswöchige Adventszeit, im Gegensatz zu der sonst üblichen gregorianischen Einteilung von vier Wochen.

Auf der Mainzer Synode im Jahr 813 wurde das Weihnachtsfest für Deutschland auf den 24./25. Dezember festgelegt.

Marci panis, lateinisch für Marzipan, ist das Brot für den heiligen Markus. In vielen Hamburger und Lübecker Familien wird in der Weihnachtszeit vom Hausherrn noch feierlich das Marzipanbrot, vielfach auch „Großes Schwarzbrot“ genannt, angeschnitten und verteilt. Marzipanküsschen sind dagegen das traditionelle Weihnachtsgebäck der Lübecker mit viel Marzipan.

Mari Lwyd ist eine weiß verhüllte Figur mit langen, spitzem Pferdekopf, die am 6. Januar durch Süd-Wales schlecht. Dieser Brauch ist vermutlich keltischen Ursprungs und eine Art „Heischebrauch“.

Die Mistel war ein heidnisches Symbol und kam aus dem keltischen Bereich. Sie stand für den Frieden und auch für die Überwindung des Todes. Die Mistel steht in Deutschland unter Naturschutz. Die in Gold- und Silberbronze getauschten Zweige, die ein gern gesehener Adventsschmuck sind, kommen hauptsächlich aus Frankreich und Polen. In England ist es Brauch, einen Mistelzweig über die Tür zu hängen. Steht eine junge Frau zur Weihnachtszeit darunter, kann sie es nicht ablehnen, geküsst zu werden. Dieser Kuss gilt vielerorts als ein Hochzeitsversprechen.

Weihnachten von A bis Z: L wie Lebkuchen

Eines der wichtigsten Weihnachtsbackwaren ist der Lebkuchen, gewissermaßen das Brot der Weihnachtszeit. Auch zu diesem Begriff gibt es im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein viele Stichworte, von Lebkuchen selbst über Lebkuchenlikör und Lebkuchenmarkt bis hin zu Lebkuchentruhe.

Weihnachten von A bis Z

In Island darf das Laufabrauð (= Laubbrot) bei keinem Weihnachtsfest fehlen. Das Laubbrot besteht aus einem Teig aus Mehl, Salz, Backpulver und Milch. Der feste Teig wird in Rollen geformt und in Scheiben geschnitten, die mit kunstvollen und alt überlieferten Mustern verziert werden. Die Scheiben werden bei großer Hitze in Fett ausgebacken. Manchmal wird diese Backware auch Schneeflockenkeks genannt (eben der Muster wegen).

Der Lichtmesstag war früher im bäuerlichen Leben ein sehr wichtiger Tag; an dem wechselten nämlich die Dienstboten ihre Arbeit bei den Bauern. Zum anderen ist der 2. Februar der letzte Tag des Weihnachtskreises. Dieser Tag hatte früher auch die Namen: Mariae Lichtmess, Maria Reinigung, Bauernneujahr, Lichtweih, Frauentag, Lichtermesse und im 14. und 15. Jahrhundert „Lichtfewer“.

Weihnachten von A bis Z: K wie Krippen

In dem Weihnachtslexikon von Theo Herrlein ist die Liste der Schlagworte zum Begriff Krippe natürlich sehr lang. Es beginnt mit Krippe füllen, geht über Krippen-Engel und Krippenkalender sowie Krippenlieder bis zu Krippenverbot.

Weihnachten von A bis Z

Mit dem Buchstaben K beginnen auch viele Dinge, die in Norddeutschland angesiedelt sind, z.B.:

Der Kenkenbuum (nordfriesisch: Christkind-Baum) ist ein kleiner, schlichter Weihnachtsbaum aus Holz. Da es auf der Insel keine Tannenbäume gab, war diese Variante früher auf Amrum und Föhr weit verbreitet. Doch in den letzten Jahren tauchte er während der Weihnachtszeit wieder häufiger in den Fenstern der Inselhäuser auf.

Früher wurden in Schleswig-Holstein Printen in besonderen Formen hergestellt, die Kindjeespoppen (Kinderpuppen) genannt wurden.

Kinken ist die nordfriesische Bezeichnung für das Christkind. Kinkenjüch ist ein figürliches Gebäck, das in der Vorweihnachtszeit auch heute noch in vielen Bäckereien in Nordfriesland zu bekommen ist.

Klas Bur ist die alte Bezeichnung für den Nikolaus im Raum Hannover. In anderen Gegenden Niedersachsen wird er auch Klawes genannt.

Knecht Ruprecht, eines der bekanntesten Weihnachtsgedichte, stammt von dem Dichter Theodor Storm (1817-1888) aus Husum, der grauen Stadt am Meer.

Knecht Ruprecht
(aus der Novelle „Unterm Tannenbaum“)

Habt guten Abend, alt und jung,
Bin allen wohl bekannt genug.

Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht‘ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an:
»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt‘ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!«

In Bremen und in Ostfriesland gehört traditionell der Krüllkuchen, auch Neujahrshörnchen genannt, zum Jahreswechsel. Der Teig wird im Waffeleisen gebacken und danach sofort zu Hörnchen gedreht. Mit frisch geschlagener Sahne schmecken sie besonders gut. Wohl bekomm ’s!

Weihnachten von A bis Z: J wie Jahresendflügelfigur

Der Sozialismus der DDR triebt seltsame Blüten. Im Bemühen, die christlichen Wurzeln des Weihnachtsfestes zu verdrängen – das Weihnachtsfest selbst ließ sich nicht ‚austreiben’ -, gab es einige anscheinend sehr offizielle Definitionen uns wohlvertrauter Begriffe: So wurde der Weihnachtsengel zur Jahresendflügelfigur, der Adventskalender zum Jahresschlusskalender (für sogar 31 Tagen).

Ein halbes Jahrhundert vor Christi Geburt führte Julius Cäsar die 31 Tage für den ersten Monat des Jahres ein: Januar. Der Name geht zurück auf Janus, dem römischen Gott des Ein- und Ausganges. Durch seine beiden Gesichter (Januskopf) konnte er gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft schauen. Hartung, Hornung, Schneemonat oder Eismond sind alte Bezeichnungen für Januar, die noch in überlieferten Bauernsprüchen erhalten sind.

Im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein finden sich unter dem Buchstaben J natürlich viele Schlagworte, die Jesus im Namen führen. Aber es gibt auch Begriffe, die heidnischen Ursprungs sind: Island ist bekanntlich das Land der Elfen und Kobolde. Dementsprechend ist auch der Advent durch den Jólesveinn (12. bis 24. Dezember) geprägt. Jólesveinar (plural) heißt übersetzt so viel wie „Weihnachtskerle“. Dabei handelt es sich um die 13 Söhne von Grýla und Leppalúðl, einem Riesen-Ehepaar aus dem 13. Jahrhundert. Da ihr Mann bettlägerig war, musste Grýla sich um die Nahrungsbeschaffung kümmern, was unter anderem auch dadurch geschah, dass sie unartige Kinder einfing. Inzwischen sind die Kobolde milde und harmlos geworden und stecken den braven Kindern Süßigkeiten in die Schuhe auf dem Fenstersims.

Weihnachten von A bis Z

Jöölboom ist die mundartliche Bezeichnung für den Weihnachtsbaum auf der nordfriesischen Insel Sylt. Jülbuum ist nach alter friesischer Tradition ein schlichtes Holzgestell, welches mit immergrünen Zweigen, Obst und allerlei symbolträchtigen Figuren, meistens aus gebackenem Mehlteig, behängt wird. Der Begriff des Jul-Baumes war der nationalsozialistische Versuch, den Christbaum umzubenennen. Das Julfest ist ein nordeuropäisches Fest der Wintersonnenwende. In den skandinavischen Sprachen heißt Weihnachten heute Jul, im Englischen besteht der Begriff Yule und im Nordfriesischen heißt es Jül. Julmonat war so auch ein alter deutscher Name (15. – 18. Jahrhundert) für den Monat Dezember.

Und da wir gerade im hohen Norden sind: Joulupukki ist der finnische Name des Weihnachtsmannes.

Weihnachten von A bis Z: I wie „In Weihnachtszeiten“

Zum Buchstaben I gibt es nur wenige Stichworte im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein, aber einen Verweis auf ein kurzes Gedicht des Erzählers und Nobelpreisträgers Hermann Hesse (1877-1962): In Weihnachtszeiten, das ich hiermit zitiere:

Weihnachten von A bis Z

In Weihnachtszeiten

In Weihnachtszeiten reis‘ ich gern
Und bin dem Kinderjubel fern
Und geh‘ in Wald und Schnee allein.
Und manchmal, doch nicht jedes Jahr,
Trifft meine gute Stunde ein,
Daß ich von allem, was da war,
Auf einen Augenblick gesunde
Und irgendwo im Wald für eine Stunde
Der Kindheit Duft erfühle tief im Sinn
Und wieder Knabe bin…

(Hermann Hesse)

Weihnachten von A bis Z: H wie Heilige Drei Könige

Ich habe eben einen kurzen Blick in „Monty Pythons Das Leben des Brian“ geworfen. Der Film beginnt mit der Ankunft der Heiligen Drei Könige in Bethlehem. Versehentlich landen sie in einem Stall, in dem ein gewisser Brian geboren wurde. Aber sie bemerken bald ihren Irrtum … Dem Film wurde oft genug Blasphemie vorgeworfen – von humorlosen, dogmatisch ausgerichteten Christen. Jesus hätte sich wohl eher wie ich gekringelt vor Lachen.

