Die schlimmsten Antiraucher sind oft ehemalige Starkraucher. Ich weiß nicht, wie das beim Alkoholkonsum ist, aber ich vermute, dass es sich hier ähnlich verhält.
Seit dem 15. November 2009 sind die Züge der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH alkoholfrei, d.h. der Alkoholkonsum wie auch das Bereitstellen alkoholischer Getränke ist verboten und wird mit 40 € Strafe belegt (der Verstoß gegen das Rauchverbot wird mit 60 € geahndet).
Grundsätzlich bin ich für Rauch- und Alkoholverbot in Zügen. Aber wie das in den metronom-Zügen gehandhabt wird, nimmt Formen an, die ich unakzeptabel finde. Zum jetzt fast einjährigen Alkoholverbot ist ein Flyer mit einer aktuellen Umfrage erschienen. Darin wird zunächst suggeriert, dass seit Einführung des Alkoholkonsumverbots (AKV) die Straftaten entscheidend zurückgegangen sind. Leider enden diese Zahlen bereits im April (wir schreiben inzwischen September) und zeigen zudem auf, dass sich die Anzahl der Straftaten wieder nach oben bewegt. Ich will einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und verübten Straftaten gar nicht ausschließen. Aber bewiesen ist dieser durch diese Zahlen auch nicht unbedingt.
Aber komme ich zu der aktuellen Umfrage. Die lautet schlicht und einfach:
Wie erleben Sie die Auswirkungen von metronom alkoholfrei?
O Das Reisen ist angenehmer und sauberer geworden.
O Ich verspüre keinen Unterschied zu vorher.
O Ich bin gegen das Alkoholkonsumverbot. Ich will, dass jeder in metronom Zügen uneingeschränkt Alkohol trinken kann.
Die vorgegebenen Antworten (ein Zusatzfeld für eigene Angaben gibt es übrigens nicht) sollte man sehr genau lesen. Sie haben etwas von psychologischer Kriegsführung und besonders die letzte Antwort suggeriert geradezu, die metronom-Züge zu Stätten des uneingeschränkten Alkoholkonsums werden zu lassen, wenn man diese Antwort wählt. Aber auch Antwort zwei (Ich verspüre …) impliziert eine Unbestimmtheit, die denjenigen als Trottel darstellt, der so antwortet.
Eher amüsant, wenn auch in diesem Zusammenhang charakteristisch, ist der Hinweis am Schluss: Name und Unterschrift sind freiwillige Angaben, um Mehrfachabgaben auszuschließen. Ihre Stimme zählt gleichwohl selbstverständlich auch ohne diese Angaben.
Ich frage mich aber vor allem, was man mit dieser Umfrage bezweckt (immerhin werden hier Gelder verwendet, für die die Fahrgäste aufkommen).
Ich persönlich sehe keinen großen Unterschied zu vorher. Teilweise wird weiterhin ‚gesoffen’. Und wenn größere Gruppen von Alkohol konsumierender Reisenden einen Zug bevölkern, zeigen sich Zug- und Sicherheitspersonal hilflos und schaffen es nicht, das ‚Treiben’ zu beenden.
Wenn mich im Zug etwas stört, so ist es der Verzehr von Speisen (Fastfood u.ä.) bzw. deren Gestank. Immerhin hat man beim metronom aus dem Angebot des Getränkeautomaten die Brühe herausgenommen. Der Duft einer solchen Brühe am Morgen war schon ‚betörend’. Kommt also bald ein Verzehrverbot von Speisen? Und was kommt dann?
Ich denke, man kann es auf die Spitze treiben. Und genau das macht die metronom Eisenbahngesellschaft GmbH. Die ständigen Durchsagen mit den Hinweisen zum Alkoholverbot, sorry, zum Alkoholkonsumverbot sind zusammen mit den vielen anderen sinnlosen Durchsagen nervig und haben schon einige Fahrgäste vergrault.
Ich wiederhole folgenden Leserbrief aus meinem Beitrag Von „Kopfgeldjägern“ und ständiger Bevormundung einfach noch einmal:
Die Fahrgast-„Betreuer“ vom Metronom sind nicht nur „Kopfgeldjäger“, sondern auch hinter Alkoholikern, Rauchern und sonstigen Kleinkriminellen hinterher, was man sich nicht nur zwangsweise während einer Fahrt von Hamburg nach Bremen sieben Mal über unerträglich laute Lautsprecher anhören muss, sondern auch zu sehen bekommt, wenn der Sicherheitsdienst zudem pausenlos durch die Abteile streift und neugierig nach möglichen Straftätern Ausschau hält.
Diese Kunden verachtende Geschäftspolitik kann auch nicht dadurch gut gemacht werden, dass das „Lok- und Zugpersonal“ die „sehr verehrten“ Fahrgäste pausenlos willkommen heißt und ihnen beim Verlassen des Zuges einen schönen Feierabend wünscht. Ebenso fragwürdig ist der laufend geäußerte Wunsch, den verehrten Fahrgast bald wieder an Bord begrüßen zu dürfen. Während es für die allermeisten Fahrgäste keine Alternative gibt und diese sich weiterhin der Bevormundung („Drehen Sie sich noch mal um …“) und der Maßregelung („Verzichten Sie auf den Genuss …“) zwangsweise aussetzen müssen, freue ich mich, in Kürze wieder mit dem Auto zu fahren. Adieu, Metronom!
