Ende März fährt der jüngere meiner beiden Söhne auf Klassenfahrt nach Prag. Die Hauptstadt Tschechiens ist wohl sehr beliebt bei jungen Menschen. Ich muss gestehen, dass sie mir auch sehr gut gefällt. Das hat sicherlich aber auch andere Gründe.
Prag ist eine einzigartige Stadt. Besonders die Innenstadt zeigt heute ein geschlossenes, von Gotik und Barock geprägtes Stadtbild. Prag ist die „Goldene Stadt“ (Zlatá Praha = Goldenes Prag) und war besonders in der Zeit Kafkas (zur Jahrhundertwende um 1900) eine nach außen weltoffene Stadt und ein Treibhaus für Künstler und nachwachsende Literaten. Und Prag ist ein Eldorado für Bierfreunde.
Als ich mit einem Freund in der Vorosterzeit 1982, also vor fast genau dreißig Jahren, Prag besuchte, da mussten wir natürlich u.a. auch ins „U Fleků“ (deutsch: beim Fleck). Es handelt sich dabei um die bekannteste im Jahre 1499 gegründete Prager Brauereikneipe in der Prager Neustadt, Křemencova 11. Wahrzeichen ist die draußen hängende Uhr. Dort wird zu böhmischer Küche ein gepflegtes dunkles Bier ausgeschenkt. Damals war es dort abends schon recht voll, heute ist es eine touristische Attraktion, zu der die Gäste scharenweise in Bussen vorgekarrt werden. Bekannt dürfte auch der Gasthaus „Zum Kelch“ (tschechisch Hostinec „U Kalicha“) sein, in dem der brave Soldat Schwejk wegen Hochverrats verhaftet wurde.
Fotoquelle: de.marys.cz
Prag ist eine geschichtsträchtige Stadt. Daneben ist sie aber vor allem eine Stadt der Literatur. Der brave Soldat Schwejk ist ein antimilitaristisch-satirischer Schelmenroman und wurde in Prag (zum Teil in Wirtshäusern) von Jaroslav Hašek (1883–1923) verfasst. Und natürlich lebte und schrieb Frank Kafka hier seine Erzählungen und Romane(siehe: Franz Kafka: Der Prozess). Sein Roman ‚Das Schloss’ wäre wahrscheinlich ohne die Prager Burg auf dem Hradschin gar nicht möglich.
Bekannt dürfte auch vielen die Legende um dem Golem sein, einer menschenähnlichen, aus Lehm gebildeten Gestalt, die durch Magie zum Leben erweckt wurde (siehe hierzu auch: Gustav Meyrink: Der Golem).
Zum ersten Mal rückte Prag 1968 in mein Interesse – ich war damals 14 Jahre alt -, als der so genannte Prager Frühling niedergeschlagen wurde. Sehr beeindruckt hatte ich mich damals der Tod des Studenten Jan Palach. Über die damaligen Ereignisse bin ich dann auch zu Kafka gekommen.
Man merkt es vielleicht bereits. Irgendwie lockt mich die Stadt. Ich kann mir gut denken, Prag in den nächsten Jahren mit meiner Familie einmal wieder einen Besuch abzustatten. Zunächst wünsche ich aber meinem Sohn viel Spaß dort.
siehe hierzu auch eine kleine Fotogalerie der Stadt
Google Street View (2): Prag
Umberto Eco: Der Friedhof in Prag