Der ganze Wirbel um den Dopingskandal, in den u.a. auch Jan Ullrich verwickelt ist, hat etwas sehr Mysteriöses. Neben Ullrich dürfen nun auch Ivan Basso und Alexander Winokurow nicht bei der Tour de France starten, letzterer ist zwar nicht verdächtig, da aber fast sein ganzes Team betroffen ist, bekommt er keine Mannschaft zusammen.
Es geht um Eigenblutdoping, und mysteriös ist es für mich, dass anscheinend die halbe Radsportwelt bei den gleichen Ärzten ein- und ausging, um sich dopen zu lassen. Mysteriös auch, dass da Listen auftauchen, die Hinweise auf Ullrich geben, indem einmal der Name „Jan“, dann die Bezeichnung „Hijo Rudicio“, also Rudis Sohn (Hinweis auf Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage), aufgeführt werden. Auf diese Art lässt sich nicht viel vertuschen. Oder sollte da nichts vertuscht werden? Da kommt mir einiges doch sehr ’spanisch‘ vor.
Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass der Radsport ohne Doping auskommt. Wer wirklich über Jahre in der Spitze mitfahren will, dem reichen Talent (wie bei Jan Ullrich) und ständiges Training kaum aus. Und wie in den Vorjahren ein Lance Armstrong, der zuvor nie an größeren anderen Rennen teilgenommen hatte, wie Phoenix aus der Asche aufstieg, um Jahr für Jahr die Tour de France zu gewinnen, das konnte auch nicht mit rechten Dingen zugehen. Nicht um sonst kamen im letzten Jahr Verdächtigungen gegen ihn auf, die dann aber – aus welchem Grund auch immer – sehr bald unter den Tisch gekehrt wurden. Der jetzige Dopingskandal erscheint mir fast wie Armstrongs Rache: Wenn ich nicht mehr fahre, dann soll von euch auch keiner Sieger werden …
Wie der Skandal nun zu Ende geht, ist auf jeden Fall spannender als die Tour selbst. Was ist die Tour de France eigentlich noch wert, wenn die großen Favouriten nicht am Start sind? Interessiert die Tour überhaupt noch ein Schwein?