WilliZ ‚Gedankenspitter‘ (4)

Hier ein weiterer Gedankensplitter aus dem Juli 1983, in dem ich aufführe, was ich mag und was ich nicht so mag. Man kennt ja diese eher dämlichen Fragebogen, die in eine ähnliche Richtung gehen. Aber ‚man’ kann durchaus ersehen, was der Beantworter zu äußern gedenkt. Nach immerhin 23 Jahre würde ich heute sicherlich die Prioritäten etwas anders setzen. Im Großen und Ganzen bliebe es aber doch bei vielem. Außerdem fallen Antworten dieser Art von Zeit zu Zeit nie wirklich gleich aus, denn diese sind von augenblicklichen Stimmungen abhängig. Aber trotzdem …:

aus: WilliZ Tagebuch 1983

Was ich mag … Was ich nicht mag …
Fast jede Art von Musik, besonders aber Folk und Barockmusik (Bach, Händel usw.); die ersten Schallplatten von Joan Armatrading; „Bourree“ von Jethro Tull; Raggae; kahle Landschaften; Sonne; Wehmut im Herbst; Kafka; Camus’ Dramen; Prag und Berlin; das ausdrucksstarke, wandlungsfähige Gesicht einer Frau/eines Mädchens; Gefühle; Natur und Natürlichkeit (besonders bei Frauen); Besinnung und Sinnlichkeit; Frieden und Freiheit; indische Küche; bürgerliche Küche (das einzig Bürgerliche, das ich liebe); Menschen, Kinder, Liebe; seine Ängste zeigen; Leben und Tod; den Zwiespalt der menschlichen Seele (oder wie Goethe sagt: die zwei Seelen in der Brust); Glauben (auch wenn ich nicht glaube …); Hoffnung; Menschlichkeit (nicht Mitleid!); Erzählungen von Hermann Hesse; Glück(lichsein); sich selbst lieben (auch wenn ich es nicht kann); Humor; Zärtlichkeit; die zarte Haut eines Mädchens; Empfindlichkeit und Zartgefühl (auch wenn es manchmal negative Folgen hat); Po; Freude, vor allem, wenn man anderen noch eine Freude machen kann; Anspruchslosigkeit, die Freude dennoch kennt; Wärme; Schlafen und Träumenkönnen; französische Filme, besonders Krimis (Truffaut und Chabrol); Anderssein, auch Perversion (soweit es keinen anderen schadet); die Nacht; Anarchie; Minderheiten; Schottland; Spanien; Marokko; die deutsche Sprache; Kultur (wenn sie nicht unterdrückt); und alles Schöne … Sich vermarkten müssen, um leben zu können; Krieg, überhaupt jede brutal-gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Menschen; Geld; Macht, die keine Grenzen kennt; Rücksichtslosigkeit; Kosmetik, besonders Make-up, das die natürliche Ausstrahlung einer Frau „übertüncht“; Atomenergie (weil sie nicht zu „bändigen“ ist); Grenzen und Schranken; Vorurteile (auch oder gerade weil ich viele habe); Angst, besonders meine (im Grunde unbegründete) Angst (Existenzangst); Abhängigkeit (ob von Geld, Drogen oder Menschen); Ideologien und Eingleisigkeit; Schmerzen zu haben; Standpunkte und Prinzipien (mögen sie noch so gut sein, weil es meist nur „Entschuldigungen“ sind); Humorlosigkeit (zuviel Ernst, auch wenn ich oft zu ernst bin); Grobheit; Dummheit, aber auch zu viel 
Intellektualismus/Intellektualität (was der Dummheit gleichkommt); Freundlosigkeit; alles erklären zu müssen; Kälte (außer weiße Schneelandschaften); graue Wolken; zu realistisch sein; amerikanische Krimiserien; Gleichschalterei; Schuld; Menschenmengen (Massen); Diktatur (auch die Diktatur der Mehrheit = Demokratie genannt, die Minderheiten unterdrückt!); Zivilisation (wenn sie unterdrückt); und alles Hässliche im Menschsein ..

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!