Jetzt ist Beck also weg. Aus der Versenkung hervorgekommen nimmt Franz Müntefering wieder den Vorsitz der SPD ein, während Frank-Walter Steinmeier zum Kanzler-Kandidaten seiner Partei gekürt wurde. Dass das so schnell kommen würde, damit hat wohl selbst in der SPD keiner gerechnet. Aber es war wohl überfällig für die Partei, will man bei der nächsten Bundestagswahl überhaupt eine Chance gegen ein mögliches schwarz-gelbes Bündnis haben. Kurt Beck, der Provinzpolitiker, konnte sich nie hinreichend in Berlin etablieren. Sein Pendelkurs in Sachen rot-grün-rot fand nur wenig Verständnis bei den Bürgern. Sicherlich richtig ist die Entscheidung der SPD, zwischen Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur personell zu unterscheiden. Aber mit Müntefering kommt ein Mann der alten Garde, der u.a. für die Agenda 2010 steht, zurück an die Parteispitze, der die parteiinterne Kluft zwischen den Flügel kaum kitten kann. Wie sich Steinmeier im Wahlkampf gegen Frau Merkel schlagen wird, lässt sich heute nicht einschätzen. Frau Merkels Kommentar zu diesem Wechsel (Umgang mit Beck entspricht nicht der Würde einer Volkspartei) halte ich bereits für Wahlkampf.
Noch bevor der Bundestag im Herbst 2009 gewählt wird, entscheiden in diesem Jahr die US-Amerikaner über ihren neuen Präsidenten. Mit Barack Obama (Demokraten) und John McCain (Republikaner) stehen sich zwei Kandidaten gegenüber, die kaum gegensätzlicher sein können. Obama, der junge Afroamerikaner, steht für Wandel (Mr. Change), während der 71-jährige McCain trotz seines Bekenntnisses zum Politikwechsel und Angriff aufs Washingtoner Polit-Establishment eindeutig konservative Leitlinien vertritt.
Was tut man nicht alles, um an die Macht zu kommen. McCains Nominierung von Sarah Palin zur Vizepräsidentin halte ich für einen Schachzug, um u.a. auch Wähler aus dem demokratischen Lager, die lieber Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidatin hätten, für sich zu gewinnen.
Noch fließt viel Wasser den Mississippi und die Spree herab. Wer am Ende gewinnen wird, ist in den USA wie in Deutschland sicherlich davon abhängig, wer heute noch unentschlossene Wähler an die Urnen zu bringen vermag. Spannung ist angesagt.
siehe zdf.de: Schwerpunkt US-Wahlkampf 2008