Nicht genug, dass das Bankenwesen mit obskuren Derivaten (US-Immobilienanleihen) Milliarden Euro in den Sand setzte; das Geld wird keiner wiedersehen und kann nur noch als Verlust abgeschrieben werden – die nächste viel größere Krise schleicht sich durch die Hintertür bis in unsere Wohnzimmer: eine weltweite Hungerkrise durch besonders in der letzten Zeit enorm gestiegene Lebensmittelpreise.
Allein der Preis für Weizen ist seit dem Jahr 2000 um über 200 % gestiegen (allein von 2007 an um rund 100 %). Verantwortlich für diese Preissteigerung wird besonders der Anbau von Pflanzen für Biosprit und damit verbunden die Biosprit-Strategie in den Industrieländern gemacht. Statt Weizen werden Raps und andere Ölsaaten angepflanzt.
Es wird Zeit, dass vor allem die deutsche Autoindustrie begreift, dass Kraftfahrzeuge produziert werden müssen, die mit anderen Techniken ausgerüstet und somit mit anderen Treibstoffen betrieben werden können.
Ansonsten muss über kurz oder lang darüber gesprochen werden, ob der motorisierte Individualverkehr in der heutigen Form überhaupt noch tragbar ist. Fossile Energie (Erdöl und Erdgas) ist nicht unerschöpflich, sodass erneuerbare Energien her müssen. Der Anbau von Pflanzen für Brennstoffe aus Biomasse ist der am wenigsten geeignete Weg (mit dem Anbau von Raps auf der gesamten derzeitigen deutschen Anbaufläche könnten maximal 10 Prozent des im Verkehrssektor benötigten Diesels ersetzt werden).
Ich fürchte aber auch, dass Spekulationen am Finanzmarkt preistreibend wirken, z.B. bei Geschäften, deren Preisbildung auf der marktabhängigen Bezugsgröße des Weizenpreises beruht. Bestimmte Händler haben ein großes Interesse daran, dass der Preis hoch ist. Es wird daher endlich Zeit, dass derart fiktive Finanzgeschäfte eingeschränkt werden. Leider ist das aus heutiger Sicht illusorisch.
Darüber hinaus geht es bei der neuen Krise nicht nur um finanzpolitische und wirtschaftliche Fragen, die Krise könnte vor allem zu einem Demokratie-Problem werden.
Es ist wie ein globales Räderwerk. Wenn ein Rädchen klemmt, dann werden andere Räder betroffen – bis zum Stillstand des Räderwerks. Am Ende ist jeder von uns betroffen. Nur schnelles Handeln kann das Räderwerk am Laufen halten.
Was kann jeder von uns tun? Sicherlich können wir dafür sorgen, unseren eigenen Energieverbrauch zu reduzieren (z.B. am Wochenende die Brötchen nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen). Dann kann man sich ganz einfach übers Internet an Aktionen und Kampagnen für mehr Gerechtigkeit beteiligen, z.B. avaaz.org. Die Globalisierung ist nicht zu stoppen. Nutzen wir daher die Instrumente, um selbst global mitzusprechen.
siehe auch zdf.de: „Hunderttausende werden an Hunger sterben“