Ein drittklassiger Weltmeister?!

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist beendet. Italien ist Weltmeister. Das junge deutsche Team hat es immerhin noch auf Plattz drei gebracht. Das lässt für die Zukunft hoffen. Bemerkenswert an dieser WM war wohl die Euphorie, die als „Partyotismus“ in Deutschland ausgebrochen ist und so bisher noch nicht das Land heimgesucht hatte. Spielerisch war diese WM eher eine Enttäuschung. In der Vorrunde gab es zu viele wirklich schwache Spiele. Und beim Aufeinandertreffen der Großen kam auch nur wenig Zauber auf, weil sich die Mannschaften auf vielen Positionen neutralisierten. Kein Wunder also, wenn diese Spiele oft nur durch Standardsituationen (Freistoß, Elfmeter, Eckball) entschieden wurden. Wirklich enttäuschend waren Mannschaften wie Brasilien und England.

Ich gestehe froh zu sein, dass diese Weltmeisterschaft endlich zu Ende ist. Ich habe Fußball bis zum Erbrechen satt. 64 Spiele mit 32 Mannschaften an 31 Tagen – das ist einfach zu viel. Aber fast schlimmer noch fand ich das ganze Drumherum. Man konnte nirgends ein Plätzchen finden, das nicht schon vom Fußball ‚besetzt‘ war. Morgen, spätestens übermorgen ist damit Schluss. Dann hat uns der Alltag wieder und die Erkenntnis, dass sich trotz aller Euphorie vieles in Deutschland nicht geändert hat.

Zidanes unrühmlicher Abgang

Und zum Endspiel? Es war leider das unrühmliche Ende des Zinédine ‚Zizou‘ Zidane. Nach einem Kopfstoß gegen den Italiener Materazzi in der Verlängerung musste er vom Platz. Neben Zidane war es genau dieser Marco Materazzi, der immer wieder im Rampenlicht des Geschehens stand. Zunächst verschuldete er den Elfmeter, den Zidane mit einem Kunst-Billard-Schuss verwandelte. Dann köpfte Materazzi den Ausgleich für die Italiener. Und vor dem Foul von Zidane führte er ein „ausführliches Gespräch“ mit diesem. Ich möchte nicht wissen, was Materazzi zu sagen hatte. Ohne Grund wird Zidane nicht ausgeflippt sein. Und bei dem entscheidenen Elfmeterschießen war es Materazzi, der für sein Team traf, bevor David Trezeguet den dann leider entscheidenen Elfer nicht verwandelte.

Nach dem Jubel kann nun heute die große Ernüchterung kommen, wenn das Urteil im italienischen Fußballskandal gefällt wird, und eine Mannschaft wie Juventus Turin vielleicht zwangsabsteigen muss. Dann hätten wir einen drittklassigen Weltmeister. Und spielerisch? Es tut mir Leid, aber was die Italiener ab der 2. Halbzeit geboten haben, war kläglich. In keinem Spiel konnten sie eine halbwegs meisterliche Leistung erbringen. So wie sie sich durchs Turnier geschummelt haben, so haben sie sich auch durch das Endspiel gemogelt. Herzlichen Glückwunsch dazu …!

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!