Letzten Samstag hatte ich mit meinem jüngeren Sohn im Keller den Film „Toy Story 3“ angeschaut. Schon als noch kleinen Jungen hatte er vor nun fast 15 Jahren den ersten Teil gesehen. Nach dem Film gingen wir ins Wohnzimmer, um uns das Ende der TV-Show „Wetten, dass ..?“ anzuschauen. Ziemlich irritiert mussten wir feststellen, dass die Sendung an diesem Abend nicht (mehr) lief.
An der TV-Unterhaltungsshow „Wetten, dass..?“ mit Thomas Gottschalk scheiden sich schon lange Zeit die Geister. Für viele ist es die Unterhaltssendung schlechthin. Für viele andere ein Paradebeispiel für die unnütze Verschwendung von Gebührengeldern. Am letzten Samstag wurde nach einem tragischen Unfall die Sendung zum ersten Mal in ihrer 29-jährigen Geschichte abgebrochen.
Das Konzept dieser Sendung wurde von Frank Elstner in einer schlaflosen Nacht in zwei Stunden entwickelt. Ein Wettanbieter wettet, dass er etwas Besonderes oder Skurriles kann, ein prominenter Gast (Wettpate) tippt den Wettausgang und bietet für den Fall, dass er daneben liegt, einen unterhaltsamen Wetteinsatz an. Populär wurde die Sendung durch die Moderation von Thomas Gottschalk, der es immer wieder schafft, Weltstars als Wettpaten in die Sendung zu holen.
Nach dem tragischen Unfall eines Wettkandidaten (nach einem Sturz zog er sich eine komplexe Verletzung an der Halswirbelsäule zu und wird wohl für immer gelähmt bleiben) steht die Sendung vor dem Aus.
Herzstück der Show sind neben den prominenten Gästen besonders die Wetten. Ich habe mit meiner Familie in den letzten Jahren immer wieder die Sendung angeschaut. Für meine beiden Söhne waren die Wetten, die teilweise wirklich spektakulär waren, das einzig Interessante. Nach dem Unfall denken die Verantwortlichen darüber nach, die Sicherheitsstandard zu erhöhen, damit ein solches Unglück nicht noch einmal vorkommen kann. Von einem Ende der Sendung will beim ZDF aber keiner etwas wissen. „Wetten, dass..?“ werde weitergehen, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut.
Nach meiner Meinung gehört die Sendung schon längst in die Archive des ZDF. Die immer gleichen Gäste, die zehn Minuten lang mehr oder weniger belanglos über ihren neuen Film oder ihre neue Platte reden (der Hinweis „Dauerwerbesendung“ sollte eingeblendet werden), um sich dann möglichst schnell und unauffällig wieder vom roten Sofa aus dem Staub zu machen, nerven mit der Zeit. Ähnlich geht es uns mit Michelle Hunziker, die seit Oktober 2009 die Co-Moderation übernommen hat. Zudem beweisen die Einschaltquoten, die besonders bei unoriginellen Wettideen regelmäßig in den Keller rauschen, dass das einstige Unterhaltungszugpferd in den letzten Zügen liegt. Nach 29 Jahren hat das ZDF diesen Abnutzungserscheinungen zwar mit spektakuläreren Wetten entgegengewirkt. Doch genau hier will der Sender nach dem Unfall künftig Einschränkungen machen.
Jedes Konzept verbraucht sich mit der Zeit. Diese Zeit ist für „Wetten, dass..?“ längst gekommen.