In Deutschland ist mit der Fußball-WM der kollektive Patriotismus ausgebrochen. Experten (Psychologen, Politologen) sehen darin nur ein zeitweise auftretendes Phänomen. Wenn die Weltmeisterschaft erst einmal vorüber ist und der graue Alltag eingekehrt, dann wird sich diese Art von Fußball-Chauvinismus wieder legen.
Trotzdem schmeckt mir diese ganze nationale Begeisterung wenig, weil sie einfach übertrieben wird. Man kann sich für Fußball interessieren. Und wenn die deutsche Mannschaft ordentliche Spiele bietet, so ist das sicherlich Grund zur Freude. Aber muss dafür jeder öffentliche Raum eingenommen werden? Muss jede Gelegenheit genutzt werden, um eine Feier zu starten? Überall Alkoholleichen eingehüllt in schwarz-rot-gold?
In unserer Nachbarschaft haben wir auch einige Spezies, die an meterhohen Masten die Deutschland-Flagge gehisst haben. Eine Bekannte meiner Frau, die dort in der Nähe wohnt, sagte: „Morgens, wenn ich aufstehe und aus dem Fenster gucke, da weiß ich: Ich bin in Deutschland!“