Keinem anderen Schriftsteller habe ich mehr Aufmerksamkeit in diesem Blog gewidmet als Franz Kafka. Und von keinem habe ich mehr Bücher als von ihm, genauer: Bücher über Kafka. Denn das Werk des Prager Schriftstellers ist verhältnismäßig schmal. Und wie mich Kafka interessiert (ein hier eher unpassendes Wort), so faszinierte er auch immer wieder viele andere Leser – vom Schriftsteller bis zum Philologen.
Nun habe ich es gewagt, mich auf eine spezielle literarische Reise zu machen. Ich habe mir das über 2000 Seiten starke (mit Anmerkungen usw. noch um einiges umfassendere) Opus von Reiner Stach gegönnt, seine Kafka-Biographie in drei Bänden samt Zusatzband „Kafka von Tag zu Tag“ und einer historischen Karte von Prag zu Kafkas Lebzeiten.
Reiner Stach: Kafka-Biographie in drei Bänden
18 ganze Jahre hat Stach an dieser Biographie gearbeitet und dabei besonders die Hintergründe der Lebensumstände des Prager Schriftstellers zur Jahrhundertwende um 1900 beleuchtet. So tauche ich als Leser in die Welt der k. und k.-Monarchie ein, die in Prag von Auseinandersetzungen zwischen Tschechen und Deutsch sprechenden Bürger geprägt war, bei denen Juden wie Kafka oft zwischen die Fronten gerieten. So ist dieses Werk viel mehr als die Lebensbeschreibung eines außergewöhnlichen Schriftstellers. Es ist das Ergebnis einer umfangreichen Recherche der Zeit vor rund 100 Jahren.
Die Biogrphie ist in folgende Bände gegliedert:
Die frühen Jahre 1883-1910
Die Jahre der Entscheidungen 1910-1915
Die Jahre der Erkenntnis 1916-1924
Zusatzband: Kafka von Tag zu Tag (Dokumentation aller Briefe, Tagebücher und Ereignisse)
Mit Reiner Stach gibt es ein Interview, in dem er aufschlussreich über seine Arbeit an diesem umfassenden Werk berichtet:
Reiner Stach, Literaturwissenschaftler und Kafka-Biograf – Interview aus dem Jahr 2016 (ARD Alpha)
Ähnlich wie Kafka seinen Helden Gregor Samsa in seiner Erzählung Die Verwandlung in ein Ungeziefer verwandeln ließ, so habe ich mir vor einiger Zeit herausgenommen, Kafka sich in mich verwandeln zu lassen. Er wird mir meine Spielerei sicherlich verzeihen:
Kafka verwandelt sich zu ‚Willi‘