H also wie Heilige Drei Könige oder die drei Weisen (Magier) aus dem Morgenland – da sind Caspar (übersetzt „Schatzmeister“), der aus dem fernen Persien kam, Melchior (der Name stammt aus dem Hebräischen und heißt „Mein König des Lichts“), dessen Palast sich in Afrika befand, und Balthasar (das babylonische „Balatsuucur“ heißt übersetzt „Beschütze sein Leben“), von der Küste eines fernen Meeres.

Im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein finden sich auch viele Stichworte mit Hamburg beginnend, z.B. Hamburger Apfelkuchen, ein Hefeteigkuchen aus dem Alten Land, der gern zu Silvester aufgetischt wird und u.a. Korinthen, Kardamom, Zimt, Zitronat und viele Äpfel enthält. Der Hamburger Dom ist kein Gotteshaus, sondern Hamburgs größter Kirmes, der insgesamt viermal im Jahr stattfindet; kurz vor Weihnachten als Winterdom. Dann gibt es natürlich auch noch den Hamburger Quarkstollen, einer Variante des nordwestdeutschen „Klöben“, bei dem in den Teig Quark untergemengt wird, der aber keine Mandeln enthält.

Weihnachten von A bis Z

Kaiser Karl der Große (768-814) versuchte anstelle der römischen Monatsnamen volkstümliche deutsche Namen einzuführen, so z.B. Heilagmanoth für Dezember.

Und noch eine kulinarische Köstlichkeit: Helgoländer sind ein aromatisches Buttergebäck in Blütenform, das vor dem 5. Dezember gebacken sein muss, denn an diesem Tag ziehen die Kinder von Haus zu Haus und singen ein Nikolauslied. Dafür bekommen sie dann ein Tütchen mit Helgoländern.

Und etwas aus dem ferneren Schottland und in flüssiger Form: Die Schotten stoßen selten mit Sekt auf das neue Jahr an. Sie bevorzugen den Hot Pint, einen Punsch aus Starkbier, Whisky und Eiern. Früher trugen die Schotten das heiße Gebräu in Kupferkesseln durch das Dorf und überbrachten damit zugleich die Neujahrswünsche.

Weihnachten von A bis Z: G wie Glögg

Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen. Besonders in der kalten Winter- resp. Weihnachtszeit. Glögg z.B. ist die skandinavische Variante unseres Weihnachtspunsches. Dabei müssen Rotwein, Muskateller, Wermut und Augustura zusammen mit Rosinen, Orangenschalen, Kardamonsamen, Nelke und Zimtstangen mindestens über Nacht ziehen. Der Glögg wird schließlich vor dem Verzehr erhitzt und noch mit Zucker, Mandeln und Aquavit verfeinert. Nun, ja …

Das Glückgreifen war in Ostpreußen ein beliebtes Silvesterspiel. Dabei gab es folgende sieben Zeichen: Geldbeutel, Ring, Mann/Frau, Kind, Leiter, Brot und Totenkopf. In der Stunde von null Uhr bis 1 Uhr in der Silvesternacht wurden die Figuren auf den Tisch gelegt und unter einem Tuch verschoben, damit niemand mehr wusste, wo dieses oder jenes Zeichen lag. Jeder Mitspieler durfte dreimal zugreifen und erhielt mit der Aufdeckung der gegriffenen Symbolfiguren einen Hinweis für das kommende Jahr.

Weihnachten von A bis Z

Die wohlschmeckende Frucht des Granatapfelbaumes gehört für die alteingesessenen Hamburger Familien zu den besonderen Köstlichkeiten des Weihnachtstellers. Der Granatapfel gehört als alttestamentarisches Symbol der Liebe und Fruchtbarkeit zu Weihnachten. Sein Verzehr soll nach der Überlieferung reichlich Glück bringen.

Der Name für die Figur des Truthahns in der englischen Weihnacht lautet Gregor.

Gripschen (kommt vom niederdeutschen Wort „griepen“, welches greifen oder erheischen bedeutet) bezeichnet das Tun der Kinder beim Heischegang (Umzüge in der Vorweihnachtszeit in Norddeutschland, um von den Dorfbewohnern mit Lärm, Musik, Liedern oder Gedichten allerlei Gaben und Geld zu erheischen) zu Martini am 11. November, wo nach Gaben gebettet wird.

Das Grünkohlessen zählt in Schleswig-Holstein immer mehr zum klassischen Weihnachtsessen in Clubs und Vereinen. Gereicht wird Grünkohl mit kleinen runden, in Zucker gewendeten Bratkartoffeln; die Fleischbeigaben wechseln je nach Region (Pinkel, Rauchfleisch oder auch geräucherte Mettwurstenden).