Mit meiner Familie wohne ich in Tostedt, einem kleineren Ort zwischen Hamburg und Bremen in der Lüneburger Heide. In diesem Jahr wird Tostedt 900 Jahre alt.
Die älteste vorhandene Urkunde, in der Tostedt zum ersten Mal erwähnt wird, ist die auf den 11. November 1105 datierte Urkunde des Klosters Katlenburg. Aufgrund dieses Dokuments feiert Tostedt in diesem Jahr sein 900-jähriges Bestehen. In ihr bestätigt der Erzbischof Ruthard von Mainz die Gründung des Kosters Katlenburg bei Northeim in Südniedersachsen, das Graf Dietrich von Katlenburg errichten ließ, und die Schenkung zahlreiche Güter an das Kloster, u.a. eines in Ozstide.
Auszug aus der Katlenburger Urkunde vom 11.11.1105 (in Zeile 17 mit den damaligen Bezeichnungen für Spötze, … und Tostedt („Ozstide“) – Niedersächs. Hauptstaatsarchiv
Nun wurde festgestellt, dass das Siegel des Erzbischofs gefälscht, im Text radiert und geändert wurde (u.a. wurde eine zusätzliche Schenkung eingetragen, die nach anderen Quellen erst später erfolgte). Kurz: Die Urkunde ist eine Fälschung!
Ein mittelalterlicher Krimi also? Wer weiß: Wahrscheinlich handelt es sich lediglich um eine Kopie, die im Koster hergestellt wurde und die als Beweismittel für den Besitzstand des Klosters gedacht war. Man wird dieses aus Mangel an weiteren Quellen wohl nie mehr in Erfahrung bringen. Immerhin hält man die Inhalte und vor allem die Datierung für echt.
Spekulationen gab es natürlich um die Bezeichnung Ozstide. Forscher meinten, es könnte Ostedt im Kreis Uelzen sein oder die Osterstader Marsch rechts der Weser. Dass das erwähnte Ozstide aber wohl doch Tostedt im Landkreis Harburg ist, ist aus der Reihenfolge innerhalb der Aufzählung (zwischen Kampen und Dohren) abzuleiten.
(vergl. 900 Jahre Tostedt – Renate Dörsam/Ulrich Klages [Hrsg,] – S. 23ff. (Klaus Richter: Dörfer zwischen Harsefeld, Hollenstedt und Tostedt 1105 und die Ersterwähnung Tostedts)
Glauben wir dem allem – und feiern also dieses Jahr mit allen Mitbürgern 900 Jahre Tostedt!