Hallo Wilfried,
ist es wirklich wahr, dass man im Rest der Republik keine Holländerwitze kennt ? Nun, der Niederländer aus den Witzen ist saudumm, blockiert mit seinem Wohnwagengespann bundesdeutsche Autobahnen und wird vom Rest der Welt gehasst. Also ist der Holländerwitz dem Ostfriesenwitz in der Aussage sehr ähnlich. Kein Wunder: Aus ethnischer Sicht sind unsere westlichen Nachbarn Nachfahren der germanischen Stämme der Friesen und Batavern, daher also die Verbindung zu den Ostfriesen.
Das mit meiner niederländischen Staatsbürgerschaft darfst Du nicht überbewerten; die räumliche Nähe meines Wohnorts zur Grenze ist purer Zufall. Ich muss das erklären:
Die Heimat meiner Familie ist Deutschland, sie stammen aus der Gegend um A. Irgendwann kam ein Vorfahre von mir auf die Idee, ins benachbarte Holland zu ziehen. Er lebte dort einige Jahre und nahm auch die niederländische Staatsbürgerschaft an. Irgendwann zog es ihn wieder nach A. zurück, seine Nationalität hat er allerdings beibehalten. Nach niederländischem Recht „vererbt“ sich die niederländische Staatsbürgerschaft dominant:
„Das Kind eines Niederländers ist automatisch Niederländer. Egal, wo es geboren wurde oder welche Nationalität die Mutter hat!“ Das war der Originalton einer Konsulat-Mitarbeiterin, bei der wir unseren Sohn nach seiner Geburt angemeldet haben. Ganz schön selbstbewusst für so ein kleines Land. Aber weiter im Text: Mein Bruder und ich, unser Vater, unser Großvater, unser Urgroßvater wurden alle im Raum A. geboren. Der reisefreudige Ahne muss also länger zurück liegen.1939 nahm ein Verwandter von mir die deutsche Nationalität an, um als tapferes Mitglied der Deutschen Wehrmacht in den Krieg ziehen zu können. Aus diesem Krieg kehrte er nicht wieder. Seit dieser Zeit lassen die männlichen Familienmitglieder die Finger von der deutschen Staatsbürgerschaft.
Das hat Vorteile und Nachteile. Nachteil: Kein Wahlrecht bei Bundestagswahlen. Damit kann ich leben; ein so überzeugter Verfechter der Demokratie bin ich nicht. Vorteil: keine Bundeswehr; kein Einsatz als Wahlhelfer bei Kommunalwahlen (das droht uns Mitarbeitern eines kommunalen Energieversorgers regelmäßig). Es kann sogar zu belustigenden Szenen kommen: Als meine Frau und ich damals das Aufgebot bestellten, meinte der hilfsbereite Standesbeamte nach einem Blick auf meinen Personalausweis, ob er für die Trauungszeremonie einen Dolmetscher bereitstellen solle. Ich lehnte dankend ab und meinte, es ginge auch so.
Als meine Frau und ich uns damals nach einem Standort für unser Häuschen umschauten, wären wir gerne in A. geblieben. Aber hier passen einfach die Grundstückspreise nicht zu meinem Sparstrumpf. In B. unterliegen die Gründstückspreise einem gewissen Prärie-Abschlag. Nur deshalb wohnen wir jetzt nahe der Grenze. Mit meiner Nationalität hat das nichts zu tun.
Hast Du von Deinen tollen Nachbarn, die Du in Deinen Seiten so nett beschreibst, jemals ein Feedback bekommen ? Erkennen sie sich wieder ? Können sie überhaupt lesen ?
Dein Link auf die russische Seite ist wieder einmal der Hammer ! Wie findet man so etwas ?? Durch Dich bekommt der Begriff ‚Webmaster‘ eine ganz neue Dimension ! Gibt es eine Möglichkeit, die Vielzahl Deiner Links in einem Ordner zu speichern ? Sie sind viel zu schade, um sie in den Tiefen des Postfaches vergammeln zu lassen. Einige der auf der russischen Seite aufgeführten Titel gehörten zum Repertoire der B.-er Folk-Gruppe. Zwei aus dieser Gruppe beteten die Chieftains an, mit meinem laschen Interesse für JT gar nicht zu vergleichen. Ich muss zugeben: Handwerklich sind diese alten Burschen wirklich topp !
