Eigentlich hat jeder einen Platz, an den er sich gern zurückzieht. Es ist ein Ort zum Ausruhen und Erholen, ein Lieblingsplatz eben. Ich habe einmal überlegt, was mein Lieblingsplatz ist. Dabei ist mir bewusst geworden, dass es einen absoluten Lieblingsplatz für mich nicht gibt. Sicherlich sitze ich gern im Garten mit einem guten Buch in der Hand. Möglichst nicht in der prallen Sonne, sondern eher im Halbschatten. Es ist auch schön, zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern z.B. am Frühstückstisch zu sitzen. Es ist für mich sehr wichtig, mit meinen Lieben zusammenzusein und diese Momente der Vertrautheit zu genießen.
Ich denke aber auch an einen Platz, an dem ich nicht jeden Tag hinkomme, der mich aber etwas Besonderes empfinden ließ, als ich ihn besuchte. Von diesen Plätzen gibt es sicherlich auch mehrere. Sie zeichnen sich durch ihren besonderen Standpunkt aus, der durch seinen Blickwinkel einen außergewöhnlichen Ausblick liefert, z.B. einen Weitblick oder einen Überblick über eine grandiose Landschaft. Das sind oft Beobachtungspunkte aus einer höheren Warte, die uns den „Dingen“ auf den Grund gehen lassen. Ein solcher Ausblick kann aber auch zum Einblick werden. Denn was ein Mensch gern betrachtet, wo er sich gern aufhält, das verrät sicherlich auch etwas über sein Inneres.
Ziemlich spontan erinnerte ich mich an einen solchen Platz, der mir eine ungewöhnliche Übersicht auf einen Landschaftsteil bot, dem man nicht jeden Tag begegnet. Zusammen mit meiner Frau stand ich auf dem Vorsprung eines Berges mit Blick auf „ewiges“ Eis, einen Gletscher. Das war vor vielen Jahren im Süden Islands und der Gletscher heißt Skaftafellsjökull. Es war dabei nicht nur ein Gefühl der Erhabenheit. Eher war mir mulmig angesichts dieser endlosen Eismassen zumute.
Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder zu diesen Platz kommen werde. Aber ich kann mir vorstellen, eines Tages doch nach Island zu reisen, um noch einmal an diesen Platz über dem Gletscher zurückzukehren.