Unsinnig ist für mich die Verbotsdurchsage besonders in den Regionalzügen MEr (z.B. von Hamburg nach Tostedt), da mit diesen schätzungsweise 90 % Pendler u.ä. fahren, denen das Verbot lange bekannt sein dürfte. Wenn hier zwei- bis dreimal während der knapp 40-minütigen Fahrt die Durchsage erfolgt und immer noch erklärend ergänzt wird, dass sich das Alkoholkonsumverbot nicht nur auf den Konsum, sondern auch auf das Bereitstellen von alkoholischen Getränke bezieht (ein Hinweis auf das Verbot würde genügen), und diese Durchsage fast in allen Zügen wortwörtlich wiederholt wird, dann nervt mich das. All die anderen unsinnigen Durchsagen (z.B. wird den Weiterreisenden empfohlen, auf die Lautsprecherdurchsagen bzw. die Fahrplananzeige auf dem Bahnsteig zu achten) eingeschlossen, aber besonders die einem Mantra ähnliche:
„Wir würden uns freuen, Sie demnächst wieder als Fahrgast in einem unserer metronom-Züge begrüßen zu dürfen.“
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Artikel hinweisen, der die Deutsche Bahn AG betrifft und auf der Website von tagesschau.de erschienen ist. Vielleicht lässt dieser die Oberen bei der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH nachdenklich werden und zum Entschluss kommen, die Durchsagen auf das Wesentliche zu reduzieren:
Senk ju, Deutsche Bahn! Gut gemeint war es ja. Rechtzeitig zur WM 2006 führte die Deutsche Bahn flächendeckend in ihren Zügen englischsprachige Durchsagen ein. Und tatsächlich geschah das, was in Deutschland selten passiert: Die Bahn bekam positive Schlagzeilen. „Selbst wenn vereinzelt etwa eine sächsische Betonung auffällt, klingen die wohlgemeinten Vokabeln fast alle wie echtes Englisch“, lobte etwa „Die Welt“.
Danksagungen im 20-Minuten-Takt
Inzwischen sind die WM-Touristen längst wieder abgereist, das Bahn-Englisch aber blieb. Regional gefärbte Betonungen leider auch. Und so verwandelte sich die gut gemeinte Idee in eine überflüssige Dauerbeschallung, bei der man meistens nicht einmal mehr „Bahnhof“ verstehen kann. Dass der „lohkell trähn to Bremen waia Tostedt“ fährt, ist schon auf Deutsch eine Information, die die Tostedt-Reisenden vermutlich ohnehin bereits wussten. Und dass Fahrgästen auf der Strecke von Hamm nach Düsseldorf im Schnitt alle 20 Minuten zweisprachig für ihr „träwelling wiss Deutsche Bahn“ gedankt wird, trägt leider auch nicht dazu bei, die Durchsage besser zu verstehen.
Höchste Zeit also, die „imördschenzieh bräik“ zu ziehen. Und genau das tat Bahnchef Rüdiger Grube. Zukünftig sollen englischsprachige Durchsagen „auf Strecken und Bahnhöfe konzentriert werden, wo internationale Gäste unterwegs sind“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. Damit wolle man den Bahn-Reisenden mehr Ruhe gönnen.
Schweigen ist Gold!
Eine gute Idee, der weitere folgen könnten: Zum Beispiel die „leckere Currywurst für nur 5,50 Euro“ nur noch dort anzupreisen, wo keine Vegetarier mitreisen. Auch die Info, dass der mobile Brezelverkäufer eingestiegen ist, erübrigt sich, da er vor lauter Koffern auf dem Gang meistens eh nicht bis in die Zweite Klasse vorrücken kann. Und die Formulierung „Wegen Störungen im Betriebsablauf“, vermutlich die häufigste und beliebteste Durchsage, sollte am besten ganz aus dem Schaffner-Vokabular gestrichen werden. Dann gäbe es für die Deutsche Bahn gewiss auch wieder mehr positive Schlagzeilen.
Quelle: http://www.tagesschau.de/schlusslicht/deutschebahn142.html
Ich bin noch nicht ganz durch mit meinem Thema. Es gibt noch etwas, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Das sind die ständigen Fahrkartenkontrollen im Metronom – bezogen auf den HVV-Bereich, in dem der metronom auch verkehrt. Sicherlich sind diese notwendig, aber besonders am frühen Morgen, jeden Morgen, wenn man noch einmal die Augen schließen möchte und plötzlich ein Fahrgastbetreuer vor einem mit lauten „Guten Morgen!“ auftaucht, lästig. Oder wenn man bereits an der Tür steht, um in wenigen Augenblicken auszusteigen, und man die schon verstaute Fahrkarte hervorkramen muss.
Auf der Rückseite meiner Abonnements-Kundenkarte für den HVV steht übrigens Folgendes:
Diese Abonnements-Kundenkarte ist auf Sie persönlich ausgestellt ….
Im Allgemeinen brauchen Sie Ihre Karte bei der Benutzung unserer Verkehrsmittel nicht vorzuzeigen. Führen Sie sie dennoch stets bei sich, und haben Sie bitte Verständnis dafür, wenn Sie gelegentlich aufgefordert werden, Ihre Karte vorzuweisen bzw. zur Überprüfung auszuhändigen.
Ich weiß, das klingt alles pedantisch und nörglerisch. Aber manchmal frage ich mich wirklich, ob die Fahrgastbetreuer für uns Fahrgäste da sind – oder umgekehrt wir für diese. Es hat schon absurde Züge (sic!), was man so manchmal in einem Zug erleben darf. Besonders die kleinen Geschichtchen würden Bücher füllen.
siehe auch meinen Beitrag: Metronom aufs Abstellgleis?