Eine weitere Version des Sieben-Tage-Lieds entdeckte ich zufällig auf einem Album von Angelo Branduardi. Diesmal in italienisch. Ein wirklich europäischer Klassiker. Wenn man im Netz lange genug gräbt, findet man vielleicht sogar eine kirgisische Fassung. Ich selber habe außer der Italienischen keine Version dieses Liedes. Die Möglichkeit des Downloads würde mich also schon reizen…
Zur Nostalgiewelle:
Ich bin zwar „erst“ 43, aber Sehnsucht nach Vergangenem kenne ich auch. Vielleicht habe ich das im Zusammenhang mit JT bereits erwähnt. Außerdem kannst Du auf meinem Bild erkennen, dass ich den Blick stur in die Vergangenheit richte.
Deine Argumente für die eingeschlafenen Hände haben mich überzeugt. Da ich nie ein Instrument gehalten habe, war mir dieser Aspekt fremd. Dass der Meister fast vorzeitig von uns gegangen wäre, habe ich auch ‚mal gelesen. Mir ist aufgefallen, dass er sich in jüngeren Interviews abfällig über Raucher äußert, obwohl ältere Fotos ihn selten ohne Zigarette zeigen. Ich vermute deshalb, dass er nach seiner Erkrankung mit dem Rauchen aufgehört hat. Oder bereits nach seinen Halsproblemen. Ich selber rauche viel zu viel, singe aber so kräftig wie ein Nebelhorn. Unser Pfarrer und die Chorleiterin umwerben mich schon einige Zeit für den Kirchenchor. Tja, wenn ich Zeit hätte…
Ich möchte noch einen Moment bei Mr. Anderson bleiben. Auf alten Videos wirkt er stets sehnig und athletisch. Auf den Aufnahmen aus Istanbul 1991 wirkt er sogar hochgewachsen. Auf aktuellen Videos macht er allerdings einen eher gedrungenen Eindruck. Klein und mollig wäre zu stark ausgedrückt, aber in diese Richtung geht’s. Weißt Du, wie groß Mr. Anderson ist ?
Ich möchte gerne das Schriftstück sehen, in denen ein Fan (nur einer!) Mr. Anderson auffordert, ein Piratentuch zu tragen ! Seine Aussagen in Interviews sind wirklich mit Vorsicht zu genießen.
Bist Du darüber informiert, warum Mr. Anderson eines Tages seine normal großen Gitarren gegen die Small-Body – Instrumente eintauschte ? Siehst Du als Musiker einen tieferen Sinn darin ? Zugegeben, die Dinger klingen nicht schlechter als ihre großen Verwandten, aber es sieht ein wenig seltsam aus.
Und wo wir schon einmal bei der Allwissenheit sind: Ist Dir bekannt, ob Mr. Anderson jemals eine 12saitige Gitarre verwendete ?
Ein letztes Mal zu Deinem Selbstmord-Beitrag:
Meine Hoffnung, dass dieser Beitrag nicht typisch sein möge für den Wilfried, den ich glaubte, ein wenig kennen gelernt zu haben, hat sich erfüllt. Dieser Beitrag ist nicht typisch. Ich werte ihn mittlerweile als Ausrutscher; als Ausdruck eines vorübergehenden Zorns. Noch heute Morgen dachte ich, dass ich in der Lage wäre, eine ähnliche oder noch schlimmere Hass-Tirade zu verfassen, wenn mir etwas gehörig gegen den Strich geht. Es ist tatsächlich so: Wenn ich den Eindruck habe, angegriffen zu werden, mutiere ich zur Bestie. Dann bröckelt die dünne Schale der Zivilisation ganz schnell weg und es gibt kein Halten mehr.
Das muss sich nicht immer in physischer Gewalt äußern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Worte, gesprochen oder geschrieben, mehr schmerzen können als Fäuste. Und wenn ich in einer entsprechenden Stimmung bin, bewirkt der angestiegene Adrenalinspiegel in mir eine ungeahnte Kreativität in Boshaftigkeiten. Was will ich mit diesen Zeilen sagen ? Ich verstehe Deinen Zorn auf Leute, die Dich völlig unnötigerweise davon abhalten, zu Deiner Familie zu kommen. Ich verstehe, dass Du Dir für diesen Zorn ein Ventil gesucht hast. Deine Waffe gegen diese Menschen ist nicht das Schwert, sondern die Feder. Deine Frage, ob ich nicht ebenfalls manchen Zeitgenossen die Pest an den Hals wünsche, kann ich nur mit JA beantworten.
