Ich denke, ich habe sie zusammen: Meine mindestens 10 besten und damit größten Gitarristen der Rockmusik. Und da ich in meiner Aufzählung nicht nur Rockgitarristen führe, sondern auch grenzüberschreitend Gitarristen des Jazz und der Klassik mit einbezogen habe, sind es am Ende eben auch mehr als zehn (ob es dann wirklich ALLE sind, möchte ich bestreiten, aber es muss genügen).
Wer nun den höchsten Thron besteigt, wer also für mich der beste Gitarrist überhaupt ist, vermag ich nicht zu sagen, weil keiner wirklich mit dem anderen vergleichbar ist. Was der eine an Spieltechnik aufzuweisen hat, macht der andere durch Ausdruck wett. Der eine mag eine Virtuosität besitzen, die ein anderer durch Einfallsreichtum ausgleicht.
Hier nun in einer Zusammenfassung meine Gitarrenheroen in der Chronologie meiner bisherigen Beiträge. Beginne ich mit meiner Lieblingsgruppe Jethro Tull. Neben dem Kopf, dem Sänger und Flötisten Ian Anderson, ist es Martin Barre, der Gitarrist, der durch sein Spiel den Stil der Band maßgebend mitgeprägt hat. Sicherlich ist er nicht einer der ganz Großen. Er ist aber groß genug, um mit den Gitarristen anderer großer Bands mithalten zu können.
Von Harry Sacksioni dürften die wenigsten bisher etwas gehört haben. Er ist Niederländer und eigentlich nur als Gitarrist von Herman van Veen bekannt geworden. Ich habe ihn hier aufgeführt, weil er durchaus meisterlich die akustische Gitarre zu handhaben versteht. Und ich liebe die akustische Gitarre.
Die beiden nächsten werden wohl nicht nur von mir zu den ganz Großen gezählt: Jimi Hendrix und Eric Clapton. Was muss ich zu den beiden noch schreiben. Vielleicht ist es Clapton, den man nicht umsonst zum Gitarrengott erhoben hat.
Steve Winwood ist eher bekannt als Sänger und Meister der Tasteninstrumente. Aber er beherrscht auch das Gitarrenspiel im außergewöhnlichen Maße. Auch wenn ich ihn nicht ganz oben sehe, so wollte ich ihn doch nicht unterschlagen, schon deshalb, weil seine Musik mich eine längere Zeit begleitet hat.
Da ich chronologisch vorgehe, kommt David Lindley vor Ry Cooder. Beide sind Meister der Slide-Gitarre und sind sich oft genug im Leben über den Weg gelaufen. Beide schöpfen aus dem Schatz traditioneller amerikanischer Musik – sowohl des Nordens als des Südens.
In den 60-er Jahren war er einer der Großen und wurde in einem Atemzug mit Clapton und anderen Heroen der Bluesgitarre genannt: Peter Green. Leider war er sich selbst im Weg und schaffte es nicht, an der Spitze zu bleiben. Aber auch in späteren Jahren blitzte immer wieder sein Können auf, sodass er für mich hier nicht fehlen darf.
Noch ein Meister der akustischen Gitarre, ob nun klassisch oder folkrockig – zudem mit einem ausgeprägt eigenem Stil: Leo Kottke.
Und wenn wir schon bei akustischen Gitarren sind, dann kommen wir am Flamenco und damit an Paco de Lucia nicht vorbei. Mit ihm bewegen wir uns allerdings schon im Grenzgebiet jenseits der Rockmusik. Fusion lautet da wohl das Zauberwort. Und mit ihm tauchen dann schnell Namen auf wie John McLaughlin, Larry Coryell und Al di Meola, alles Gitarristen, die sich zwar dem Jazz verpflichtet sehen, immer wieder auch die Verbindung zum Rock gesucht haben. Und wenn ich Paco de Lucia nenne und damit in Spanien lande, so möchte ich, wenn es auch mit Rockmusik wenig zu tun hat, Gitarrengrößen der Klassik nicht vergessen, die ihre Heimat eben in Spanien haben: die Meister der klassischen Gitarre, Andrés Segovia, Narciso Yepes und Carlos Motoya – und nur der Vollständigkeit halber hier auch den englischen Gitarristen und Lautisten Julian Bream nennen.
Auch mit meinen beiden nächsten Favoriten bin ich noch ziemlich weit von der Rockmusik entfernt. Zuerst Django Reinhardt, der sich mit seinem Gypsy Jazz auch in Deutschland größerer Popularität erfreute. Dann nochmals Rock in der Verbindung mit Jazz – Terry Smith von der Gruppe „If“ – heute fast vergessen.
Aber komme ich zur Rockmusik zurück. Und in meiner Chronik folgt Mark Knopfler und Dire Straits. Auch er zeichnet sich durch einen eigenen, fast könnte man sagen: eigenwilligen Stil aus. So spielt er die E-Gitarre mit den Fingerkuppen in fast klassischer Manier und zupft dabei die dicke E-Saite mit dem Daumen.
Ry Cooder habe ich bereits erwähnt. Obwohl er eigentlich nie durch spektakuläre Gitarrensoli hervortritt, sein Stil auf der Slidegitarre ist eher prägnant, so ist es der Ausdruck, der besticht. Bei Cooder swingt es.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich u.a. Chris Spedding, der immer wieder mit anderen Rockgrößen zusammengekommen ist. Das wird seinen Grund haben.
Als einzigste Frau hat es Joan Armatrading bei mir in die Gefilde der Gitarrentitanen geschafft. Sie hat von Anfang an versucht, sich auch über ihr Gitarrenspiel auszudrücken; zunächst mit der akustischen (wenn auch elektrisch verstärkt: Ovation), dann mit der elektrischen Gitarre, und hat dabei ihren eigenen Stil geschaffen.
Last not least ein Maestro besonderer Art: Frank Zappa, mit dem ich mich erst in diesen Tagen ausführlicher beschäftigt habe. Auch wenn er sich selbst nicht als Virtuosen sah, so gehörte er ungelogen zu den Gewaltigen des Gitarrenspiels. Okay, manche Soli sind auch für mich etwas zu lang geraten. Aber wie er die volle Breite (und Länge) des Griffbretts nutzt, wie er in seinen Improvisationen experimentiert, das ist ohne Gleichen.
Soll ich es am Ende doch wagen und den größten Gitarristen der Rockmusik küren? Ich denke, dann kämen Eric Clapton und Frank Zappa am ehesten für mich in Frage. Clapton, weil er neben einer hervorragenden Spieltechnik auch sehr viel Ausdruck in sein Spiel zu legen versteht; Zappa für seine musikalischen „Eskapaden“, um seine Experimentierfreudigkeit so zu nennen. Jimi Hendrix, der auch immer wieder genannt wird, wenn es darum geht, den größten Gitarristen zu nennen, war für mich zu abgedreht. John McLaughlin, der sicherlich ein Wahnsinnstechniker ist, wirkt auf mich leider zu steril. Wenn, dann käme noch Paco de Lucia für mich in Frage, aber der gehört ja nicht in den Olymp der Rockmusik.
Siehe auch meinen Beitrag. 100 größten Gitarrensolos der Rockmusik – Plätze 1 – 10