Es hat lange gedauert, bis die deutschen Mannschaft bei den Olympischen Sommerspiele 2012 in London ihre erste Medaille eingeheimst haben: Silber im Degenfechten der Frauen durch Britta Heidemann, die damit ihren Erfolg aus Peking vor vier Jahren nicht ganz wiederholen konnte. Dem Ganzen war ein ‚aufregendes’ Halbfinale vorangegangen: „Britta Heidemann hatte schon drei Angriffe gefahren in der dramatischen Schlussphase ihres Halbfinalkampfes im Degenfechten, und immer hatte ihre Gegnerin, die Südkoreanerin Shin A-Lam, ebenfalls getroffen. Aber Heidemann musste treffen, denn sie war passiver gewesen in diesem Kampf. Es ertönte ein letztes ‚Allez’ der Obfrau Barbara Csar aus Österreich, Heidemann stürzte in die Koreanerin – und traf! Und damit begann das ganze Drama.“ Es ging um die Frage, ob Heidemann vor dem „Allez“ die Aktion begonnen hatte. Und um die Zeit – hier stellte sich heraus, dass der Stich in der Zeit gewesen sein musste. Dann, endlich, um 19:16 Uhr, exakt 28 Minuten nach der letzten Aktion, entschieden die Funktionäre: Heidemann hat gewonnen. Den Finalkampf verlor dann die Deutsche gegen Jana Schemjakina (Ukraine) 8:9 nach Sudden Death (Bei Gleichstand nach Ablauf der Zeit wird Vorteil ausgelost, dann max. eine Minute bis zum „entscheidenden“ Treffer weitergefochten).
Zuvor gab es eigentlich nur Enttäuschungen. Besonders die Schwimmer zeigten bisher nicht die erwartete Leistung. Gestern erst ging Paul Biedermann im 200m Freistil-Finale mit einen 5. Platz baden. Beim Tischtennis musste der auf Rang 4 gesetzte Timo Boll bereits in der 4. Runde die Segel streichen. Und die Schützen haben auch nicht das gehalten, was man von ihnen erwartete (ist vielleicht auch besser so).
Dafür ‚sahnen’ die Chinesen wie bereits bei ihrer Heim-Olympiade in Peking vor vier Jahren in fast allen Sportarten kräftig ab und führen bereits mit 17 Medaillen (davon allein neun goldene) die Nationenwertung an.
Die Olympischen Spiele haben inzwischen ihren erste Skandal, einen Twitter-Skandal. Die Schweizer Delegation schloss den Fußballer Michel Morganella aus, nachdem der Profi von US Palermo über den Kurznachrichtendienst Spieler aus Südkorea auf das Übelste beleidigt hatte. „Er hat die Ehre der Südkoreaner verletzt“, sagte Gian Gilli, Teamchef der Schweizer Mannschaft. Morganella entschuldigte sich, sein Account bei Twitter wurde geschlossen. Vom Schweizer Fußball-Verband muss er laut Sprecher Marco von Ah weitere „harte Sanktionen“ fürchten. „Ich habe einen Riesenfehler gemacht“, sagte Morganella. Solche Einsichten kommen etwas spät.
Nicht besonders glücklich finde ich den Sieg des Radrennfahrers Alexander Winokurow (Kasachstan) im Straßeneinzelrennen, da er früher in Dopingskandale verwickelt war. Unmittelbar danach erklärte er das Ende seiner sportlichen Karriere.