Ich habe es dieser Tage schon angedeutet: Ich tue mich schwer damit, meine philanthropische Weltsicht immer und überall aufrecht zu erhalten. Es gibt Momente, da will dies einfach nicht gelingen. Es gibt Menschen, deren Nasenbein eine magische Anziehungskraft auf meine Faust ausübt. Glücklicherweise habe ich mich bisher (fast) immer aus dem Staub machen können, bevor diese Anziehungskraft meine Selbstbeherrschung überragte. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mich bemüht, die Mitmenschen als „Brüder und Schwestern in Christo“ zu sehen. Falls mir das gelungen sein sollte, muss ich feststellen, dass sich unter meinen Geschwistern wirklich allerhand Pack befindet !
Mir fehlt Einiges zum Heiligen. Ich schaffe es einfach nicht, jeden Menschen so zu lieben wie mich selbst. Die wenigen Menschen, die das schaffen, würden in einen Bus passen und sind weltberühmt geworden: Franz von Assisi, Mutter Theresa, Frere Roger,… In dieser Reihe wird man meinen Namen niemals finden.
Es ist nicht so, dass ich Dir Deinen Beitrag „verziehen“ hätte, denn ich habe Dir nichts zu verzeihen. Es ist Deine Website, Du lebst in einem freien Land, das Internet ist ein freies Medium, Du hast ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Darüber hinaus bin ich einer der Letzten, die andere Menschen wegen ihrer Fehler maßregeln sollten; dazu mache ich selber zu viele Fehler. Ich habe mit keinem Wort von Dir verlangt, dass Du Deinen Beitrag zurückziehen sollst. Ebenso wenig werde ich meine Kritik an Deinem Beitrag zurücknehmen. Du hast Dich mit diesem Beitrag an die Öffentlichkeit gewandt und musst nun mit der Meinung dieser Öffentlichkeit zurecht kommen.
Aber, wie ich Dich einschätze, schaffst Du das. Was mich betrifft, können wir dieses Thema nun beenden.
Abrupter Themenwechsel:
Hast Du schon einmal daran gedacht, auf Deiner Site „The Whistler“ einen link oder einen Hinweis auf Deine neu entstandene Rubrik zu installieren ? Damit würde der geneigte Leser zielsicher zu unseren sehr lesenswerten Ausführungen geführt.
Die Tatsache, dass ich viel Zeit auf Deinen Seiten verbringe, muss Dir überhaupt nicht peinlich sein ! Das ist meine eigene Entscheidung, die Du nicht vertreten musst. Ich mache das nicht, um Dir einen Gefallen zu tun, sondern um interessante aktuelle Beiträge zu fast allen Aspekten der menschlichen Existenz lesen zu können. Und Deine Beiträge sind überwiegend (hüstel) sehr lesenswert. Dass wir uns gegenseitig viel Zeit rauben, ist nicht wegzudiskutieren. Das ist einfach so. Aber es gibt auch angenehme Arten, beraubt zu werden, nicht nur der Jungfernschaft. Mir macht unser Gedankenaustausch einfach Spaß. Wäre es anders, hätte es niemals eine zweite mail von mir gegeben.
Dies ist möglicherweise mein längstes Schreiben an Dich. In den letzten Wochen sind mir durch unseren Schriftwechsel schon drei Tastaturen durchgeschmort. Ich werde mich im Fachhandel erkundigen, ob es die Dinger auch mit Wasserkühlung gibt. Vom vielen Lesen habe ich schon Hornhaut auf den Augen (kein Witz!), aber ich freue mich jedes Mal auf Deine Antwort.
Nun aber genug.
Viel Spaß beim Flusskrebs-Essen und ein schönes Wochenende !
Bis bald
Lockwood
09.09.2006
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Hallo Lockwood,
auch nur wieder auf die Schnelle, bevor ich mich mit meinen Lieben startklar mache, um zum großen Flusskrebsessen zu starten.
Im Anhang das Bots-Lied.
Übrigens zu den Holländer-Witzen: Klar, das Stichwort Wohnwagenanhänger! Da habe ich einen Werbespot von Bosch. Ist aber eine WMV-Datei (ein Video für den Windows Media Player). Ist ganz witzig. Und einen weiteren Werbespot für eine Automarke gibt es ja auch im Fernsehen; den mit der Familienkutsche und den zwei jungen Typen im Cabrio, die mit eindeutig holländischen Dialekt herumwitzeln.
Gleich geht es los.
Bis später dann
Wilfried
09.09.2006