5. Tag: Nichts Neues von der Streikfront

Sommerzeit ist ‚nachrichtentechnisch’ für gewöhnlich Saure-Gurken-Zeit. Aber wir hier im hohen Norden haben ja weiterhin unseren GDL-Streik: Beim Metronom heute den fünften Tag (ich habe ausführlich am Mittwoch in diesem Blog darüber berichtet). Ein Ende ist nicht in Sicht. Aber hier im hohen Norden sind auch weitere Bahn-Unternehmen von diesem Streik betroffen: Seit dem 17.06., 15 Uhr, bestreikt die GDL die Nord-Ostseebahn. Und seit gestern Morgen ist auch wieder die AKN im Norden Hamburgs betroffen.

Wer es nicht mehr hören oder lesen kann (oder wen die ganze Chose nicht interessiert), sei entschuldigt. Wir lesen uns morgen sicherlich wieder …

Ich brauche nicht zu betonen, dass dieser Streik langsam ‚ätzend’ ist. Allerdings zeigt sich, dass zumindest beim Metronom die Streikverweigerer zunehmen. Es sieht so aus, als würden von Tag zu Tag immer mehr Züge fahren (vielleicht verlagern sich aber auch nur die Schwerpunkte und zz. wird die Strecke Hamburg-Bremen öfter bedient, so genau will ich es nicht wissen). Metronom hat es endlich auch geschafft, zum Tagesbeginn eine Art Notfallfahrplan zu erstellen.

Was bedeutet der Streik für mich? Da ich für gewöhnlich ziemlich früh am Morgen zur Arbeit fahre, habe ich hier echte Probleme. Mein großer Sohn hat sinnigerweise unser Auto am letzten Wochenende mit nach Göttingen genommen. So entfällt die Selbstfahrerei (auf die ich aber auch sonst verzichten würde). Mitfahrgelegenheiten gibt es zwar für mich, aber leider nur deutlich später am Morgen. Einmal wurde ich bis Hamburg-Harburg mitgenommen und geriet so gegen 7 Uhr 30 in Stop-and-Go-Verkehr gleich schon ab Tostedt. Das war nicht das Gelbe vom Ei.

Da Tostedt mit zum Bereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) gehört, habe ich einmal ausführlicher den HVV-Fahrplan studiert und alle Verbindungen (Bahn und Busse) herausgesucht, die irgendwie meinen Wohnort kreuzen. Und tatsächlich habe ich einen Bus gefunden, der zu meiner üblichen Abfahrzeit startet. Nur fährt dieser nicht in westnordwestliche, sondern mehr in nordnordwestliche Richtung. Immerhin lande ich so in Neu Wulmstorf an einer S-Bahnstation, von der ich dann den Weg weiter (eher: zurück) nach Harburg antreten kann. Betrachtet man das einmal grafisch (mit Hilfe eines annähernd gleichseitigen Dreiecks), dann verdoppelt sich nicht nur die Strecke bis Harburg, sondern auch die Zeit, die ich jetzt brauche (im Klartext: 40 Minuten mehr Fahrzeit).

Tostedt über Neu Wulmstorf nach HH-Harburg

Zum Feierabend hin kann ich dann wenigstens einen der noch verkehrenden Metronom-Zug nach Hause nehmen (wenn auch nicht immer zu meiner Zeit, oft übervoll und zudem ein Bummelzug).

Besonders betroffen ist allerdings mein Sohn, der um 8 Uhr in Stade sein muss. Er könnte zwar mit mir morgens fahren (dann wäre er aber viel zu früh in seiner Schule) oder er muss es in Kauf nehmen, mit dem ersten Zug, der dann mit Verspätung und überfüllt von Bremen bei uns eintrudelt, viel zu spät zur Schule zu kommen. Das gilt natürlich für alle Schüler, die auf die Bahn angewiesen sind. Vielen Dank, GDL! Vielen Dank, Metronom! Und auch vielen Dank, HVV, denn innerhalb des HVV verkehrt ja der Metronom. Hier ein kleiner Gedankenanstoß vom 3. Streiktag – bei Twitter gefunden:

@fahrgastbeirat

@willizblog Lokführerstreik Tag 3: Landesnahverkehrsgesellschaft + HVV tun weiter so, als ginge es sie nichts an, ob Züge fahren oder nicht.

Oder wie heute getwittert:

Lokführerstreik: Der #HVV sollte überlegen, wie Pendler entschädigt werden. Oder will der HVV weiter unverdrossen Abo-Entgelte abbuchen?

Übrigens war der Fahrgastbeirat für den Landkreis Harburg der einzigste, der sich herabgelassen hat, auf meinen Beitrag GDL-Streik: Privatisierung der Bahn fehlgeschlagen?! (per Mail oder über Web-Formulare von mir verschickt) zu antworten. Und das prompt noch am gleichen Tag:

Sehr geehrter Herr Albin,

vielen Dank für Ihre Nachricht, die ich mit Interesse gelesen
habe.

Als Fahrgastbeirat besitzen wir kein Mandat, in der aktuellen
Tarifauseinandersetzung zwischen der GDL einerseits und der
metronom Eisenbahngesellschaft mbH andererseits Partei zu ergreifen.
Aus diesem Grund haben wir von einer öffentlichen Stellungnahme
bisher abgesehen.

Sollte der Streik der GDL-Lokführer andauern, werden wir uns sehr
wahrscheinlich für Kompensationsmaßnahmen für die metronom-Kunden
einsetzen. Dazu sind interne Abstimmungen erforderlich. Wir werden uns
dann zu gegebenem Zeitpunkt auch öffentlich zu Wort melden.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Steinfatt.
Fahrgastbeirat für den Landkreis Harburg
Sprecher der Arbeitsgruppe Bahn

Weder Metronom, die GDL Nord, noch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen oder der HVV haben sich bis jetzt bei mir gemeldet.

Nun meinen Zug zurück heute nach Hause habe ich bereits auserkoren und hoffe dann auch, halbwegs pünktlich nach Hause zu kommen. Mein großer Sohn hat es wohl schon geahnt und kommt heute Abend mit unserem Auto nach Hause (er müsste sonst mit dem Metronom von Göttingen über Hannover nach Uelzen, weiter nach Hamburg und von dort Richtung Bremen fahren; wahrscheinlich würde er heute nicht mehr ankommen).

Wie gesagt: Ein Ende des Streiks sehe ich noch nicht. Bei der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) hatte die GDL geschlagene elf Tage bis zum Montagmorgen gestreikt, um gestern Morgen den Streik wieder aufzunehmen. Warum sollte es mir und all den anderen Fahrgästen des Metronom besser ergehen.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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