Eigentlich kommt mir die Politik in der Weihnachtszeit nicht so sehr zupass. Aber selbst ich bekomme Tränen in die Augen, wenn ich sehe, wie die FDP in Selbstauflösung begriffen ist. Letztes Beispiel dafür ist der Rücktritt ihres Generalsekretär Christian Lindner. Warum der eigentlich zurückgetreten ist, weiß wohl er selbst nicht. Aber FDP-Chef Philipp Rösler hat gleich Ersatz und präsentiert einen weiteren aus seiner Boygroup: Patrick Döring. Ich kann mir nicht helfen. Aber wenn ich beide so nebeneinander sehe, erinnern mich Döring und Rösler ganz schwer an Max und Moritz, nicht nur äußerlich:
Wie heißt es doch bei Wilhelm Busch: „Aber wehe, wehe, wehe! / Wenn ich auf das Ende sehe!“ oder zuletzt: „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei / Mit der Übeltäterei!“
Aber soweit sind wir ja noch nicht. Im Gegenteil. Ähnlich der Protestaktion Occupy Wall Street gibt es jetzt eine Initiative namens Occupy FDP, die dazu aufruft, Mitglied der FDP zu werden: „Wir zeigen der FDP, was freie Märkte bedeuten: Wir übernehmen die Mehrheit der FDP und stellen sie auf ein neues Fundament. Oder wir lösen sie auf. #OccupyFDP“
Dazu müsste „Occupy FDP“ allerdings 65.000 Mitbürger zum Mitmachen bewegen (so viele Mitglieder hat die FDP im Augenblick), um eine ‚freundliche’ Übernahme zu erreichen. Die Idee finde ich stark und witzig. Aber ich fürchte, sie wird nicht funktionieren. Leider.
Dafür bekommt der FDP aus anderer Richtung Gegenwind zu spüren. Die FDP ist nicht mehr die einzigste Partei, die für Bürgerrechte einsteht (eingestanden hat, muss man korrekterweise sagen). Der Boden wird der FDP geradezu unter den Füßen weggezogen, die Piraten machen sich auf, eine FDP 2.0 zu werden.
Nur die, so fürchte ich, lavieren noch reichlich ziellos durch die Gegend. Sollte es gar sein, dass die Piraten von rechts unterwandert werden? Wie sonst ist es zu erklären, dass ehemalige NPD-Mitglieder in die Partei finden. Jugendsünden hin, Jugendsünden her. Bestes Beispiel ist der Kreistag des Landkreises Harburg, zu dem auch mein Wohnort gehört. In diesen Kreistag wurde ein Herr Romann von den Piraten gewählt, der sich jetzt als Politclown outet und mit sehr widersprüchlichen Aussagen seine Parteifreunde in Entrüstung versetzt. Seine angeblich „deutsch-nationale Einstellung“ mag vielleicht gestellt sein. Aber sein Auftreten (mit einer Bierflasche in der Hand) wird nicht gerade das Ansehen der Piraten stärken.
Aber genug politisiert für dieses Jahr. Sehen wir, wie der Politzirkus im nächsten Jahr weitergeht. Zu lachen (leider auch zu weinen) wird es reichlich geben.