Nach über 480 Jahren gibt es wieder einen deutschen Papst. Dass es Joseph Ratzinger geworden ist, überrascht nach einiger Überlegung nicht unbedingt. Dass die Wahl so schnell getroffen wurden, dann auch nicht. Einigen Politikern aus deutschen Landen fällt dazu nicht mehr ein, als den Stolz zu verkünden, dass eben der neue Papst aus Deutschland komme. Aber wir sind nicht die Polen, die sich mit dem alten Papst identifizierten. Deutschland ist auch das Land Luthers.
Bei aller Freude besteht bei vielen Skepsis, denn Benedikt XVI ist als konservativ bekannt, als Bewahrer der reinen Glaubenslehre, die sich entgegen jedem Modetrend zu bewähren hat.
Aber in bestimmten Dingen muss sich der neue Hirte über eine Milliarde Menschen doch fragen lassen, ob auch unabhängig vom Zeitgeist Änderungen überholter Ansichten notwendig sind. Ich denke da z.B. an Empfängnisverhütung. Eine liberalere Haltung in dieser Frage bedeutet nicht das Begünstigen von Promiskuität. Ein Paar, das sich liebt, betreibt den Geschlechtsakt nicht allein, um für Nachwuchs zu sorgen. Eine erfüllte Sexualität, das wissen auch katholische Geistliche, legt die Grundlage für eine funktionierende Partnerschaft in Glück und Zufriedenheit. Wahre Liebe heiligt sich notfalls selbst.
Aber lassen wir den neuen Papst erst einmal wirken. Dann sehen wir, was er bewirkt. Obwohl z.B. Johannes Paul II nach Meinung vieler sehr konservativ war, so hat er sich durch seinen unbeugsamen Willen und Einsatz für den Frieden über die Religionsgrenzen hinaus hohe Verdienste erworben.