Eigentlich sollte der Stählerne Josef-Stalin–Orden am blutbefleckten Band 2020 an den Präsidenten von Belarus, Alexander Lukaschenko, genannt ‚Sascha‘, für sein Vorgehen bei der Präsidentenwahl gehen, die er in vorbildlicher Manier zu seinen Gunsten gefälscht hatte. Womit aber keiner gerechnet hatte: Das Volk ging zu Hunderttausenden auf die Straße, um gegen ihn zu protestieren. Sollte ‚Sascha‘ etwa geschwächeln haben?
Nun ein Jahr später, 2021, zeigte sich seine Stärke und Durchsetzungskraft: Lukaschenko ging gegen die rebellierende Opposition in seinem Land im Sinne des Stalinismus vor. Bürgerinnen und Bürger, die im Verdacht standen, der Opposition zuzuspielen, wurden verhaftet und die Verhöre waren geprägt von demütigenden Durchsuchungen, Schlafentzug, Prügel, Hunger, Durst und Einschüchterungen. Nach kurzem Prozess wurden viele zu jahrelangen Strafen in Straflager ‚verschickt‘. Da gab es Entführungen, das ‚Vorführen‘ von Gefangenen in aller Öffentlichkeit, Schauprozesse. Jeder Anflug von Andersdenken wurde im Keim erstickt. – Bemerkenswert ist dabei besonders der Kult, der um seine Person gemacht wird, ganz Stalin-like: „Batka“ („Papa“), wie sich Lukaschenko gern nennen lässt, hatte kein Erbarmen. So bestraft ein ‚Vater‘ seine unartigen Kinder!
Stalin-Orden 2020 oder 2021 für Alexander Lukaschenko?
In diesem Jahr aber sieht die Welt plötzlich ganz anders aus. ‚Sascha‘ wird für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, denn ungeachtet seiner Vergehen gegen die Menschlichkeit und trotz seiner dem Stalinismus nahe kommenden Maßnahmen, hat Lukaschenko sein Volk vor einem Krieg bewahrt, der jetzt über die Ukraine eingebrochen ist. Wie das?
Lukaschenko und die russische Mücke: Puh, noch einmal gut gegangen
Wäre nämlich Swetlana Tichanowskaja als Siegerin der Präsidentschaftswahl 2020 in Belarus ausgerufen worden, dann hätte sie mit Herrn Putin (immerhin Träger des Stählernen Josef-Stalin-Orden am blutbefleckten Band 2022) ähnliche Probleme wie jetzt Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, wegen dem der Herr Putin immerhin einen Krieg vom Zaune brach. ‚Sascha‘ zeigte sich dem russischen Herrscher möglichst loyal und als guter Vasall, auch wenn er nicht immer das machte, was ihm aus dem Kreml befohlen wurde. Auf jeden Fall konnte er verhindern, dass die russische Armee statt wie jetzt in die Ukraine zunächst in Belarus einmarschiert ist. Okay, von Belarus aus zogen Putins Horden gen Kiew, der ukrainischen Hauptstadt. Aber ohne weitere militärische Unterstützung von Belarus.
Das Volk von Belarus ist so von einem Überfall von russischer Seite her verschont geblieben und sollte dafür äußerst dankbar sein. Ein Grund somit, ‚Sascha‘ für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.Ja, ‚Sascha‘ ist ein wahrer ‚Batka‘.